Keine Wahlempfehlung V

Keine Ahnung, wer sich hier in wessen Glanz sonnt. Die Jungunternehmer strahlen, weil sie die Bundessieger sind und viel Geld bekommen. Die Veranstalter strahlen, weil alle Medien da sind. Die Ausrichter, unter ihnen der Stern, neben dem SPON bezeichnderweise heute einer der publizistischen CDU-Unterstützer, freuen sich über die Laudatorin: Angela Merkel. Damals Vorsitzende einer Skandalpartei, heute immer noch und zudem auch noch Kanzlerkandidatin. Der Sieger bekommt 100.000 Mark aus ihrer Hand. Es ist Herbst 2000, alles ist vorbei, aber Merkel redet nochmal von der grossen, tollen Zukunft des Internets. Sie weiss es halt nicht besser. Besonders strahlt der Business Angel, der bei der Firma angeblich investiert hat - und wohl auch einigen Einfluss auf die Entscheidung der Jury hatte.

Alle waren sie mit dabei, ich weiss. Auch die SPD in NRW, Stichwort GH100. Auch die Grünen in Schloss Elmau, und ein halbes Jahr später waren sie sich nicht zu schade, das Münchner NE-Pack nochmal bei einem Event abzufüttern. Alle sind darauf reingefallen. Kann passieren. Ich habe 1999 ein bitterböses Worst Case Szenario über einen grossen VC-Geber geschrieben, von dem ich annahm, dass es so kommen würde. Ich habe mich auch getäuscht, es kam viel schlimmer. Keiner war ohne Fehler. Aber manche haben es früher gemerkt.

Die Firma hatte nichts von den 100.000. Der Business Angel hat den Laden letztlich vor die Wand gefahren, und dabei viel Geld verdient. Dreieinhalb Jahre später sitze ich bei jemanden, den nur wenige kennen. Jemand, der wirtschaftliche Macht hat. Einer, der seinen Unternehmern rät, sich Gebrauchtmöbel zu kaufen. Und wir reden über diese Firma und den Business Angel. Über den Stern und seinen Beratungspartner. Über die Jury. Über alles, was damals passiert ist. Dieser Mann hat oft genug vor dem Business Angel und seinen Tricks gewarnt. Laut und oft. Schon damals. Es hat niemanden interessiert. Abr schon damals war er jemand, auf den man hätte hören müssen, wegen seiner Erfahrung, wenn man schon nicht wegen seiner Macht auf ihn hört.

Man kann sagen, dass es nur eine kleine Randnotiz der langen, schlimmen Geschichte der New Economy ist. Man kann sagen, dass es lang vorbei ist, aber es stimmt nicht. Die milliardenschweren Fehlinvestitionen der New Economy von Seiten des Staates, sei es nun die Risikoabsicherung für VCs durch staatliche Banken, die die Pleite lukrativ machte, seien es die Beratungshonorare oder die Verschwendung der bayerischen Privatisierungserlöse, all das belastet die Haushalte noch lange Zeit - und jeder, der Steuern zahlt, zahlt daran mit.

Die SPD in Bayern hat zum Zeitpunkt, als Frau Merkel noch den Grüssaugust für Stern, McK und die versammelte Elite machte, gegen die Verschwendung von Staatsgelder an Firmen wie den Preisträger gewarnt. Stoiber hat damals noch mal Gas gegeben, weil die VC-Branche ohne staatliche Beteiligung mit dem Rückzug drohte. Die schlimmsten Fehler wurden gemacht, als es schon zu spät war, deshalb beschäftigt sich heute der bayerische Rechnungshof mit den Vorgängen. Die Bundesregierung, genauer, der Finanzminister hat dann den Stecker für die VCs gezogen. Damals lief Stoiber himself bei der grossen VC-Jahrestagung im Vier Jahreszeiten auf und versprach, man werde das so schnell wie möglich wieder rückgängig machen, bevor die Bande in den Palmengarten von Nymphenburg gekarrt wurde.

Das sind die Leute, die Merkel und Stoiber wählen werden. Weil sie nachweislich absolut keine Ahnung von Wirtschaft haben, und alles tun werden, was ihnen die "Experten" vorkauen. Keine Frage, die Grünen haben auch viel Scheisse gebaut, und Clement und Stolpe waren in der Hinsicht auch Vollpfeifen. Aber es war auch die SPD, die bei dem Irrsinn der Finanzierung den Stecker gezogen und die auf der anderen Seite die Gründung normaler Firmen erleichtert hat. Das ist natürlich nicht gut für VCs, Incubatoren, Berater, markt-, neo- und sonstwie faschistische Assis mit gefälschter Adresse, Anwälte und ihre Vorratsgesellschaften. Aber gut für die Gesellschaft.

