Definiere Ironie
Typen aus dem Internet, die sich via Mail vom Handy mitsamt Freundin selbst einladen, schreiben expertös über den Schutz von Privatheit im Internet.
Demnächst: Ihr Werberkumpel macht eine Kolumne über Ehrlichkeit.
Demnächst: Ihr Werberkumpel macht eine Kolumne über Ehrlichkeit.
donalphons, 23:14h
Donnerstag, 11. Februar 2010, 23:14, von donalphons |
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mark793,
Freitag, 12. Februar 2010, 00:06
Wenn ich Deinen Hinweis
auf den richtigen beziehe, dann liest sich sein mission statement für mich nicht so, als ob der Schutz der Privatheit im Internet (so wie dieses Thema gemeinhin verstanden wird), sein Herzensanliegen wäre. Für mich klingt da eher als Subtext heraus, vergesst es, lasst alle Hoffnung fahren, den Geist kriegen wir eh nicht in die Flasche zurück, so sehr wir damit auch rumkrampfen mögen, also machen wir uns jetzt alle mal ganz locker und gucken, an welchen neuen Gestade uns der unausweichliche Kontrollverlust spült.
Weia. Vielleicht bin ich da einfach zu traditionell gestrickt, um spontan zu sagen, hey, genau das ist der Weg, den ich gehen möchte. Wie der Zufall so spielt, geht mir der Overkill an freiwillig preisgegebenen Informationen aus meinem weiteren und näheren Umfeld grad ganz gehörig auf die Gonaden (ich sage nur: foursquare) - und da hat mir einer grad noch gefehlt, der sich hinstellt und behauptet, er wäre dank der preisgegeben Informationen größer als sein Ich und was er im Austausch für seinen Kontrollverluste bekäme, wiege das alles auf.
Puh. Warum hab ich da grad die Liedzeile aus "Yü Güng" im Ohr: Ich bin sechs Meter groß und alles ist mehr als wichtig ?
Also die Ironie an der Geschichte ist vielleicht nicht exakt da, wo Du sie siehst, der versteht sich ja nicht als Datenschutzbeauftragter, sondern anscheinend als Prophet des webzwonulligen Vollstriptease.
Weia. Vielleicht bin ich da einfach zu traditionell gestrickt, um spontan zu sagen, hey, genau das ist der Weg, den ich gehen möchte. Wie der Zufall so spielt, geht mir der Overkill an freiwillig preisgegebenen Informationen aus meinem weiteren und näheren Umfeld grad ganz gehörig auf die Gonaden (ich sage nur: foursquare) - und da hat mir einer grad noch gefehlt, der sich hinstellt und behauptet, er wäre dank der preisgegeben Informationen größer als sein Ich und was er im Austausch für seinen Kontrollverluste bekäme, wiege das alles auf.
Puh. Warum hab ich da grad die Liedzeile aus "Yü Güng" im Ohr: Ich bin sechs Meter groß und alles ist mehr als wichtig ?
Also die Ironie an der Geschichte ist vielleicht nicht exakt da, wo Du sie siehst, der versteht sich ja nicht als Datenschutzbeauftragter, sondern anscheinend als Prophet des webzwonulligen Vollstriptease.
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donalphons,
Freitag, 12. Februar 2010, 00:36
Es liest sich vor allem so, als hätte er sein kulturgeschichtliches Studium in der Lotterie gewonnen. Typen, die behaupten, Archäologen würden Kulturen nur anhand des Mülls bewerten, sollten in die Ecke und sich ganz lang schämen. Aber von Netzfreaks, die nicht mal Bildquellen angeben und ihre Freunde Blogs "finden" lassen, braucht man ja keine Kenntnis von Hortfunden, Gräbern, Opfern und Siedlungsstratigraphien erwarten.
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mark793,
Freitag, 12. Februar 2010, 00:47
@netbitch: Du weißt, dass die 666 prominent mit den drei langen Doppelstrichen im UPC/EAN-13-Barcode einkodiert ist? ;-))
Mehr als die Historie und ihre Aufarbeitung würde mich ja interessieren, wo er denn die Grenze ziehen will, ab welcher der Kontrollverlust über die eigenen Daten zum echten Problem wird. Ich finds ehrlich gesagt latent leichtsinnig bis gefährlich, so zu tun, als wären diesbezügliche Bedenken größtenteils nur Phantomschmerzen, von denen wir uns besser heute als morgen verabschieden und dabei auch noch ichweißnichtwas zu gewinnen hätten.
