: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 2. Juni 2005

Das Ende des Lachens, und der leichten Lügen

Das ist das Ende, meine wunderbaren Freunde, das Ende einer langen, viel zu langen Zeit, und das, was noch zu tun ist, sind ein paar Gespräche, Telefonate, während draussen vor dem Fenster des 103 ein Mädchen im beginnenden Frühherbst ihre Nieren mit zu viel Eiswürfel in der Cola ruiniert. Immerhin liest sie dabei eines der Bücher, das der Typ neben mir sicher nicht schreiben wird, ganz gleich wie sehr er nach Gigolo aussieht und der etwas zerfallenen Blondine mit der unsäglichen Chanel-Gürtelkopie überlaut von seinem kommenden literarischen Ruhm erzählt.

Irgendetwas wird aus ihnen werden, oder auch nicht, und wenn doch, ist es auch egal. Oder wird egal gemacht, denn es ist eine kalte Stadt, die alles nach unten zieht und ziehen muss. Kalt, das ist das Wort, das ich mit dieser Stadt verbinde, abweisend auch, und berührungsresistent. Gefühllos auch. Mit ein wenig Selbstbetrug kann sich hier mancher einbilden, in einem dieser seltsamen deutschen Autorenfilme zu leben, die aus allen Bildern die warmen Farben filtern und später keinen Verleih finden, mit einer Schnittfolge, die Handlungsstränge zerstückelt und künstlerische Perspektiven vergessener, kulturlastiger Krautfilmer zitiert.

Wenn man erst mal 12 Monate in Berlin war, hat Holgi gesagt, denn kommt man auch nicht mehr weg. Ich wüsste nicht, warum man bleiben sollte; jeder Tag ist einer zu viel am Ende einer historischen Sackgasse. Das die Stadt vortäuschende Slumareal hat sich seit 150 Jahren nur noch in die falsche Richtung entwickelt; die Industrialisierung mit den mühsam kontrollierten Konflikten führte direkt in den Ersten Weltkrieg, in eine Republik ohne Republikaner, in eine Diktatur, die nur Begeisterte und Tote kannte, bis dann alle tot werden konnten, zerschlagen und in Klumpen gehauen, bis sie dann am 8. Mai 45 hätte eingeebnet werden können, aber nichts da, man hat sie zerissen wieder aufgebaut, und als sie noch nicht mehr mal als zugekotzte Latrine bei den Schützengräben des Kalten Krieges taugte, hat man das Ganze den Fonds und Banken vorgeworfen, um Platz zu schaffen für die, die tatsächlich nach 12 Monaten nicht mehr gehen können.

Heute bin ich nur noch zum Besuch hier. Es ist vorbei. Meine Pflanzen, das Lebende nehme ich mit, die zusammengerafften Reste der Bürgerlichkeit, die andere nicht mehr wollten, und keinerlei schlechten Gefühle, das lohnt nicht, dazu ist mein weiteres Leben zu schade und die Monate hier zu sehr eine an sich belanglose Episode. Ein paar Menschen hätte ich gern zumindest zeuitweise mitgenommen, ich habe den Klezmorim immer gegeben und einmal einer Katze eines ihrer Leben gerettet - insofern war es nicht umsonst.

Das ist das Ende, meine Freunde. Fragt nicht, warum ich es nicht mochte, was ich falsch aufgefasst habe. Fragt euch, warum ihr hier bleibt, begraben zwischen Trümmern, Schrott, und all den grenzenlosen Möglichkeiten und der totalen Unfähigkeit, etwas davon zu nutzen.



Es ist eure freie Entscheidung, liebe Freunde, und ich weiss, dass ihr mir nicht folgen werdet, wenn ich morgen dieses kalte Berlin a. d. Spres verlassen werde.

Hier endet nach 15 Monaten der private Teil der Berliner Aufzeichnungen von Don Alphonso Porcamadonna.

