Real Life 28.10.05 - Es gäbe Alternativen.

Das Monaco in der Reichenbachstrasse ist nicht umsonst immer so voll. Weiter unten ist dann das 7fish und das Interview mit Ausblick auf das Gärtnerplatztheater. Um die Ecke wäre auch die Grüne Gans. Wäre es allein um orientalisches Essen und ein gehobenes Umfeld gegangen, hätte man auch das Shida schräg gegenüber besuchen können. Und dann gäbe es noch, neben der Ruine von Harry´s Bar, das Fratelli. Das Morizz hat auch schon auf, gerade jetzt wäre es noch schön leer, die roten Ledersessel würden Ruhe atmen, und die, mit denen du auf den Abschluss hin Essen gehst, hätten eine Münchner Institution erlebt.



Statt dessen hat die Ursache des Deals eine Vorliebe für Sushi, und auch schon einen Lieferanten für diesen japanischen Pattex auf Spülmittel- und Reisbasis. In der neuen Schrannenhalle, die angeblich ein neues Herz der Stadt sein soll und ein gnadenlos überfülltes Verbrechen aus Glas, Resopal, Dekomaterial und Spuren bayerischer Illusionsverarsche ist. So eine Art gehobenes Käferzelt von der Wiesn in der Downtown-Edition mit multicultural Food Enhancement.

Wohl dem, der oder die ein durchdringendes Organ hat.Kreischer durch die gefilterte Luft, alles so dezent und intim wie die Multi-User-Sexualpraktiken in einem japanischen Bordellviertel. Du stocherst missmutig in den Gemüsebrocken, die angeblich eine mediterrane Vorspeisenplatte sein sollen und doch nur wie das ein verklebtes Federvieh im Ölschlick einer Tankerkatastrophe schmecken. Überall um dich herum ist Junkfood für Besserverdiende und Geschmacklose, Shrimps aus der Dose, Austern fraglicher Herkunft, Thai-Crossover mit Viel und Teuer auf grossen Tellern und in kleinen Dosen, und alles eng zusammengerückt. Den anderen gefällt der Trubel, teilweise, der Boss ist doch etwas erkennbar angewidert, aber die Untergebenen finden es grossartig.

Am Nebentisch kippt eine Flasche Wein um, das Gekreische wird gross, und erst nach etwas Gedrängel schafft es das Rettungspersonal zum Ort der Katastrophe, wo längst alles rot und schmierig ist. Alles gafft hin, ein paar höhnische Lacher gibt es auch. Zum Glück hast du schon vorher betont, dass auch jetzt noch ein weiterer Termin ansteht, und nutzt die Chance, dich hinter dem Kellner und den Resten der japanisch-französisch-cajun-whatsoever-Tischbefüllung der Nebenleute aus dem Pandämonium herauszudrängeln, vorbei an den Andenkenständen der globalen Heimatlosigkeit, in die immer noch nicht kalte Münchner Abendluft.

Gegenüber, bei Fratelli, steht der Patron an der Tür und unterhält sich mit einer Frau, die dann mit dem Fahrrad wegfährt. Auch das gibt es noch in Cayenne City, BY.

Samstag, 29. Oktober 2005, 12:10, von donalphons | |comment

 
Der Sushi-Liebhaber meint:
Ich wünsche mir ja immer noch mal einen richtigen Beitrag dazu, warum Sushi denn nun so eklig/abstoßend/oder sonstwie ist. Gerne auch mit entprechenden Beschreibungen der Personen, die das in sich hinein schieben. Hier war das Thema ja nur kurz ›angestreift‹. Das Sie es geschmacklich nicht mögen weiß ich ja mittlerweile, aber da ist doch sicher mehr?

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Da könnte ich viel drüber schreiben: Weil es gewisse Pattexfressertypen gibt. Weil es grauenvoll schmeckt. Weil ich erhebliche Vorbehalte gegen gewisse Erscheinungen der japanische Kultur habe, und es auf den Tod nicht leiden kann, wenn vor allem dünne Dinger davon schwärmen.

Ganz abgesehen davon ist Sushi das genaue Gegenteil von den Qualitäten "deftig", "viel" und "gut gewürzt", wie ich es mag. Und Fisch habe ich schon verabscheut, als ich noch Fleisch gegessen habe.

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