Schockiert?

Ja. Klar. Ich habe nie solche Lokalpolitik gemacht. München ist was anderes, eineinhalb Millionen Menschen, fast schon ein Bundesland, aber das hier...
Du kannst dich eigentlich nicht beklagen. Ein Auftritt bei denen, und schon zwei Jobangebote, das gibt es wohl auch nur hier. Echte Traumjobs, eigentlich.

Wir sehen wieder in den Abendhimmel. Ich sage nichts mehr, ich habe heute schon zu viel geredet. Es lag allen auf der Zunge, aber alle haben sie versucht, die Kritik an den Machthabern positiv rüberzubringen. Ich habe gewartet und gewartet, keiner wollte es tun. Niemand hat gesagt, dass das Problem nicht die schlechte Anbindung des Flusses an die Altstadt ist oder sonstige kosmetische Petitessen, sondern das Shopping-Mall-Drecksteil vor der Stadt, das alles hier kaputt macht, und die Politik, die das einfach zulässt. Is hoid a so. Und statt dessen Events wie ein Lederhosenfest in der Innenstadt veranstaltet, tolle Aldi-Süd-Tradition. Das ist der Feind, der Elefant, der im Vortragssaal steht. Dann eben doch, aufstehen, den Clan nennen, damit sie wissen wer das ist, und dann losgehen auf die, die alles mit einem Witzchen abbürsten wollen.

Danach hat sich eine von denen da vorne fast schon entschuldigt, dass sie auch manchmal in dem Stück Westwall da draussen einkauft. Innen drin wissen sie auch, dass sie da ein Stück Wessikapital-Ossislum verbrochen haben, ein Arschgeweih-Mutterschiff, wo sie auch nichts mehr zu melden haben, auch wenn die Disco Alpenmax heisst und irgendwo ein paar weissblaue Neonrauten drankleben. Jetzt hat es ihnen mal jemand gesagt. Trotzdem...



Sag mal...
Hm?
Wie hast du es hier all die Jahre ausgehalten?
Ging so, sagt sie und schenkt sich noch ein Glas Wein ein. Sie sieht immer noch sehr gut aus, wie damals, als ich sie auf der Empore des besseren Tennisclubs kennen gelernt habe. Wir hätten uns schon früher kennen lernen können, aber das Turnier war dann einfach der perfekte Rahmen. Eigentlich geht es für uns immer so, der Stil passt, wir haben die guten Plätze, niemand rührt an den Privilegien, und es wird für unsereins immer eine Ausnahme gemacht, ein Posten geschaffen, ein Job angeboten, man kennt sich schon so lange, wer wird denn da was kritisieren wollen. Wir sind hoch über der Stadt und den Nöten der anderen, die Abendluft ist so wunderbar mild, wie die Dummheit hier alt ist.

Donnerstag, 16. Juni 2005, 05:31, von donalphons | |comment

 
Hach, war das schön, damals, als wir zu zweit neben vielen jungen alerten Stiftungszöglingen und Elitessen eine Präsentation vor Vorstand, Aufsichtsrat und Betriebsrat der BASF Espanola und der TARGOR machen konnten. Man hatte alles für uns getan, sogar ein Übersetzungsbüro beauftragt, unsere Diskussion mit den spanischen Gewerkschaftsbossen simultan spanisch-deutsch deutsch-spanisch zu übersetzen. Die jungen alerten Stiftungszöglinge und Elitessen hielten alle brave Vorträge, die auf eine spätere Einstellung im Konzern abzielten. Als wir dran waren, rechneten wir den spanischen Arbeitskräften das Gefälle zwischen ihrem Gehalt und dem ihrer Kollegen in Deutschland vor, berichteten, wer wie mit wem im Franqismus zusammengearbeitet hatte und wer für die Umweltskandale im Spanien der letzten Jahrzehnte verantwortlich war. Stille. Ein hoher Vorstand verließ wortlos den Saal. Ein unbezahlbarer Tag.

