Gelbe Organzaseide
oder wie ich n ochmal nach Berlin komme - das geht so: Eigentlich komme icfh nur, um den Umzug in Form von 5 zurückgebliebenen Bürostühlen eines guten Herstellers und eines fast bankrotten Vorbesitzerfirma abzuholen. Und ein wenig Haifische durch das Riff mit seinen Immobilienwracks und Haifischmeetings zu kutschieren, nebst einigen kleinen Plünderungszügen durch die seichten Gewässer der Antikhändler. Eigentlich sind das reine Synergien, man fährt durch die Gegend, bepackt den Wagen, geht Abends aus, und wenn man am GBrillgestank nicht erstickt und um Mittag dem Betrunkenen auf der Strasse ausweicht und die Gang sich lieber mit den Russen prügelt und einem keiner die Reifen schlitzt oder eine Bierflasche drunter stellt -
dann kommt man unter Erreichung der selbstgesteckten Ziele schnell und unkompliziert nach Hause. Das geht so lange gut, bis man sich einen Sessel und einen dazugehörigen Pouf aus den 50er Jahren kauft, der ohne jede Frage vernünftig argumentiert werden kann, der Sinn macht, und der das Auto genau da vollmacht, wo die Stühle, die Ursache der Reise liegen sollten - quer hinten über dem Hutschenreuther-Service "Margarethe" für 12 Personen und unter dem gut 200 Jahre alten venezianischen Spiegel, die erst gekauft wurden, als es wegen dem gelben Sessel aus gelber Organzaseide ohnehin schon egal war.
Man kann das alles so erklären, dass man Berlin ausplündert, und die Goten ja auch öfters die römischen Provinzen heimsuchten. Am Ende steht aber immer die Erkenntknis, dass man nochmal hierher muss, früher oder später. Und man braucht eine gute Erklärung daheim. Zu sagen, dass andere ihr Geld verrauchen, mit Freundenmädchen durchbringen oder in stinkenden Alkoholikaresten ins Klo kotzen, mag vielleicht bei einer Berliner Familie ziehen - dummerweise ist dergleichen in den besseren Vierteln der Provinz kein anerkanntes akulturelles Phänomen.
Da hilft nur irgendwo verstecken - aber wo versteckt man einen kanariengelben Sessel und Pouf aus Organzaseide?
dann kommt man unter Erreichung der selbstgesteckten Ziele schnell und unkompliziert nach Hause. Das geht so lange gut, bis man sich einen Sessel und einen dazugehörigen Pouf aus den 50er Jahren kauft, der ohne jede Frage vernünftig argumentiert werden kann, der Sinn macht, und der das Auto genau da vollmacht, wo die Stühle, die Ursache der Reise liegen sollten - quer hinten über dem Hutschenreuther-Service "Margarethe" für 12 Personen und unter dem gut 200 Jahre alten venezianischen Spiegel, die erst gekauft wurden, als es wegen dem gelben Sessel aus gelber Organzaseide ohnehin schon egal war.
Man kann das alles so erklären, dass man Berlin ausplündert, und die Goten ja auch öfters die römischen Provinzen heimsuchten. Am Ende steht aber immer die Erkenntknis, dass man nochmal hierher muss, früher oder später. Und man braucht eine gute Erklärung daheim. Zu sagen, dass andere ihr Geld verrauchen, mit Freundenmädchen durchbringen oder in stinkenden Alkoholikaresten ins Klo kotzen, mag vielleicht bei einer Berliner Familie ziehen - dummerweise ist dergleichen in den besseren Vierteln der Provinz kein anerkanntes akulturelles Phänomen.
Da hilft nur irgendwo verstecken - aber wo versteckt man einen kanariengelben Sessel und Pouf aus Organzaseide?
donalphons, 22:27h
Sonntag, 10. Juli 2005, 22:27, von donalphons |
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arboretum,
Sonntag, 10. Juli 2005, 22:35
Bei Freundenmädchen. :-)
Die freuen sich, weil sie wissen, dass Don wieder nach Berlin kommt. Aber besser nicht zu lange unterstellen, sonst gehen diese Dinge in den Besitz der Freundinnen über.
Die freuen sich, weil sie wissen, dass Don wieder nach Berlin kommt. Aber besser nicht zu lange unterstellen, sonst gehen diese Dinge in den Besitz der Freundinnen über.
