Dschurnalißmus auf sächseisch

Früher war es das "Rote Kloster", heute halt der übliche Schmarrn des Blödsinns einer Ausbildung zu einem Beruf, der vollkommen zurecht vor die Hunde geht, in einer Stadt, die schon am Ende ist. Und weil ich mal so doof war, einer Einladung dorthin zu folgen, ohne genauer zu schauen, was für ein Laden das ist, hatte ich nicht nur das begrenzte Vergnügen, ein paar aufgeblasene Studenten und einen peinlichen Veranstalter kennenzulernen, der ungefragt Bilder machte und ins Internet stellte - ich mein, so was arbeitet in einem Medienstudiengang - sondern auch bei deren Kooperationspartner auf dem Presseverteiler zu landen. Seit ein paar Monaten versuche ich da vergeblich wieder runterzukommen - vielleicht, weil man sich im Anjatanjaismus der Leipzig School of Media nur des Englischen und Sächsischen, aber nicht mehr meiner Sprache bedient. Aber vielleicht ist es gar nicht mal so dumm, das öffentlich zu machen, was der Schleimsaftladen in meine Account spamt - damit die werte Leserschaft mitbekommt, wie man heute kommuniziert, wenn man nichts zu sagen hat:

Erfolgreicher Semesterstart an der Leipzig School of Media

Erstes Lehrwochenende des neuen Studienjahres auf dem Mediencampus

Leipzig, 25. Oktober 2010 – Am vergangenen Donnerstag haben 29 Studenten ihr Studium an der Leipzig School of Media aufgenommen – so viele wie nie zuvor in der Geschichte der School.

Den Auftakt hatte am Mittwoch die feierliche Semestereröffnung gebildet. Im Rahmen der Feierstunde wurden die Absolventen des Jahrgangs 2007 verabschiedet und die neuen Studierenden der Masterstudiengänge "Crossmedia Publishing", "Content & Media Engineering", "Corporate Publishing" und "New Media Journalism" immatrikuliert. Die Festrede des Abends hielt die bekannte Fernsehmoderatorin Astrid Frohloff.("Kontraste"). Vorstandsmitglied Andreas Koch begrüßte die neuen Studierenden im Namen der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig.

Gäste des Abends waren u.a. die Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Leipzig Nord, Bettina Kudla (CDU), der Rektor der Universität Leipzig, Prof. Dr. Franz Häuser, und der Geschäftsführer des Gesamtverbandes Kommunikationsagenturen (GWA), Ralf Nöcker.

"Das erste Lehrwochenende war im gleichen Maße anstrengend wie interessant. Alles in allem sehe ich das Studium als einen Weg, um mich – neben der täglichen Arbeit – weiterzuentwickeln und den neuen Herausforderungen der digitalen Lebenswelt stellen zu können. Hoffe sehr, dass mir dies gelingt", sagt Judith Fuhrmann, Erstsemester im Studiengang "Content & Media Engineering".

Festrednerin Astrid Frohloff nannte die Wahl des Studiums an der Leipzig School of Media "eine kluge Entscheidung in einer sich rasant wandelnden Medienwelt".


Wenn sowas Master ausspuckt, ist es Zeit für die Servants, die Höhe der Laternenmasten auszumessen. Da kann man wirklich nur hoffen, dass sich die Medienwelt schleunigst zu einem Armageddon wandelt, damit solche Leute das kriegen, was sie verdienen: 600 Euro im Monat für 60 Stunden die Woche, immer nur ein halbes Jahr Kaffeeschubsen und Mailverteiler pflegen. Wer zum Teufel stellt Leute aus einer Klitsche ein, die als "School of Media" so einen Dreck zu kommunzieren wagt?

Mittwoch, 27. Oktober 2010, 00:41, von donalphons | |comment

 
Eben rührst Du aber zwei Dinge zusammen: Die Leipzig School of Media ist eine Tochtergesellschaft der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig und ist nicht zu verwechseln mit dem Institut für Journalistik der Universität Leipzig (das einst als das "Rote Kloster" galt). Die Leipzig School of Media richtet sich nach eigener Aussage "vor allem an High Potentials aus den Bereichen Journalismus, Medien und Marketing", soll heißen, pro Semester zahlt man da 2.500 Euro.

Irgendjemand sollte denen mal sagen, dass "Bereich" auch so ein Blähwort ist, das kein Mensch braucht.

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gerade eben wollte ich es sagen: wo man abgezählte studenten quasi mit handschlag zum semesterbeginn begrüßt, muss irgendwas mit geld im spiel sein. um ein "studium" im üblichen sinne kann es sich nicht handeln!

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Nein, das ist als berufsbegleitender Master gedacht, also für Leute, die Geld verdienen und denen man es ein bisschen nett machen muss, damit sie selbiges herausrücken.

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na, wem's hilft. es gibt schlimmeres. als auswahlkriterium bei einem bewerbungsverfahren würde ich das allein nicht wirklich valide finden. (und kann mir auch gerade keine personaler-kollegen vorstellen, die derlei valide finden würden.)

