Zweiseitiger Insider

Das Lustige an Stefan|0|lix ist, dass wir lange Zeit auf der gleichen Seite waren. Und ganz gut zusammengearbeitet haben, bevor er unter die einschlägig bekannten Rechten gefallen/gegangen ist. Mal schaun, ob er diesmal die Zeichen der endenden Zeit genauso gut erkennt wie damals - little hint: Mit der Wahl haben rein meinungsbasierte Politblogs ungefähr so viel Markt wie weiland Kabel New Media. Da helfen auch 7 Beiträge pro Tag nichts, es hat nicht geklappt mit dem deutschen Bizz nach US-Vorbild, es wird weder little green football noch Drudge geben, die ganze Scheisse kreist nur noch um sich selbst, jetzt kommt die Konsolidierung, und was das bedeutet, wissen wir beide.

Der selbsteingeredete Hype ist vorbei, Stef. Zeit für NeoComTod.

Montag, 24. Oktober 2005, 06:46, von donalphons | |comment

 
Das Interessante am Leben ist ...
... dass sich Menschen und Meinungen weiterentwickeln. Die politische Diskussionskultur unter Bloggern weist seit dem Abend der NRW-Wahl eine sehr bedenkliche Entwicklung auf. Blogger haben sich im Lagerwahlkampf -- ähnlich wie die Kriegsparteien im ersten Weltkrieg -- in virtuellen Schützengräben verschanzt, neue Verbalwaffen getestet und eine Reihe von Konventionen gebrochen. Über eine verbale Abrüstung würde ich mich freuen und vielleicht haben die Beteiligten aus der Geschichte soviel gelernt, dass es vorher --im übertragenen Sinne -- nicht unbedingt einen zweiten Weltkrieg geben muss. Das große Karthago führte drei Kriege ...

Wenn ich in der Vergangenheit im Wahlblog, auf Rebellmarkt oder bei Statler & Waldorf den einen oder anderen Artikel kommentiert habe, dann habe ich das als politisch und gesellschaftlich interessierter Bürger getan. Ich kenne keine Konvention, nach der man dadurch automatisch die Seite wechselt. Ich bin auf keiner Seite ein Insider (vielleicht aber ein ganz guter Beobachter). Mit diesem Thread verabschiede ich mich endgültig aus dem Rebellmarkt-Blog und kehre in meinen kleinen Ein-Mann-Bunker zwischen den Linien zurück.

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> Ein-Mann-Bunker zwischen den Linien

Ist ja ein Ding! Schaut ja so aus als waere Enver Hodscha euer neues Leitbild ... ich finde ja man kann es - Seehofer hin, Seehofer her - mit dem Linksdrall bei den Rechten auch uebertreiben.

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Mit Enver Hodscha
hat mich auch noch niemand in Verbindung gebracht. Interessante Erfahrung. -- Der Einmannbunker war nicht als Leitbild gemeint, sondern sollte meine ganz persönliche Position beschreiben. Hier in meinem Bunker gibt es gute klassische Musik und eine Menge interessante Arbeit. Ich wünsche ansonsten allen eine erfolgreiche Woche und werde mich ab morgen für eine Weile aus sämtlichen Diskussionen zurückziehen. Meine Periskope sind aber bei Tag und Nacht eingeschaltet :-)

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... und jetzt muss ich spontan an Tina Turner denken, die hat ja auch so ungefaehr 5-20 endgueltige Abschiedstourneen gegeben - und ich glaube es ist immer noch nicht Schluss.

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Lager und Schützengräben kennen nur Kämpfer. Wahlkampf halt - und Journalisten, die um die tägliche Meinungsführerschaft kämpfen. In der täglich ausgeübten Politik dagegen herrscht oft ein für manche überraschend herzlicher Umgangston, nach dem was ich als MdB-Mitarbeiter jahrelang erleben durfte.

Diese Internetseiten der Leute in den Schützengräben vergiften die politische Kultur. Wobei die Gräben der Neocons und anderer Puppen in der Regel tiefer sind und die Besessenheit die Stellung unter allen Umständen zu halten ausgeprägter ist, als die der anderen Seite.