Und deshalb wähle ich die SPD. Und nicht die Durchgeknallten von gestern, die von ihren damaligen Helfershelfern heute gross geschrieben werden.

Freitag, 16. September 2005, 02:35, von donalphons | |comment

 
Früher, heute und morgen
Früher haben sie den Schweinestechern (Ärzte) das Geld der Bauherrenmodell aus den Hüften geschnitten, dann haben sie die Kapitallebensversicherung und die unabhängige Finanzoptimierung mit und ohne Studentenpilotspiel entwickelt. Fern von diesem Abmelken des Mittelstands haben schon immer die Großkupferten nur eines im Sin gehabt: Die Steuern, die sie nie zahlen aus dem Staatsapparat zu saugen, damit sie nicht beim Handwerker von nebenan landen. Ob Cargolifter, VCs, Balsam, 90% der BioTech-Welt und die Automotive-Branche - ich sach nur 3%Umsatzrendite bei denen - sowas gehört ins Schlachthaus der Ökonomie. Und die ganze Dienstleistungswelt mit drauf. Wertschöpfung ohne Sklaverei ist praktisch unmöglich, da können noch so viele St. Gallen- Absolventen (warum machen dort eigentlich soviel ihre Diss.? -Weil es so schwer ist???) die Fachmagazine aller Branchen mit ihrem gequirltem Quark vollschmalzen, wenn die Banken oder Business Angels oder gar VCs drin sind, wird nur noch abgemolken, bis der Arzt kommt. Denn irgendwo hat irgendeiner Herzblut reingepumpt - und das muss raus und zwar nach Bad Homburg oder sonstwo in den Taunus, und wenn nicht dorthin, dann nach Davos, Aspen oder Bermuda.

Parteien sind dazu da, eine lustig Theaterstück aufzuführen, dass die Bevölkerung davon abhält solche Kabale zu durchschauen (siehe Oppenheim-Esch-Holding in Köln oder die lustigen Industrievertreter, die sich selbst als Bundestagsbgeordnete bezeichnen und ihr Grundrauschen auch noch vom Steuerzahler bezahlen lassen). Das alles ist keine sarkastische und böse Verschwörungskaste, sondern einfach die Führungselite, die die Politkaschperl von links nach rechts schiebt, um dem Mob eine Art Entwicklung vorzugaukeln.

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Ja, fraglos. Oft kann man da die Hand nicht umdrehen. Wa ich aber sagen will: Die angebliche Wirtschaftskompetenz der schwarzen Seite existiert nicht. Und ich habe hier die vorteilhafte Lage, eine SPD wählen zu können, die frühzeitig gesagt hat: Schmeisst das Geld nicht für die Spinner in Martinsried und Elmau und Nymphenburg und im Munich Media Center (noch so ein Ding, unfassbar) raus, sondern geht mit den Milliarden sparsam um. Nach der LfA-Pleite und vor der Kirch-Pleite ist das eines der grossen Renommierstücke der CSU, das sie alle voll bewusst inszeniert haben.

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Und die rot.grüne Bundesregierung? Hat den VCs das Leben erleichert, indem sie Steuerfreiheit auf Beteiligungsverkäufe gewährt. Die CDU hat Pläne, dies rückgängig zu machen.

Die Welt ist nicht so einfach. Alle Parteien waren dabei.

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Stoiber-Alien?
Ich finde, das hier erklärt einiges, oder?

<Klick zu meinem Weblogeintrag>

<Klick direkt zu Telepolis>

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Also ich halte Bullshit ja für Nonsens und diesen wiederum für Unsinn :-)

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So ernst muss man diese Wahlempfehlung (die ja wieder wunderbar dct-mäßig rüberkommt...) ja auch nicht nehmen: Es ist halt die bayerische Weltsicht (siehe gestern).

Aber ich versteh das auch: Wer Jahr und Tag unter einem CSU-Regime leben musste, dem erscheint die SPD ziemlich revolutionär.

Wer allerdings in einem hübschen Bundesland wie NRW über annähernd 40 Jahre unter dem Sozenfilz leiden musste und von einem Sozenkonsortium höchstpersönlich im Rahmen eines so genannten "Existenzgründerzentrums" abgelinkt wurde, dem bleibt die Spezialdemokraten auf lange Sicht unwählbar.

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Ich bin zwar keine 40, aber rainersacht trotzdem nicht das richtige, find ich.

Wenn ich die Wahl habe, Schwarz oder Rot, weiss ich mit Sicherheit, dass es NICHT rot wird.

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Rainer sacht, wie es ist
Wenn jemand wie ich in Norddeutschland gegen schwarzen und roten Filz gekämpft hat und erlebt hat, wie die grünen Weggefährten von einst zu den größten Korrupniks werden, sobald sie dazu Gelegenheit bekommen, dem bleibt nur übrig zu sagen: "Wer hat uns verraten - Spezialdemokraten! Wer verrät uns schneller - Grüne und ALer! Wer verät uns nie - St. Pauli!"

