Die neue Mauer
Es wird Zeit, die Erste Welt zu teilen. In eine Erste Welt erster und zweiter Wahl. Die Erste Welt erster Wahl hat gute Chancen, erklassig zu bleiben. Die anderen Länder dagegen verlieren an Optionen, sich oben zu halten. Und ich denke, man hat in den letzten Tagen gesehen, wo die Mauer verläuft.
Da haben wir also Mervyn King, den Chef der Notenbank ihrer Majestät. Der liess den Premierminister ihrer Majestät vorgestern knallhart wissen, dass für irgendwelche Geschenke, Steuersenkungen oder Förderungen kein Geld da ist. Also nichts von wegen Schulausbau, Strassenbau oder Abwrackprämie, was die Freunde günstiger klassischer Automobile sehr erfreut. Der Staat demzufolge zwar nicht wirklich pleite, aber doch zumindest investitionsunfähig. Pleite wäre er natürlich erst, wenn die Kreditgeber für die schon bisher bekannten Programme nicht mehr zahlen würden. Das passierte dann allerdings schon gestern, als eine Auktion von Staatsanleihen auf eher geringes Interesse stiess. Weil, wer kauft schon Anleihen eines Staates, der elektronisch wie blöd Geld druckt. Wäre die wegen ihrer Silberkannen so geschätzte Insel eine Firma, würde sie wegen insolventer Staatsbanken - ihre Finanzabteilungen - mehr Schulden aufnehmen, gleichzeitig weniger Umsatz machen und obendrein eine Kreditlinie gekündigt bekommen. Was bliebe der Firma? Auf die Knie gehen und um Gnade winseln? Oder, weil der Laden ohnehin überschuldet ist, einfach die Währung killen und die unwilligen Kreditgeber bestrafen? An mir liegt es ganz sicher nicht:
Da wird die Nachbarinsel Irland aber jede Menge Freude haben, wenn sie versucht, die 9.5% Neuverschuldung tatsächlich auch zu machen. So etwas in den Haushalt schreiben ist die eine Sache, es tatsächlich irgendwo zu bekommen, die andere. Wenigstens haben die den halbwegs stabilen Euro. Aber Optionen sehen trotzdem anders aus, wenn man schon gezwungen ist, Studenten auszunehmen. Andererseits ist es ein katholisches Land, da ist Bildung nicht so wichtig, und das Frauenbild kann damit auch gleich revidiert werden.
Gleiches Problem in den USA: Billionendefizit, Billionenschulden, aber nicht mal in der Lage, ein paar Milliarden erwartungsgemäss auszuborgen. Offensichtlich haben Chinesen und Araber genug amerikanische Währungsrisiken, um damit selbst in Schwierigkeiten zu kommen. Auch hier stellt sich dann die Frage: Zinsen wie in der Dritten Welt zahlen? Das Volk auf das Niveau der Dritten Welt fallen lassen? Wie in der Dritten Welt Geld drucken? Eine Mischung aus allen drei Ansätzen? Oder wie eine afrikanische Diktatur China um Hilfe anbetteln? Bisher lautete die Antwort auf Finanzlöcher: Schulden machen und zahlen, wenn die Wirtschaft wieder läuft. Welche anderen Antworten ausser Geld drucken gibt es sonst noch?
Man verstehe mich nicht falsch, auch Deutschland steht nicht rasend gut da. Aber man muss Steinbrück zugestehen, dass er immer noch eine Reihe von Optionen hat. Einen etwas längeren Atem. es mag nicht viel sein, aber es könnte den Unterschied zwischen Absturz und Rettung sein, zwischen den neuen Schwellenländern und der Ersten Welt, zwischen Währungszusammenbruch und relativer Sicherheit gegen Abwertung.
Da haben wir also Mervyn King, den Chef der Notenbank ihrer Majestät. Der liess den Premierminister ihrer Majestät vorgestern knallhart wissen, dass für irgendwelche Geschenke, Steuersenkungen oder Förderungen kein Geld da ist. Also nichts von wegen Schulausbau, Strassenbau oder Abwrackprämie, was die Freunde günstiger klassischer Automobile sehr erfreut. Der Staat demzufolge zwar nicht wirklich pleite, aber doch zumindest investitionsunfähig. Pleite wäre er natürlich erst, wenn die Kreditgeber für die schon bisher bekannten Programme nicht mehr zahlen würden. Das passierte dann allerdings schon gestern, als eine Auktion von Staatsanleihen auf eher geringes Interesse stiess. Weil, wer kauft schon Anleihen eines Staates, der elektronisch wie blöd Geld druckt. Wäre die wegen ihrer Silberkannen so geschätzte Insel eine Firma, würde sie wegen insolventer Staatsbanken - ihre Finanzabteilungen - mehr Schulden aufnehmen, gleichzeitig weniger Umsatz machen und obendrein eine Kreditlinie gekündigt bekommen. Was bliebe der Firma? Auf die Knie gehen und um Gnade winseln? Oder, weil der Laden ohnehin überschuldet ist, einfach die Währung killen und die unwilligen Kreditgeber bestrafen? An mir liegt es ganz sicher nicht:
Da wird die Nachbarinsel Irland aber jede Menge Freude haben, wenn sie versucht, die 9.5% Neuverschuldung tatsächlich auch zu machen. So etwas in den Haushalt schreiben ist die eine Sache, es tatsächlich irgendwo zu bekommen, die andere. Wenigstens haben die den halbwegs stabilen Euro. Aber Optionen sehen trotzdem anders aus, wenn man schon gezwungen ist, Studenten auszunehmen. Andererseits ist es ein katholisches Land, da ist Bildung nicht so wichtig, und das Frauenbild kann damit auch gleich revidiert werden.
