: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 10. Juli 2005

Dirt Picture Contest - warum denn so förmlich?

So ein Ledersessel ist doch nicht stylisch... allenfalls was für Zigarillostinker und/oder als Wartesessel im SM-Bordell, aber doch keinesfalls was für die typische Berliner Wohnung. Zumal es dann dieses Stilmischmach gibt, 5 Teile Ikea, 2 Teile von Mama, ein Brocken Leder, der Tisch der Ex, die Klappstühle vomVormieter - das ist einfach nicht stylisch. Bunt darf es schon sein, aber es muss passen.



Na also! Identisch bis auf die poppige Farbe, lässig, loungig, Mitte vor 2 Jahren, taugt aber immer noch. So was findet man natürlich nicht in Mitte, da muss man schon in die besseren Viertel fahren, Fehrbelliner Platz, da stehen die rum und warten auf Liebhaber. Am Umstand, dass sie Stühle nicht den Bürgersteig unpassierbar machen, erkennt man die hohe Geisteshaltung des Spenders und der Passanten. In Mitte wären das sicher schon 14 Teile, auf 100 Meter verstreut - ach ja, der gute alte Westen.

Also schnell hin. Vielleicht überprüft die Mama hinten, ob die Dinger in den Kinderwagen passen.

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Gelbe Organzaseide

oder wie ich n ochmal nach Berlin komme - das geht so: Eigentlich komme icfh nur, um den Umzug in Form von 5 zurückgebliebenen Bürostühlen eines guten Herstellers und eines fast bankrotten Vorbesitzerfirma abzuholen. Und ein wenig Haifische durch das Riff mit seinen Immobilienwracks und Haifischmeetings zu kutschieren, nebst einigen kleinen Plünderungszügen durch die seichten Gewässer der Antikhändler. Eigentlich sind das reine Synergien, man fährt durch die Gegend, bepackt den Wagen, geht Abends aus, und wenn man am GBrillgestank nicht erstickt und um Mittag dem Betrunkenen auf der Strasse ausweicht und die Gang sich lieber mit den Russen prügelt und einem keiner die Reifen schlitzt oder eine Bierflasche drunter stellt -

dann kommt man unter Erreichung der selbstgesteckten Ziele schnell und unkompliziert nach Hause. Das geht so lange gut, bis man sich einen Sessel und einen dazugehörigen Pouf aus den 50er Jahren kauft, der ohne jede Frage vernünftig argumentiert werden kann, der Sinn macht, und der das Auto genau da vollmacht, wo die Stühle, die Ursache der Reise liegen sollten - quer hinten über dem Hutschenreuther-Service "Margarethe" für 12 Personen und unter dem gut 200 Jahre alten venezianischen Spiegel, die erst gekauft wurden, als es wegen dem gelben Sessel aus gelber Organzaseide ohnehin schon egal war.

Man kann das alles so erklären, dass man Berlin ausplündert, und die Goten ja auch öfters die römischen Provinzen heimsuchten. Am Ende steht aber immer die Erkenntknis, dass man nochmal hierher muss, früher oder später. Und man braucht eine gute Erklärung daheim. Zu sagen, dass andere ihr Geld verrauchen, mit Freundenmädchen durchbringen oder in stinkenden Alkoholikaresten ins Klo kotzen, mag vielleicht bei einer Berliner Familie ziehen - dummerweise ist dergleichen in den besseren Vierteln der Provinz kein anerkanntes akulturelles Phänomen.

Da hilft nur irgendwo verstecken - aber wo versteckt man einen kanariengelben Sessel und Pouf aus Organzaseide?

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