Sekundärtugenden

Inzwischen bin ich so weit, dass ich Härte und Disziplin nicht mehr für Sekunrärtugenden halte.

Das kann man sich in einem Umfeld leisten, in den das alle so sehen, Witze darüber machen und sich ansonsten selbst am Riemen reissen. Dann treten andere Faktoren in den Vordergrund, dann verkommt Disziplin und Härte zu etwas, das zwar jeder machen kann. Aber es bringt allein nichts. Man muss schon mehr können. Dann geht es vielleicht auch ohne Zwang und Grausamkeiten. Wenn sich alle in den Zielen einig sind, kann man auch Leistungsschwankungen hinnehmen, denn der gute Wille zählt und bewirkt mehr, als Links Zwo Drei Vier und Ab in den Schlamm. Ich bin Zivilist, so etwas ist mir menschlich eher fremd. Ich lasse mich gern mal hängen.



Aber ich bin auch gerne gut. Nicht zwingend besser, aber so, dass es meinen Ansprüchen genügt, wenn es mir um etwas geht. Wenn ich etwas beweisen möchte, bin ich für mich selbst überraschend zielstrebig, obwohl meine Grundtendenz die der geniesserischen Faulheit ist. Aber deren Überwindung geht ohne diese übel beleumundeten Begriffe, das entsteht aus der Tätigkeit heraus, und nicht an der Lust zu quälen.

Dazu gehört auch ein gewises Verständnis, dass die eigene Bereitschaft, etwas zu leisten, nicht auf andere übertragen werden darf. Ich denke, jeder muss und wird, wenn er gut ist, die eigene Balance finden. Mit Pralinen, mit Verzweiflung, mit Panik, jeder hat da seine eigenen Mittel.

Aber inzwischen sehe ich das anders. Ich bin einfach in einem Umfeld, in dem sich kaum jemand an Ziele orientiert, sondern an den Durchschnitt, und erwartet, dafür belohnt zu werden. Die Wired ist ein prima Beispiel dafür: Geballtes unteres Mittelmass im Dauerbetrieb. Die Blogs von Adnation sind ein Beispiel dafür: Gebt uns Geld für das, worauf wir Lust haben. Viele Startups waren ein Beispiel dafür: Der Kunde soll sich bitteschön so verhalten, wie das im Businessplan steht. Die Schleichwerbung ist ein Beispiel dafür: Der einfachste Weg, gute Freunde, kein Stress, ein geldwerter Vorteil wäscht den anderen. Die Unpersönlichkeit und Unverbindlichkeit im Netz sorgt für eine Grundhaltung des Durchlavierens, des Vermeidens und der Orientierung auf das Überbieten des Unterdurtchschnittlichen mit minimalem Aufwand.



Auch, weil die Erfolgskontrolle im Netz selten wirklich hart durchgezogen wird. Das Internet ist ein Netz, man tritt mit dem Durchgreifen bei A auch immer B und C auf die Füsse, und kann man sich das leisten, wo sie doch mit D und E gut können. Ein Ex-Musikmoderator ist kein D-Promi, selbst wenn er in D-Promi-Sendungen auftritt, wenn er im richtigen Umfeld ist. Dann ist er innovativ und macht keinen Betrug, zumindest nicht in den Augen eines Freundes eines Freundes, der sonst extrem schnell ist, andere zu beschuldigen. Diese Seilschaften werden hier nicht geschlossen, um Gipfel zu erobern, sondern um unten im Tal die Hängematte zu geniessen.

Das ist schlecht.

Wenn man wirklich will, dass bei der Blogsache etwas herauskommt - was es in Deutschland fast nie tut, egal ob professionelles Medium oder private Veranstaltung - muss die Freiheit entweder von einem unbefingten Leistungswillen begleitet sein, da hoch zu kommen. Oder eben von Zwang und Disziplin, damit so ein fauler Knilch auch diese Wand hochkommt. Oder zurückbleibt und vor die Hunde geht, wenn er bei den anderen die Frage aufwirft, warum sie sich einer Disziplin unterwerfen sollen, wenn andere darauf keine Lust haben und was anders tun, solange es eben geht.

