Real Life 11.10.05 - Nicht globalisierte Landpartie

Über lange, gerade Strassen geht es nach Süden, hinweg über das alte Moor, das, entwässert und trockengelegt, zu einer Boomregion wurde. "Wir stellen ein", steht auf hohen Betonsäulen neben der Strasse, und leichter, silbriger Dunst flirrt im gleissenden Spätsommerlicht, da geht das Leben auch ohne Arbeit, da könntetst du auch in einem Cafe mit ihr sitzen und inhaltslose Artigkeiten austauschen, wie es das Ritual verlangt.

Aber so fliegt der Wagen nach Süden, vorbei an Kiesgruben und kleinen Wäldern, die die Eintönigkeit der üppig wuchernden Ebene durchbrechen, zum Rand des Tales in ein ehemals kleines Dorf, das, umgeben von Neubaugürteln, schon nicht mehr weiss, ob es nun Speckgürtel der Provinzstadt oder der Munich Area sein soll. Geschmackvoll ist es nicht, auch wenn sie fasziniert bei einem Garten mit einer übervölkerten Gartenzwergburg aus dem Fenster sieht. Hauptsache bunt, und bunt ist auch der Grund, warum du hier bist.

Denn vor ein paar Wochen ging sie mit ihrem Herrn Papa für die grosse Reise einkaufen, und sie nahm das nagelneue Notebook in Mint. Sie mag es bunt. Das Notebook in Mint ist unfassbar dünn, elegant, mit allen Finessen ausgestattet, und lässt einen Thinkpad wie ein Urtier aus dem Pleistozän aussehen. Da, wo es herkommt, ist es wahrscheinlich nur ein weiterer Klecks in einer schreiend bunten Warenwelt voller Hello-Kitty-USB-Gadgets und TV-Kühlschränken und Videohandies, hier bei uns jedoch...

Hat es zuerst mal einen Mainboardschaden, und ist am Montag morgen beim Einschalten mindestens so tot wie elegant. Nicht dass du viel Ahnung davon hast, aber als sie dann bei dir klingelte und fragte, ob du, der du immerhin das WLAN gebracht hast, es dir mal anschauen kannst, war diese Tatsache nach ein paar Minuten offensichtlich. Es dauerte dann aber zwei Stunden, bis klar wurde, dass das nächste Ersatzteil auf der anderen Seite der Erde ist. Das Notebook gibt es nur in Japan. Was nicht wirklich schön ist, wenn man in Deutschland täglich damit arbeiten muss.

Das nennen die Angstmacher und ökonomischen Staatsterroristen dann Globalisierung, ja von wegen. Die Globalisierung endet gleich hinter dem Prozessor auf dem Sockel. Vielleicht sollten wir solches Pack nicht mehr selber in der Uckermark bauen, sondern auch in der Japan only Version importieren, und dann nach dem Mainboardschaden wegschmeissen. Vielleicht gibt es die dann auch in Mint statt nur in Aprigoat mit Transpirationsbug, das ohne Photoshop noch nicht mal markttauglich ist. Und das jetzt gerade ein Amt zugesprochen bekommt, aber das spielt gerade keine Rolle, denn du wärst ein schlechter Gastgeber, wenn du ihr bei diesem Problem nicht helfen würdest.

Langsam, ganz langsam hast du zu verstehen gelernt, dass sie nicht nein sagt, noch nicht mal nein danke, sondern nur lächelnd ja, und die feine Nuancierung des ja letztlich erklärt, ob es ein nein ist. Du würdest dir wünschen, dass sie noch ein klein wenig mehr Regung auf deine Vorschläge hin zeigen würde. Aber das wäre unhöflich. Vermutlich denkt sie sich, der blöde Trottel, ich hampel mir hier einen ab, führe mich auf wie der letzte Bauer, nur damit dieses Rindvieh mit der langen Nase endlich kapiert, was ich will, ohne dass hier jemand das Gesicht verliert.

