Orange

Mitunter kann die kleine, dumme Stadt an der Donau so hübsch sein, dass man sich die Tegernsee-Frage - "Warum soll ich von hier aus noch in Urlaub fahren" - auch schon nahe des trägen Flusses stellt.



Netterweise treten dann Eishockeyfans, Verliebte und andere Schweine auf, die ihre Not mal wieder auf Strassen, Wände und Treppen verschmieren. Eigentlich würde man denen ein paar erholsame Wochen in einem Ruinengürtel bei Berloin versprechen, und bei Wintereinbruch entdecken, dass es mit dem Rücktransport noch etwas dauert - aber gut. Nicht mal dazu ist die DDR gut; wozu nochmal haben wir die eigentlich gekauft?



Insofern: Doch, es ist schon gut, hier wegzukommen, auch um weniger Politiker sehen zu müssen und andere Dinge zu beschreiben. Über ein sehr altes Europa, das absolut gesehen auch mies war, aber man muss sich eben das beste aus allen Welten zusammenklauben, um wirklich reaktionär zu bleiben. Weil: Konservativ mit orangen T-Shirts ohne Aussage kann schliesslich jeder Ostimport.

Samstag, 12. September 2009, 01:51, von donalphons | |comment

 
eine sehr kleine tarte auf dem teller. manchmal mag ich ihren humor sehr.

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Nun, um die Wahrheit zu sagen: Der teller ist sehr gross, die Tarte hat einen Duchmesser von 30 zentimetern - exakt nachgemessen.

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Sehr geehrter Herr Alphons,
essen Sie auch anderes als Torte von Wagner, Kürbistarte und Zwetschgendatschi??

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Ja. Zum Beispiel Omeletts, mit Lauch, Pfifferlingen und Maronenröhrlinge oder Tarte mit Mangold und Pfifferlingen oder Ravioli con Zucca. Die Damen in seinem Bekanntenkreis stopft er auch ganz gern einmal mit köstlichsten Pralinen voll (und er weiß auch selbst, wie die schmecken).

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Naja, es war eine sehr einseitige Aktion nach Art. 23 GG. Sie konnten sich nicht einmal wehren. Wie auch immer: Mischpoche ist Mischpoche. Immerhin versuchen wir hier tapfer alle blondgesträhnten, schimmelpilzverseuchten Maiden von den Ufern des Tegernsees fernzuhalten. Feiern Sie das Alte Europa. Ich habe nie verstanden, warum manche Leute das für eine Beschimpfung gehalten haben. Im Jahr 1795 hat Mayr mit dem "David in spelunca Engaddi" ein wunderbares Requiem auf die Bourbonen geschaffen. Ludwig XVII. starb in diesem Jahr. Versuchen wir doch, mit ebensolchem Anstand unterzugehen. Oder vielleicht auch mal zu überleben. Den Horror zu überleben hat übrigens einen ganz eigenen Reiz.

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Was ist das für eine komische Gabel?

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Eine sehr archaische Form der Vorlegegabel mit einer Schneide, die man normalerweise für Fisch und Fleisch verwendet hat. Hier missbraucht.

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irrige Annahme, Don...
"Ihr" habt nicht die DDR gekauft, ihr habt den (noch) vorhandenen Anteil an den Reparationskosten an die Sowjetunion erworben. (den, den die Westallierten sozusagen nicht verlangt haben...)

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Die Argumentation kannte ich noch nicht, klingt aber gut.

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Ist es nicht zu vermuten, daß es uns Reparationsopfern gewaltig auf den Geist geht, für unsere Opfer auch noch gescholten zu werden? Es hieß seinerzeit Rückgabe vor Entschädigung. Sitzt der Reclam-Verlag in Ditzingen oder in Leipzig? Ist der Insel-Verlag in Frankfurt oder in Leipzig? Denken Sie, wir finden das witzig? Ja, wir sind häßlich, zonig und überhaupt der letzte Dreck. Wer hat uns dazu gemacht? Wo seid ihr Intellektuellen, ihr Wertevermittler? Her mit euch! Aber ihr seit feige, feige, feige.

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Was heißt hier "unsere Opfer"?
Ich kann mich nicht erinnern, dass die Zone Milliarden in den Westen gepumpt hätte.