Immerhin hat das Bundesverfassungsgericht das Recht auf informationelle Selbstbestimmung ja mal festgeschrieben, und da muss schon mehr kommen als ein leidenschaftlicher Mikroblogger aus dem Umfeld des binären Böhmentums, um mich davon zu überzeugen, dass wir dieses Grundrecht, weil es eh schon ausgehöhlt ist, getrost in der Pfeife rauchen sollten.
Mehr als die Historie und ihre Aufarbeitung würde mich ja interessieren, wo er denn die Grenze ziehen will, ab welcher der Kontrollverlust über die eigenen Daten zum echten Problem wird. Ich finds ehrlich gesagt latent leichtsinnig bis gefährlich, so zu tun, als wären diesbezügliche Bedenken größtenteils nur Phantomschmerzen, von denen wir uns besser heute als morgen verabschieden und dabei auch noch ichweißnichtwas zu gewinnen hätten.
Immerhin hat das Bundesverfassungsgericht das Recht auf informationelle Selbstbestimmung ja mal festgeschrieben, und da muss schon mehr kommen als ein leidenschaftlicher Mikroblogger aus dem Umfeld des binären Böhmentums, um mich davon zu überzeugen, dass wir dieses Grundrecht, weil es eh schon ausgehöhlt ist, getrost in der Pfeife rauchen sollten.
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amelia,
Freitag, 12. Februar 2010, 01:03
Ich kann den Text, auf den hier angespielt wird, leider nicht finden, obwohl ich sonst ganz gut darin bin, solche Dinge zu googlen...
Auf jeden Fall gibt es ja Leute, die sagen, dass es so, wie es heute ist, wirklich nicht sein müsste. Sprich, wenn man schon seine Daten ins Internet stellen will, könnte man auch seinen privaten Server betreiben und all seine E-Mails, Twitter-Feeds, Profile, Blogeinträge und was auch immer dort ablegen, anstatt so etwas den Rechnern von Facebook, Google und Co. anzuvertrauen, die pro Person im Grunde auch nur eine lächerlich kleine Rechen- und Speicherkapazität zur Verfügung stellen. Dann könnte man es zumindest jederzeit löschen, und es wird schwieriger für Dritte, sich den Gesamtbestand an Daten zu beschaffen. Technisch halte ich das durchaus für möglich, es versucht nur kaum jemand richtig, weil halt nicht viel dran verdient werden kann.
Google z.B. ist ja via E-Mail und Suchhistorie ohnehin schon recht gut über die meisten von uns informiert. Die Datenspur, die viele von uns durch EC-Karten, Payback, Handygebrauch etc. hinterlassen, kommt noch obendrauf.
"Das Internet" müsste wohl nicht zwangsläufig so sein, wie es heute ist.
Auf jeden Fall gibt es ja Leute, die sagen, dass es so, wie es heute ist, wirklich nicht sein müsste. Sprich, wenn man schon seine Daten ins Internet stellen will, könnte man auch seinen privaten Server betreiben und all seine E-Mails, Twitter-Feeds, Profile, Blogeinträge und was auch immer dort ablegen, anstatt so etwas den Rechnern von Facebook, Google und Co. anzuvertrauen, die pro Person im Grunde auch nur eine lächerlich kleine Rechen- und Speicherkapazität zur Verfügung stellen. Dann könnte man es zumindest jederzeit löschen, und es wird schwieriger für Dritte, sich den Gesamtbestand an Daten zu beschaffen. Technisch halte ich das durchaus für möglich, es versucht nur kaum jemand richtig, weil halt nicht viel dran verdient werden kann.
Google z.B. ist ja via E-Mail und Suchhistorie ohnehin schon recht gut über die meisten von uns informiert. Die Datenspur, die viele von uns durch EC-Karten, Payback, Handygebrauch etc. hinterlassen, kommt noch obendrauf.
"Das Internet" müsste wohl nicht zwangsläufig so sein, wie es heute ist.