Und während im Slum Berlin Münte das Aprigoat historisch als CDU-Chefin einsortiert, wird hier klar, dass ihr ein geliehenes Notebook nicht ausreicht. Sie will selbst eines haben, nur sollte es nicht allzu teuer sein, es ist ja nur für die verbleibenden vier Monate. Sagt sie nicht. Aber als du es so vorschlägst und dich anheischig machst, ihr bei der Beschaffung eines soliden, günstigen Rechners behilflich zu sein, ist sie unerwartet schnell bereit, dazu ein ja zu sagen, das nach ihren Massstäben sicher grauenvoll offensiv ist.

Und so fährst du dank der misslungenene Globalisierung mit ihr über das Moor, fernab aller Tagesaktualität, und bist eigentlich ganz froh, nichts zu sehen als ihr ewig gleiches, nichtssagendes und inhaltsleeres Lächeln, denn verkniffene Fressen wird es jetzt viel zu oft geben. Später dann, im Laden, der angebaut ist an ein Einfamilienhaus in diesem Dorf, das nicht hässlich und nicht schön ist, gibt es Notebooks nur in IBM-Schwarz und Dell-Dunkelblau, da kann sie eigentlich nichts falsch machen.

Und du lächelst nur freundlich, als sie den einen T20 nimmt, also genau den, den du ihr vorhin leihweise angeboten hast.

Donnerstag, 13. Oktober 2005, 10:46, von donalphons | |comment

 
Schöne Liebeserklärung an Thinkpads.

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Len0vo baut die, wie gerade bekannt wurde, jetzt in Titangrau-envoll. Und nein, ich habe sie wirklich nicht bedrängt. Letztlich hat sie sich nur für das dünnste Notebook entschieden.

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Da kann Lenovo noch soviel Dollar für die Marke "Thinkpad" zahlen. Thinkpads werden immer die schwarzen robusten Kisten von IBM bleiben. Die neuen werden dann Lenovo XYZ123 heissen. Ich bin sicher, dass die Bezeichung "Thinkpad" keine Zukunft bei Lenovo hat.

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Da ist ein neues "Topmodell". Wenn es immer noch die selbe mässige Graphik hat, was soll das dann, wenn es aus Billigproduktion kommt und dafür relativ teuer ist? Ich denke, Lenovo wird die Marke nutzen, um *echte* Thinkpads für 700 Euro auf dem Markt zu werden, und wenn sie dann in zwei Jahren den Ruf von Gericom haben, das ganze einstampfen.

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"IBM" und "Thinkpad" sind nur für den Markteinstieg gut. Das Hauptinteresse muss sein, den Namen Lenovo bekannt zu machen.

Wobei ich ein wenig konsterniert bin, angesichts der Liste mit Features, die selbst 700 Euro Notebooks heute haben. Was ist ein "Dual-Layer DVD+/-RW" Laufwerk? Wer braucht einen DVB-T-Empfänger im Notebook? Muss man 100GB Daten mit allen MP3s und Digi-Fotos, die man je gemacht hat immer mit sich rumschleppen? Was klemme ich an USB-2.0-Ports, FireWire-, Gigabyte-Eththernet-, WLAN, Modem-, analoge, digitale und optische Audio-Ausgänge und 6-fach Speicherkarten-Leser?

Ich wäre froh, wenn es Notebooks mit internen UMTS-Handy/Modem gäbe - mit Anschluss für ein Headset. Aber die Auswahl zwischen 6 Pastell-Tönen für die Dame und Titan-grau oder Racing-Rot für den Herrn ist wohl wichtiger.

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Dell plant sowas mit UMTS-Integration. Ansonsten sehe ich die hauptprobleme ganz woanders. Wieso muss ich Treiber installieren? Wieso muss ich meinen Rechner booten? Wieso sagt der mir sachen, die ich nicht verstehe? Wieso ist das Ding nicht so einfach wie ein Radio? Wieso gibt es Zilliarden Akkus, warum kann ich da keine handelsüblichen Zellen reinmachen, warum gibt 15 verschiedene Anschlüsse an einer Maschine, die einfach nur laufen soll?