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Sie wissen es wirklich nicht, oder?
Mark793, Sie haben es wirklich nicht gewußt? Ncht nur daß Anfang 1945 gezielt zivile Ziele im Osten Deutschlands bombardiert wurden um den "Widerstandsgeist" der Deutschen zu brechen. Anschließend wurden von den Russen in gigantischem Unfang technische Anlagen und Eisenbahnen als Reaparationen demontiert. Und zwar _nur_ im Osten. Die Westmächte hatten darauf verzichtet. Sie wissen es wirklich nicht, oder ist das ein Jokus? Aus Leipzig, um nur ein Beispiel zu nennen, ist aus dem Zentrum der deutschen Buchproduktion ein Kaff geworden. Unter gleicher Mitwirkung der Russen und der Westzonen. Vermutlich, weil wir schlechte Menschen sind, oder so.

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@savall:
Natürlich ist mir bekannt, dass die Sowjets aus der Ostzone herausholten, was nur ging. Richtig ist auch, dass bestimmte Unternehmen und Branchen im Westen von der Wiedervereinigung profitiert haben. Aber daraus abzuleiten, der Osten sei unterm Strich ein Opfer der Wiedervereinigung (oder hatte ich Sie da falsch verstanden?) das leuchtet mir nicht ein, sorry.

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Ncht nur daß Anfang 1945 gezielt zivile Ziele im Osten Deutschlands bombardiert wurden um den "Widerstandsgeist" der Deutschen zu brechen.

Ähm, das haben die ziemlich flächendeckend mit allen Städten gemacht, auch im Westen. Den totalen Krieg, den etliche Deutsche zuvor bejahten, haben dann halt alle bekommen.

Und es ist auch nicht so, dass es keine Überlegungen gegeben hätte, ganz Deutschland zu deindustrialisieren, vom Morgenthau-Plan haben Sie sicherlich schon mal gehört, oder? Im Übrigen wurden in allen Besatzungszonen als Ersatz für Kriegsschäden Industrieanlagen - insbesondere Anlagen der Schwerindustrie - zerlegt, verpackt und abtransportiert. Dies geschah auch, um zu verhindern, dass Deutschland jemals wieder Krieg führt.

"Jede Besatzungsmacht darf Reparationen nur aus ihrer Zone entnehmen. Lediglich die UdSSR erhält zusätzlich noch 10% der demontierten Güter aus den anderen Besatzungszonen. Ein Industrieplan des Alliierten Kontrollrates von 1946 sieht die Rückführung der deutschen Industrie auf den Stand von 1932 und die Demontage von 1800 Fabriken vor. Die Empörung der Deutschen, die häufig ihre Arbeitsplätze selbst demontieren müssen, ist groß. Oft kann nur unter Militärschutz demontiert werden." (Quelle)

Die USA stellten als erste 1946 die Reparationslieferungen aus ihrer Zone an die UdSSR und Frankreich(sic!) ein. Aber erst 1949 wurden die Demontagen endgültig eingestellt.

Die Demontagen führte letztlich sogar dazu, dass die Bundesrepublik später gegenüber der Konkurrenz aus beispielsweise England Wettbewerbsvorteile hatte. Die Engländer erneuerten viel zu lange nicht ihre Produktionsanlagen, sondern arbeiteten mit den deutschen weiter.

Man hat sich übrigens auch noch anderweitig in Deutschland "bedient", die Engländer fingen etliche Wissenschaftler ein und brachten sie nach England. Soweit ich weiß, taten das auch die Amerikaner - wobei sich denen auch nicht wenige Wissenschaftler ziemlich freiwillig selbst auslieferten, denn das war viel besser, als von den Sowjets eingefangen zu werden.

(Kriegen wir jetzt eigentlich auch noch 'ne Diskussion über den Soli? Da warte ich ja nur noch drauf.)

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die fähigsten köpfe, die vorher die nazis bedient hatten, gingen in die USA und bauten dort an deren atommacht mit. die fähigsten köpfe der ddr findet man nach dem mauerfall auch nicht mehr in ostdeutschland.

es ist auch nicht so, dass der osten nach der wiedervereinigung nicht verloren hätte. man kann eine durch die vom osten aus unwissenheit gewählte regierung kohl geschaffene tabula rasa nicht durch subventionsbetrüge in eine blühende landschaft verwandeln.