Und somit bleibt diese Wahl die Wahl um das kleinere Übel.

Aber Ede Merkelwellehof ist definitiv das weitaus größere Übel.

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Pauli & Fortuna
Das gehört zwar sowas von nicht hier hin, aber Paul & Fortuna verbindet seit einigen Jahren eine wunderbare Fan-Freundschaft...

Vielleicht ist das aber auch on-topic.

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Die Geschichte dieser Republik zeigt mir: wenn Dummheit, Macht und Gier zusammenkommen, ist das Parteibuch völlig egal. Btw: Was ist eigentlich aus Scherfs "Space Park" geworden?

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So ganz unfinalisiert in den unendlichen Weiten des Universums entschwunden... Fast ein wenig schade.

Ganz final kann man hier noch was lesen:
http://www.space-center-bremen.de/sc/news/detail.jsp?id_news=36&num_news=5

Aber bald gehts ja bestimmt wieder weiter.

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Das hier ist keine Wahlempfehlung. Und die Steuerfreiheit bei der Veräusserung von Unternehmensbeteiligungen ist super - weil es ja so oft dazu kommt, im Moment :-)

Die allermeisten Verkäufe von Beteiligungen eines VC haben momentan keinen realen Wert. 1 Euro vielleicht. Ich war eine Weile mit ein paar Turnaround Managern unterwegs. Die hatten als Kapital 1,83 Euro, was zum Firmenkauf locker gereicht hat.

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Ach Don. Du redest von der Vergangenheit - wie die CSU die VCs subventioniert und hofiert hat. In derselben Vergangenheit wurde das mit den Beteiligungsverkäufen beschlossen. Da hatten die VCs ja noch Hoffnung auf Gewinn, und die Steuerfreiheit hat die Gier sehr befördert. So hat damals jede Regierung versucht, sich an den hype zu hängen. In NRW die Sozen. Frag mal einen aus NRW wie das mit Clements Medienträumen war und dem hightech-Ruhrpott. In Bremen rot-schwarz, die rund um die Uni ein zweites Silicon-Valley planten usw. usw.

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Spätfolge: Die Brunswick Area ist die Region mit der zweithöchsten Werbeagenturdichte nach der Munich Area (und vor der Hamburg Area und der Dusselvillage Area), aber ohne Kunden für diese Agenturen. Daher haben wir hier auch besonders viele Rebellen ohne Markt.

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Zum Thema Space-Park.

Die Interseite ist noch online:

http://www.space-park-bremen.de/

Nun ist ein israelischer Investor interessiert, der daraus eine Mini-Las Vegas machen will:

http://www.taz.de/pt/2005/09/15/a0258.nf/text
http://www.taz.de/pt/2005/09/12/a0266.nf/text

Spielcasino, Verdoppelung der Verkaufsfläche auf 90.000 qm, mit Ladenöffnungszeiten rund um die Uhr, einem Kreuzfahrtterminal, Yachthafen, usw.

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Eignet sich das Gelände möglicherweise zur Luftschiffproduktion?

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Ich glaube, da oben stehen genug Einschränkungen, die besagen, dass ich mit der SPD auch nicht komplett zufrieden bin. Ich sehe aber, wie diese Leute trotz nachweislichen Versagens bis heute unterstützt und gefördert werden, eben weil sich München den Ruf als Hauptstadt der VCs erhalten will. Die einzige echte Änderung nach Jahren des Prassens war die Schliessung einer dafür zuständigen Agentur unter dem Staatskanzleichef Huber, die sich laufend mit der Agentur des Wirtschaftsministers in die Quere kam. Ansonsten haben wir hier immer noch das gleiche Personal, das ein paar Dutzend Millionen von einer halbstaatlichen Bank wollte, um damit die riskanteren Firmen im Portfolio zu stützen.

Noch was wegen der "Steuerfreiheit": Venture Capital ist in Deutschland nun mal als Vermögensverwaltung organisiert. Das hat Vor- und Nachteile. Ohne die staatlichen tgb-beteiligungen den Hype mit anderen Exitstrategien als den Neuen Markt wäre die Konstruktion gar nicht dumm gewesen. Seit Mitte der 90er Jahre wurde auf dieses amerikanische Instrument der Investitionen gedrängt, und alle wollten es haben, speziell die bayerische Staatsregierung, die in München mit den Privatisierungserlösen nochmal einen Extra-Honigtopf hingestellt hat. Deshalb ist die Szene bis heute dort. Hauptpropagandist der Idee war übrigens Lothar Späth (lustigerweise der erste, der sich dann 2000 verkrümelte).

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