Das wären mal wirklich coole Features - einschalten und loslegen. Anstöpseln und laufen. Statt dessen muss ich bei MS anrufen und mir neue Codes für XP holen, wenn ich was ändere. Aber dafür ist es bunt, lustig und voller DRMs und Registrierungen. Und das Ding ist nach 2 Jahren schrottreif, weil die Strombuchse zu sparsam angelötet wurde, das Chassis nur mit Spezialwerkzeug zu öffnen ist und der 10h-Hochleistungsakku leider eine schlechte zweite Zelle hatte. Aber all die Features werden ohnehin nicht genutzt - das sind die Träumereien der Marketingbuden vom Menschen, der ohne Rechner nicht läuft. Selbst mein momentan benutzter Armada E500 mit 900 Mhz und 256 MB langweilt sich bei 20% Auslastung, obwohl ich heavy User bin. Alles was ich brauche ist ein mausanschluss, 1 USB für die CF-Karten, DSL und die Tastatur, der Rest ist schnickschnack.

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Prinzipell richtig. Sehr nett finde ich, wenn sich nach zwei Jahren der Akku verabschiedet und die Notebook-Käufer bei Preisen von 180-220 Euro für den Akku vom Glauben abfallen - wenn nach 2 Jahren überhaupt ein Akku noch angeboten wird, was bei billig-noname-Notebooks nicht selten der Fall ist.

Da ich zeitweise oft unterwegs und habe mittlerweile eine UMTS-Karte schätzen gelernt. Bräuchte man aber auch nicht unbedingt, wenn die WLAN-Hotspots nicht so prohibitive Preise und ein einfaches Abrechnungsverfahren hätten.

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Ach, ach ...
... so ein Notebook - was ist es anderes als ein Gebrauchsgegenstand, ist er kaputt wirft man ihn fort - Muell wird nicht getrennt - und dann schnell einen neuen gekauft. Nehmen wir zum Beispiel meinen T30: seit nunmehr 3 Jahren pausenlos im Betrieb roehrt der ehemals so leise Luefter wie eine ostalbanische Hilfsklimaanlage, der (schon zweite) Akku hat eine Standzeit, die Arbeitszeiten die sich der DGB nicht in wirrsten Fiebertraeumen erhofft induziert, das Gehaeuse ist gebrochen - alles in allem ein Anblick des Jammerns (aber rechnen tut er noch tadellos)) trotzdem ist er jetzt reif fuer den Gnadenhof ... und dann: T43

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Die Bewohner dieses Hauses sind meistens jung, und ich habe schon desöfteren mit den Folgen ihres "schön muss er sein und billig"-Geschmacks zu tun gehabt. Das einzige IBM-Problem, das ich jemanls hatte, war Tee in der Tastatur. Also eindeutig meine Schuld. Dass sich die bei mir kaum abnützen, liegt daran, dass in jeder Wohnung einer ist, und ich auf Reisen in der Regel nicht mit dem Computer arbeite, weil ich da fahre. Akku, wenn man sie braucht: Bei Ebay für unter hundert Euro, bei obiger Quelle auch für 50, wenn man handelt.

Prinzipiell, denke ich: Fast jedes Notebook nach 1999, das mehr als 7000 Mark gekostet hat und von einer guten Firma mit Businesskunden stammt, ist recht zuverlässig - Sony ausgenommen.

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D'accord - Ausnahmen bestaetigen die Regel: ich habe noch ein Sony Z600NE von 99 im Einsatz - und voellig wider Erwarten laeuft die Kiste immer noch, fluesterleise (Dank neuer HD) und auch Dank neuem SuperSonderSpezialAtomAkku auch endlos lange - und leicht ist das Ding und sieht auch 05 immer noch ordentlich aus (nicht diese Radiowecker Optik aktueller Notebooks ...).
Normalerwiese krepiert Sony ja sofort nach Ablauf der Garantie und verschwindet dann auf immer ungeklaerte Weise im Sony Kundendienstgulag (man munkelt von VAIO Lagern in der vorderen Mongolei ....)