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Ich lösche gerne Kommentare

Und zwar dann, wenn mir so ein Kommentararschloch auf die Nerven geht. Dieses Blog hat leidet nicht an Kommentarmangel, ich kann es mir also durchaus leisten, besondere Sülzköppe, Nervlinge und Trolle nach einmaliger netter Mahnung entsprechend hart ranzunehmen. Das wische ich nicht dreilagig extraweich ab, das ballere ich raus, und bei dem Gedanken, wie leicht der Deleteknopf zu drücken ist, im Gegensatz des Gestammel des Arschlochs, muss ich grinsen. Ich gehöre nicht zu den Vertretern der Meinung, dass ich allem, was auf dieser Welt gesabbelt wird, in meinem Blog noch eine Plattform bieten muss.

Ich lösche solche Arschlöcher gerne. Das hier ist mein Blog, dafür bin ich verantwortlich, ich bin der Hausherr, und wer meint, mir hier meine Zeit stehlen und die Laune verderben zu müssen, wird feststellen, dass mir beides mehr wert ist als das Geschmarre eines dahergespülten Stückes Internetscheisse. Wer es nicht mag, soll sein eigenes Blog aufmachen, da kann er dann auch solche Preise



verleihen, ein Fachblog für Winselantentum führen oder einfach nur bei sich selbst Kommentararschlöchern.

Aus dieser Praxis habe ich hier noch nie einen Hehl gemacht, es freut mich wirklich, wenn gewisse Typen deshalb abkotzen, statt hier zu nölen. Wer meint, das bei sich kritisieren zu müssen, kann sogar den Link und den Traffic bekommen.

Zensur, ihr Lieben, Ihr Arschlöcher und Ihr ganz banal trafficgeilen kleinen bedeutungslosen Pinscher, (hier muss sich niemand angesprochen fühlen!) wäre es, wenn ich Eure Beiträge auf Euren Blogs irgendwie aus dem Netz ballern würde. Nicht das Löschen von Kommentaren. Vielleicht schaut ihr erst mal in die einschlägigen Verfassungskommentare - es gibt hierzulande kein Recht auf Verbreitung von Inhalten, wo immer man gerade will.

Zum Verständnis: Der dort als "Bloom" Auftretende dürfte hier als "Santos" in Erscheinung getreten sein. Und Anke ohrfeigt elegant, wo ich wie immer nur kräftig reinbetoniere.

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Dream Picture Contest - Pink my Pumps

An der Ampel: Das rosa Hosenbein findet seine Fortsetzung in einem rosa Jäckchen. Auch die Gegend rund um Bauchnabel und Lenden ist Rosa. Zart Hautrosa. Nur die Haare sind blond. Und die Absätze der Wildlederschuhe glänzen passend zur Vespa in einem Schwarz, das von makellosen Bürgersteigen kündet.



Wir sind in München. An der Isar. Die Sonne geht an einem makellos blauen Himmel zugrunde, verendet an purer Übersättigung. Der Fluss rauscht lustig vor sich hin, drüber braust es weiblich und rosa. Nirgendwo ist diese Stadt müncheniger. Ein Postkartenklischee, geformt nach dem Ruf. Würde ich über rosagekleidete Blondinen auf Vespas an der Isar mit völlig unpassenden Schuhe schreiben, würden alle sagen: Dick aufgetragen, der Don.

Jaja. Aber, liebe Berliner Leser und besonders Leserinnen, so ist das nun mal in einer Stadt, deren Gehwege keiner Trümmerlandschaft sind und deren Strassen keine Truppenübungspisten sind, und damit auch von Motorrädern befahren werden können, die keine Enduros sind. Da kann frau auch schon mal ganz normal solche Schuhe tragen. Wenn sie denn welche besitzt. Das scheint in München allerdings regelmässig der Fall zu sein.

Es ist übrigens nicht so, dass ich ein grosser Fan von Blond und Rosa und diesem spezifischen Sausalito-Style bin. Ich möchte nur auf das Vorhandensein dieser Gattung hinweisen.

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