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tucholskyfuerarme,
Freitag, 12. Februar 2010, 02:41
Amelia, falls ich Ihnen helfen darf:
Schauen Sie mal nach "Kontroll-Verlust" bei der führenden liberal-konservativen Nachrichtenseite im Internet...
Und zum Post vom verehrten Don:
"Gute Freunde Kann Niemand Trennen ..."
;-)
Schauen Sie mal nach "Kontroll-Verlust" bei der führenden liberal-konservativen Nachrichtenseite im Internet...
Und zum Post vom verehrten Don:
"Gute Freunde Kann Niemand Trennen ..."
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paradoxus,
Freitag, 12. Februar 2010, 09:33
Kultur"wissenschaft" (mit Kultur"geschichte" hat das nicht zwangsläufig das geringste zu tun, eher damit, wie man sich als Kulturnutte an den meistbietenden Freier verscherbelt) an der Uni Lüneburg... was soll man da erwarten? Außer, dass er naturgemäß noch "Doktorand" ist und in Web 2.0 macht.
Die FAZ-Blogs werden beliebig.
Die FAZ-Blogs werden beliebig.
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mark793,
Freitag, 12. Februar 2010, 10:37
@paradoxus:
Dieses Schnellgerichtsurteil nach dem ersten Posting scheint mir doch ein wenig, wie soll ich sagen, unsubstanziell (zumal wenn man aus dem Off kommentiert und keine beeindruckenderen akademischen Credentials von renommierteren Hochschulen und Forschungseinrichtungen auf den Tisch legt).
Ich finde das Projekt, so wie es sich bisher präsentiert, inhaltlich zwar problematisch, aber mit Sicherheit nicht von vorn herein uninteressant.
Ich finde das Projekt, so wie es sich bisher präsentiert, inhaltlich zwar problematisch, aber mit Sicherheit nicht von vorn herein uninteressant.
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don ferrando,
Freitag, 12. Februar 2010, 11:01
@mark793
bitte illuminieren Sie mich.
Was ist binäres Böhmentum ???
Was ist binäres Böhmentum ???
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paradoxus,
Freitag, 12. Februar 2010, 12:52
@mark793
Eine unsachliche Spitze gegen die "Kulturwissenschaften" der Uni Lüneburg kann ich mir einfach nicht verkneifen. Der Einwand ist völlig korrekt und geschenkt (ich lege auch nichts auf den Tisch, weil ich Arbeit und Netz trennen möchte). Ansonsten aber bleibe ich dabei: Der Blog-Post ist beliebig, er könnte genauso gut auf dem privaten Blog des Autors stehen. Die vertretenen Thesen sind weder originell, noch sonderlich gut durchdacht oder gar nur gut geschrieben, glänzen aber durch manch schrägen Vergleich und ein paar wilde Behauptungen (zur Komplexität, zu den Transaktionskosten, zur Vergleichbarkeit von prä-historischer Forschung mit Data-Mining der Gegenwart) und ist manchmal naiv. Und es passt leider in ein Umfeld, wo inzwischen für mich zu fleissig über DB-Verspätungen und Abofallen geschrieben wird. (Thomas Strobl fehlt mir, sehe ich gerade.)
Denn ich denke, die Frage, die der Autor stellt ist vollkommen richtig und viel zu wichtig, um sie im ICE-Bordrestaurant auch nur anzureißen: Wie gehen wir damit um, dass das Internet seine Utopie, idealerweise ein Gleichgewicht zwischen der Freiheit des Einzelnen und dem Wissen repressiver Strukturen herzustellen, nicht erfüllen konnte. Sondern die im Internet gegebenen Entfaltungsmöglichkeiten des Einzelnen umgeschlagen sind in ein mehr an repressiven Möglichkeiten des Staates. Vielleicht sollte man bei solchen Fragen erstmal lieber zu Foucault greifen als sich bei Sascha Lobos fröhlicher Datenpromiskuität zu bedienen.
Denn ich denke, die Frage, die der Autor stellt ist vollkommen richtig und viel zu wichtig, um sie im ICE-Bordrestaurant auch nur anzureißen: Wie gehen wir damit um, dass das Internet seine Utopie, idealerweise ein Gleichgewicht zwischen der Freiheit des Einzelnen und dem Wissen repressiver Strukturen herzustellen, nicht erfüllen konnte. Sondern die im Internet gegebenen Entfaltungsmöglichkeiten des Einzelnen umgeschlagen sind in ein mehr an repressiven Möglichkeiten des Staates. Vielleicht sollte man bei solchen Fragen erstmal lieber zu Foucault greifen als sich bei Sascha Lobos fröhlicher Datenpromiskuität zu bedienen.
