Fern grauer Städte Mauern
Ihr müsst jetzt sehr stark sein.
Ich war letzte Woche in Frankfurt noch vor dem sog. Kälteeinbruch, und ich weiss, wie sich das am Morgen der Polarluft in der Stadt anfühlte. Es war eisig kalt, ich fröstelte, ich schniefte, es war sonnig, ich hatte einen sehr schönen Abend hinter mir, und trotzdem war es, als hätte man mir Blei an die Füsse gehängt und Kleber in die Gelenke gespritzt. Man hält das eine Weile aus, aber auf Dauer, nach hundert Schritt, will man zurück in die Wohnung. Tu nicht so, schnauzt man sich an, es sind nur ein paar Meter und 2 Grad unter Null. Und dennoch, man wünscht sich den Frühling.
Hier am Tegernsee sind es üppige minus 6 Grad und 30 Zentimeter Neuschnee. Es ist wirklich kalt. Es ist wieder tiefster Winter. Juchee! Es ist wieder Winter! Winter, das ist kalt, sehr kalt, aber angenehm kalt, man muss sich nur bewegen, und in die Landschaft schauen.
Keine finsteren Gassen und keine arroganten Türme, durch die der Wind heult, die Kälte kitzelt in der Nase, aber sie ist rein, pur, ohne Abgase und Lärm, und alles erstrahlt in jenem frischen Weiss, das sich hier 30 Zentimeter dick auf den Zauberwald gelegt hat.
Später dann auch in Blau in den Schatten und Rosa im Abendlicht. Zu spät bin ich angekommen, zu spät losmarschiert, es reicht nicht mehr für den Gipfel, denn der neue Rodel ist viel zu schwer, um leichtfüssig hinauf zu eilen. Aber warum schnell sein, wenn die Schönheit den Wanderer in jedem Augenblick umfängt.
Dann geht es wieder hinab ins abendliche Tal, hinein in das Licht, das über dem satten, kalten und pulvrigen Weiss liegt, das auffliegt und alles bedeckt und, und, im Gesicht erst geschmolzen und dann durch den eisigen Fahrtwind frierend, in der Haut piekst, bis einen der nächste Sonnenstrahl ergreift.
In den Städten mögen sie maulen und keifen und in ihrer Twitter-Timeline ihre Follower beröcheln, aber hier oben, allein am Berg im Licht auf dem Weiss, da kann man sich kaum Schöneres vorstellen als den Bergwinter, diese eisige Göttin aus dem Zauberwald und ihren Millionen kleinen Eiskristallfeen, die durch die Luft flirren. In der Stadt ist der Winter wie Sterben, auch wenn man vegetiert. Hier am Berg kann einen das Wetter umbringen, aber man lebt. Und wie.
Aber das versteht keiner, der immer nur über Bildschirm und Handy gebeugt anderen erzählt, dass er etwas tut, das nur mit etwas gutem Willen wie Leben aussieht.
Ich war letzte Woche in Frankfurt noch vor dem sog. Kälteeinbruch, und ich weiss, wie sich das am Morgen der Polarluft in der Stadt anfühlte. Es war eisig kalt, ich fröstelte, ich schniefte, es war sonnig, ich hatte einen sehr schönen Abend hinter mir, und trotzdem war es, als hätte man mir Blei an die Füsse gehängt und Kleber in die Gelenke gespritzt. Man hält das eine Weile aus, aber auf Dauer, nach hundert Schritt, will man zurück in die Wohnung. Tu nicht so, schnauzt man sich an, es sind nur ein paar Meter und 2 Grad unter Null. Und dennoch, man wünscht sich den Frühling.
Hier am Tegernsee sind es üppige minus 6 Grad und 30 Zentimeter Neuschnee. Es ist wirklich kalt. Es ist wieder tiefster Winter. Juchee! Es ist wieder Winter! Winter, das ist kalt, sehr kalt, aber angenehm kalt, man muss sich nur bewegen, und in die Landschaft schauen.
Keine finsteren Gassen und keine arroganten Türme, durch die der Wind heult, die Kälte kitzelt in der Nase, aber sie ist rein, pur, ohne Abgase und Lärm, und alles erstrahlt in jenem frischen Weiss, das sich hier 30 Zentimeter dick auf den Zauberwald gelegt hat.
Später dann auch in Blau in den Schatten und Rosa im Abendlicht. Zu spät bin ich angekommen, zu spät losmarschiert, es reicht nicht mehr für den Gipfel, denn der neue Rodel ist viel zu schwer, um leichtfüssig hinauf zu eilen. Aber warum schnell sein, wenn die Schönheit den Wanderer in jedem Augenblick umfängt.
Dann geht es wieder hinab ins abendliche Tal, hinein in das Licht, das über dem satten, kalten und pulvrigen Weiss liegt, das auffliegt und alles bedeckt und, und, im Gesicht erst geschmolzen und dann durch den eisigen Fahrtwind frierend, in der Haut piekst, bis einen der nächste Sonnenstrahl ergreift.
In den Städten mögen sie maulen und keifen und in ihrer Twitter-Timeline ihre Follower beröcheln, aber hier oben, allein am Berg im Licht auf dem Weiss, da kann man sich kaum Schöneres vorstellen als den Bergwinter, diese eisige Göttin aus dem Zauberwald und ihren Millionen kleinen Eiskristallfeen, die durch die Luft flirren. In der Stadt ist der Winter wie Sterben, auch wenn man vegetiert. Hier am Berg kann einen das Wetter umbringen, aber man lebt. Und wie.
