Merkels Sturmtruppen

in voller Aktion: Eine kleine Säuberung beim Spiegel. Ist das das neue Motto dort? "Marschier im Namen Angelas und Steingarts oder verrecke, Du Redakteurssau."

Freitag, 24. Juni 2005, 02:27, von donalphons | |comment

 
Dabei geht es nicht
in erster Linie darum, ob leitendes Personal beim Spiegel Schröder oder Merkel toller findet. Sondern ganz banal darum, ist ne Geschichte aus meinem Ressort aufm Titel oder eine aus seinem. Viel mehr als interne Profilierungskämpfe ist da m.E. nicht dahinter...

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Ich lese das ja nun schon länger, und doch, ich habe schon den Eindruck, dass der Spiegel politisch mit Springer an einem Strang zieht. Wo es mir besonders aufgefallen ist, war während des sog. Visaskandals, wo Falschbehauptungen wie die von den Zwangsprostituierten vollkommen unreflektiert und auch noch nach Beweis der Unrichtigkeit rausposaunt wurden.

Bild und Spiegel schwimmen da in der gleichen Gosse.

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... man sollte auch nicht vergessen, dass die SZ-Geschichte immerhin von Renner ist - und der ist nicht nur in Hamburger Mediengeschichten fast immer richtig und immer sehr intim informiert, sondern auch alles andere eher als ein Schreihals, der etwas aufbauscht.

Die Sache gehört wohl in eine Linie mit der Windenergie-Geschichte neulich, an der auch das Berliner Büro massiv beteiligt war. Und die war nicht aus Machtgründen (auf dem Titel war es ja ohnehin), sondern aus inhaltlichen Gründen ein Skandal...

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Dahinter steckt nichts Anderes als Augsteins Fernziel, irgendwann wieder eine schwarz-gelbe Koalition zu haben.

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Elitediskussion
Wenn wir uns die Emporkömmlinge aus den bildungsschwachen Schichten ansehen wie Schröder oder Fischer, Schily oder Aust, dann läßt sich insgesamt erkennen, dass sie alle sehr erfolgreich dabei waren, denen die Macht ausüben dürfen dienstbar zu sein. Es ist kein Wunder, dass niemals jemand aus den Großbürgerlichen oder Industriellenfamilien in diesen Kreisen auftauchen - es sei denn zum Kamingespräch im Chalet bei Neufchatel. So gesehen passiert im Alterswerk dann auch der unweigerliche Hang zur Demenz, der diesen Schichten inne wohnt. Anders als ihre ehemaligen Frauen kämpfen sie nicht mit Chirurgen und Latinos gegen das Alter sondern mit verschrobenen Alltags-Alphamännchenspielen, die sie während der Adoleszenz schon erfolgreich zum Wegbeissen einsetzten. Es ist halt einfach eine Regression, die das einsetzende Bewußtsein für das innere Vakuum eine zeitlang in Schach hält, bis dann alles in einem großen Hallo mit Stricherjungen, 23jähriger Doktorandin oder - falls die Herkunft suburban war - in Hotelzimmern mit Huris endet.

Erfolg ist in der westlichen Zivilsation ein Bonbon, das die Macht verteilt. Macht entsteht nur durch Gehorsam. Nach Jahrzehnten dieser Praxis bleibt nichts anderes mehr zurück bei den ehemaligen AUFBRECHERN. Ich erinnere gerade mit Schaudern an die TV-PR-Reihe vom Kundenmagazin BrandHeinz, eines Tages wird die Gabi den Spiegel machen und dann werden die beiden Kampflesben aus GT und HH endlich das Feminale blasen...

Von daher lass mal den kleinen Aust. Hat er doch eine tolle TV-Reihe unter dem ehrwürdigen Spiegel-Label zum Finale des Verlags angeblasen. Wann, ja wann werden diese geschwülstartigen Symbiosen aus ohnmächtigen Politikern (80% der Gesetze, die in Berlin erlassen (durchgewunken) werden, wurden in Brüssel/Strasbourg geschrieben) und die einfallslosen Zeitungs/TV-Macher endlich den seeligen Saum der Kontingenz beschnuppern...

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Ich glaube, Ihre Aufzählung enthält einen kleinen Fehler. Wie kommen Sie denn darauf, dass Otto Schily aus einer bildungsfernen Schicht stammt?

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In der Tat, der ist in jeder Beziehung höchst elitär. Merkt man auch bei jeder Regung dieses Mannes.

