Real Life 04.07.2005 -Sturmfront
Da kommt ein Gewitter, sagst du, und weil sie es vom Fenster aus nicht richtig sehen kann, geht ihr auf die Dachterasse, wo das Licht des Tages schon in einem fahlen Grau erstickt. Aus dem Westen, ausgestreckt über den ganzen Horizont, ist eine Front im Anmarsch, rasend schnell und finster. Du stehst neben ihr, schweigend, obwohl du eigentlich nochmal was zu sagen hast, etwas wie, dass man nie zu alt ist, sein Leben nochmal zu ändern, und dass es das noch lange nicht gewsen sein muss, und eine Scheidung nicht das Schlimmste sein muss, jedenfalls besser als die komische Idee, das alles mit einer Schwangerschaft jetzt noch retten zu wollen. Das, was da kommt, ist auch so schon genug Abbild dessen, was in ihrem Inneren tobt.
Man weiss nie, was kommt und was geschehen wird. Ausser vielleicht, dass man sich fast immer zweimal trifft, egal wie lange es her ist. Das war verdammt lang her, und der Freund, der sie damals uneingestanden neben seiner eigenen Freundin wollte, ist heute Arzt in Würzburg. Gestern hast du bei den alten Bildern eines von ihr gefunden, auf der Stufe ihrer Schule, heute kam sie dir entgegen, als du die Tür aufgesperrt hast, und sie ging spontan mit hoch. Auf eine Kanne Tee, für eine Stunde, und dann doch für einen Nachmittag, bis jetzt, als der Himmel explodiert, und sie könnte auch so kaum mehr bleiben, weil sie ja noch Verpflichtungen hat, daheim. Aber noch steht sie hier und schaut nach Westen, schweigend und faszieniert vom sinsitren Spiel der schwarzgrauen Wolken.
Dann geht sie, du bringst sie noch bis zur Treppe, und ihren Schritten kannst du entnehmen, dass sie sich beeilt. Dann stellst du dich wieder auf die Terasse und schaust zu, wie sich die Wolken zusammenballen. Langsam kommt der Wind auf, in kurzen Stössen, hier und da biegen sich die Bäume, bis die Böenwalze heranfegt, abgerissene Blätter fegen über die Dächer, und die letzten Schwalben sirren nach Osten, wo der Himmel noch in einem unnatürlichen, gelblichen Blau erstrahlt. Oben, auf dem Kamin, tappselt noch eine etwas nervöse Taube herum, direkt neben dem Blitzableiter, unter dem, sicher unzureichend vom Kamindach geschützt, ihr Nest ist. Aber es hat hier noch nie eingeschlagen. Hier passiert nie etwas.
Der Wind trägt feinen Niesel zu dir, dann die ersten dicken Tropfen, und plötzlich geht alles ganz schnell, ein Windstoss und dazu fast waagrecht das Wasser, nichts wie rein in dem Wissen, dass es sie in wenigen Augenblicken ereilen wird, da oben wandert das Gewitter mit 80, 90 Kilometern pro Stunde, da wird sie es nicht zum Auto geschafft haben. Dann bricht auch schon die Hölle los, von so ein Unwetter hat man hier oben direkt unter dem spitzen Giebel eines Stadtpalastes einen sehr unmittelbaren Eindruck, selbst wenn man nicht Mary Shelleys Beschreibung des Gebäudes kennen würde, in dem Frankenstein sein Monster erschafft und deren Dachkammer in allen Details ganz vorzüglich zu dem Raum passen würde, in dem du bist. Über ein Dutzend Kilometer hinweg, aufgereiht an einer dunklen Wolkenkette, fauchen die Blitze nach unten, du zählst die Sekunden, und dann wird es plötzlich hell wie tausend Sonnen, und es klingt so, als hätte jemand dein Trommelfell zerrissen. 100 Meter vielleicht, höchstens... aber es ist nichts passiert.
Es passiert nie etwas. Das ist alles nur Kulisse, es gibt keine echten Dramen, das Unwetter verzieht sich und die noch nicht gefallenen Töchter der besseren Familien gehen, bevor sie zwei Stunden während des Spektakels da draussen vielleicht etwas tun, hier oben so fern von ihrer Vorstadtwelt, was sie ihrem Nochmann und ihren Freundinnen nicht erzählen dürften. Und du schaust hinaus und überlegst, wie sich so eine Sturmfront wohl fühlen mag, da droben, und warum sie nicht ein einziges Mal die Stadt und das schwarze Pack und die Spiesser und die Kinderquäler und die Dummmacher und all den Lokaldreck in den grossen Fluss fegt, Tabula rasa macht und diesem Ort, an dem die Dummheit geboren wurde, eine neue Chance gibt.
