Bankert.

Ich verlasse Frankfurt im nicht allzu dichten Berufsverkehr. Auf beiden Spuren geht es ruhig und zügig voran, man gleitet so vor sich hin, ein wenig scheint endlich die Sonne. Links voraus ein Wagen, dann plötzlich auch daneben einer. Mit Löchern in der Karosserie wie ein Berliner, der Körpermodifikationen für etwas schönes hält. Mercedes C-Klasse 6.3 AMG. Eines der Autos, für die das Benzin gar nicht teuer genug sein kann. Etwas, mit dem man umgehen können sollte. So hektisch, wie der Fahrer unterwegs ist, ist er überfordert. Er fährt ganz nah auf seinen Vordermann auf, und zieht dann, mich schneidend, rüber. Ich kenne das ja. Ich habe mal in dem Beruf gearbeitet, da lernt man diese Leute kennen. Das sind die, die im Scheitelpunkt der Kurve bremsen. Der Wagen hat ein Nummernschild mit F-DB. Der Fahrer, hager und glatzrasiert und in einem schwarzen Anzug, sieht aus wie die Wohlstandsversion des Besitzers eines Berliner PR-Büros für Subkultur. 70, 80 Meter freie Strecke, er tritt gleich aufs Gas, damit ihn keiner anhupt. Vorne ist eine Tankstelle, aus der ein kleier, grüner Mini in den sonst nicht schnellen Verkehr abbiegt. Der Banker klebt natürlich mit seiner locker 30 Sachen überzogegen Geschwindigkeit an ihm dran, und setzt die Lichthupe ein. Ich wünsche ihm einen qualvollen Tod, muss aber lächeln - denn so schnell, dass ich unter seinem Nummernschild nicht entziffern konnte, dass die Karre nur von einem Jahreswagenhändler kommt, war er dann doch nicht.

Donnerstag, 12. März 2009, 11:38, von donalphons | |comment

 
Nette Story. Aber wahrscheinlicher ist, dass da kein "Banker" am Steuer ist, sondern ein "Bahner", der seinen Benz mit dem ICE verwechselt. Die Bahn AG benutzt Kfz-Kennzeichen, die meist mit F-DB begeinnen, weil der Grossteil der Fahrzeugflotte in Frankfurt a. M. zugelassen ist.

Beim DB-Fuhrparkservice kann man auch Jahreswagen erwerben.

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Und was genau
soll daran ehrenrührig sein, ein Fahrzeug bei einem Jahreswagenhändler erworben zu haben? Wäre es weniger idiotisch und fahrlässig, solche Stunts zu veranstalten mit einem Auto, unter dessen Nummernschild der Aufdruck der MB-Niederlassung Rhein-Main prangte?

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Symbolhaft
Ich sehe die Episode eher als Symbol. Der Banker hat - gemessen an seinen Fähigkeiten - viel zu viel Geld in der Hand (6.3 AMG!). Und wie dieser fühlt er sich als Herr der Welt und führt riskante Manöver aus, die andere gefährden. Letztlich hängt sein Erfolg oder Misserfolg dennoch nicht von ihm, sondern von anderen, unvorhersehbaren Ereignissen ab (einbiegender Mini). Er glaubt, sich über Recht und Gesetz hinwegsetzen zu können (30 Sachen überzogen), und ist dennoch nur ein austauschbares, kleines Licht (Jahreswagen).

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nicht schlecht - jetzt gibts also auch schon Don Alphonso Exegese

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tja, die großen stolpern über Kleinigkeiten. Nette Betrachtung die sich jeden verd....en Tag auf unseren Autobahnen wiederholt. nette mögliche Entlarvung eines Profilneurotikers. Aber das Erstehen von Hohlmantelschossen von AMG (und anderer Sterbehelfer) ist nicht nur unter geldadeligen Gesichtspunkten zu belächeln.
Aber wieder ein Vergnügen Sie zu lesen.

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Die Bahn würde keine AMG als Dienst-oder Leihwagen nutzen, denke ich. Und wer ein Neufahrzeug kauft angesichts der Wertverluste im ersten Jahr, ist sowieso ein Idiot.

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@remington65:
Sehe ich ähnlich, wenngleich ich es nicht so hart ausdrücken würde. Das meiste Auto fürs Geld gibt es m.E. beim Kauf eines 2-3 Jahre alten Leasing-Rückläufers. Das war schon anno 2000 ein ganz guter Deal, als ich das zweieinhalb Jahre alte und gut gepflegte Darkmobil für rund 60 Prozent des Neuwertes erwarb. Und heute? Laut ADAC haben sich Audi, BMW und Benz bei den Restwerten der 2006/2007-Leasingfahrzeuge fett verkalkuliert, das heißt, die Karren bringen im Moment nicht annähernd die 53 Prozent rein, von denen man damals ausging. Entsprechend groß ist die Verzweiflung bei Händlern und Herstellern. Da kann man jetzt also richtig Schnäppchen machen - und zwar ohne den Papierkram mit dem Dosenpfand (von dem eh nicht sicher ist, wie weit die bereitgestellten Mittel reichen).

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Aktuelles Beispiel aus meinem Bekanntenkreis: Ein dosenpfandfähiger Benz mit guter Ausstattung, 11 Monate alt, war kürzlich mit ein wenig Glück und guten Kontakten für wenig mehr als 50 Prozent vom Listenpreis zu haben. Im ersten Jahr hat die Karre an jedem einzelnen Tag des Jahres rund 70 Euro an Wert verloren, also fast soviel, wie die gleiche Kiste als Mietwagen kostet, wenn man sie jeden Tag neu mietet. Das muss man sich schon gönnen wollen.

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