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... ja aber dann braucht der Mann sofort mehr (viel mehr) Geld.

Oder habe ich bei dieser ganzen Elitenfoerderungsdiskussion etwas missverstanden?

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@arboretrum:
Also wenn die Antropsophen nicht bildungsfern sind...Als der gute Krishnamurti seinerzeit die Theosophen auflöste, hätte klein Steinerchen sicher merken können, dass durch die inflationäre Produktion von Buchstabenketten keine Bildung entsteht. Wir sehen die Folgen nun in den Waldorf-Schulen, die ja sicher keinen Beitrag zur Volxbildung beitragen wie jeder merken kann, der im direkten Freundeskreis Kinder und Lehrer auf solchen Schulen in ihrer Entwicklung beobachten darf. Nicht, dass ich die öffentlichen Schulen, die durch lehrende Lokalpolitiker und katalogverteilende Remittentenverlage mit Drittmotiven verseucht sind, irgendwie in Schutz nähme, dass macht schon unser schaumweinseeliger Thinktank aus Gütersloh, nein, ich denke nur, dass man dem älteren Herrn , bei präzisem Zuhören, keine intellektuelle Regung nachweisen kann als eben der das in USA erstaunte nachzuplappern, was er vor einigen Jahrenzehnten auch schon tat. Allerdings hing sein Fähnchen damals in jemand anderes Windchen. Und Bildung sollte ja im ersten Schritt eine eigene Persönlichkeit und dann im zweiten eine metapersönliche , soziale Persönlichkeit hervorrufen. Beides kann man dem Alten Mann aus dem Teer nicht vorwerden...

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Steiner
Danke, Moravagine, für die auch in dieser Sphäre immer wieder erschreckend notwendige Aufklärung (im besten Sinne) über Steiner, Anthro-Sektierer und Waldis. Einen Innenminister, der mit einer totalitären Ideologie großgeworden ist, hatten wir schon lange nicht. Da ist mir sogar der Beckstein lieber.

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Zumindest das Dogma, wonach ein ordentlicher Anthroposoph sich nicht um "die Politik" zu kümmern habe, hat Schily nicht verinnerlicht. Ich glaub' auch nicht, dass er auf einer Waldorfschule war - schließlich ist der Mann Jahrgang 1932 -, insofern würde ich das Nachplappern nicht unbedingt darauf zurückführen.
Und über Waldorfschulen möchte ich mir sowieso kein Urteil anmaßen, ich kenne weder Absolventen, derzeitige Schüler noch Lehrer.

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Ich hab auch
keine Erfahrungen aus erster Hand. Aber von dem, was ich aus zweiter Hand so mitbekomme, kann man den Walldorfschulen und ihren geistigen Wegbereitern viel schlechtes nachsagen - aber das Attribut "bildungsferne Kreise" triffts nicht so recht.

Das Problem ist eher die zugrundeliegende Ideologie - wie beispielsweise auch bei den weiter oben (sicher mit Hintersinn) erwähnten Jesuiten. Nur weil man deren Weltbild nicht teilt, sind das noch lange keine bildungsfernen Kreise oder geschweige denn Doofköppe...

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Ariman
Wer ernsthaft behauptet oder glaubt oder beides, des Teufels kleiner Bruder wohne technischen Geräten inne und wessen Kinder aufgrund dieser irrwitzigen Überzeugung erst volljährig werden müssen, um zum ersten Mal Radio hören zu können, dem darf eine gewisse Bildungsferne, wenn nicht gar Bildungsfeindlichkeit unterstellt werden.

Meine Kinder sollen so einen Scheiß nicht lernen. Deshalb ab auf die "Staatsschule".

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Die staatliche Regelschule
halte ich auch nach wie vor für das kleinere Übel. Dass die Lehren von Steiner und seinen Nachfolgern so manche bizarre Schrulligkeit enthalten steht ja auch nicht in Frage. Aber was den Kiddies in kirchlich getragenen Schulen an Bullshit eingetrichtert wird, finde ich fast noch schlimmer.

