Sitzen & warten
Es ist gar nicht so, dass ich - wenn ich nicht ohnehin arbeiten müsste - dauernd in Museen rennen würde. Heute zum Beispiel war ein Baptisterium wegen einer Veranstaltung geschlossen. Schade, aber nur für einen Moment. Dann halt nicht. Dann halt wieder Bar Venezia, die so eine Art Kantine ist. Oft auch mit den immer gleichen Leuten zur gleichen Uhrzeit.
Zum Beispiel den alten Hexen. Das ist ein ganzer Kreis mit einer Stammbesetzung von 4 alten Damen, der am Samstag auf 9 anschwillt. Was aus den Männern wurde - keine Ahnung. Ich vermute, ihnen gehört die halbe Altstadt, und gebeugt von der Last der Jahre und des Goldschmucks gehen sie dann heim, wenn ich komme.
Inzwischen weiss auch die Bedienung der Kantine, welches Standardessen ich bevorzuge, und das allles hat genau die Routine, die man sich von einer Arbeitsreise erwartet. Es dauert natürlich etwas, das Essen kommt nicht aus der Mikrowelle, sondern vom Bäcker nebenan.
Da sitze ich dann und schaue zu. Manche brechen auf und machen noch schnell Bilder auf ihren iPhones, während ihre Frauen weiter und weiter und weiter reden und man zu gerne wüsste, wieso sie eigentlich nicht sitzen bleiben, aber dann würde man das Punktseidenkleid nicht so gut sehen. Und dann kommen andere vorbeigeradelt. Es gibt welche, die etwas am Lenker haben und auf der Erde sind.
Und andere, die haben das gleiche im Körbchen, aber man möchte glauben, dass da zwei Zentimeter Luft zwischen Reifen und Strasse ist, wenn man das neue Lieblingsbild der Serie der Frauen mit den Taschen sieht.
Es gibt die unterkühlten Fastmodelle, die den Platz zum Laufsteg machen, für neueste Schreie und alte Traditionen des Konsums.
Und es gibt die anderen, die Modelle des guten, lauten, fröhlichen Lebens, die auch nicht weniger ausgeben und einen wissen lassen, warum hier Marmor verlegt wird: Der Asphalt würde hier brennen.
Dass es am Ende bisweilen schlecht ausgeht, stört mich. In Deutschland. Hier ist es mir völlig egal, ich sende damit sogar Urlaubsgrüsse und denke mir, es ist nicht meins, aber so schlimm ist es auch nicht, und nur, dass das alles, die Stadt und die darin sich drehende Welt nie meines sein wird, das finde ich ein wenig schade. Aber so als Teilzeitfürdasauslandgastarbeiter geht es auch, in der Bar am Platz.
Schreib schön über Mantua, sagte der Radler am Cafe zu mir. Das wäre nicht nötig gewesen. Und gerade jetzt, wenn kaum mehr Touristen da sind und die Temperaturen nur noch 32 Grad erreichen, ist es wirklich angenehm. Auch mit den verbliebenen Touristen und Gastarbeitern, für die Einheimischen. Solange es fein beschuhte Japanerinnen sind.
Den Rest des Tages bekomme ich dann das hier nicht mehr aus dem Kopf. Wen die Götter nicht so besonders lieben, den bestrafen sie mit Pizzicato Five.
Zum Beispiel den alten Hexen. Das ist ein ganzer Kreis mit einer Stammbesetzung von 4 alten Damen, der am Samstag auf 9 anschwillt. Was aus den Männern wurde - keine Ahnung. Ich vermute, ihnen gehört die halbe Altstadt, und gebeugt von der Last der Jahre und des Goldschmucks gehen sie dann heim, wenn ich komme.
Inzwischen weiss auch die Bedienung der Kantine, welches Standardessen ich bevorzuge, und das allles hat genau die Routine, die man sich von einer Arbeitsreise erwartet. Es dauert natürlich etwas, das Essen kommt nicht aus der Mikrowelle, sondern vom Bäcker nebenan.
Da sitze ich dann und schaue zu. Manche brechen auf und machen noch schnell Bilder auf ihren iPhones, während ihre Frauen weiter und weiter und weiter reden und man zu gerne wüsste, wieso sie eigentlich nicht sitzen bleiben, aber dann würde man das Punktseidenkleid nicht so gut sehen. Und dann kommen andere vorbeigeradelt. Es gibt welche, die etwas am Lenker haben und auf der Erde sind.
Und andere, die haben das gleiche im Körbchen, aber man möchte glauben, dass da zwei Zentimeter Luft zwischen Reifen und Strasse ist, wenn man das neue Lieblingsbild der Serie der Frauen mit den Taschen sieht.
Es gibt die unterkühlten Fastmodelle, die den Platz zum Laufsteg machen, für neueste Schreie und alte Traditionen des Konsums.
Und es gibt die anderen, die Modelle des guten, lauten, fröhlichen Lebens, die auch nicht weniger ausgeben und einen wissen lassen, warum hier Marmor verlegt wird: Der Asphalt würde hier brennen.