Aber das versteht keiner, der immer nur über Bildschirm und Handy gebeugt anderen erzählt, dass er etwas tut, das nur mit etwas gutem Willen wie Leben aussieht.
donalphons, 20:37h
Sonntag, 7. März 2010, 20:37, von donalphons |
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arboretum,
Montag, 8. März 2010, 10:40
Der Kälteeinbruch im Rhein-Main-Gebiet währte nur kurz, am nächsten Tag war der Schnee schon wieder weg. Die Vögel haben sich davon eh nicht zum Schweigen bringen lassen, die sangen trotzdem. Und die Sonne scheint hier auch.
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donalphons,
Montag, 8. März 2010, 10:43
Dann hat ja jeder, was er will - ich jedenfalls gehe jetzt dann rodeln.
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sprachgitter,
Montag, 8. März 2010, 10:47
Was für eine Pracht! Wundervolle Bilder!
Erinnern mich an meine Kindheit in einer bergigen Gegend.
Rodeln Sie gut!
Erinnern mich an meine Kindheit in einer bergigen Gegend.
Rodeln Sie gut!
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don ferrando,
Montag, 8. März 2010, 11:23
Sicherlich ist der Bergwinter schöner, als jener in der Stadt.
Aber es wird Zeit, daß er endet.
Wie schön sind doch safrige Weiden mit Gänseblümchen, gemütlich weidende Kühe und Tee und Prinzregententorte auf der Terrasse!
Aber es wird Zeit, daß er endet.
Wie schön sind doch safrige Weiden mit Gänseblümchen, gemütlich weidende Kühe und Tee und Prinzregententorte auf der Terrasse!
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betablogg,
Montag, 8. März 2010, 11:48
...kaum 20 km von FFM entfernt gab es ebenfalls reichlich Neuschnee, und man kann noch wunderbar schlittenfahren und die klare Bergluft genießen...
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egghat,
Montag, 8. März 2010, 11:55
Da erfriert doch nur der Bärlauch ;-)
Dümmste Ausrede gegen den Winter ever ...
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sephor,
Montag, 8. März 2010, 13:34
Och nö...
...gegen den strahlenden Sonnenschein in einem bezaubernden kleinen Café unterhalb Sacré-Coeur hätte ich gestern nicht tauschen wollen...
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doloris,
Montag, 8. März 2010, 14:33
Das Geröchel vom Berg herunter: "Ihr, Ihr ohne Rodel und überhaupt, lebt doch nicht!" wird allmählich aber auch fade. Ohne Handy und Bildschirm, nur mal so von Mensch zu Mensch: Nichts gegen einen schönen Bergwinter, aber auch in der Stadt lebt es sich bei Sonnenschein und Schneegeglitzer wunderbar. (Okay zugestanden, bei Frankfurt habe ich auch so meine Zweifel.) Vielleicht finden Sie ja - hoffentlich bald - mal wieder ein spannendes Thema, über das man sich vorzüglich echauffieren kann. Oder es wird einfach mal Frühling.
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donalphons,
Montag, 8. März 2010, 16:16
Und ich dachte immer, Bayern wären kleingeistig und verbohrt, wenn es um Anderes geht.
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doloris,
Montag, 8. März 2010, 16:27
@ che:
Es geht doch nicht um Gegenden dissen, mir ging's um das sich hier ständig wiederholende: "Ihr Stadtmenschen lebt doch gar nicht."
Und das durch die norddeutsche Tiefebene von der Schönheit derselben krawehlt wird, ist auch eher unwahrscheinlich bei der Verstocktheit des Menschenschlages dort.
Es geht doch nicht um Gegenden dissen, mir ging's um das sich hier ständig wiederholende: "Ihr Stadtmenschen lebt doch gar nicht."
Und das durch die norddeutsche Tiefebene von der Schönheit derselben krawehlt wird, ist auch eher unwahrscheinlich bei der Verstocktheit des Menschenschlages dort.
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che2001,
Montag, 8. März 2010, 16:54
Also, abgesehen davon, dass viele Leute, mit denen ich so durch die norddeutsche Tiefebene ziehe, aus Kurdistan oder Libanon stammen und sich eher durch jene orientalische Emotionalität auszeichnen, neben der Italiener emotional gebremst erscheinen würden, abgesehen davon ist das keine Verstocktheit, sondern Coolness und Nonchalance. Die Hansestädte haben einen gemeinsamen Mentalitätshorizont mit Dänemark, den Niederlanden und Großbritannien, Bayern mit Tirol, Salzburg und Böhmen, teils auch Norditalien.
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c17h19no3,
Dienstag, 9. März 2010, 00:16
da bekomme ich gleich wieder sehnsucht nach den wäldern und wiesen meiner heimat. hamburg im winter stinkt. noch mehr als im sommer. man ist ganz eingesperrt in nicht abziehen wollende autoabgase.
den süden gibts erst ostern wieder. wie ich mich freue, schon jetzt.
den süden gibts erst ostern wieder. wie ich mich freue, schon jetzt.
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bironium,
Dienstag, 9. März 2010, 04:29
was ist das denn für ne summenformel? stickstoffgrupe, irgendwas brisantes?
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