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donalphons,
Freitag, 12. Februar 2010, 13:18
Ja, der Abgang von Strobl war ein harter Schlag. Ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube, wenn ich sage, dass meine Idealvorstellung von Feuilleton irgendwie schöngeistig ist, und nicht die Berliner Genitalreiberei auf Gegenseitigkeit.
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mark793,
Freitag, 12. Februar 2010, 13:55
@paradoxus:
Der Einwand, dass es für Einlassungen dieser Sorte und Gewichtsklasse die FAZ-Blogbühne nicht zwingend gebraucht hätte, ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Ich sage auch nicht, dass man jetzt frohgemut sein "Lettre International"-Abo und die Newsletter vom CCC kündigen sollte, weil hier das neue Must-Read-Metablog entsteht oder gar die Fortsetzung der "Fackel" oder "Weltbühne" mit digitalen Mitteln.
Man kann es der Veranstaltung als Mangel ankreiden, dass dort nicht ständig auf Foucault (oder gerne auch Platons Höhlengleichnis, die Monadenlehre oder einen beliebten philosophisch-tiefgründigen Topos Ihrer Wahl) Rekurs genommen wird. Nach meinem Empfinden wird dieser Mangel aber durchaus ein wenig kompensiert durch die Tatsache, dass der Verfasser dieses unbedingte digitale Dasein tatsächlich versucht zu leben. Und wenn ich sage, dass ich das potenziell spannend (oder im Spock'schen Sinne "faszinierend") finde, dann meine ich damit bestimmt nicht "nachahmenswert" oder "wow, toll".
Könnte doch sein, dass der eigentliche Wert dieses vorgelebten Beispiels in seinem Abschreckungspotenzial für die analoge Allgemeinheit liegt, oder? ;-)
Man kann es der Veranstaltung als Mangel ankreiden, dass dort nicht ständig auf Foucault (oder gerne auch Platons Höhlengleichnis, die Monadenlehre oder einen beliebten philosophisch-tiefgründigen Topos Ihrer Wahl) Rekurs genommen wird. Nach meinem Empfinden wird dieser Mangel aber durchaus ein wenig kompensiert durch die Tatsache, dass der Verfasser dieses unbedingte digitale Dasein tatsächlich versucht zu leben. Und wenn ich sage, dass ich das potenziell spannend (oder im Spock'schen Sinne "faszinierend") finde, dann meine ich damit bestimmt nicht "nachahmenswert" oder "wow, toll".
Könnte doch sein, dass der eigentliche Wert dieses vorgelebten Beispiels in seinem Abschreckungspotenzial für die analoge Allgemeinheit liegt, oder? ;-)
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paradoxus,
Freitag, 12. Februar 2010, 14:25
@mark793
Ich bin der letzte, der fordert, Blogs mit Fußnoten und halbverdautem Zitatenschatz anzureichern :-) Mir ging es darum, dass der Autor nur in Ansätzen ein Bewußtsein dafür zu besitzen scheint, wie problematisch "das Internet" inzwischen geworden ist. Und dass er diese Ansätze sofort zugunsten von fröhlich postulierten "Naturgesetzen" (so ein Blödsinn) und schmackhaften Utopien aufgibt. Foucault nannte ich, weil es zum Rüstzeug gehört, und nicht zum Zitieren, sondern um sich ein Bewußtsein dafür abzuholen, was man problematisieren kann. Im Sinne von "Systeme brauchen Probleme" (wohl von Schwanitz, der vor seinem Tode intensiv Luhmann las) und das gilt auch für Wissenschaft. Es wäre dumm, dahinter zurück zu gehen.
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mark793,
Freitag, 12. Februar 2010, 15:34
@paradoxus:
Guter Punkt, aber zumindest sehe ich eine Restchance, dass der Diskurs (so er denn dort entsteht und auch gepflegt wird) diese Leerstellen im Überbau vielleicht teilweise zu stopfen vermag.
