Dinge, über die man nicht spricht

Die dünne Kapitaldecke von Medienunternehmen. Wenn ich das richtig verstanden habe, was heute so an Informationen kam, dann steckt hinter den nächsten Kündigungswellen gar nicht so sehr der Einbruch am Werbemarkt oder die sinkenden Verkäufe, sondern eher die Anforderungen der Banken für Kredite an Medienunternehmen. Natürlich gibt kein Verleger gerne zu, dass er schlecht gewirtschaftet hat, oder in den letzten Jahren Geschäftsfelder erwarb, die nicht im Mindesten den Wert haben, den man zu bezahlen glaubte. Also wird es wie immer auf die Mitarbeiter und die Krise geschoben. Tatsächlich jedoch sind auch diesmal viele Pleiten und Probleme im dummen Risikohunger aufmerksamkeitsgieriger Verleger zu finden, die alles kauften, was spassig und jung wirkte und kein Geschäftsmodell hatte. 2.0 halt.

Und nun kommen die Banken daher und bewerten das nach den Marktpreisen. Zukäufe werden damit zum Kreditrisiko, besonders, wenn die Verluste bald noch ansteigen. So gesehen ist es noch erstaunlich, wie sich manche an ihr verkommenes und missratenes Internetportfolio klammern. Verlegerische Eitelkeit. Aber im kommenden Sommer wird das auch in die Schusslinie geraten, wie ein verpennter Lokalredakteur.

Eigentlich könnte man in diesem Marktumfeld mal wieder über ein Blogportal nachdenken, wenn es sowas wie Blogger noch gäbe. Also mehr als Twitterspielkinder, die sich ihre Twittersandburgen zeigen und warten, dass ihnen ein Verleger dafür Geld gibt, das sie sich aber erst mal leihen müssten, was gerade nicht so einfach ist.

Dienstag, 24. März 2009, 15:20, von donalphons | |comment

 
Das beste Beispiel ist für mich immer noch Holtzbrinck, die ihre Kauforgie mit solchen Schmuckstücken wie Abacho begonnen haben. Die VZs waren nur der Höhepunkt. Wie viel Geld mag da insgesamt durch das Portfolio verbrannt worden sein? 200 Millionen?

Holtzbrinck kann allerdings nicht behaupten, dass nicht gewarnt worden wäre.

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Vielleicht etwas weniger. 120, 140 Millionen, würde ich schätzen. Man hätte mit dem Geld einiges sichern können, oder sparen. Aber es ging um die Zukunft, und die ist unebzahlbar - wenn es die richtige ist.

Ob es überhaupt eine richtige Zukunft gibt? Keine Ahnung.

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Die Banken hätten halt gerne etwas, was sie bewerten können. Modernes Controlling ist jedoch in Medienkonzernen eher selten anzutreffen.

deloitte.com/dtt/cda/doc/content/DE_TMT_Studie_Voll_im_Bild_231208(1).pdf

Ein übergreifendes Controlling gibt es nur in sehr wenigen Unternehmen, eine Matrixorganisation des Controllings (... konzernweites Controlling von Schlüsselfunktionen der Wertschöpfungskette...) wie sie in vielen anderen Branchen sebstverständlich ist, haben nur wenige Unternehmen eingeführt.

Da kommen so Statements vor wie "Wir machen keine Planung über ein Jahr hinaus". Solange der Cash-Flow stimmte war das kein Problem. In der Krise ist das tödlich.

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@strappato:
Und - stehen diese anderen Branchen denn jetzt so viel besser da?

Wenn Deloitte, PWC und wie sie alle heißen alle Jahre wieder diese angeblichen Schwachpunkte benennen, muss man auch immer ein gewisses Eigeninteresse in der Vermarktung von Beratungsleistung unterstellen. Sprich, man benennt Probleme in der Hoffnung, dass darufhin die eigenen Problemöser ran dürfen, ihre Standard-Problemlösungen zu implementieren. Ich sage nicht, dass die Diagnose völlig falsch ist, aber ich habe meine Zweifel, ob die konsequente Anwendung numerlogischer Geheimwissenschaften wie balanced scorecard und dergleichen wirklich der Hauptschauplatz ist, auf dem die Medienkrise gemeistert wird oder nicht.

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Die Krise, ob Finanz-, Wirtschafts-, Export-, Banken-, oder sonstige Krisen, die zur Zeit umhergehen, trifft auch andere Branchen. Nur wenn man im Nebel segelt ist es noch schwerer das rettende Ufer zu finden. Sicher wollen Berater beraten - ist auch meine Profession - nur ist an dem Befund was dran. Und Banken oder Investoren wollen "Numerologie", gerade, wenn sie derzeit knappes Geld in Unternehmen stecken sollen. Zum Meistern der Medienkrise braucht es nicht nur kreative Ideen und Strategien, sondern eben auch Geld.

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Neues Blogportal
... fände ich ja ganz nett. Allerdings haben die Leute, deren Meinung ich gerne lese, nur selten auch genug Zeit zum Bloggen, weil sie ihre Kompetenz häufig aus "normalen" Berufen schöpfen und nicht noch Zeit für durchdachte Beiträge haben.

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Das war eher ironisch gemeint, in Richtung auf all die wenig erfolgreichen Versuche, etwas in der Art zu starten. Das Zeitfenster für so ein übergreifendes Portal ist seit 2006 zu.