Man weiss nie, was kommt und was geschehen wird. Ausser vielleicht, dass man sich fast immer zweimal trifft, egal wie lange es her ist. Das war verdammt lang her, und der Freund, der sie damals uneingestanden neben seiner eigenen Freundin wollte, ist heute Arzt in Würzburg. Gestern hast du bei den alten Bildern eines von ihr gefunden, auf der Stufe ihrer Schule, heute kam sie dir entgegen, als du die Tür aufgesperrt hast, und sie ging spontan mit hoch. Auf eine Kanne Tee, für eine Stunde, und dann doch für einen Nachmittag, bis jetzt, als der Himmel explodiert, und sie könnte auch so kaum mehr bleiben, weil sie ja noch Verpflichtungen hat, daheim. Aber noch steht sie hier und schaut nach Westen, schweigend und faszieniert vom sinsitren Spiel der schwarzgrauen Wolken.
Dann geht sie, du bringst sie noch bis zur Treppe, und ihren Schritten kannst du entnehmen, dass sie sich beeilt. Dann stellst du dich wieder auf die Terasse und schaust zu, wie sich die Wolken zusammenballen. Langsam kommt der Wind auf, in kurzen Stössen, hier und da biegen sich die Bäume, bis die Böenwalze heranfegt, abgerissene Blätter fegen über die Dächer, und die letzten Schwalben sirren nach Osten, wo der Himmel noch in einem unnatürlichen, gelblichen Blau erstrahlt. Oben, auf dem Kamin, tappselt noch eine etwas nervöse Taube herum, direkt neben dem Blitzableiter, unter dem, sicher unzureichend vom Kamindach geschützt, ihr Nest ist. Aber es hat hier noch nie eingeschlagen. Hier passiert nie etwas.
Der Wind trägt feinen Niesel zu dir, dann die ersten dicken Tropfen, und plötzlich geht alles ganz schnell, ein Windstoss und dazu fast waagrecht das Wasser, nichts wie rein in dem Wissen, dass es sie in wenigen Augenblicken ereilen wird, da oben wandert das Gewitter mit 80, 90 Kilometern pro Stunde, da wird sie es nicht zum Auto geschafft haben. Dann bricht auch schon die Hölle los, von so ein Unwetter hat man hier oben direkt unter dem spitzen Giebel eines Stadtpalastes einen sehr unmittelbaren Eindruck, selbst wenn man nicht Mary Shelleys Beschreibung des Gebäudes kennen würde, in dem Frankenstein sein Monster erschafft und deren Dachkammer in allen Details ganz vorzüglich zu dem Raum passen würde, in dem du bist. Über ein Dutzend Kilometer hinweg, aufgereiht an einer dunklen Wolkenkette, fauchen die Blitze nach unten, du zählst die Sekunden, und dann wird es plötzlich hell wie tausend Sonnen, und es klingt so, als hätte jemand dein Trommelfell zerrissen. 100 Meter vielleicht, höchstens... aber es ist nichts passiert.
Es passiert nie etwas. Das ist alles nur Kulisse, es gibt keine echten Dramen, das Unwetter verzieht sich und die noch nicht gefallenen Töchter der besseren Familien gehen, bevor sie zwei Stunden während des Spektakels da draussen vielleicht etwas tun, hier oben so fern von ihrer Vorstadtwelt, was sie ihrem Nochmann und ihren Freundinnen nicht erzählen dürften. Und du schaust hinaus und überlegst, wie sich so eine Sturmfront wohl fühlen mag, da droben, und warum sie nicht ein einziges Mal die Stadt und das schwarze Pack und die Spiesser und die Kinderquäler und die Dummmacher und all den Lokaldreck in den grossen Fluss fegt, Tabula rasa macht und diesem Ort, an dem die Dummheit geboren wurde, eine neue Chance gibt.
donalphons, 17:59h
Dienstag, 5. Juli 2005, 17:59, von donalphons |
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donalphons,
Dienstag, 5. Juli 2005, 18:12
Ganz nach dem Motto:
"First we destroy the Danube Gulch, then we exterminate Berlin" - da bin ich dann am Wochenende.
