Empfehlung heute - Grosse Depression die Erste

Eine gute Nacherzählung eines Buches über die Langzeitwirkung des 1929er Crashs findet sich bei Of two Minds. Besser vorher wissen, was nachher kommt.

Mittwoch, 4. März 2009, 14:07, von donalphons | |comment

 
Während wir alle dem Buchherbstereignis deutscher Sprache entgegen fiebern, nichts weniger als die Übersetzung David Foster Wallace's *Infinite Jest* steht an, bringt der New Yorker eine Reportage von D.T. Max über das Spätwerk des Schriftstellers.

Nachdem die letzten Krümel unsere Tortenplatte geräumt haben, ist es Zeit für Madoff's World und einen Hintergrundbericht über die Dating a Banker Anonymous-Webseite.

... link  

 
Of two worlds
Interessanter Link - und guter Artikel, meinen Dank dafür.

Am wichtigsten ist wahrscheinlich wirklich der Zeitraum, über den wir hier reden und die jahrelange Verdrängungshaltung, Und wir haben bei uns das erste Jahr gerade mal rum (je nachdem, wo man anfängt, zu zählen).

Ich werde hier bei Terminen schon als Apokalyptiker angeschaut, wenn ich von 3-5 Jahren rede, mit denen eine Firma für die aktuelle Krise planen muß.

Naja, wir werden es ja live erleben.

... link  

 
Wenn in Amerika erst mal die Rentenkrise kommt - also in einem halben Jahr - werden wir noch ganz andere Zustände erleben. Und bis sich das alles wieder auf ein 2004er Niveau eingerenkt hat, ist Obama sicher am Ende seiner Amtszeit.

... link  

 
ja es gab da ein paar eindeutige Artikel zum Pension Gap bei den großen Unternehmen und Pensionsfonds. Und natürlich rutschen wir in eine neue Phase der Altersarmut in den USA, wenn weite Teile der Mittelschicht ihre Altersgelder in Aktien angelegt haben. Aussitzen ist irgendwann nicht mehr (in the long run ...).

Aber wenn ich meine Kollegen höre, die wollen warten bis sich ihre Depotverluste wieder erholt haben. Diskussion (oder Erinnerungen an die letzte Blase) völlig zwecklos. und das sind alles "Finanzfachleute".

... link  

 
Ich bin ja so ungeheuer gespannt, wie das in den USA weitergeht, sobald die Mehrheit einsieht, dass das Wohlstandsversprechen für alle wahrscheinlich für Jahrzehnte auf Eis gelegt ist. Von Ernüchterung und Entideologisierung bis zu weiterer Radikalisierung ist da alles drin.

... link  

 
Westzonenerlebnisse: Die Klugen werden nach Old Europ gehen, die nicht ganz so klugen bunkern sich ein und kaufen Waffen und gucken Fox.

... link  

 
Exurbia, was mir schon auffällt: Im Gegensatz zu den widerlichen deutschen DAXlutschern ist die Krise für den angloamerikanischen Sprachraum durchaus ein Höhepunkt des guten und aufklärerischen Journalismus. Natürlich gibt es auch Lochhinhalter deutscher Bauart, aber manchmal kann man nicht anders als sich wünschen, wir hätten sowas auch (und die FTD würde endlich eingehen).

http://www.vanityfair.com/politics/features/2009/04/fortress-group200904

... link  

 
Insbesondere die Arbeitsteilung zwischen tagesaktuellen Trüffelschweinen (alphaville, Evans-Pritchard) und Entwicklungslinien heraus arbeitenden Essayisten (The Reckoning, diverse Magazine) beeindruckt.

Evans-Pritchard hat erneut ein sehr interessantes Papier entdeckt. Es geht um eine 2 Billionen Dollarlücke, die europäischen Banken aus der in Landeswährungen erfolgten Kurzfristfinanzierung langfristiger Dollar-Positionen entstanden ist. Das entsprechende Papier ist online [pdf].

... link  

 
Je nach Masochismusaroma schwanke ich zwischen Troll- und Trottelverdacht gegen mich selbst. Mit letzterem konnte ich mich gestern kurzfristig aussöhnen, legte der DAX doch eine satte Rally um 5,43% hin, weil der chinesische Einkaufsmanagerindex ein bißchen gestiegen ist. Was immer diesen hat steigen lassen, beim deutschen Maschinenbau sind sie jedenfalls nicht vorstellig geworden, die chinesischen Einkaufsmanager. Dessen Auftragseingang sank um 42%. Ja, wenn sich der DAX daran aufrichten kann, will ich mich nicht lumpen lassen. Mir fiel der Ausdruck *Sägezahn-Depression* ein, wozu man sich eine querstehende Säge mit Blatt nach oben vorstelle. Die Zahnspitzen bezeichnen die "Stimuli", die Zahnlücken ihr Verpuffen und die Ausrichtung der Säge Zeit, Zeit, sehr viel Zeit.