Ich will da keine vorschnellen und unpassenden Vergleiche zu den "Stützen der Gesellschaft" anstellen, aber da geht es ja auch nicht um sozioempirisch abgesicherte Befunde über eine bestimmte Gesellschaftsschicht, die man permanent mit Marx, Klassenkampf und Ausbeutung abgleichen müsste (wenngleich die entsprechenden Anspielungen ja immer wieder vorhanden sind).
Den eigentlichen Reiz an der Sache macht (zumindest für mich) doch das Anekdotische aus und nicht das Empirische oder Metatheoretische. So wie Don Alphonso interessante Einblicke in die Befindlichkeiten der besseren Gesellschaft liefert, kann Michael Seemann den FAZ.net-Lesern vielleicht Einblicke in die Mentalität bestimmter Provinzen Digitaliens (etwa das binäre Protektorat Böhmen und Mähren ;-)) ermöglichen - und wenns nur dem abschreckenden Beispiel dient, dann wäre es ja auch nicht ganz vergebens.
Ich will da keine vorschnellen und unpassenden Vergleiche zu den "Stützen der Gesellschaft" anstellen, aber da geht es ja auch nicht um sozioempirisch abgesicherte Befunde über eine bestimmte Gesellschaftsschicht, die man permanent mit Marx, Klassenkampf und Ausbeutung abgleichen müsste (wenngleich die entsprechenden Anspielungen ja immer wieder vorhanden sind).
Den eigentlichen Reiz an der Sache macht (zumindest für mich) doch das Anekdotische aus und nicht das Empirische oder Metatheoretische. So wie Don Alphonso interessante Einblicke in die Befindlichkeiten der besseren Gesellschaft liefert, kann Michael Seemann den FAZ.net-Lesern vielleicht Einblicke in die Mentalität bestimmter Provinzen Digitaliens (etwa das binäre Protektorat Böhmen und Mähren ;-)) ermöglichen - und wenns nur dem abschreckenden Beispiel dient, dann wäre es ja auch nicht ganz vergebens.
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amelia,
Freitag, 12. Februar 2010, 15:46
Wie er die Ideen eines Padeluun einfach als nicht realisierbar abtut, ohne das im Einzelnen zu begründen, hat mich aber schon irritiert. Klar gibt man immer ein Stück seiner Privatsphäre preis, wenn man Informationen über sich selbst im Internet verbreitet. Aber dass einzelne Unternehmen die kompletten Datensätze von Millionen von Usern kontrollieren, einschließlich umfangreicher Serverstatistiken, die vermutlich erheblich mehr über unser Verhalten verraten, als wir uns das je träumen lassen, das muss so nicht zwingend sein. Technisch wäre es in Zeiten von DSL und Mac-Mini-Servern vermutlich überhaupt kein Problem, wenn z.B. jeder sein eigener Webhoster würde.
Dass uns Facebook, Twitter, GMail und Co. als einzig realistische Alternative vorgeführt werden, um im Internet zu kommunizieren und die Vorteile des "neuen Zeitalters" zu nutzen, hat nach meinem Eindruck schon einiges mit den kommerziellen Interessen zu tun, die dahinter stecken. Es kommt mir ungefähr so überzeugend vor wie die Argumentation der Kernkraftlobby, das es keine Alternative gebe, um den Energiebedarf zu decken.
Dass uns Facebook, Twitter, GMail und Co. als einzig realistische Alternative vorgeführt werden, um im Internet zu kommunizieren und die Vorteile des "neuen Zeitalters" zu nutzen, hat nach meinem Eindruck schon einiges mit den kommerziellen Interessen zu tun, die dahinter stecken. Es kommt mir ungefähr so überzeugend vor wie die Argumentation der Kernkraftlobby, das es keine Alternative gebe, um den Energiebedarf zu decken.
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paradoxus,
Freitag, 12. Februar 2010, 16:20
@mark793
Ja gut, aber das mit den Anekdoten würde mich jedenfalls nicht sehr interessieren. Es ist doch so, dass sich 90%+ der Web2.0-Evangelisten in Dtl. auf diesem Niveau "Ich war auf Konferenz xyz und habe abc getroffen und Technik/Handy/Pad efg benutzt" bewegen. Da muss die FAZ nicht noch ein Befindlichkeitsblog hinterher schieben, das zudem eher unflott und knarrzend geschrieben ist (vgl. mit DA und den Stützen, die ich manchmal nur der Form, nicht des Inhalts halber lese).
