Die Ignoranten
Natürlich kann man nicht alles ignorieren. Nicht, wenn alles, was man nicht ist und vielleicht gern wäre, zu nahe kommt.
Aber hier ist Italien, und zumindest kann man immer davonlaufen und etwas Nettes tun, wenn die Gegenwart gerade nicht so nett ist. Am Palazzo Pillota in Parma zum Beispiel ist dort, wo im letzten Krieg die Bomben alles dem Erdboden gleichmachten, eine Wiese. Und dort sind die immer ungleich Gewesenen, die Zuwanderer aus Afrika, die Ausgegrenzten, die anderen. Dort eilt man vorbei, man will die Probleme nicht so genau kennen.
Es ist nicht so, dass die Polizei nur dazu da wäre, für Ordnung zu sorgen und sich mit den Folgen der Globalisierung zu beschäftigen; man muss nicht immer nach der Polizei rufen, wenn man angesprochen und angegangen wird, man kann auch einfach mal ein wenig plaudern, warum auch nicht. Hübsche Hunde.
Dann, wenn man sich etwas eingekauft hat, in die aktuellen Trends, und dafür das Geld hat, geht es weiter in die Gasse mit den Tischen und Feinkostläden, schauen, überlegen, warten, halten, Trophäenfrau, Manntrophäe, Tüten, Tüten, Tüten.
Man sitzt und wartet auf die Dunkelheit, das Nichts und das Vergessen, vielleicht sind die Zuwanderer schon weg, aber hier sind sie jedenfalls nicht. Hier schwappt langsaam und ölig das Gedränge herein, die Tische werden umgebaut für den Wechsel vom Trinken zum Essen, das sich die einen leisten können und die anderen auf H&M nicht, aber dafür sind sie jünger und tragen selbst.
In den Küchen schuften jene, die einen ersten Halt gefunden haben, und nicht mehr auf den Plätzen lungern, es bedienen jene, die es müssen und können, das kann man hier nie so genau trennen, und es zahlen jene, die keine Not verspüren. Es ist nicht weit vom Platz hinter dem Palast zu dieser Strasse. Eine Unendlichkeit zwischen jedem Schritt, eine grösser als die andere, mehr nicht, nur ein paar Meter.
Zum ersten Mal in diesem Aufenthalt gesehen, und dann gleich zweimal: Rechner in der Öffentlichkeit. Das nimmt hier nicht zu, sondern, wie die Mobiltelefonnutzung, eher ab, Mode halt, die nicht mehr so wichtig ist. Eine iPAD-Werbung habe ich gesehen. Eine. Sie könnten es sich schon leisten, wenn sie es sich leisten könnten, aber ich denke, je Italien, desto draussen und desto niePad.
Dann fahren wir alle heim. Die einen mit dem Rad, die anderen mit dem Bus und wer sich das nicht leisten kann, geht zu Fuss, während die Opernbesucher mit dem Wagen kommen. Verdiwochen in Parma. Turandot. Käse. Schinken. Leben. Armut. Demonstrationen. Würdenträger mit Schärpe und Schweinemaske. Nett hier. Ich fahre mit dem Auto.
Auf dem Platz, in der Finsternis, sind noch welche.
Ich werde den Eindruck nicht los, dass sich etwas im letzten halben Jahr verändert hat. Als wäre die Fressgasse mit dem Platz näher zusammengerückt, als würde sich da etwas verdichten, was aus der Abstossung heraus leidlich funktioniert hat.
Aber hier ist Italien, und zumindest kann man immer davonlaufen und etwas Nettes tun, wenn die Gegenwart gerade nicht so nett ist. Am Palazzo Pillota in Parma zum Beispiel ist dort, wo im letzten Krieg die Bomben alles dem Erdboden gleichmachten, eine Wiese. Und dort sind die immer ungleich Gewesenen, die Zuwanderer aus Afrika, die Ausgegrenzten, die anderen. Dort eilt man vorbei, man will die Probleme nicht so genau kennen.
Es ist nicht so, dass die Polizei nur dazu da wäre, für Ordnung zu sorgen und sich mit den Folgen der Globalisierung zu beschäftigen; man muss nicht immer nach der Polizei rufen, wenn man angesprochen und angegangen wird, man kann auch einfach mal ein wenig plaudern, warum auch nicht. Hübsche Hunde.
Dann, wenn man sich etwas eingekauft hat, in die aktuellen Trends, und dafür das Geld hat, geht es weiter in die Gasse mit den Tischen und Feinkostläden, schauen, überlegen, warten, halten, Trophäenfrau, Manntrophäe, Tüten, Tüten, Tüten.
Man sitzt und wartet auf die Dunkelheit, das Nichts und das Vergessen, vielleicht sind die Zuwanderer schon weg, aber hier sind sie jedenfalls nicht. Hier schwappt langsaam und ölig das Gedränge herein, die Tische werden umgebaut für den Wechsel vom Trinken zum Essen, das sich die einen leisten können und die anderen auf H&M nicht, aber dafür sind sie jünger und tragen selbst.
In den Küchen schuften jene, die einen ersten Halt gefunden haben, und nicht mehr auf den Plätzen lungern, es bedienen jene, die es müssen und können, das kann man hier nie so genau trennen, und es zahlen jene, die keine Not verspüren. Es ist nicht weit vom Platz hinter dem Palast zu dieser Strasse. Eine Unendlichkeit zwischen jedem Schritt, eine grösser als die andere, mehr nicht, nur ein paar Meter.
Zum ersten Mal in diesem Aufenthalt gesehen, und dann gleich zweimal: Rechner in der Öffentlichkeit. Das nimmt hier nicht zu, sondern, wie die Mobiltelefonnutzung, eher ab, Mode halt, die nicht mehr so wichtig ist. Eine iPAD-Werbung habe ich gesehen. Eine. Sie könnten es sich schon leisten, wenn sie es sich leisten könnten, aber ich denke, je Italien, desto draussen und desto niePad.
Dann fahren wir alle heim. Die einen mit dem Rad, die anderen mit dem Bus und wer sich das nicht leisten kann, geht zu Fuss, während die Opernbesucher mit dem Wagen kommen. Verdiwochen in Parma. Turandot. Käse. Schinken. Leben. Armut. Demonstrationen. Würdenträger mit Schärpe und Schweinemaske. Nett hier. Ich fahre mit dem Auto.
Auf dem Platz, in der Finsternis, sind noch welche.
Ich werde den Eindruck nicht los, dass sich etwas im letzten halben Jahr verändert hat. Als wäre die Fressgasse mit dem Platz näher zusammengerückt, als würde sich da etwas verdichten, was aus der Abstossung heraus leidlich funktioniert hat.
donalphons, 01:53h
Montag, 19. September 2011, 01:53, von donalphons |
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schauerfeld,
Montag, 19. September 2011, 15:49
Ja, hat's denn in diesem Parma keine zünftige banlieue mit schlechter
Nahverkehrs-Anbindung, wie sich das gehört?
Nahverkehrs-Anbindung, wie sich das gehört?
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