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ohh - Ironie, na da kann ich als Ex-Banker nur schwer mit umgehen :-)

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Ja, strappato, stimmt schon.
Ob und zu welchen Konditionen es das nötige Geld gibt, hängt schon von Kennzahlen ab, die nicht jedes Medienunternehmen ohne weiteres parat hat. Ich habe ja auch nicht behauptet, dei Diagnose wäre falsch und das Thema irrelevant. Da gibt es durchaus nicht wenige Unternehmen, die weitgehend ohne Instrumente und nur auf Sicht fliegen - und andere, die ihre Kennzahlen sehr wohl kennen, aber jeden Externen am liebsten erschießen würden, der davon Kenntnis erhielte.

Erst der Medien-Hype an der Börse (EM-TV, Kinowelt und wie sie alle hießen) und dann die Kirch-Pleite hat ja einer breiteren Fachöffentlichkeit die Problematik vor Augen geführt, wie zum Teufel denn man einen Film- und Rechtestock und andere Medien-Assets bewerten soll. Das sind ja vergleichsweise junge Disziplinen, bei denen einem die Benchmarks von Auslandsmärkten auch nicht wirklich weiterhelfen.

Ich sehe es auch nicht unbedingt nur als strukturellen Nachteil, dass die ganze kapitalmarktgetriebene Quartalszahlenwichserei und alles was damit zusammenhängt in der hiesigen Medienbranche noch nicht flächendeckend verankert ist. Letztlich gaukeln diese ganzen Zahlenwerke und deren Exegese doch auch nur eine vermeintliche Sicherheit vor.

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Letztlich gaukeln diese ganzen Zahlenwerke und deren Exegese doch auch nur eine vermeintliche Sicherheit vor.

genau das ist doch das problem jeder bewertung.

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@mark
"Problemöser" hört sich so vulgär an. Wobei es nicht mal ein Tippfehler zu sein braucht.

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Ähem,
ich kaufe ein l.

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Mit Filmrechten ließe sich auch heute noch im Nischenbereich gutes Geld verdienen, wenn man sich die Zeit nähme, die Archive zu bergen. Überall wo schnelles Geld umgeschlagen werden soll und hohe Renditen erzielt werden sollen, verkommt so ein Rohstoff zu schnell zum heißen Spekulationsobjekt. Uninteressant. (Wer klimatisierten Platz hat: jetzt schnell noch alte 8 und 16 mm Filme vom Markt holen und 50 Jahre einlagern.)

In zwei Jahren ist die Zeit reif für meinen Film "2006 - The Year that Blog broke". Kämmt euch schon mal das Haar, dann werden erinnerungstrunkene O-Töne gesucht.

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"Es kam, wie es kommen musste."

"Ich habe nichts zu bedauern."

"Was soll man von geldgeilen Serienpleitiers schon anderes erwarten."

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"Ich war jung und brauchte das Auto." (Opel-Blogger)

"Ich musste sie outen, sie hat mich doch verarscht nach Strich und Faden." (Frauenblogger)

"Man darf auch der Blog sagen." (Neublogger)

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"Ich wollte mal ein paar Tage in eine anständige Wohnung" (Cola-WG).

"Ich respektiere die Anonymität der Blog-Welt ohne Einschränkung" (Outer sind Schweine).

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"Yahoo ist doch eine prima Firma!" (Blogwerber)

"Wow! 5 Euro für ne Rezension! Ich war reich!" (Trigami-Stricher)

"OKOK, unter der Brücke ist es mit Affiliate auch nicht besser" (SEO-Blogger)

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es gab da mal vor vielen jahren in der titanic eine (gute, aber leider weiss ich den zeichner nicht mehr) karikatur, verzeihung, einen cartoon zum thema neue medien:

zwei penner unter der brücke an einem rechner:
- mensch paul, die stütze ist da!
- prima, dann bestell mal für mich zwei flaschen lambrusco und eine schachtel sportstudent.

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Wie finanziert eigentlich Neven DuMont seine ganzen Einkäufe?

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Aus dem Kölschen Klüngelbeutel?
Das ist kein armer Mann, aber ich vermute mal, das macht man schon weitgehend auf Kredit. Ich weiß nicht, welches Institut seine Hausbank ist, aber es gibt in Köln immer noch ein paar Banken (und nicht zuletzt die Stadtsparkasse), die für medienwirtschaftliche Belange an der Schnittstelle zu kommunaler Standortpolitik ttraditionell ein offenes Ohr haben. Ob der Deal nach Wall-Street-Gesichtspunkten als supersexy zu betrachten wäre, ist da wahrscheinlich gar nicht so sehr der Punkt wie die Annahme, wenn es gut für den Standort Köln ist, dann wirds schon passen irgendwie.

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kann es sein, dass hinter den banken (stadtsparkasse köln, kein schlechter tip) noch andere stecken?

meine meinung, in den kreisen der blattmacher und zeitungseigentümer is zum thema staatliche unterstützung nicht mehr die frage ob, sondern wie.

ansonsten, den alten herrn neven du mont halte ich für keinen bösen oder schlechten. wenn einer für zeitung steht, dann er.

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ot: hausdurchsuchung bei wikileaks.de
Spricht für sich selbst:
http://wikileaks.org/wiki/Hausdurchsuchung_bei_WikiLeaks.de_Domaininhaber

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