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Nur um das klarzustellen: ich würde diese Leute nur auf jene Regionen des Ostens loslassen, in denen die Bewohner der Ostens selbst nicht sein wollen. Gibt es in Asse nicht auch ein Endlager?

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ja, aber da läuft doch wasser rein!

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asse, pah. friedrichshain reicht völlig aus. (nein, ich poste jetzt nicht nochmal neue bilder vom heutigen einzug der westdeutschen studentin in die wohnung, die am letzten wochenende von einer schwangeren westdeutschen studentin verlassen wurde.)

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die besten Köpfe der Nazis...
@itha: Nachdem ich hier schon eine Weile lese, muß ich doch mal posten, um der faktischen Korrektheit willen...

Nach 1933 gabe es nicht mehr so viele beste Köpfe in Deutschland...

Der Aufbau der *Atommacht* der USA wurde 1939 von Albert Einstein
(Deutscher jüdischen Glaubens, nach 1933 emigriert), Leo Szilard, Eugen Wigner und Edward Teller (Ungarn jüdischer Herkunft, in Deutschland gearbeitet und nach 1933 in die USA gegangen) initiiert, siehe hier , weil sie annahmen,
daß in Deutschland an der Atombombe gearbeitet wird. Dies war durchaus der Fall, aber Heisenberg & Co. waren nicht sehr weit gekommen.
1945 waren die Amerikaner damit ja auch schon fertig, die erste Atombombe fiel am 6. August...

Was die Amerikaner übernommen haben, war die *Raketentechnik*, die unter
Wernher von Braun
entwickelt wurde. Er war einer der wenigen "Köpfe", die es in Deutschland noch gab.

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Und wenn ich sehr bitte, Itha?

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dann: vielleicht. und nur dir zuliebe!

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Das wäre äusserst freundlich! Unter wen ist denn die andere Weststudentin gefallen?

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keine ahnung, die studentinnen sprechen ja nicht mit mir! es gibt eine alleinerziehende musiklehrerin in meinem alter im vorderhaus, die des öfteren pakete für mich entgegennimmt, und die übrigens einen schönen garten im parterre mit den hier sehr begrenzten möglichkeiten angelegt hat: sie ist die einzige person, zu der ich hier näheren kontakt habe. ihr sohn übt des öfteren die klassische posaune.

von den studenten hier lächeln mir nur die männlichen zu. aber mit denen will ich nun wieder nicht. das ist unter umständen ungerecht, aber ich habe da nunmal einschlägige schlechte erfahrungen, und die möchte ich nicht wiederholen.

alle machen party. es ist ein einziges rumgeficke. als ob sie das in westdeutschland nicht gekonnt oder gedurft hätten. ist ja auch okay, aber aus der sicht einer alten frau: über-*flüssig* und über-*bewertet*.

ich muss nach zehlendorf umziehen.

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Tatsächlich ist das im Westen nicht ganz so einfach; Berlin ist da die Verlängerung des bulgarischen Strandes.

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Jetzt lasst savall doch seinen Spaß, soll er doch glauben das der Osten extra bombardiert wurde, vielleicht glaubt er ja auch noch das Dresden als Atombombentestgebiet vorgesehen war - stand ja auch so in den Zentralorganen. Hab ich auch mal geglaubt, da war ich jung und hatte keine anderen Quellen.
Vielleicht hatte er einfach nur keine Zeit oder wichtigeres vor, als sich zu informieren oder seine alten Quellen zu hinterfragen .. z.B. SEDPDSLINKE wählen.

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@savall - @mark793 - @arboretum - @itha

Vielleicht ist es weder so noch so ganz richtig.
Ein Autor namens Gerhard Heske von einem Zentrum für Historische Sozialforschung in Köln hat sich die Mühe gemacht, auf Basis standardisierter Statistiken die Wirtschaftsentwicklung von "BRD" und "DDR" zu vergleichen. Hier eine kurze Besprechung:
www.memo.uni-bremen.de/docs/m3309.pdf .

Ich finde die Resultate verblüffend.