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Gut gemacht Hr. Che.
Gerade gegen die BASF, jahrlange dagegen wie gegen Windmühlen und die Bevölkerung fällt einem auch ins Kreuz

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Wundert Sie das?
Sie sind doch aus der Gegend, da werden Sie doch wissen, wie verstrahlt die Aniliner sind;-)

Davon abgesehen wäre LU und die Vorderpfalz ohne die unsymbadische Anilin- und Sodafabrik reichlich tot.

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was ist mit sinnlosen umgehungsstraßen oder grotesk teuren kreisverkehren? hirngespinstigen autobahn zubringern und dem mit füßen treten von denkmalschutz? ein einkaufszentrum? das ist alles? da muß noch viel mehr sein.

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grotesk teure Kreisverkehre?

Sie wissen, was eine simple Kreuzungsampel kostet?


*kopfschuettelnd*

hiddensee

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Toutes directions
Der Kreisverkehr ist fast das einzige Element kluger französischer Organisationskunst, das es in Deutschland hin und wieder gibt. Wie schön wären schwarzlackierte gußeiserne Geländer an Ubahnschächten oder der beruhigende Anblick von Boulespielern in unseren Parks...

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Grotesk teure Kreisverkehre
doch nur, weil die meist platzsparend gebaut werden in D. Und wenn dann der erste Sattelschlepper hängengeblieben ist, mit Einsatz von viel Geld und Material notdürftig vergrößert wird. Obwohl: schafft Arbeit. Ist das dann sozial?

In F indes sind die Kreisverkehre großzügig gebaut, so dass man immer sieht, wie schnell einer angefahren kommt. Und als Motorradfahrer sage ich: viel besser zu durchfahren...

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A propos boule,
Mademoiselle Netbitch: Grad gestern nachmittag in Darmstadt auf der Mathildenhöhe, da war ein lustiges Klackern und Gackern allenthalben, da gingen die Schweinchen ab wie in Frongkraisch. In SW-Deutschland gehört das mittlerweile genauso zur Folklore wie Flammkuchen...

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at netbitch: wenn sie mal versuchen südfrankreich fernab der autobahn zu durchqueren können sie bei einer stunde fahrzeit nochmal eine stunde für die kreisverkehre draufrechnen. schöner als die deutschen sind sie aber allemal.

at sowieso: vielleicht hab ich mich falsch ausgedrückt, das groteske ist wohl eher die simple unnotwendigkeit vieler bei uns (heimat) errichteter kreisverkehre. und für keinen ersichtlichen zweck geld ausgeben, finde ich teuer.

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Das habe ich nun dreimal gemacht und sehr genossen. Frankreich ist DAS Land für Landstraßenfreunde. Hach, via Lyon nach Avignon, durch die Camargue, durch die Gorges du Verdon auf das Plateau von Valensole, über Puimoisson zum Lac de St Croix, unter Mitnahme von Moustiers St. Marie hoch zum Lac de Serre Poncon und weiter nach Briancon, oder bis in die Cinqueterre rüber und dann langsam über Genua die Cote aufrollen, schön auch das Campingplatzhopping im Languedoc, welche Wonne *schwelg*....

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na gut, ich gebs zu: ich war auf dem weg nach spanien und hab die autobahnauffahrt verpasst;)

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@mark: Ja, klar wäre das dort tot, aber wenigstens sauber und ländlicher. Weiter hinten an der Haardt gibt es keine BASF und trotzdem ist da kulturell mehr los durch all den Weinbau und das Möchtegern "Toscana der BRD" feeling.
Sie sagen es ja wie verstrahlt die Aniliner sind. Immerhin hats zwei meiner Familienmitglieder auch getroffen, SIe haben leider all zu recht.
Der BASFler wird mit der Zeit völlig unterbelichtet hat aber die taschen voller Geld. Das ist nicht gut.