Dass es am Ende bisweilen schlecht ausgeht, stört mich. In Deutschland. Hier ist es mir völlig egal, ich sende damit sogar Urlaubsgrüsse und denke mir, es ist nicht meins, aber so schlimm ist es auch nicht, und nur, dass das alles, die Stadt und die darin sich drehende Welt nie meines sein wird, das finde ich ein wenig schade. Aber so als Teilzeitfürdasauslandgastarbeiter geht es auch, in der Bar am Platz.
Schreib schön über Mantua, sagte der Radler am Cafe zu mir. Das wäre nicht nötig gewesen. Und gerade jetzt, wenn kaum mehr Touristen da sind und die Temperaturen nur noch 32 Grad erreichen, ist es wirklich angenehm. Auch mit den verbliebenen Touristen und Gastarbeitern, für die Einheimischen. Solange es fein beschuhte Japanerinnen sind.
Den Rest des Tages bekomme ich dann das hier nicht mehr aus dem Kopf. Wen die Götter nicht so besonders lieben, den bestrafen sie mit Pizzicato Five.
donalphons, 01:31h
Sonntag, 18. September 2011, 01:31, von donalphons |
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pade,
Sonntag, 18. September 2011, 11:34
Sehr schön! Hat es da eigentlich auch Landschaft oder nur Architektur und Menschen?
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donalphons,
Sonntag, 18. September 2011, 11:37
Landschaft weniger. Es ist halt die Poebene.
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pade,
Sonntag, 18. September 2011, 11:40
POEBENE - der Widerspruch in sich, wo Sie doch das Kurvenreich lieben. ;O)
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donalphons,
Sonntag, 18. September 2011, 11:58
Ich muss jetzt nur noch herausfinden, wie man da langfährt, ohne in die Eheabgründe zu stürzen.
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donalphons,
Sonntag, 18. September 2011, 11:59
(Im Ernst: Es gibt so Sachen, die macht man einmal mit und dann weiss man es und macht das, was man kann und nicht das, woran man scheitert)
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avantgarde,
Sonntag, 18. September 2011, 20:06
Es gibt Eheabgründe...
und noch ganz andere Abgründe.
2%
und noch ganz andere Abgründe.
2%
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donalphons,
Sonntag, 18. September 2011, 20:07
Das ist nicht nur ein Abgrund, sondern auch ein Aufschlag.
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schauerfeld,
Sonntag, 18. September 2011, 20:44
Ja, sie schlagen - wieder - knapp neben den Nazis auf.
Letzter Aufruf, Frau Dr. Schnarre.
Letzter Aufruf, Frau Dr. Schnarre.
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avantgarde,
Sonntag, 18. September 2011, 21:17
Ein Kanarienvögelchen zwitschert mir böse Dinge. Das Gelb wird erdfarbener.
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schauerfeld,
Sonntag, 18. September 2011, 21:31
Was denn – noch schlammiger als die Mütze des D. Niebel?
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schauerfeld,
Montag, 19. September 2011, 00:42
... weil's bei den Dänen so super lief?
:-)
Fürchte, so endet's á la longue immer, wenn man lieber 'Markenkern' statt 'Inhalte' sagt ...
:-)
Fürchte, so endet's á la longue immer, wenn man lieber 'Markenkern' statt 'Inhalte' sagt ...
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donalphons,
Montag, 19. September 2011, 12:43
Was das Ablichten von Menschen angeht: Sicher, das kann ich auch, aber ich mache es nur in Italien. Keine Ahnung warum.
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sterngucker,
Sonntag, 18. September 2011, 11:43
Pizzicato Five ist doch nichts gegen Kirsten Dunst.
http://www.ebaumsworld.com/video/watch/80923219/
Gott sei Dank hatte ich nach Verlassen der Ausstellung PopLife letztes Jahr in HH keine - zumindest mir bewussten - bleibenden Schäden davongetragen.
Was wollte ich noch sagen? Ach ja, verdammtes Pi..wetter heute hier.
http://www.ebaumsworld.com/video/watch/80923219/
Gott sei Dank hatte ich nach Verlassen der Ausstellung PopLife letztes Jahr in HH keine - zumindest mir bewussten - bleibenden Schäden davongetragen.
Was wollte ich noch sagen? Ach ja, verdammtes Pi..wetter heute hier.
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donalphons,
Sonntag, 18. September 2011, 11:45
Hier scheint die Sonne, nachher soll es aber etwas wolkig werden.
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pade,
Sonntag, 18. September 2011, 11:46
Wer diesen Link postet, hat kein anderes Wetter verdient. Eins so schlimm wie das andere.
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egghat,
Sonntag, 18. September 2011, 16:45
Wen den Götter besonders lieben ...
... der war sogar mal auf einem Pizzicato Five Konzert. Wie ich. Das war ein sehr spaßiger Abend. Und Mist, jetzt habe ich den Song wieder in den Ohren ...
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che2001,
Sonntag, 18. September 2011, 18:15
Wen die Götter lieben
Es dürften vor allem Dionysos und die Musen sein, die Don lieben, oder?
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gabriele spangenberg,
Montag, 19. September 2011, 00:53
Das ist ein schöner Post, Don. Die Frauen sind alle so, wie sie halt so sind.
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