Gruß,
KL

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Sicherlich sehe ich die Sache zu emotional. Das liegt auch daran, daß ich wieder einmal (wirtschaftlich) schlechte Nachrichten erhielt. Es ist aber tatsächlich so, daß diese Kette von Ereignissen: Bombardierung, Reparationen und anschließende Mißwirtschaft keine substantielle Erholung zuließen. Hamburg und Köln sind nicht weniger bombardiert worden als Leipzig und Dresden. Aber wo steht heute wirtschaftlich Hamburg und wo Dresden? Was mich nach der Wiedervereinigung enttäuschte, war der fehlende Ausgleich zu einem Zustand, den ich für den historisch gerechten halte. Aber Zeiss blieb in Oberkochen und dachte gar nicht daran, nach Jena zu gehen. Der Insel-Verlag blieb in Frankfurt, der Thieme-Verlag in Stuttgart und das Bibliographische Institut in Mannheim. Man kaufte die Stammsitze in Leipzig auf, um sie peu a peu zu schließen. Ich empfinde das als schmerzliche Lücke und wenn die sozialen Zustände im Osten zu wünschen übriglassen, dann liegt es eben auch daran, daß wir hier 20 % Hartz-IV-Empfänger haben und uns die 20 % qualifizierte Verlagsmitarbeiter fehlen. Daran wird sich wohl in absehbarer Zeit nichts ändern. Vermutlich ist die Entwicklung überhaupt unumkehrbar. Aber ich muß das ja nicht auch noch gut finden. (Falls die Frage auftaucht: Ja, ich habe persönlich von der Wiedervereinigung nur profitiert, will von der DDR nichts wiederhaben und bin nicht so doof, die Linke zu wählen.)

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@savall:
Ich denke nicht, dass "historische Gerechtigkeit" etwa auch dergestalt walten musste, dass Millionen Menschen berentet wurden und werden, die nie eine müde Mark in die Rentenkasse eingezahlt haben oder dass der Westen das wertlose DDR-Spielgeld 1:1 in D-Mark umgetauscht hat. Gemessen an diesen Disproportionalitäten finde ich das Gejammer über irgendwelche Verlags- und Unternehmenssitze im Westen zwar verständlich, aber letztlich sind das doch Ültjes, wenn man das mit den Gesamtkosten der Einheit in Relation setzt. Im Ruhrgebiet beispielsweise haben wir auch Strukturwandel und hohe Arbeitslosenquoten, noch dazu ist da seit 20 Jahren nichts mehr gemacht worden, weil die Kohle in den Osten geflossen ist. Wo ist denn da die historische Gerechtigkeit geblieben, dass der Westen die Folgekosten von fünf Jahrzehnten stalinistischer Misswirtschaft zahlen muss?

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mark793,

bei dieser leidlichen und scheinbar erst in übernächster Generation sterbenden Diskussion verweise ich gerne auf den Beitrittsparagraphen des Grundgesetzes durch dessen Fehlen sich der "goldene Westen" jene Kosten ganz einfach erspart hätte.

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@ kl

Die Berechnungen von Heske sind in meinen Augen skurril bis lächerlich. Ich sags Ihnen als ehemaliger Wirtschaftswissenschaftler. Schauen Sie, die ökonomischen Rechnungssysteme beider Systeme sind schlicht nicht sonderlich vergleichbar - und am wenigsten wird ein seriöser Vergleich glücken, wenn man auf Basis offizieller (systemisch unvergleichbarer!) Zahlen noch so pedantische "Korrekturen" vornimmt.

Ich meine: Was wollen Sie denn da korrigieren? Wenn die DDR irrsinnigen Aufwand in den Aufbau der Schwerindustrie gepumpt hat, mögen die dabei resultierenden Zahlen sehr beeindruckend sein. Das war also zahlenwirksam, aber sonderlich wohlstandswirksam war das nicht - sondern eine typisch planwirtschaftliche Fehlallokation.

So: Und nun vergleichen Sie...

Wirklich: Das funktioniert nicht, jedenfalls nicht auf Basis der amtlichen Statistiken. Man erhält damitkeine zuverlässigen ökonomischen Wachstumszahlen - was Herr Heske in seiner methodologischen Schlichtheit aber entgeht. Realistischer ist da schon ein indirektes Rückrechnen der wirtschaftlichen Leistungskraft anhand dessen, was für den Konsum tatsächlich übrig bleibt (unter Einbeziehung von Ersparnissen, Verschuldungen usw. usf - wo die DDR keine sonderlich gute Bilanz hatte).