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So einfach ist das Eintrichtern doch nicht, wenn die Kinder halbwegs schlau und die Eltern einigermaßen präsent sind. Die Stärke der kirchlichen Schulen, gerade der Jesuitenschulen, liegt in der Schwäche der staatlichen Gymnasien, die sich zu einem guten Teil offenbar einfach aufgegeben haben. Gerade in den nördlichen Bundesländern scheinen die meisten Schulen einem auch nur halbwegs klassischen Bildungsideal abgeschworen zu haben, ohne dass erkennbar wäre, welche Vorzüge an Stelle der aufgegebenen Bildungsideale getreten sein sollen.

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OT: Herr Mark, manchmal erinnern Sie mich ein bisschen an einen Bekannten, der ist missionierender Atheist. Die größten Feinde der Elche waren früher bekanntlich selber welche - der Bekannte war jahrelang Messdiener (bei einem Priester, der dem Vernehmen nach Opus Dei für eine gute Sache hält). Anscheinend ist ihm aber der viele Weihrauch nicht so ganz bekommen, seine Vehemenz, seinen missionarischer Eifer finde ich jedenfalls ziemlich anstrengend (kenne ich auch eher nur von den Zeugen Jehovas, nicht von Katholiken).

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Mit dem organisierten Christentum
hab ich tatsächlich meine Schwierigkeiten, Frau Arboretum. Aber missionarischer Eifer geht mir ab, andere da rauszuholen zu wollen. Wie neulich erwähnt, diskutieren wir ja durchaus ergebnisoffen, ob wir unser Töchterlein eventuell taufen lassen. Wem der christliche Glaube einen Halt gibt im Leben, der soll sich gerne daran festhalten. Ich reibe mich bisweilen immer noch daran, weil der Katholizismus nun mal kein unbedeutender Sozialisationsfaktor für mich gewesen ist. Aber solange mn mich nicht missioniert, lasse ich jeden nach seiner Facon selig werden...

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Ich sehe schon: Die Zeit ist hier reif für eine kleine Bildungsdebatte, und wie es der Zufall will, habe ich gerade die letzten Tage was Blogbares erlebt - nachher mehr: -)

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@ mark793: Ich schrieb ja auch aus gutem Grund nur ein bisschen ;-) und vermutete eher eine Weihrauch-Überdosis als missionarischen Eifer. Aber jetzt bin ich still, denn es ist off topic.

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Wir können uns ja
verlagern (zu mir oder zu Ihnen?), dann kann der Hausherr hier derweil ungestört seine Bildungsdebatteneröffnung für nachher vorbereiten...

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Wechsel im SPIEGEL
Ich sehe das etwas anders, wie ich sinngemäß auch gerade bei Lanu geschrieben habe. Der SPIEGEL hat vor der 1998er Wahl die weitverbreitete Kritik an der Kohl-Regierung aufgenommen und recht deutlich für den Wechsel geschrieben. Vor der 2005er Wahl drehen sie eben die Fahne und schreiben wieder für einen neuen Wechsel. Warum? Weil Wechsel und Kritik immer dann gut ankommen, wenn die bisherige Regierung auf wichtigen Feldern versagt hat. Das ist einfach purer Opportunismus. Wechsel bringt Auflage.

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Wechsel und Wandel...
...ist das nicht fast dasselbe? Zumindest diese Aussage sollte man daruaf hin mal untersuchen.

Und vielleicht erklären?

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Es ist auch Opportunismus, aber nicht nur. Es ist vor allem der Versuch von Aust & Co., sich wieder erfolgreich einbilden zu wollen, sie könnten diese Republik steuern. Außerdem natürlich der Unwille gehobener Spiegel-Redakteure, ihre Steuern zu zahlen.
Also: erst Egomanie, dann Egoismus, dann erst Opportunismus.

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Meine Rangfolge: erstens wollen sie die Auflage hochtreiben oder halten. Und zweitens schlagen Egomanie und andere interessante charakterliche Eigenschaften durch. Einen guten Steuerberater wählen diese Leute sowieso unabhängig von der Farbe der Regierung :-)
Und überhaupt: Wer wettet darauf, dass die Einkommensklasse der SPIEGEL-Chefs unter Merkel/Stoiber/Westerwelle weniger Steuern und Abgaben zahlen müsste? Ich ganz sicher nicht.

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@pathologe:
für meine Ohren hört sich das nach hohlem und beliebigem Wortgeklingel an. Vergebliche Liebesmüh, da mit hermeneutischen und exegetischen Methoden irgendeinen tieferen Sinn rausholen zu wollen.