Denen kann man auch nicht mit intelligenten Kommentaren auf die Sprünge helfen. Dort sich mit hehren Zielen in die Debatte einzumischen offenbart keine politische Haltung sondern eine karitative - ähnlich die des Roten Kreuzes den unterkühlten Schützengrabenkämpfern heissen Tee zu bringen.

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Um beim Beispiel zu bleiben: Wenn es auf beiden Seiten Schützengräben gibt, dann spielt die Tiefe erst mal keine Rolle. Es geht wohl eher darum, was aus dem jeweiligen Schützengraben auf die gegnerischen Stellungen abgefeuert wird.

Ich habe auch schon davon gehört, dass sich die Spitzenpolitiker und MdB privat in einem vernünftigeren Umgangston begegnen. Ich frage wohl jetzt besser nicht, als Mitarbeiter welcher Partei Du diese Erfahrung gemacht hast. Aber auf die Bloggerszene (soweit sie sich mit Politik befasst) trifft mein Bild vom Stellungskrieg ja wohl durchaus zu. Obwohl ich die Arbeit des Roten Kreuzes sehr respektiere, strebe ich in dieser Angelegenheit keine derartige Aufgabe an :-)

@Franz: Ich hatte geschrieben, dass ich mich mit diesem Thread verabschieden will, also kann ich noch den einen oder anderen Kommentar schreiben. Tina Turner hat tolle Musik gemacht, heute werden hier aber ausschließlich Klaviersonaten von Beethoven und Mozart aufgelegt :-)

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Na ja -

a) hat Tina Turner keine tolle Musik gemacht
b) lese ich auesserst ungern das Wort Schuetzengraben ...vorallendingen wenn schon einen Absatz spaeter der Name Mozart in die Tastatur gehaemmert wird.

Also: entweder Blut und Kot oder Musik.

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gibt es da nicht auch so einer Rollende Rentnersteingruppe, die...?

Stefanolix, Du kennst meine Meinung, was Dich angeht - das Wahlblog habt Ihr so umgegraben, dass am Ende keiner mehr Lust hatte was zu schreiben. Ich habe - ohne mich deshalb als neutral zu verstehen - auf das Problem hingewiesen, und wer jetzt reinschaut, wird die Folgen erkennen, schade um die verlorene Chance. Ich sollte dafür Beiträge schreiben, nach den Kommentaren habe ich aber abgesagt, dazu war mir meine Zeit zu schade. Man erkennt das an einer Sache: Kein Blog oder Bloggruppe, aus denen sich Frauen fast komplett zurückziehen, hat mittelfristig irgendeine Chance aus Erfolg, irgendwann stinkt das nach Männerumkleideraum.

Aber Du bist einer von denen, die schön länger ziemlich genau wissen, wer und was ich bin, und dass keiner, der meinesgleichen als Deckung für seine private Agenda sucht, auf welcher politisches Seite auch immer, hier ruhige Zeiten erleben wird. Herre, Krafzik und Co. sind politisch eindeutig verortet, und es kann nicht sein, noch nicht mal für Broder, wenn ich das richtig sehe, dass man die extreme Rechte nach einem Bahamasschwenk bei "uns" plötzlich willkommen heisst. Ich sehe durchaus auch auf der Seite der rechten Blogger eine politische Spannbreite, aber die wird m. E. dazu führen, dass sich diese Jungs schnell in einzelne Fraktionen auflösen. Die grosse, angekündigte Plattform der Nockherbergverschwörung ist bislang noch immer nicht da - abgefangenen Signalen der anderen Seite zufolge sind da manche sogar echt froh drum.

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Über Musikgeschmack
lässt sich nicht streiten. Musik muss man IMHO im Rahmen ihrer Zeit sehen.

Und wenn Du für den derzeitigen Stand der politischen Diskussionen unter Bloggern eine bessere Metapher als den virtuellen Schützengraben findest, dann ist sie mir hochwillkommen. Allerdings sehe ich da momentan weder eine Debattenkultur noch einen sportlichen Wettkampf. Beides würde nämlich die Einhaltung von Regeln voraussetzen.

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Tja, mal kurz dazwischengefunkt:
Vielleicht ist es strukturell so, dass Politik und Geblogge hierzulande keine gute Mischung ergeben. Sorry, wenn ich das sagen muss, es sind auch auf dieser Seite des politischen Spektrums jede Menge unintelligente Beiträge auf dem Niveau von "Angie sieht so scheiße aus" gelaufen.

