Dirt Picture Contest - wacklige Stühle

Günstig sollten sie sein, praktisch und dauerhaft, als sie in den 20er Jahren am Bauhaus entworfen wurden. Aber wie so oft verkommt die gute Idee im Ansturm der davon ausgelösten Vulgärmoderne, und so wird die elegante Form noch schnell zum Gartenmöbel umfunktioniert, bis dann irgendwann der Container kommt. Und der kaputte Kühlschrank, von dem so viele Kollegen die Strassen des Slums Berlin bevölkern, gibt hier den Tisch, dessen Stabilität weitaus besser ist als die verrosteten Sitzmöbel. Warum man sich aber in dieses gewesenen Garten, diese Microwüstenei im nördlichen Prenzlauer Berg setzen sollte, bleibt unbekannt - vielleicht haben sie einfach nichts anderes und wissen nicht, dass es auch anders geht. Zum Glück steht davor eine Werbetafel, so dass man von der schmutzigen Strasse aus kaum etwas sieht.



Doch so marode dieses Bild sein mag, es steht nicht aus purer Bosheit hier. Nein, es versinnbildlicht viele Stühle im Berliner Verlag, in dessen Zeitungsredaktionen unter den Hintern ein Knirschen zu vernehmen sein dürfte. Denn 3i kommt, an ihren VC-Händen klebt noch viel New Economy Blut, und wo 3i war, wächst ähnlich viel Gras wie in obigem Garten, und bei der Profitmaximierung haben sie originelle Spareinfälle, gegen die ein zweitverwendeter Kühlschrank reinste Verschwendung ist.

Und trotzdem werden sie versuchen, dort sitzen zu bleiben - es gibt ja nichts anderes in diesem Slum. Und bunte Werbebotschaften des gekauften Verlages werden die Hässlichkeit dahinter trefflich verbergen. Berlin eben.

Mittwoch, 12. Oktober 2005, 15:35, von donalphons | |comment

 
DDVG
man kann ja über die Herren Renten- und HedgeFonds im Beteiligungsmantel geteilter Meinung sein. Mich würde interessieren, ob das Gebaren der DDVG ein lupenrein demokratisch intendiertes ist...

Wer Zeitungen aufkauft, Minder- und Mehrheitsbeteiligungen anhäuft wie der Croupier die Chips, der kann weder auf die Essener noch auf die Gütersloher herabschauen ohne in den Spiegel zu sehen und sollte sich angesichts der Heuschreckendebatte doch tunlichst an die eigene eiternde Nase fassen.

Keine Frage, die Ventures verkaufen lustig frisierte Businesspläne an allerlei Kunden der Finanzdienstleister und Institutionelle, aber so wie Oppenheim-Esch in Köln treten die noch lange nicht auf. Sowas wäre sogar in Amiland ein NOgo...Insofern - Ein Glück, dass die Kölner bei sich und ihren abenteuerlichen Immoprojekten bleiben, die den närrischen Steuerzahler noch in die übernächste Generation belasten werden.

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Back to basics
Am Ende wird es so viele arbeitslose Journalisten geben, dass denen eigentlich gar nichts übrig bliebe, als mit den Mitteln des alternativen Asphaltjournalismus früherer Jahrzehnte plus moderner Layouttechnik Independent-Blätter zu machen - was nichts das Schlechteste wäre. Nur fürchte ich, dass der Generation Mirko Meiko dazu die Kreativität fehlt.

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Back to Berlin
Das Grundproblem ist, dass die Mirko Meikos in Berlin bleiben wollen. In dieser aufregenden und preiswerten dreckigen Stadt mit dem mörderischen Zeitungsmarkt. Wem die Kreativität fehlt, sich vorzustellen, dass es woanders schöner sein könnte, oder dass man woanders neue Möglichkeiten hat, der wird sich wohl in die Schar der erfolgslosen Berlin-Autoren mit Hartz IV-Stipendium einreihen.

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wäre dann doch die frage, wie es mit dem zeitungsmarkt in der hauptstadt denn so aussieht:

vom ergebnis her:
berliner zeitung dürfte auf eine schwarze null kommen
tagesspiegel schreibt verluste
die taz sucht immer mal wieder nach abonnenten
das neue deutschland dürfte das einzige blatt sein, das nicht von übernahmen bedroht ist.
von der kundschaft her:

wer liest in berlin eigentlich tageszeitung? vielleicht liegt hier das problem. ach so, eben mal dach der b.z. gegoogelt: 1,2 mio. sozialhilfe für gangsterfamilie. das mit dem alternativen asphaltjournalismus ist wohl keine leere drohung, und die bessere layout-technik reisst es auch nicht raus.

könnte ein grund sein, in der provinz zu bleiben. wurst- und käseblätter gibts da auch.

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Und die hier vergessene WELT - nun, die Welt wird hoffentlich irgendwann betriebswirtschaftlich korrekt 2 Meter tief unter den Voorplatz des Springerhochhauses geerdet, mitsamt den Einlassungen ihrer Neocon-Schwachköpfe.

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Heute meldet sich die Berliner Zeitung in eigener Sache zu Wort.

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Der gute Mann hat wenig Ahnung vom Geschäft: 20% ist die Durchschnittsrendite, wenn ein Projekt laufen soll, muss es 30 und mehr bringen, alles andere heisst in der Fachsprache "dead man walking". Die werden den Verlag zerlegen, wertvolle Teile wie die Druckerei und die Gebäude verkaufen und dann zurückleasen. Ein Teil wird in die Miesen gewirtschaftet, geht pleite, die anderen stehen blendend und voller kurzfristiger Gewinne da und werden dann verkauft.

So geht das dann.

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