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@stafanolix: Ich wette da nicht nur drauf, ich lese das in (Entwürfen von) Wahlprogrammen. Selbst wenn ich neutral und unzutreffend davon ausgehe, dass alle Wahlprogramme den gleichen Lügenfaktor aufweisen, kann ich trotzdem per Dreisatz ausrechnen, bei welcher Regierung Herr Steingard mehr oder weniger Steuern und Krankenversicherung zahlen muss.

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Warte einfach bis heute abend, lieber zaphod.

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@zaphod: Ich glaube nicht, dass die private Krankenversicherung eines SPIEGEL-Ressortchefs bei einem Regierungswechsel günstiger wird. Und ich glaube nicht, dass wir in irgend einer der möglichen Konstellationen Steuersenkungen erleben werden. Mit oder ohne Lügenfaktor: Wie soll das finanziert werden?
Und Che: Was ist heute abend?

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Ich sehe das eher so, daß es im SPIEGEL mehrere Fraktionen gibt, die zuweilen stärker oder schwächer in Erscheinung treten. Anscheinend gab es da (zumindest bis vor kurzem) auch immer noch eine Art "innerer Kontrolle", die wohl verhindern soll, daß nur eine "Fraktion" das Bild des SPIEGEL dominiert. Auf die Schnelle fallen mir da zwei Beispiele ein, ein älteres (von 2002) und ein ziemlich frisches:
2002 wurde ein Bericht über Stoiber und seinen "Katastrophentourismus" anläßlich des Elbhochwassers gedruckt, der vor Häme geradezu triefte. Kurz danach erschien ein weiterer Artikel zum gleichen Thema, der deutlich weniger - sagen wir mal - "parteilich" war.
Ein anderes Beispiel war die Berichterstattung zum Tod des Papstes, bei der M. Matussek m.E. eine geradezu schamlose Übertreibung der Leistungen des Papstes (und gleichzeitig auch der Zahl der Katholiken weltweit) erlaubte. Auch da gab es ein paar Tage später einen quasi "ergänzenden" Artikel eines anderen Autoren.
Insofern ist die These, daß es sich evtl. um einen kleinen innerbetrieblichen Machtkampf handelt, nicht so ganz von der Hand zu weisen.

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Ich verweise auf mein obiges Zitat, und ich habe mal für den Spiegel gearbeitet. Das kann man alles nicht monokausal sehen, natürlich zählt die Sensation, natürlich wird die Tatsache, einen Regierungswechsel mit herbeigeführt zu haben, als Faktor zur Auflagensteigerung und Zucker fürs Ego betrachtet, aber die strategische Grundausrichtung, langfristig die Bedingungen für das Zustandekommen einer rot-gelben Koalition herbeiführen zu wollen, schwingt zumindest immer mit.

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es ist schon etwas her, aber damals meinte prof. kaase (uni mannheim) so beiläufig, dass ein machtwechsel erst dann angesagt sei, wenn zuvor die eliten in den umfragen dies vorwegnähmen.

sieht im augenblick ganz so aus.

der grund? ich denke, mehr als ein diffuses " schröder hat fertig. soll doch das mädel ran" ist es nicht, aber das genügt. überhaupt ist vieles in der politik weniger rational als es den anschein hat. hier ist strapatto gefragt, der hierzu sicher bessere auskünfte geben kann.

der spargel hat da ein problem, nämlich das, seine auflage zu halten. noch dazu, wo die redakteuere am ergebnis beteiligt sind. die sind zwar nicht mehr jung, aber sie brauchen das geld, schlechte zeiten für gesinnungsjournalismus. die ins amt geschriebene regierung von heute vergibt morgen schon anzeigen für ihre kampagnen.

ich denke, die probieren im augenblick, herauszufinden, wohin der trend läuft. obwohl der im augenblick ziemlich klar ist. allerdings ist der bundestag noch nicht aufgelöst, so dass da schon noch die eine oder andere überraschung drin ist.

der stern macht dies schon seit jahren. und auch DIE ZEIT scheint sich zu überlegen, wo die butter aus dem brot sein könnte.

warum eigentlich hält die süddeutsche rot-grün noch die stange?

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SZ: Schau Dir mal die Gesellschafterfamilien an, die denken eher langfristig.

Und Eliten? Welche Eliten eigentlich? Sowas haben wir hier nicht, und hoffentlich bleibt es auch dabei. Deutsche gesellschaftliche Eliten waren ab den Saliern nie etwas anderes als ein Grund zum MG zu greifen.

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