Als tendenzieller Wechselwähler, der sich keinem der beiden Lager zugehörig fühlt, habe ich mich wie viele andere auch mit der Wahlentscheidung im September so schwer getan wie nie. Und ich kann leider nicht sagen, dass mir die Polit- und Wahlblogger da eine große Hilfe gewesen wären bei der Meinungsbildung.

Das Bild von Stefanolix mit den Schützengräben trifft es leider schon ganz gut. Und solange das so ist, glaube ich nicht, dass aus der Blogosphäre mittelfristig substanziellere Beiträge zur politischen Meinungsbildung zu erwarten sind.

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Im Wahlblog habe ich überhaupt nichts umgegraben. Wenn ich mal einen halben Tag Zeit hätte, würde ich mir die Texte alle auf die Festplatte herunterladen und analysieren. Im Wahlblog haben zwei Dinge gefehlt: eine vernünftige Anmeldungsprozedur und eine neutrale Moderation. Leider war beides von keiner Seite her zu leisten. Der harte Wahlkampf hat dem Wahlblog dann den Rest gegeben, wie man an der Entwicklung einiger Hauptpersonen sehr schön zeigen könnte. Vielleicht irgendwann im Winter ...

Ich kann und will nicht beurteilen, ob es wirklich eine "Nockherbergverschwörung" gibt oder ob die da einfach nur zusammen ein Bier getrunken haben. Auch die "Achse des Guten" scheint mir eher eine lockere Linkliste einiger Autoren zu sein, die der "WELT" nahestehen. Da diese Zeitung nun auf keinen Fall zu meiner Tageslektüre zählt, kann ich über die Autoren kaum etwas sagen.

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NeoComTod oder NeoConTod?
Übrigens glaube ich nicht, dass man hier Parallelen zu DCT ziehen kann. Soweit ich das sehen kann, verfolgt das Blog "S & W" keine kommerziellen Ziele, also kann es auch nicht in Konkurs gehen.

All diese Wortschöpfungen mit "neoliberal" und "neokonservativ" mögen ja sehr interessant sein, aber die Politik dahinter ist ja keinesfalls tot, sondern eine bittere Notwendigkeit. Den Begriff "neoliberal" habe ich zum ersten Mal bewusst wahrgenommen, als der -- heute geschäftsführende -- Bundeskanzler Schröder die Agenda 2010 ankündigte und mit ihrer Durchführung begann.

Damals wurde der SPD-Kanzler von linken SPD-Mitgliedern und von der WASG als "neoliberal" bezeichnet. Der weitere Werdegang des Begriffs sollte bekannt sein ...

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Nur spielt der Begriff neoliberal hier nicht so die Rolle, ich mag ihn wegen seiner Schwammigkeit absolut nicht, umgekehrt wird er aber genau deshalb verwendet, um sich einer präzisen Aussage entziehen zu können. Neoliberal ist in meinen Augen ein rechts angesiedeltes Anything goes, heute antisemitische Sager, morgen dann schwul und übermorgen, was halt gerade passt.

Die Debatte hier bezieht sich eher auf Leute, die dem inhaltlich und vom Stil auf niedrigem Niveau dem nacheifern, was an mitunter erfolgreichen Vorbildern der amerikanischen Neocons während der US-Präsidentschaftswahlen aufgetaucht ist, sei es nun Little Green Football oder die Vorgänger in Old Media wie Rush Limbaugh oder das Frontpagemag, dessen Gründer schon ein klein wenig an den späteren Broder erinnert. Dafür gibt es in Amerika eine grosse Basis, die sich aber aus Ursachen requiriert, die es in Deutschland einfach nicht gibt: Mehr Profiteure eines dereguliert erscheinenden Marktes (wer je in Conneticut an der Küste die Werften gesehen hat, weiss, dass es nicht stimmt, aber man glaubt eben daran), starke Vordenker in einflussreichen Positionen, stark politisierte Kirchen, die durch die Trennung vom Staat ihre eigene Agenda fahren, Fernsehprediger und ein in der weissen Mittelschicht stark verbreitetes Senungsbewusstsein bei gleichzeitiger Ausblendung anderer Argumente, weil es in Amerika nur zwei wenig politisch argumentierende Seiten gibt. Das ist der Nähboden amerikanischer Neocon-Blogs, das ist ihr Markt, was aber schon dort nichts daran ändert, dass nur eine Handvoll von denen ab und zu einen gewissen Impact haben.