... link  

 
Unverantwortlichen Zockerkoser, denen man gar nicht genug die Aktien wegverstaatlichen kann. Wer nicht täglich einen Bänkert aufs Maul haut, macht gerade was grundsätzlich falsch. Denen geht es noch viel zu gut, solange keiner von denen Skorbut hat - am besten in einem Keller mit Gittern - bleibt noch viel zu tun. Unfassbar, dass diese Verbrecher immer noch Monopoly spielen dürfen. Wie auch immer:

http://www.bloomberg.com/apps/news?pid=20601087&sid=aySNj5YJuFms&refer=home

Das war für mich die Meldung des Tages: Wenn Blackstone schon so massiv abschreiben muss, was ist dann mit den anderen Private Equity Cretins, die im letzten Herbst spekulativ schlechte Papiere gekauft haben? Zeigt sich da das nächste Massensterber überflüssiger Kapitalfresser am Horizont?

... link  

 
Das ist übrigens auch fein: Da behauptet jemand, dass die 18,5 Billionen Geschichte auf Druck hin beseitigt wurde:

http://ftalphaville.ft.com/blog/2009/03/05/53238/absolute-suicide-watch/

... link  

 
*Sägezahn-Depression*, Einkaufsmanagerindex, Zockerkokser...
darauf würde ich (mich auch) nicht setzen wollen...

Kyle Bass schreibt hier, wie US-Investmentbanken CDO's ab 2003 explizit in eine Form brachten, dass diese als 'Subprime Mezzanine CDOs' den Asiaten und ... Deutschen Banken verkauft werden konnten, weil amerikanische Versicherungen so etwas nicht mehr kauften.

... link  

 
wenn wir mit den Banken fertig haben, möchte ich nicht wissen, was in Bilanzen unserer Lebensversicherungn alles so Interessantes steckt...

... link  

 
@don Spätestens seit dem Fast-Bankrun nach Lehman scheinen sich Regierungen und Chefredaktionen darauf verständigt zu haben, alle Meldungen soweit zu wattieren, daß keine Beunruhigungen entstehen.

Beim 18,5 Billionen-Artikel verschwand die Zahl erst aus der Überschrift, dann aus dem Online-Artikel und die umautorisierte Schlußversion war so nichts sagend, daß man sich wunderte, warum sich überhaupt jemand die Mühe des Artikel gemacht hatte.

@kroesus2 The Bank-Insurance Daisy Chain.

Edit: Europe's insurance meltdown and its implications for the US.

... link  

 
Was mich ja wundert ist, dass es noch keinen Bank Run auf die Bank of America gibt.

Ich habe den Beitrag in der FAZ verlinkt und deutlich angesprochen, aber trotz üppiger Leserzahlen kam da keine besondere Reaktion. Ich glaube, viele wollen es einfach nicht wissen.

... link  

 
Ein sehr gutes Blog zu Eurozone- und EU-Krisen ist A Fistful of Euros. Sehr aktuell, sehr gut informiert und sehr um Differenzierungen bemüht. Ein guter Einstieg ist der Kommentar zum EU-Gipfel des letzten Wochenendes. Für mich im Moment die wichtigste Quelle zur EU.

... link  

 
Ich glaube, viele wollen es einfach nicht wissen.

Die meisten Menschen können gar nicht gut genug Englisch, um zu begreifen was da steht. Vielen ist es zu abstrakt. Die nächsten hoffen darauf, dass die Dummen weiter shoppen gehen, damit ihre Betriebsrente nicht den Bach runtergeht. Die anderen verlassen sich auf Institutionen. Der Rest würde es auch nicht begreifen, wenn es auf Deutsch erklärt würde. Und wer dann noch übrig ist, profitiert jeden Tag den das Spiel weitergeht ein wenig mehr.

... link  

 
Danke, Exurbia. Du wärest die Zierde eines deutschen FT Alphaville.

Holgi, ich würde auch gern meinen Kopf in den Sand stecken und glauben, dass der Mensch aufgeklärt werden möchte. Wirklich.

... link  

 
Genau, Holgi, selbst wenn man gut genug Englisch kann, bedeutet das ja noch nicht, dass man mit den Begriffen etwas anfangen kann. Für viele ist das schwierig, weil sie sich schon unter den deutschen nichts vorstellen können.