Gleiches Problem in den USA: Billionendefizit, Billionenschulden, aber nicht mal in der Lage, ein paar Milliarden erwartungsgemäss auszuborgen. Offensichtlich haben Chinesen und Araber genug amerikanische Währungsrisiken, um damit selbst in Schwierigkeiten zu kommen. Auch hier stellt sich dann die Frage: Zinsen wie in der Dritten Welt zahlen? Das Volk auf das Niveau der Dritten Welt fallen lassen? Wie in der Dritten Welt Geld drucken? Eine Mischung aus allen drei Ansätzen? Oder wie eine afrikanische Diktatur China um Hilfe anbetteln? Bisher lautete die Antwort auf Finanzlöcher: Schulden machen und zahlen, wenn die Wirtschaft wieder läuft. Welche anderen Antworten ausser Geld drucken gibt es sonst noch?
Man verstehe mich nicht falsch, auch Deutschland steht nicht rasend gut da. Aber man muss Steinbrück zugestehen, dass er immer noch eine Reihe von Optionen hat. Einen etwas längeren Atem. es mag nicht viel sein, aber es könnte den Unterschied zwischen Absturz und Rettung sein, zwischen den neuen Schwellenländern und der Ersten Welt, zwischen Währungszusammenbruch und relativer Sicherheit gegen Abwertung.
donalphons, 14:39h
Donnerstag, 26. März 2009, 14:39, von donalphons |
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funzen,
Donnerstag, 26. März 2009, 17:25
Optionen von Steinbrueck ? Einmarschieren des groesseren Besteckes ?
davon hoere ich jeden Tag die Schweizer Kunden (die wirklich die hoeflichsten und geduldigsten der Welt sind) klagen...
ein Finanzminister, der es schon in NRW nicht gepackt hat (von der Verschuldung unter seiner Aegide mal ganz zu schweigen) ?
oje, oje, oje, die SPD will dazu noch Opel uebernehmen, da kann man nur noch wild lachen, wenn das der angemessene Horizont sein soll.
ein Finanzminister, der es schon in NRW nicht gepackt hat (von der Verschuldung unter seiner Aegide mal ganz zu schweigen) ?
oje, oje, oje, die SPD will dazu noch Opel uebernehmen, da kann man nur noch wild lachen, wenn das der angemessene Horizont sein soll.
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egghat,
Donnerstag, 26. März 2009, 23:09
Wie Mischung aus allen drei?
Die USA werden eine Mischung aus allen vier inkl. Anbetteln von China machen. Die Chinesen sind durch ihre 1,7(?) Billionen Dollaranlagen auch ziemlich erpressbar. Die Chinesen würden durch den Verkauf von 10% ihrer Dollar Anleihen wahrscheinlich nix erlösen, weil die restlichen 90% so weit im Wert fallen, dass das den Erlös der verkauften 10% auffrisst. Ganz nebenbei versauen die sich dabei den Yuan/Dollarwechselkurs und leiden dann über den fallenden Export doppelt ...
Außerdem: Auch nach weiteren 9,3 Billionen Schulden, die für die nächsten 10 Jahre im Budget eingeplant sind, hätten die USA "nur" eine Staatsverschuldung von gut 80% (finde die Quelle für die Zahl leider nicht wieder). Das ist noch beherrschbar. Die Schweden waren schon deutlich höher und haben sich wieder gefangen.
Außerdem: Auch nach weiteren 9,3 Billionen Schulden, die für die nächsten 10 Jahre im Budget eingeplant sind, hätten die USA "nur" eine Staatsverschuldung von gut 80% (finde die Quelle für die Zahl leider nicht wieder). Das ist noch beherrschbar. Die Schweden waren schon deutlich höher und haben sich wieder gefangen.
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donalphons,
Donnerstag, 26. März 2009, 23:34
Die Frage für China ist: Lieber jetzt abschreiben und schauen, mit einem blauen Auge davonzukommen,oder weiterhin Geld reinstecken und hoffen, dass nichts passiert? Aktuell sieht es eher ao aus, als würden die das gute Geld den schlechten nachwerfen. Denn für die Amerikaner mit ihren irren Gesamtschulden ist das nur mit einem Währungsschnitt zu machen.
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egghat,
Freitag, 27. März 2009, 00:19
Och. 25% Vermögenssteuer für ein Jahr und der US-Haushalt ist auch saniert ... (Nettoprivatvermögen etwa 50 Mrd.)
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manuelito,
Freitag, 27. März 2009, 01:00
Matt Taibbi spricht beim Rolling Stone schöne klare Worte
http://www.rollingstone.com/politics/story/26793903/the_big_takeover/print
zB: "In the final three months of last year, AIG lost more than $27 million every hour. That's $465,000 a minute. And all this happened at the end of eight straight years that America devoted to frantically chasing the shadow of a terrorist threat to no avail, eight years spent stopping every citizen at every airport to search every purse, bag, crotch and briefcase for juice boxes and explosive tubes of toothpaste."
zB: "In the final three months of last year, AIG lost more than $27 million every hour. That's $465,000 a minute. And all this happened at the end of eight straight years that America devoted to frantically chasing the shadow of a terrorist threat to no avail, eight years spent stopping every citizen at every airport to search every purse, bag, crotch and briefcase for juice boxes and explosive tubes of toothpaste."
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