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"Guten Tag, beim Vaio meines Vaters ist hinten so ein kleines Plastikstützfüsschen abgebrochen, und weil der so heiss wird, dass die Lederplatte seines Schreibtischs kokelt, bräuchte ich ein neues."

"Gibt es nur im Paar."

"Na gut, gegeb sie mir halt zwei, eines als Ersatz."

"Macht 70 Mark."

Bis letzten Montag war das my last Sony.

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Ja - heiss werden sie schon die VAIOS, aber Dank SuperSonderSpezialAtomAkku kann ich jetzt bis zu drei Portionen Waffeln auf meinem Z600 NE backen ...

... die Preisgestaltung bei SonyVAIO war (und ist immernoch) in der Hand von 5 durchgeknallten Crack Niggazz.
(Wobei die inzwischen an einem Rehabilitationsprogramm teilnehmen wenn ich den aktuellen Preislisten glauben darf ...)

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Das liegt nur daran, dass andere den Stoff aus der gleichen Quelle jetzt in anderen Plastikbeuteln für die Hälfte anbieten, sowas bohrt sich auch in das Hirn des dümmsten Dealers, wenn er erst mal drei Jahre auf seinen Kartons an der Strassenecke gesessen ist.

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Alles was ich brauche ist ein mausanschluss, 1 USB für die CF-Karten, DSL und die Tastatur, der Rest ist schnickschnack.

Hm, klingt als sollten Sie sich mal hier beraten lassen.
OK, läuft man natürlich Gefahr in freier Laufbahn als Werber verwechselt zu werden, gibt schlimmeres. ;)
*wegduck*

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Ich habe nicht dazugeschrieben: "und eine funktionierende Tastatur und eine funktionierende Festplatte und die Möglichkeit für WLAN über 12 cm Reichweite und Gummistöpsel unten die dranbleiben, aber keinesfalls die Sicherheit, dass das Ding jedes halbe Jahr auf Urlaub nach Irland darf, weil ich Irland hasse und ich brauche die Mögleichkit Programme aufzuspielen, die es nur auf Windows gibt weil es Apple hervorragend geschafft hat, fast alle Musiker und Tontechniker zu vergraulen und Emagic auf PC einfach geshitcanned hat."

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@franz.brandtwein
Ich hab auch noch so'n Vaio im Dienst. Läuft klasse, allerdings macht der nachgekaufte Akku Schwierigkeiten. Ich wüsste also gern, wo man einen SuperDuper-AtomAkku kriegt und ob ich mir den leisten kann...

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... ja, wir machen hier aber keine Verkaufsberatung - email an mich,
die adresse ist relativ leicht erratbar, wenn man weiss, dass ich
auch einen gmail account habe ... dann krame ich in meinen Unterlagen - der Akku ist aber echt super: glueckliche Kinderaugen wenn ich ganze Grossraumwagen der DB mit frischen Waffeln versorge ....

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@ zuverlässige Notebooks
Acer, mer sog i ned.

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dass die ueberhaupt noch erwaehnt werden?
Zu Acer wuerde mir auch nicht viel einfallen, ausser schnell ermuedende Displayhalterungen.

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Hoppla - acer habe ich immer fuer Notebookattrappen gehalten - da ist echt was drin?

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es hat hin und wieder funktioniert. Selbst habe ich keins gehabt, aber immer wehklagende Kommilitonen.
Es gibt eigentlich nur 2 Firmen, die brauchbare Deckel herstellen: IBM und Toshiba. Apple ist seit dem Titanium aus der Wertung raus, man empfahl mir doch glatt noch einen Alukoffer um das Geraet zu schuetzen.

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Die erste Studentin im Seminar, die immer mit dem aufgeklappten Notebook rumsass, hat das nur zwei Monate gemacht, dann hatte sie einen schwarzen Acer-Bildschirm. So geht das.

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