Im Übrigen wird es dann schwierig, wenn man noch Parameter der Produktqualität und Produktverfügbarkeit bei einem solchen Vergleich berücksichtigt. Nirgendwo in der Welt wurde beispielsweise ein derartig widerliches Schweinefleisch wie in der DDR produziert, vollgepumpt mit Beta-Blockern und anderem Unflat.

All das sieht Herr Heske nicht.

Nun, auch der hysterische und von keinem Objektivierungswillen getrübte Ton der Besprechung hinterlässt einen mehr als fahlen Beigeschmack.

Die Diskussion darüber, wie leistungsfähig die DDR-Wirtschaft war, ist allerdings als Thema interessant und kommt mitunter auf andere Ergebnisse, als es kommunistenfressende westliche Systemvergleicher meinten. In Teilbereichen war die Leistungsfähigkeit der DDR-Wirtschaft erstaunlich hoch.

Würde man (mit einer Berücksichtigung von 10 bis 20 Prozent für die schlechteren Startchancen) einen Vergleich von DDR-Wirtschaft zu BRD-Wirtschaft unternehmen, käme man in vielen ökonomischen Bereichen auf eine durchaus beachtliche Leistungsstärke von 50-70 Prozent. In anderen Bereichen war es nur etwa ein Drittel. Das ist übrigens garnicht so weit entfernt von einigen Einschätzungen von Heske, der allerdings mit falscher Methodik an die Angelegenheit heran geht. Zusätzlich sollte man dabei die fast vollständige fehlende Innovationsfähigkeit der DDR-Wirtschaft beachten. Die DDR-Wirtschaft konnten eigentlich nur nachbauen bzw. vorhandene Produktdesigns weiter führen, oder aber sie verschlechterten westliche Produktdesigns, aus dem Zwang heraus, mit ostblocktypischen Ressourcenmangel klar zu kommen.

(haben Sie schon mal typische DDR-Produkte gesehen? Zum Beispiel so etwas Einfaches und Schnödes wie eine DDR-Aquarium-Heizung?)

Ich will Ihnen die Begeisterung für Herrn Heskes Berechnungen bzw. für das Thema DDR-Wirtschaft nicht nehmen, aber schauen Sie sich doch einfach nur die Autos an, deren Designs, deren Qualität an, schauen Sie auf deren Verbreitung in der Bevölkerung, auf das Fahrverhalten, auf deren Umweltverbrauch usw.

Wie wollen Sie das in präzise Zahlen fassen? Herr Heske tut mir irgendwie leid. Der Ritter, der auf seiner Rosinante mit größtem Mut gegen Windmühlen ritt, dem war die eigenen Reputation zwar ebenfalls egal, als Überzeugungstäter zumal, aber er konnte sich noch am eigenen Mut und Heroentum erfreuen.

Extrem lächerlich wird es, wenn Herr Heske die "offenen Grenzen" bis 1961 beklagt, als angeblich gravierenden Hemmfaktor für die wirtschaftliche Entwicklung der DDR, und sich anschließend nicht einmal darüber wundert, dass die eigenen zurechtgetürkten Zahlen keinen gravierenden und unmittelbar positiven Effekt dieser Grenzschließung erkennen lassen. Oder, ebenfalls lächerlich, er jubelt darüber (wie auch der Rezensent):
Zwischen 1970 und 1989 stieg das DDR-BIP auf das 1,84-fache und das BRD-BIP auf das 1,56-fache an, d.h. in den letzten beiden Jahrzehnten konnte die DDR die
BRD im Wachstumstempo überflügeln
Dabei verkennt Heske, dass das Wachstum der DDR-Wirtschaft ungleich stärker ein leeres Wachstum war, weil es nicht konsumwirksam war. Er unterschätzt auch den Effekt, den einfach der ökonomische Rückstand der DDR auf das Wachstum ausübt. Ein reifes und effizient organisiertes ökonomisches System (bitte: man sehe mich an dieser Stelle keineswegs als kritikloser Bewunderer) wächst nun einmal langsamer - tja, und doch vergrößern sich zugleich die absoluten Unterschiede zwischen den beiden Systemen.