... link  

 
@"Das war für mich die Meldung des Tages: Wenn Blackstone schon so massiv abschreiben muss, was ist dann mit den anderen Private Equity Cretins, die im letzten Herbst spekulativ schlechte Papiere gekauft haben?"

Die Welt ist leider nicht ganz so simpel und schwarz-weiss, wie es aussieht und auch dieser Deal war auch aus damaliger Sicht nicht so schlecht. Vor allem hat der Deal nichts, aber auch gar nichts mit "spekulativ schlechten" Papieren zu tun.
Das waren ganz simple LBO-Loans, die jeder mit einer üblichen angelsächsischen Kreditausbildung nachvollziehen und bepreisen konnte.

Kein Hexenwerk, kein CDO-Müll, ganz simples Geschäft.
Blackstone hat sich halt nur bei der Stärke des konjunkturellen Abschwunges vertan (wie der Rest halt auch) und dafür bezahlen sie jetzt den Preis.

... link  

 
Arboretum, genau das habe ich doch geschrieben.

Don, ich verstehe Deinen Satz mit dem Kopf im Sand nicht.

... link  

 
Ja, und ich habe das nur nochmals bekräftigt.

Für mich sind das oft genug auch böhmische Dörfer, weil einem in den Artikeln nur die Begriffe um die Ohren gehauen und eben nicht erklärt werden - weder auf Deutsch noch auf Englisch. Blogs finde ich da hilfreich, dort bekommt man es oft viel anschaulicher verklickert.

... link  

 
Ehrlich gesagt
sehe ich für mich nicht sooo den Nutzwert drin, allen möglichen und unmöglichen Veröffentlichungen von irgendwelchen Papieren hinterherzusurfen, aus denen dann hervorgeht, wie tief dieses oder jene Geldinstitut oder Großunternehmen in der Kacke kniet. Was das ganz große Bild angeht, können wir letztlich alle nur spekulieren, wie schlimm es noch werden wird (und ich gehe durchaus davon aus, dass es noch übel wird), aber mit Details, die an meiner mittelfristigen Lebensplanung wenig ändern, muss ich mich nicht über Gebühr beschäftigen.

Und trotzdem finde ichs natürlich gut, dass es Zeitgenossinnen und -Genossen gibt, die sich diese Arbeit machen.

... link  

 
für lebensversicherte Zeitgenossen, die in ihrer Lebensplanung noch nicht so weit sind:

"...Jetzt werde ich Ihnen mal ein
Interna nennen: Früher haben alle Lebensversicherungen auf 30
Jahre SSD gekauft (Schuldscheindarlehen von Unternehmen, also
direkte Kredite von bestimmten Unternehmen, Anm. Ihres Autors).
Plain Vanilla Scheine („reine Vanille", also Schuldscheine ohne
irgendwelche Sonderregelungen oder Strukturen, damit sie mit
entsprechenden Scheinen anderer Unternehmen vergleichbar sind,
Anm. Ihres Autors)- mit nicht sehr viel Rendite, aber recht
sicher.

Seit 5-6 Jahren lief mein Geschäft immer schlechter, da diese Versicherungen nur noch Strukturen von Mathematikern in den Banken über London gekauft haben. Reine Wetten. Tritt dies mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% ein, dann rechnet man das für jedes Jahr auf 30 Jahre hoch. Wieviel "?" bleiben da? Hunderte ob das so aufgeht. Aber es wurde gemacht. Fast alle Lebensversicherungen haben nur noch langlaufende Wetten in Ihren Beständen. Und diese Wetten sind heute nichts mehr wert. "
http://www.heibel-ticker.de/archiv.php?standardID=180&start=0&keyword=versicherungen

... link  

 
Daß man eine (inländische) Überkapazitätskrise nicht mit Zusatzinvestitionen bekämpfen sollte und eine (ausländische) Unterkonsumtionskrise nicht mit Exportförderung, das weiß mein favorisiertes China-Blog im Eintrag No, I was not disappointed by Premier Wen's speech.

... link  

 
Apropos Telegraph
Sicher, die Situation ist übel, aber das mit den 18 Billionen glaube ich einfach nicht.

Was heute angeblich "impaired" ist, muss es vorher ja mal nicht gewesen sein, und man müsste das in astronomischen Bankgewinnen der letzten Jahre nachvollziehen können, denn so lange gibts die Subprime- und CDS-Sch*** ja nun auch wieder nicht.

Die meisten Kredite dürften durchaus normal abgesichert worden sein. 44% impaired? Das glaube ich einfach nicht.

... link  


... comment