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donalphons,
Dienstag, 5. Juli 2005, 19:04
Das sind dann existenzielle Erfahrungen - ich kannte übrigens mal einen der hiesigen Raser, der sich über das Quietschen der Porsche-Scheibenwischer bei 220 km/h beschwert hat. Gut, final an den Baum geknallt ist er dann mit einem Lotus bei schönem Wetter, 130 Sachen und ohne Gurt.
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bizwriter,
Dienstag, 5. Juli 2005, 22:06
"alles in den grossen fluss spuelen"
es ist doch nicht alles schlecht in deiner stadt, don alphonso.
unten in der einkaufspassage gibt es so einen schoenen metzgerladen, klein eher, mit stehimbiss. dort verkaufen sie an einem fenster zur strasse so dinge wie fleischpflanzerl und schnitzel im broetchen.
wegen diesem metzger bin ich manchmal ueber hundert kilometer gefahren, damals, an den wochenenden, als mir noch nichts besseres einfiel und ich mir auch gewuenscht habe, das ganze staedte von fluessen weggerissen werden.
heute haette ich wieder lust auf so ein schnitzel im broetchen, da, in der einkaufspassage.
es ist doch nicht alles schlecht in deiner stadt, don alphonso.
unten in der einkaufspassage gibt es so einen schoenen metzgerladen, klein eher, mit stehimbiss. dort verkaufen sie an einem fenster zur strasse so dinge wie fleischpflanzerl und schnitzel im broetchen.
wegen diesem metzger bin ich manchmal ueber hundert kilometer gefahren, damals, an den wochenenden, als mir noch nichts besseres einfiel und ich mir auch gewuenscht habe, das ganze staedte von fluessen weggerissen werden.
heute haette ich wieder lust auf so ein schnitzel im broetchen, da, in der einkaufspassage.
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donalphons,
Mittwoch, 6. Juli 2005, 02:25
Es ist nier alles schlecht, aber manchmal täte ein knallhertes Unwetter der satten, unglaublichen Selbstzufriedenheit dieser Stadt nicht ganz schlecht.
Es wäre ja für den Anfang nicht schlecht, wenn der Westpark in einer Erdspalte verschwinden würde und die Donau das Gebiet um den Auwaldsee 5 Meter unter Wasser setzen würde.
Es wäre ja für den Anfang nicht schlecht, wenn der Westpark in einer Erdspalte verschwinden würde und die Donau das Gebiet um den Auwaldsee 5 Meter unter Wasser setzen würde.
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mequito,
Dienstag, 5. Juli 2005, 22:32
Für das zweite Foto wollte ich Ihnen meine Komplimente aussprechen. Ein wahrlich gelungener Schuss.
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donalphons,
Mittwoch, 6. Juli 2005, 02:27
Aber bitte, ich werde es dem Hauptdarsteller mitteilen, sollte er meinen Dachgarten nochmal unter Wasser setzen. :-)
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cato,
Dienstag, 5. Juli 2005, 23:50
Tiniff
Mensch M****, das ist doch alles tiniff und Bauchnabelschau mit den höheren Töchtern. Who cares who bangs who. Das sind die Real News:
+++VauWee und der VauWee-Personalvorstand Harzer Käse erklären sich spontan bereit, 30.000 Euro an Hartz IV-Empfänger für den Besuch bei Luxusnutten zu verteilen+++Nutten sind völlig aus dem Häuschen+++Kondomindustrie platzt vor Freude+++Friidmän stürmt Arbeitsamt und meldet sich arbeitlos+++ “Ich will auch Hartz IV”-Empfänger sein!”+++To be continued+++
+++VauWee und der VauWee-Personalvorstand Harzer Käse erklären sich spontan bereit, 30.000 Euro an Hartz IV-Empfänger für den Besuch bei Luxusnutten zu verteilen+++Nutten sind völlig aus dem Häuschen+++Kondomindustrie platzt vor Freude+++Friidmän stürmt Arbeitsamt und meldet sich arbeitlos+++ “Ich will auch Hartz IV”-Empfänger sein!”+++To be continued+++
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donalphons,
Mittwoch, 6. Juli 2005, 02:20
Darüber gibt es in Liquide schon zwei drei vier fünf Szenen, been there, had that, seen it all...
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che2001,
Mittwoch, 6. Juli 2005, 10:54
Das Horrorgewitter mit den echten Toten habe ich bei Avignon erlebt - Jahrhunderte, nachdem die Päpste weg waren. Die reagieren langsam da oben. Das Jahrtausengewitter über Nürnberg als Strafe für die Reichsparteitage kommt vielleicht 2600. Sind Zeus und Poseidon alt geworden?
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