Und was genau erklärt Herr Heske mit seinen Zahlenkolonnen und Zahlenkorrekturen? Mir fällt da nicht viel ein. Wollte er die teils falsche Annahmen der kommunistenfressenden Systemvergleicher kritisieren, wäre es viel dankbarer gewesen, wenn er sich mit dem verbreiteten Bankrottglauben beschäftigt hätte und genau untersucht hätte, wie stark die DDR verschuldet war, und ob sie trotz ihrer faktischen Zahlungsunfähigkeit im Jahr 1989 womöglich doch nicht so erschreckend verschuldet - und "bankrott" - war, wie es gemeinhin geglaubt wird.

Mithin: Der Zusammenbruch der DDR verdankt sich anderen Ursachen. Beispielsweise dem Freiheitswillen seiner Bürger, welche die Akteure des alten Systems in einer friedlichen Revolution zunächst an den Rand und dann hinfort gedrängt haben.

Für mich ist diese Erkenntnis viel bedeutender: Die damalige DDR-Bevölkerung hat sich heldenhaft verhalten - sie haben die erste wirklich glückende deutsche Revolution veranstaltet, sie haben das regierende Funkionärsgrau besiegt - zumal auf eine sehr friedliche Weise, die noch auf viele hundert Jahre ein großes Beispiel in der Weltgeschichte darstellt.

Das kann man auch als Kapitalismuskritiker sagen.

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@hiddensee:
eine Verpflichtung, die Einheit so bescheuert zu managen, wie sie dann tatsächlich vollzogen wurde, habe ich aus dem Beitrittsparagraphen nicht herausgelesen.

Ich war auch nicht derjenige, der rumjammert über angebliche historische Ungerechtigkeiten, ich habe nur versucht, mal ein paar Relationen zurechtzurücken.

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@first_dr.dean

" ... der hysterische und von keinem Objektivierungswillen getrübte Ton der Besprechung ..."

Hysterisch. Ah, hm.

Dazu fällt mir nun leider nichts ein.

Gruß,
KL

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@ KL

Wenn Ihnen dazu nichts einfällt, dann lenke ich Ihre Aufmerksamkeit auf die ersten Eingangsworte der Rezension des Herren "Karl Mai":
Im scharfen Kontrast zu den beinahe hysterischen Aktionen der elitären Meinungsführerschaft gegenüber der untergegangenen DDR steht die beeindruckende Forschungsarbeit von (...)
Glauben Sie wirklich, dass dieser übergeschnappte Ton einer wissenschaftlichen Besprechung gleicht?

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@mark793: Das "Spielgeld" wurde nur bis 4000/2000 Mark 1.1 umgetauscht, darüber 1:2. Sozialleistungen, Renten, Mieten usw. wurden allerdings 1:1 umgestellt.
In die Rentenkasse habe auch die Millionen in der DDR eingezahlt, was aber vollkommen belanglos ist, weil wir eine umlagefinanzierte Rente haben.

Das Gejammere über Unternehmenssitze ist exemplarisch für die Meinung und Wahrnehmung im Osten UND die Entwicklung nach der Wende. Natürlich wird auch wahrgenommen, was in die Infrastruktur investiert wird. Es gibt kaum Unternehmenszentralen, Entwicklungs- und Forschungsabteilungen im Osten. Es fehlt ein solider Mittelstand. Aber es gibt Produktionsstandorte, wobei sich ein Opelbetriebsrat in Eisenach fragen lassen muss, warum es seit über 15 Jahren ein reines Zusammenbau-Werk ist.

Es gab im Osten nicht nur einen Strukturwandel wie im Ruhrgebiet, sondern es wurden überlebensfähige Unternehmen und Unternehmensbereiche geschlossen, so dass der Eindruck entstanden ist, dass der Osten deindustrialisiert wird. Es gibt jetzt Gebiete im Osten, denen es wirtschaftlich besser geht als Gebieten im Westen. Soll das schlechteste Gebiet im Westen der Maßstab sein?

@hiddensee: Die leidliche Diskussion wird sich erst biologisch erledigen. Das Problem ist "Ost-West", denn ein Bürgermeister hat kein Problem, sich über 100 neue Beschäftigte beim Unternehmen A in seiner Stadt zu freuen, weil dieser 200+ Beschäftigte in einer anderen deutschen Stadt entlassen hat.