Ich finde Härte und Disziplin gar nicht mehr so schlecht, inzwischen.

Sonntag, 11. September 2011, 01:15, von donalphons | |comment

 
Cheater halt. Die machen sich überall unbeliebt...

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Nein. Leider kommen sie immer damit durch. Es ist die Regel, nicht die Ausnahme. Das ist das Problem.

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Ja gute Guete - das ist mir doch ein wenig zu martialisch in der Anmutung, es geht doch hier nur um ein bisschen Bloggerei, kleine dahingeworfene Miniaturen die in einer Datenbank gespeichert werden. Mehr nicht.

Kein Grund zur Aufregung. "Hart" ist da doch gar nix.

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Sicher, das sieht bei mir oft so leicht hingeworfen aus - aber das ist es nicht. Dass meine Texte funktionieren,liegt an einem gewissen Spiel, das für den Organisator jede Menge Arbeit ist.

Die mal schnell hingeworfenen Leserabspeisungsbrocken funktionieren dann ja auch nicht. Auch nicht, wenn sie voin denen kommen, die behaupten, sie wüssten, wie es geht. Und es kotzt mich an, auf einer Ebene mit solchen Absahnern echte Arbeit leisten zu müssen. Intern wie extern.

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"ein bisschen Bloggerei, kleine dahingeworfene Miniaturen"

So etwas schreibt man, wenn man nicht weiß, was schreiben ist.
Versuche doch einfach mal, Gurkenhobel, einen Text zu verfassen, der mit Don sprachlich und gedanklich in der gleichen Liga spielt. Zu Deinen Gunsten fasse ich die Bedingungen weit: Don ist sowieso Platz 1, und es reichte mir, wenn Du in der selben Liga die rote Laterne trügest.
Die Erfahrung, das nicht hinzukriegen, würde Dich lehren, dass die Verwendung von Worten wie "ein bißchen" und "dahingeworfen" ein Gewicht zu stemmen sucht, mit dem Du Dich überhoben hast.

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... entspannt euch, s'ist doch Sonntag. (Ausserdem sollte man Grundsaetzlich die eigene Arbeit nicht zu Ernst nehmen, es gibt ja immer irgend etwas oder irgend jemand wichtigeres oder wichtigeren ... )

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Meist reicht es, sich etwas mehr Mühe zu geben als die anderen und schon ist man der König (unter den Einäugigen).
Will man mehr, muss man sich unendliche Mühe geben, also tatsächlich: Härte und Disziplin. Das macht oft einsam.
In meiner Zitatensammlung hab ich dazu was vom Chaplin: 'Genie' ist die Fähigkeit, sich unendlich Mühe zu geben.

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Das Problem ist ein anderes: Ich stehe gewissermassen da als Beispiel dafür, wie so etwas funktionieren kann. Man kann bei Medien tolle Profiblogs machen. Aber dann kommt halt noch dies dazu und jenes, und das ist dann miserabel, aber man kann es ja irgendwie machen, weil es ja schon einen Guten gibt. Chaplin hatte ja auch mit genug Leuten zu kämpfen, die in seinem Windschatten verdienen wollten.

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Ich kenn das aus meiner eigenen Tätigkeit: Mach ich's alleine, hab' ich die alleinige Kontrolle, ist es zwar mühsam und man hat Verantwortung. Doch es gibt Freiheiten: man geht Wagnisse ein, probiert risikoreiches Neues, traut sich manches. Die Freude daran war und ist groß: schon beim Machen, wie hinterher beim Ergebnis. Bisher jedenfalls, jedesmal.
Sobald Andere beteiligt sind, die nicht ihr Herzblut da reinlegen... ach, schweigen wir lieber.

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Es ist ja nicjht so schwer, solche Leute zu finden. Hier aber geht es um die Frage, wie man faule Beutelschneider und Ausnutzer behandelt.

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In drei Worten zusammengefasst
"Irgendwas mit Medien"

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Ja. Aber nicht mehr lang "was mit mir". Noch ein Fehlgriff, und ich bringe so jemanden an die Blogbar.

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'Aber nicht mehr lang "was mit mir".' : das wäre sehr schade.