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donalphons,
Dienstag, 12. Juli 2005, 03:02
Es ist noch nicht mal so, dass ich nicht nur zu gut erzogen wäre, oder zu knausrig - nein, irgendwie würde mir wohl der Mut dafür fehlen. Es gibt eine Reihe von Situationen, die für andere völlig normal sind und mich in tiefe Krisen stürzen - die würde wohl dazu gehören.
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arboretum,
Dienstag, 12. Juli 2005, 03:25
Oh nein, so meinte ich das nicht. Ich fand den Tippfehler nur so hübsch. Und nutzte das neue Wort Freundenmädchen als Synonym für Freundinnen (Freundinnen, wohlgemerkt, nicht Geliebte, falls hier jetzt jemand auf solche Gedanken kommen sollte). Denn dass es in Berlin einige Frauen gibt, die sich über donalphonsos Berlin-Besuche freuen, weiß ich aus sicherer Quelle. :-)
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donalphons,
Dienstag, 12. Juli 2005, 03:44
Öps, ich sollte vielleicht mal die eine oder andere sprudelnde Quelle abdichten... Nicht dass die Welt beginnt, den Menschen dahinter für jemanden zu halten, gegen den Gilles de Ray ein Kaninchen (W. Serner) war.
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arboretum,
Dienstag, 12. Juli 2005, 10:06
Ach, Hilfe, das wird ja immer verzwickter. Keine Sorge, es war nichts Indiskretes, sondern einfach ein sehr schönes Kompliment. Und dass Don gutmütig und hilfsbereit ist - na, ich schreib mal lieber sein kann, sonst wird er am Ende noch sauer ;-), kann jeder selbst an diversen Stellen dieses Blogs nachlesen.
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donalphons,
Dienstag, 12. Juli 2005, 12:53
@ arboretum: Alles nur geschicktes Marketing ;-)
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donalphons,
Dienstag, 12. Juli 2005, 12:53
@ Che: Sag das mal einem gescheiterten Blogbuchschreiber, der mich von einem Panel runter haben will...
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donalphons,
Dienstag, 12. Juli 2005, 13:10
Der will einfach nur seine Ruhe und ein Panel, wo er ohne Widerrede sein Prophetentum präsentieren kann, ohne kleinliche Fragen wie "Wer soll das alles bezahlen" und "Die Debatte dass Papier tot ist gibt es doch schon seit Erfindung des Radios, oder?" Prophetentreffen vertragen sich nicht mit Leuten, die wenig von wundersamer Fischvermehrung halten, auch wenn die Fische schon stinken.
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strappato,
Sonntag, 10. Juli 2005, 22:50
Wenn du dich mit den Goten vergleichst, dann steht Berlin ja noch ganz schön was bevor: Als der Ostgote Totila Rom 546 in Schutt und Asche legte, soll Rom 40 Tage völlig menschenleer gewesen sein.
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che2001,
Montag, 11. Juli 2005, 15:16
Dschingis Don
Das haben die Mongolen bei der Einnahme von Buchara, Merw und Balch locker getoppt. Toluy Khan ritt mitten in eine Moschee, wo Tausende Gläubige beteten, zog den Säbel und rief zu seiner Horde: "Ich schenke euch diese Stadt. Nehmt sie euch!" Nachdem man mit Plündern, Morden und Vergewaltigen fertig war, hinterließen die Eroberer nichts als eine Pyramide mit Schädeln, und alle paar Wochen kam ein Streifkorps vorbei, das die Ruinen nach Überlebenden absuchte, um die Pyramide zu vergrößern. Es heißt, am Schluss hätten sie sogar auf Ratten Jagd gemacht....
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hockeystick,
Montag, 11. Juli 2005, 16:24
Der Bildungsauftrag dieses Blogs gebietet, dass an dieser Stelle und in diesem Zusammenhang auch an den zehnten Jahrestag des Endes der UN-Schutzzone Srebrenica erinnert wird.
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che2001,
Montag, 11. Juli 2005, 17:20
Das Massaker wurde eingeleitet, nachdem General Mladic die Verhandlungsführer der Kroaten und Bosniaken zu Tisch gebeten hatte, mit ihnen Slivowitz trank und vor laufenden Fernsehkameras sagte "Ihr sollt leben." Unmittelbar darauf gingen die ersten Morde los. Aber nicht an Srebrenica alleine sollte gedacht werden, auch an Trebnice, Vukovar, Vinkovci und Trebinje.
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