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@ savall: Gewiss war nach dem Krieg unter planwirtschaftlichen Bedingungen in der SBZ und DDR keine wirtschaftliche Erholung in demselben Maße möglich und zweifellos war nach der Wende vieles ungerecht oder lief schlichtweg schief. Doch die anderen ehemaligen Ostblockstaaten hatten genauso schlechte Startchancen, wenn nicht sogar schlechtere. Schließlich hat denen keiner geholfen oder Geld umgetauscht (und West-Verlage und West-Firmen haben sich dort auch breitgemacht und Konkurrenz verdrängt). Vielleicht stimmt also einfach der Vergleichsmaßstab nicht.

Den Spruch mit den blühenden Landschaften und der Angleichung der Lebensverhältnisse in nur wenigen Jahren kann doch niemand ernsthaft geglaubt haben. Schon gar nicht, wer die maroden Zustände in vielen Kombinaten und VEBs gekannt hat.

Dass es auch überlebensfähige Betriebe oder Betriebsteile gab, die einfach platt gemacht wurden, steht außer Frage. "Rotkäppchen" gehört zu den wenigen Firmen, die es schafften, sich dagegen zu wehren und sich anschließend am Markt zu behaupten. Die hatten dann vor einigen Jahren auch das Vergnügen, eine Reihe von Sektkellereien im Westen aufzukaufen - und als erstes das dortige Management an die Luft zu setzen.

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Es gibt jetzt Gebiete im Osten, denen es wirtschaftlich besser geht als Gebieten im Westen. Soll das schlechteste Gebiet im Westen der Maßstab sein?

Nur mal als Relation: Dresden gilt ja als eine der Vorzeigeregionen im Osten (nicht nur kulturell, sondern vor allem auch industriell); Dresden hat so ca. 14% Arbeitslose.

Was die Rentenproblematik angeht: DDR-Akademiker (Ärzte, Hochschullehrer usw.) bekommen häufig Renten, die verglichen mit denen ihrer West-Gegenparts lächerlich sind. Selbstverständlich haben besagte DDR-Akademiker in die Rentenkasse eingezahlt, und häufig auch dazu noch in Zusatzversorgungen.

Ich glaube auch nicht, dass sich die "Ost-West"-Problematik über kurz oder lang biologisch erledigen wird. Die derzeitige ökonomische Situation zementiert die Unterschiede, wahrscheinlich für noch mindestens eine Generation.

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Ergänzend dazu ein paar aktuelle Zahlen aus dem reichen Rhein-Main-Gebiet (Stand: August 2009):

Offenbach: 11,4 Prozent
Wiesbaden: 8,5 Prozent
Frankfurt/Main: 8,3 Prozent
Darmstadt: 7,8 Prozent
Mainz: 6,9 Prozent (über dem Landesdurchschnitt)

Nicht mehr im Rhein-Main-Gebiet, aber auch im vergleichsweise reichen Hessen liegt Kassel: 12,6 Prozent.

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lassen sie das doch,
@savall!

(Falls die Frage auftaucht: Ja, ich habe persönlich von der Wiedervereinigung nur profitiert, will von der DDR nichts wiederhaben und bin nicht so doof, die Linke zu wählen.)

diesen persilschein für die teilnahme an der diskussion bedarf es nicht.
note: wessis sind och nur menschen.

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Oberlehrer, die Altersvorsorgesituation vieler DDR-Akademiker ist wirklich nicht schön. Aber: Sie haben eben gerade nicht in die Rentenversicherung eingezahlt. Nicht in die, von der sie nun Bezüge erhalten. Die DDR mit allem drum und dran gibt es nicht mehr. Auch keine Rentenversicherung. Das ist einfach alles weg. Futsch. Jeder, der einen großen Teil seines Berufslebens in der DDR verbrachte, erhält als Rentner Leistungen, für die andere eingezahlt haben und er keinen einzigen Pfennig. Das westdeutsche Renteversicherungssystem musste schlagartig die Bevölkerung eines ganzen Landes zusätzlich schultern. Für den einzelnen ist das zugegebenermaßen eine schlimme Sache. Sie ist aber nicht westdeutscher Ungerechtigkeit geschuldet, sondern liegt in der Natur der Sache, dem Wegfall des Staates DDR.

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