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Oh, ich werde weiter professionell schreiben, keine Sorge. Aber ich nehme privat keine Rücksichten mehr.

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Kann mir als "Konsument"
nur recht sein. Die Andeutungen über die restliche Bloggerwelt kann ich persönlich nur sehr grob verorten, und ich sehe keine Veranlassung bestimmte Ergüsse von verschiedenen Personen soweit zu lesen, daß sich das ändert.

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Sicher, aber wenn man als Beispiel gehandelt wird, "Wie es geht" - und dann, weil es ein oder zweimal klappt, der ganzen Bande Tür und Tor geöffnet wird, dann ist das schwer erträglich. Und dann muss man eben auch mal darüber reden, was für Leute da unterwegs sind.

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Was finden Sie an diesen Verhältnissen überraschend in einem Land, in dem es ein ähnlicher Blender sogar zum Verteidigungsminister gebracht hat, mit einem Umweg über den Opel-rettenden Wirtschaftsminister?

Überraschend in einem Land, das im Krieg ist und bei dem es zu den Aufgaben des Verteidigungsministers gehört, den Witwen und Waisen ins Auge zu sehen und um ihnen zur Schmerzlinderung zu versichern, der Gefallene habe sein Leben für die gute Sache gegeben (die sie ja auch nicht ist)?

Ein Land, in dem die Regierungspartei sich viel zu lange an so einen Kotzbrocken geklammert hat und auch jetzt noch immer nicht recht von ihm lassen mag?

Ein Land, in dem das eitrige Burda-Hofblatt wöchentlich vom Leben im US Exil berichtet (wo vermutlich seine Version von "Mein Kampf" oder sowas "geschrieben" wird. In den Bibliotheken dort lässt sich die Vorlage zum Abschreiben ja auftreiben)?

Von dem Übel aus der Uckermark fang ich gar nicht erst an.

Ich meine, es gibt wirklich andere Probleme als diesen versifften Fernsehdeppen oder andere irokesigen Wichtigtuer in irgendwelchen Blogs oder irgendwelchen anderen Medien. Gehen Sie getrost davon aus, dass vielleicht 10, 20.000 Menschen dieses Kroppzeug ernsthaft wahrnehmen, und ein paar Dutzend Investoren ihr Geld aus der Tasche gezogen bekommen.

Na und? Die wahren Probleme sind in Berlin, womit Sie übrigens auch wieder eines Ihrer Leitmotive hätten.

Lassen Sie sich davon nicht beirren, denken Sie an die Sau und die Eiche und um unser aller Vergnügen willen schreiben Sie bitte weiter. Und wenn es ein Rant wird, gerne, aber lassen Sie sich nicht davon vereinnahmen. Dazu ist Ihre Zeit zu kostbar und diese Leute zu unwichtig.

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schön gesagt, greenbowlerhat.

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Keine Sorge, in unserem Puff kriegt jeder, was er braucht, um es mit Villon zu sagen. Es geht aber hier ganz konkret um jene, die ich aus dem ein oder anderen Grund aussparen musste.

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Es kotzt einen immer an wenn man echte Arbeit leistet und andere durch cheaterei absahnen.
Im Motorsport auch.
Dann hofft man immer dass man selber in den Himmel und die anderen in die Hölle kommen. Das wäre doch so schön.
Welchen Villon meinen sie, Don?

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Als überwiegend und lange Zeit dankbarer Lesender jener Blogs nimmt mich in den letzten Wochen so manches wunder. Sie sollten aber bei allem Aerger berücksichtigen, dass jemand, mit Frau und kleinen Kindern gesegnet, anders in der Welt steht und oft andere Wendungen machen muss, als ohne.

(Sollte ich Sie missverstanden haben, löschen Sie bitte
meinen Beitrag.)

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Mein 13-Jähriger findet die deutsche Wired richtig gut. Vielleicht hätte Conde Nast das Ding der Bravo beilegen sollen.

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Im Grunde ist nicht mal die amerikanische Wired das Papier wert, das dafür verbraucht wird. Ein erbärmlicher Abklatsch dessen, was da vor ca. 15 Jahren mal gekonnt wurde.

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Die Darstellung von Medienreaktionen jedenfalls wurde eingestellt.

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