Wenn man sich dagegen die deutsche Szene anschaut - ich will ja nicht schon wieder ballern - da ist einfach kein entsprechndes Potential vorhanden, und dort, wo die extremen Ausleger im Nebel stochern, ist sonst kaum jemand. Die einzige Bindekraft der Gruppe ist der Glaube an einen grossen, bösen, verschworenen Gegner, der Deutschland vernichtet und Amerika hasst und Israel von der Landkarte haben will - und das alles dann in meiner Person vereint; ich mein, ich bin dezidiert Nichtarier im Gegensatz zu denen, ich arbeite für Amerikaner, ich war in Berlin oft in deren Botschaft eingeladen und gelte da als Mainstream, was ich im Kern ja auch bin. Radikal vielleicht, aber politisch doch ziemlich wertkonservativ und ein ausgeprägter Freund einer sozialen Marktwirtschaft mit starken mittelständischen Unternehmen, die man besser fördern sollte, als den Dummbratzen der kurzfristigen Renditen oder irgendwelcher Next Economies die Buffets zu zahlen.

Und solange mich diese Ecke als linksextrem abstempelt, wird sie in den Augen des Mainstreams das sein, was sie meines Erachtens auch ist: The next big thing der Rechten nach Haider und Nouvelle Droite, das alte vernagelte Weltbild neu verpackt mit ein paar neuen Ansätzen, aber hierzulande absolut chancenlos. Was denen in ihrer "Remember the Alamo!" Mentalität aber nicht weiter auffällt. Irgendwann, nach dem 20.o00sten unverständlichen Chavezartikel wird es langweilig, und dann bleibt nur ein kleines Grüppchen übrig, das sich selbst seine Schützengrabenneurosen verstärkt. Das meine ich mit Neocomtod.

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Stefanolix sagt:
Es geht wohl eher darum, was aus dem jeweiligen Schützengraben auf die gegnerischen Stellungen abgefeuert wird.
Das ist der Irrtum. Wer in politischen Diskussionen stets nur mit Polemik oder in parteilicher Haltung agiert, vergiftet damit das geistige Klima und manipuliert sich am Ende selbst. LGF bietet ein "schönes" Beispiel dafür.

Vor diesem Hintergrund wird es eben problematisch, wenn du sagst:
Wenn es auf beiden Seiten Schützengräben gibt, dann spielt die Tiefe erst mal keine Rolle.
Doch, es spielt eine Rolle. Wer bereitwillig in geistige Schützengräben gesprungen ist, der steckt fest und entwickelt sich nicht weiter. Der geistige Mief von LGF zeigt vor allem, wie man es besser nicht macht.

Fernab stinkender Schützengräben:
Dort erst findet sich wahres Leben!


Stefanolix, insofern wünsche ich deinem vorrübergehenden Rückzug gutes Gelingen!

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Kampf dem Neoliberalismus
Es gibt aber in der Politikwissenschaft eine ziemlich festgelegte Definition von Neoliberalismus, und die ist mit Monetarismus und der Politik des Internationalen Währungsfonds verbunden. Für diesen "Liberalismus" stehen Persönlichkeiten wie Turgut Özal und Agusto Pinochet Ugarte ("Die Politik muss von Zeit vzu Zeit in Blut gebadet werden"), auf der anderen Seite aber auch Milton Friedman oder Herr Fuyimori. Mit politischem Liberalismus hat das nichts zu tun, "neo" meint die Abkehr von der regulierten Weltwirtschaftsordnung von Bretton Woods und die Übertragung alter manchesterliberaler Prinzipien auf die moderne Entwicklungs- und Sozialpolitik. Vom Putsch in Chile bis zum jugoslawischen Bürgerkrieg waren viele neoliberale Projekte Inwertsetzungsmaßnahmen von im kapitalistischen Sinne unproduktiven Ländern durch Waffengewalt. Das Programm, das Stadler und Waldorf so toll finden, hat eine lange Blutspur. So, und als jemand, der keine Probleme damit hat, linksextrem genannt zu werden und der, als er mal einen Pressetermin im Innenministerium hatte, dort bereits aus gewissen Dossiers gesichtsbekannt war, kann ich dem Don hinsichtlich der Notwendigkeit eines nachhaltig wirtschaftenden Mittelstands und einer sozialen Marktwirtschaft mit Garantien für die Menschen nur zustimmen. Auch wenn ich dem Ziel eines basisdemokratischen Sozialismus (wegen mir auch gerne Neues Historisches Projekt genannt) bis heute nicht abgeschworen habe, werde ich in der Erkenntnis, dass der demokratische und bürgerliche Staat und die Barbarei zwei grundverschiedene Dinge sind, zu Denjenigen gehören, die die soziale Marktwirtschaft noch verteidigen werden, wenn das politische Lager ihrer einstigen Erschaffer längst die eigenen Wurzeln zersägt und dies für ökonomisch notwendig erklärt.

