Die Via Mala

hat ihren nicht wirklich netten Namen vom schlimmen Zustand des Saumpfades beim Anstieg von Chur auf den San Bernardino. Selbst auf der modernen Strasse mit ihren Tunnels und Brücken ahnt man immer wieder, was für ein Elend dieser Weg in früheren Zeiten gewesen sein muss - und diese Zeiten sind noch keine 100 Jahre her. Heute ist es eine bequeme Art, um nach Italien zu kommen, man muss nicht mehr wie ein Fuhrmann essen, ein letzter Rest vom Datschi reicht völlig aus.



Weniger angenehm sind die Temperaturen. Die Schweiz ist ein einziger Kühlschrank, überall Schnee auf den Bergen und dichte Wolken am Himmel, die Bäume tragen Herbst und die Strassen zu viele Baustellen. Ein grimmiges Land. Ich werde damit einfach nicht warm. Es sind nicht die Preise oder die Menschen, es ist einfach die Bedrückung. Die Schweiz, das ist mir zu viel Berg, und vor allem, zu naher Berg. Das geht für ein paar Tage, aber weniger wäre angenehm. Es sollte ein klein wenig lieblich sein. Ist es aber nicht.



Dann geht es hinauf in das Reich des Schneekönigs, es ist wirklich Winter auf der Passhöhe, und dann der Tunnel, durch den angeblich auch Zugvögel ziehen, Dunkelheit, ein Lichtschein nach ein paar Kilometer, und dann der Durchbruch auf die Südseite der Alpen, im Tessin. Es ist, als sei man in einem anderen Land, als könne der Winter mit seinen Dämonen nicht folgen, als sei der Kälte die Luft ausgegangen. Oben ist immer noch Schnee, aber unten ist es Spätsommer.



Und so bleibt es auch bis Monza und Mantua. Jedes Mal, wenn ich diese Strecke fahre, überlege ich, ob ich Mailand ansteuern soll. Jedes Mal auf der Tangentiale, inmitten von Industrie und Dreck, lasse ich es bleiben. Statt dessen der Domschatz, ein Delikatessenladen und ab nach Mantua, zur üblichen Basis für weitere Unternehmungen.

Mittwoch, 29. September 2010, 01:51, von donalphons | |comment

 
Nahe der Via Mala liegt ja nun auf der Strecke der Isla Bella Tunnel (vielleicht der auf dem Photo). Das hört sich doch ganz versöhnlich an.
Sind Sie übrigens durch den San Bernadino Tunnel oder über die Passhöhe gefahren? Das wird nicht so klar aus dem Text, da Sie von Tunnel und Passhähe schreiben.
Der Ort San Bernadino auf der Südseite liegt übrigens noch in Grischun. Das Tessin beginnt erst viel weiter unten!
Weiterhin schöne Tage wünscht DF!

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Und ich dachte, das Tessin gehört auch zur scheußlichen Schweiz?

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@Damenwahl:

Organisatorisch vielleicht, gefühlt definitiv nicht.

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Iß eine Portion hausgemachte Pasta für mich mit ;-) Viel Spass.

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Ich habe - der Domschatz in Monza hat nicht lange auf, und um Mailand herum war der übliche Stau - den Tunnel genommen. Und durch den Übergang im Tunnel merkt man den Unterschied besonders deutlich.

Man darf nicht vergessen, dass das Tessin Beuteschweiz ist.

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Tessin Beuteschweiz: Ob das den Unterschied ausmacht? Ist ja immerhin auch schon 500 bis 600 Jahre her. Ich würde es auf den kurzen Begriff "Alpenhauptkammsüdseite" bringen! Gleicher Effekt wie in Südtirol (und, ja, auch Kärnten).

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"Jedes Mal auf der Tangentiale, inmitten von Industrie und Dreck, ..."

Städtebau in Italien, speziell rund um die alten Städte, folgt keiner Planung, er gleicht von der Vorgehensweise eher einem streuenden Krebsgeschwür.

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Man fragt sich, wie aus Vorfahren, die ganz anders konnten, so etwas werden konnte.

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Der Süden
hat´s halt besser :-(

Grüße aus dem Kühlschrank (8 Grad) Ostschweiz

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Oh. Ich merke gerade, dass ich ein leichtes Jacket ger nicht brauche, wenn ich jetzt gleich nach Mantua radle. In der Sonne ist es sogar knallheiss hier, locker 25 Grad.

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25 Grad? Sonne?
Beneidenswert. Hier hat es Hochwasseralarm und weil das alleine nicht reicht, habe ich gestern eine Schraube am Campagnolo-Schaltwerk abgebrochen.

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Hier waren es heute morgen 3,4°. Immerhin +...

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Na, dafür muss ich hier als Panninitester arbeiten. Und inzwischen schwitze ich ziemlich. Das ist auch nicht perfekt.

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