Zuletzt diskutierten wir im Freundeskreis über Freiheit. Meine Antwort dazu war "Mit einem alten Auto quer durch Frankreich. Von Mont St. Michel nach Angouleme von dort nach Agde und imemr kreuz und quer und hier mal Kaffee trinken und dort eine Orangina.
Als Kind schon mit den Eltern so erlebt und als Erwachsener genau so gemacht. Von schneebedeckten Bergen bis zum wilden Atlantik. Alles da.
Auch wenn ich die Sprache nicht spreche. Es war nie ein Hindernis, ich liebe dieses Land.

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Geht mir genauso,
deswegen ziehts mich auch immer wieder nach Frongkraisch. Bin sogar halbwegs in der Lage, ein Zimmer für die Nacht und ein Bier zum Essen auf französisch klarzumachen. Aber ich liebe auch Berg- und Weinstraße und das dazwischen, aus dem ich herkomme. Auch wenn mir mancher Wesenszug und mancher Zungenschlag dieser Ecke auf die Nüsse geht - ich komm doch immer wieder gern zurück...

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Ich hatte das seltene Glück, französisch und Latein in der schule gehabt zu haben, was mich nicht nur in die Lage versetzt, mich mit Franzosen zu unterhalten, sondern auch, das Zimmer und Bier klarmachen auch auf Spanisch und italienisch hinzubekommen, denn sprichst Du zwei romanische Sprachen, ist der Rest puis simple, oder muy simple und molto facile.

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Seltenes Glück?
In Ba-Wü war dieses Glück gar nicht sooo selten, selbst in den wenigen Gesamtschulen war die Kombination Englisch-Latein-Französisch (genannt Neusprachlich II) ziemlich gängig. Aber keine Ahnung, wie das heute ist, mein Abi datiert von 1983...

Spanisch und Italienisch sprechen ist sicher noch mal was anderes. Aber zumindest sind Latein und Franz in der Schule ne gute Grundlage, auf der weiterer romanischer Spracherwerb ganz gut aufbauen kann. Erschreckend nur, wie schnell man das alles wieder vergisst, wenn mans nicht gebraucht...

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Nur um das nochmal anzufügen: Umgehungsstrassen und unser absurder Kreisel, der so gar nichts Französisches hat, wird hier auch noch thematisiert, keine Bange.

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Danke. Sagen sie mal bei Gelegenheit diesen frankophilen Banausen, dass der Verkehrskreisel zwar eine französische (besser Pariser) Erfindung ist, aber in UK begierig umgesetzt wurde. Erst nach 1970 haben sich Kreisel auch in der französischen Provinz durchgesetzt. Aber unter falschen Vorzeichen: Man wollte eigentlich die Unfallhäufigkeit senken. Was nicht bedacht wurde: In UK waren die Kreisel lange ohne Vorfahrtsregelung. Was dazu führte, dass sich jeder Verkehrsteilnehmer recht vorsichtig und höflich verhielt. Ging auch nur bis Mitte der 60er Jahre gut. Sowas hätte aber in Frankreich wie im Festlandseuropa sowieso zu Mord und Totschlag geführt. Ohne klare Regelungen regiert in Kontinentaleuropa das Gesetz des Dschungels im Strassenverkehr: Wer bremst verliert. Ganz abgesehen von den Anwälten für Verkehrsrecht, die durch Strassenverkehrsgesetze und Verkehrsrechtschutzversicherungen auch ganz auskömmlich leben.

Was bleibt ist, dass durch Kreisel der Verkehr besser läuft. Ein Grund, dass bei wachsenden Autolawinen den Kreisel mittlerweile fast in allen Ländern als Lösung der Verkehrsprobleme eingesetzt wird

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Ich denke, das mit dem Sagen kann ich mir jetzt sparen :-)

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Na dann wollen wir doch mal auf den ultimativen Kreisverkehr verweisen:

http://www.swindonweb.com/life/lifemagi0.htm

Da geht's rund, sechsfach.

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Aber die haben keinen Kunsthaufen oben drauf wie wir :-)

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@mark: Mein Abi ist von 1984, aber in Niedersachsen galt die Kombination Englisch-Französisch-Russisch mehr, und die Jahrgänge nach mir legten dann weniger Wert auf Französisch.

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