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naja... sächsisch
ist ja nun auch per se nicht schlecht, ich glaube keiner der dort Anwesenden hat irgendwas mit irgendwelchen Sachsen zu tun.
Na und in Bärlin usw. gibts ja auch schon lange Steinbeiss etal.
Was machen aber die zahlenden Studenten um das zu stuuuudieren:
->
Masterstudiengänge "Crossmedia Publishing", "Content & Media Engineering", "Corporate Publishing" und "New Media Journalism" ?
---
Astrid Frohloff ist aber wirklich okay,

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So ein nicht konsekutiver Masterstudiengang muss per se nichts schlechtes sein. Es kommt da sehr auf die Hochschule und dann das jeweilige curriculum an.
Typisch Sächsisches sehe ich da auch nicht.
Übrigens bieten Ihre Buchsbaumfreunde von schräg gegenüber auch sowas an:
http://www.ku-eichstaett.de/Fakultaeten/WWF/studium/master.de

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Oh, jetzt muß ich mich korrigieren: der Master der apostolischen Freunde von WiFi ist kein berufsbegleitendes Aufbaustudium, sondern ein konsekutiver im Vollzeitstudium!

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Die "am Ende" befindliche Stadt empfinde ich gleichwohl als interessanter und spannender als die in sich erstarrte und an sich selbst erstickte, behäbige, wenn auch mit mehr "Wohlstand" gesegnete dumme Stadt im Westen, in der ich den Großteil meines Lebens verbrachte und in der sich schon lange nichts mehr bewegt - vom um-sich-selbst-drehen mal abgesehen.

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Master of Sparkasse
Das Interessanteste - neben der Frage, wozu diese "School" ein zehnköpfiges Team braucht - ist der Punkt "Finanzierung".

Zitat: "Die Studiengebühren für den Masterstudiengang Corporate Publishing betragen 5.500 Euro pro Semester. Insgesamt belaufen sich die Kosten für das dreisemestrige Studium auf 16.500 Euro. Darin enthalten sind die Kosten für den Unterricht, die Prüfungen und die Lehrmaterialien."

Das ist ne Menge Holz für ein Aufbaustudium mit angeblich "hochkarätigen" Dozenten, die man in der Personenliste mit der Lupe suchen muss. Da tröstet es kaum, dass der Sponsor Sparkasse den Schülern gleich den Kredit dazuverkauft (kein Witz).

A propos Lehrkräfte: Dass sich Journalisten nicht schämen, sich für ein Fach mit Namen "Journalistische Contentaufbereitung" herzugeben! Das scheint ein Betrieb der Sekundärrohstoff verarbeitenden Industrie zu sein.

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Interessant, die Studiengänge kosten unterschiedlich viel. Crossmedia gibt's für 2.500 Euro pro Semester, macht insgesant 10.000 Euro, New Media Journalism (was immer das auch sein soll), kostet pro Semester 3.000 Euro, am Ende ist man also um 12.000 Euro ärmer. Dieses Content-Zeugs kostet genauso viel wie Crossmedia.

Als es seinerzeit darum ging, für diese "School" ein Konzept zu erarbeiten, soll sich auch WMP darum bemüht haben. Ich weiß jetzt aber nicht mehr, ob die dann auch tatsächlich den Zuschlag bekamen.

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Was wundert Sie daran eigentlich? Das ist nur die Fortsetzung der über Jahrzehnte lan erlernten Propaganda. Jetzt geht es hal nicht mehr um Sozialismus und dieWeisheit der Partei, sondern um das Versprechen des sozialen Aufstiegs (n.b. der kann schon qua Studienthema gar nicht gelingen).

Wenn Sie bereits eine oder mehrere entsprechende Mails gesendet haben, wenden Sie sich doch an den Anwalt ihres Vertrauens. So ne Abmahnung ist schnell geschrieben und da sich die "Uni" spätestens seit ihren ersten Hinweisen in Verzug befindet, müsste die eigentlich auch die Kosten tragen.

Der Aufwand rechnet sich für den Anwalt spätestens bei der dritten Abmahnung, danach skaliert das ökonomisch sehr schön, ähnlich wie Software und Abofallen. Nur dass es keinen Unschuldigen trifft, ist ja auch schon was.

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Ich kann es nur wiederholen: Die Leipzig Media School ist nicht identisch mit dem Institut für Journalistik der Universität Leipzig. Diese School - gegründet im Jahr 2008 - ist ein Kind des Kapitalismus, von einer "Fortsetzung der Jahrzehnte lang erlernten Propaganda" kann also nur in einem anderen Sinne die Rede sein.

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donjounalismus
yepp, an der journihilistenschule hieße es jetzt: recherche ungenügend, setzen, sechs.

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Larifarimauselesentot
"sondern auch bei deren Kooperationspartner auf dem Presseverteiler zu landen."

Erst lesen. Dann begreifen. Und dann vielleicht doch lieber still sein. Dann ist man vielleicht nicht ganz so peinlich.

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... , und der Geschäftsführer des Gesamtverbandes Kommunikationsagenturen (GWA), Ralf Nöcker.

Da wird den AnjaTanjas der Werbewirtschaft das Geld aus der Tasche gezogen, in der Hoffnung, am Ende eine Alternative zur Heirat mit dem Creativdirector zu haben.

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Was man so von den Bewerberzahlen des vorigen Jahres hört, heiraten die AnjaTanjas anscheinend lieber gleich, jedenfalls sparen sie sich offenkundig den Weg über diese "School".

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Die Aussage dieses Blähtextes hätte sich tatsächlich kürzer fassen lassen: "Lernen Sie bei uns für läppische 15.000 Euro mit 'Buzz-Words' um sich zu schmeißen, so dass Ihren Text hinterher niemand mehr liest."

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