Aber völlig richtig, vielleicht wird das noch (also ab rein in den RSS-Reader ;-)
@amelia Genau! Und man muss doch kein Marxist sein, um mal die ökon. Interessen hinter dem ganzen Web-Gedöns (das ich zB täglich nutze) zu analysieren. Die techn. Infrastruktur auf Ebene 1 (des OSI-Modells) entsteht nicht aus Altruismus. Sowas flott und für interessierte Laien fasslich aufzubereiten (ohne in Erweckungsphantasien oder apokalyptischen Kitsch a la "Unser Hirn schmilzt" zu verfallen), das wäre mal was. Aber halt vielleicht eher für die P-Version der FAZ :-)
Aber völlig richtig, vielleicht wird das noch (also ab rein in den RSS-Reader ;-)
@amelia Genau! Und man muss doch kein Marxist sein, um mal die ökon. Interessen hinter dem ganzen Web-Gedöns (das ich zB täglich nutze) zu analysieren. Die techn. Infrastruktur auf Ebene 1 (des OSI-Modells) entsteht nicht aus Altruismus. Sowas flott und für interessierte Laien fasslich aufzubereiten (ohne in Erweckungsphantasien oder apokalyptischen Kitsch a la "Unser Hirn schmilzt" zu verfallen), das wäre mal was. Aber halt vielleicht eher für die P-Version der FAZ :-)
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charon,
Freitag, 12. Februar 2010, 21:34
@amelia: ich wuerde sagen, gerade mit dem vergleich voll ins schwarze getroffen. das haeusliche minikraftwerk ist seit 20 jahren technisch realisierbar, aber es ist eben nicht erwuenscht bzw. nur erwuenscht, wenn die anbieter (volkswagen & lichtblick) eigentuemer bleiben und damit die kontrolle behalten. den miniserver wird es ausserhalb der raeumlichkeiten einzelner genialer bastler auf absehbare zeit nicht geben. um so wichtiger bleiben zugriffs- und verwertungsregulierung und die entscheidungsfreiheit des einzelnen zur nichtteilnahme an so manchem spuk.
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bironium,
Samstag, 13. Februar 2010, 16:54
es scheint so als ob menschen p2p bevorzugen wenn sich die moeglichkeit ergibt. als napster tot war hat das niemanden gejuckt, bald danach kamen ja haufenweise p2p loesungen. und bald (so in 10 jahren, spaetestens) hammwa alle IPv6. dann koennen wir alle gut selber servern. dann sind facebook gmail und co tot. das kapieren die spinner einfach nicht. der trend ist von vielen usern auf grossen computern einfach zu vielen kleinen computern pro user. schon seit anbeginn der computergeschichte. und das wird auch ausgenutzt.
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mark793,
Samstag, 13. Februar 2010, 18:14
@bironium:
Sicher, dass Du tatsächlich "Menschen" meinst und nicht nur "Nerds" und "Geeks"? ;-) Die meisten Menschen in meinem Umfeld (inklusive meiner bescheidenen Wenigkeit) haben mit p2p allenfalls rudimentäre Erfahrungen und bislang auch nur sehr begrenzten Ehrgeiz, selber zu servern.
Aber nicht etwa, weil das was schlechtes wäre, es ist nur eine Lösung für Probleme, welche den meisten so gar nicht als solche aufstoßen. Ich weiß nicht, ob ich den Tag erlebe, an dem meine Frau sagt, Schatz, konfiguriere mir doch mal schnell nen Server, ich will mein ganzes Facebook-, Twitter- und businessrelevantes Blackberry-Zeug jetzt in die Tonne kloppen zugunsten einer p2p-Lösung.
Aber nicht etwa, weil das was schlechtes wäre, es ist nur eine Lösung für Probleme, welche den meisten so gar nicht als solche aufstoßen. Ich weiß nicht, ob ich den Tag erlebe, an dem meine Frau sagt, Schatz, konfiguriere mir doch mal schnell nen Server, ich will mein ganzes Facebook-, Twitter- und businessrelevantes Blackberry-Zeug jetzt in die Tonne kloppen zugunsten einer p2p-Lösung.
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