Die Puppen sind eine eher karikative Veranstaltung, aber trotzdem müffeln sie. Und sorry, aber wenn man die Leichen gesehen hat, die neoliberale Weltpolitik andernorts hinterließ, wenn man konkrete Leute kennt, die darunter zu leiden hatten (und sei es nur das Gespräch auf der türkischen Polizeiwache mit dem nackten Hintern auf der Herdplatte oder der nette
Bosniake ohne Beine), dann sieht man die Befürworter solcher politischen Konzepte nicht nur als einfach ein wenig politisch unkorrekt an. Klare Ansage: Für mich sind das Feinde, und gegen Feinde wird gekämpft!

Im Übrigen bin ich der Meinung, Madrid hätte nicht kapitulieren dürfen.

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Es ist sicher richtig, dass das Verharren im virtuellen Schützengraben die geistige Entwicklung nicht gerade fördert. Nun ist der Schützengraben als solcher aber eher defensiv ausgerichtet und es würde zumindest niemanden weiter stören. Ich bleibe also bei meiner Meinung, dass die Angriffswaffen doch eine gewisse Rolle spielen :-)

first_dr.dean schrieb:

"Wer in politischen Diskussionen stets nur mit Polemik oder in parteilicher Haltung agiert, vergiftet damit das geistige Klima und manipuliert sich am Ende selbst."


Dazu drängen sich zwei Fragen auf: Welches der beiden Lager in den deutschen Blogs war denn im Wahlkampf frei von Polemik? Was ist gegen eine parteiliche Haltung einzuwenden, wenn es eine vernünftige Haltung ist?

Ich muss zugeben, dass ich vorhin nach "LGF" gegoogelt habe, ich kannte das nicht. Aber neben LGF gibt es offenbar auch die Seite http://lgfwatch.blogspot.com/ und damit ist ja die demokratische Kontrolle wieder gewahrt ...

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Stefan, es ist eine Sache, wenn sich eine gewisse Parteilichkeit aus Nachdenken ergibt, aber etwas anderes, wenn sich aus Parteilichkeit das Nachdenken ergibt.

Im Übrigen halte ich Erscheinungen wie LGF nicht für harmlos, sondern für eine Vergiftung des geistigen Klimas. Es ist m.E. ein Fehler zu meinen, dass allein durch die Existenz einer Gegenposition alles gut sei. Was nutzt es, wenn eine "demokratische Kontrolle" (was soll das sein? Die bloße Tatsache, dass irgendjemand eine andere Meinung hat?) irgendwie vorhanden ist, wenn der öffentliche "Diskurs" und damit zu Teilen der demokratische Prozess durch ein massive Polarisierung und Unfairness leidet.

Stefan: LGF ist das falsche Vorbild. Es ist bedenklich, Stefan, sich einer Gruppe zuzuordnen und in deren Schützengräben zu springen, die d e f i n i t i v LGF zum Vorbild hat.

Exkurs "demokratische Kontrolle" und LGF
Zu einer "demokratischen Kontrolle" gehört, dass Extremismus bekämpft wird - schon in eigenen Reihen.

Zu einer "demokratischen Kontrolle" gehört, prinzipiell (nein: sogar aktiv suchend) das Gespräch bzw. der in diesen Kreisen typischerweise verhöhnte faire Dialog auch mit politischen Gegnern bzw. abweichenden Ansichten.

