Kreuzritter in Franken

Ich war in letzter Zeit - so ich denn Zeit hatte - ziemlich viel in alten Mauern unterwegs. Alten, schäbigen Mauern von mir selbst und anderen, die erheblich besser waren. Und ich sage es ehrlich: Tage auf dem Schloss können einen ziemlich versauen. Man denke an einen sparsamen Bordellgeher, der plötzlich eine Woche lang jedes Freudenmädchen haben kann, das er will (das einzige Freudenmädchen, das ich gern habe, kommt übrigens gerade wieder). Man stelle sich vor, ein Trüffelliebhaber, der bislang vorsichtig gerieben hat, bekommt einen 40 Gramm schweren Trüffel und muss ihn alleine verkochen. So in etwa geht es mir in Schlössern, und kaum bin ich daheim, kommt mir alles so klein, verhaut und billig vor.



Das betrifft übrigens auch manches Schloss; so war ich im recht gut und weitgehend original erhaltenen Pommersfelden, und danach fällt das Deutschordensschloss in Ellingen schon etwas ab. Das Schloss wurde in den 1720er Jahren erbaut - also zu der Zeit, als auch bei mir die Innenwände eingezogen wurden - und danach erheblich verändert. Gerade das Biedermeier hat ziemlich schlimme Spuren in Form von unpassenden Tapeten und Vorhängen hinterlassen. Für sich gesehen durchaus hübsch, aber wenn man genau hinschaut, passt es nicht wirklich. Ellingen ist eines der Beispiele, in denen fast jeder stilistische Irrtum im Prunk ersäuft, aber der Kenner sieht die aufgedunsenen Wasserleichen in der Formenbrandung. Trotzdem sollte man es besuchen.



Die eigentlich witzige Geschichte ist nämlich nicht der Bau an sich oder der Deutschorden, und auch nicht der spätere Besitzer Wrede, der in den napoleonischen Kriegen politisch und räuberisch sehr wendig war. Sondern eher der Grund, warum man hier ein neues Schloss bauen musste: Davor hatte sich der deutsche Orden erst mal provisorisch wieder eingerichtet. Denn um 1630 waren hier die Schweden. Und brannten den Ort nieder. Mit Hilfe der einheimischen, dem Deutschorden hörigen Bevölkerung. Gelegenheit macht Plünderer.

Man ahnt es: So besonders beliebt waren die Verteidiger des christlichen Abendlandes damals schon nicht. Kein Wunder also, dass die neue Residenz dann so viel Selbstvertrauenspropaganda vorzeigt. Man sollte also besser aufpassen, wenn man dort historisch anknüpfen will. Wobei das Schloss natürlich immer noch schöner ist, als die Wohngelasse von Sarrazin, Broder und Herre, nehme ich an.

Sonntag, 31. Juli 2011, 01:17, von donalphons | |comment

 
Biedermeier und die Brandstifter
Da haben mal wieder Ihre Bürgerlein! Köstlich.

... link  


... comment
 
Was ich auch nicht verstehe: Wenn ihr Traum in Erfüllung geht und tatsächlich wieder "volle Meinungsfreiheit" herrscht, in der "alles gesagt werden darf" und "alle Probleme offen angesprochen werden dürfen", wie wollen sie dann verhindern, dass sich auch die Judenhasser wieder aus dem Loch trauen?
Dass man antiarabischen Rassismus munter propagieren, den antijüdischen Rassismus aber weiterhin streng unterm Deckel halten kann, das glauben sie doch wohl selber nicht?! Oder vielleicht doch?

... link  


... comment