Dazu gehört auch, dass man nicht dauernd mit massiver Polemik gearbeitet wird (das ist unfair und manipulativ), und dazu gehört, dass man sich stringent an Grundsätze von Wahrhaftigkeit und Redlichkeit zu halten versucht, und nicht daran, mit Mitteln "schwarzer Kommunikation", den politischen Gegner und dessen Positionen (z.B. durch perverse Unterstellungen oder "Karrikaturen") lächerlich machen zu wollen.

Man könnte noch sehr viel dazu schreiben.

Eigentlich genügen m.E. drei Merkmale, unabhängig von den vertretenen Positionen, um zu erkennen, warum derartige Erscheinungen problematisch sind:
- Ausgeprägte Selbstreferenzialität
- Unfairness
- Massive Häme gegenüber abweichenden Standpunkten bzw. Gegnern

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Begriffsfindung
Eine Frage: Bei der ganzen Neoconlibcomwasweißdennich-Blase, könnten wir nicht einfach "Manchesteristen" sagen?

Einfach und Klar. Und "widerliches manchesteristisches Arschloch" klingt doch auch ganz brauchbar.

Im übrigen hat che2001 Recht.

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Ich möchte nur noch einmal auf first_dr.dean antworten und es dann damit bewenden sein lassen. Ich glaube, dass ich mit der Metapher vom Schützengraben nicht so falsch gelegen habe. Erich Maria Remarque und andere Autoren sollten gezeigt haben, dass durch einen solchen Krieg letztlich alle deformiert werden, auch die Überlebenden. -- Man sieht oder liest sich vielleicht mehrfach im Leben. Bis dahin könnten wir ja darüber nachdenken, warum es in vielen Kulturen einen Gruß gibt, der etwas mit Frieden zu tun hat.

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Diese letzte Aussage habe ich mir eine Weile überlegt und will sie jetzt noch als PS zu meinen anderen Kommentaren posten. Wenn Don Alphonso schreibt "dass wir lange Zeit auf der gleichen Seite waren", dann wäre zunächst einzuwenden, dass zu einem solchen Statement immer mindestens zwei Seiten gehören :-)

Die vorhandenen Gemeinsamkeiten: ich bin natürlich gegen Contentdiebe, Contentverwurster und unsauber arbeitende Journalisten. Ich denke, auch in der Ablehnung der Neonazis und ihrer Parteien sind wir uns einig. In der Definition des Begriffs "Neonazi" möglicherweise schon nicht mehr ganz. Aber darüber will ich mich nicht mehr streiten!

Die heute vorhandenen Unterschiede sind bedauerlicherweise durch den Wahlkampf sehr stark aufgebrochen und ich glaube nicht, dass man da noch etwas kitten kann. Sie betreffen den Stil der politischen Auseinandersetzung und der Führung des Wahlkampfs per Blog. Ist es nicht eine Ironie der Geschichte, dass ein so harter Wahlkampf ausgerechnet zu einer Großen Koalition geführt hat? Ist es nicht ein klein wenig widersinnig, dass im Wahlkampf in den Blogs einige der letzten Gemeinsamkeiten zwischen Demokraten verloren gegangen sind?

Der Wahlkampf ist übrigens vorbei. Und ich verstehe bis heute nicht, warum man in die Beschreibung eines wunderschönen Leuchters unbedingt Seitenhiebe auf vermutete Hartz-IV-Empfänger auf Seiten der Kontrahenten einbauen muss. Für mich hat das Kerzenlicht mit deutlich angenehmeren Dingen zu tun :-)

Aber egal: Man wird von mir dann und wann mal wieder einen Kommentar lesen, wenn mir die Arbeit Zeit lässt und wenn ich Lust daran habe. Ich hoffe, dass jeder dieser Kommentare nach seinem /Inhalt/, nicht aber nach dem Namen und dem Ort bewertet wird. Wenn nicht, dann tut es mir leid und ich muss damit leben.

Ich wünsche noch viel Spaß und Erfolg,
\bye

stefanolix

-- finis

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Man trifft sich immer zweimal, Stef. Mindestens.

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Dann warte ich jetzt gespannt auf das erste Mal :-)

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