Subjektivität als Qualitätsmerkmal für Werbung in Blogs

ist die Überschrift eines Artikels, der an der Blogbar steht. Ich wollte den schon lang mal schreiben, er ist also keine Replik auf irgendwas, was bei Webwatching oder so steht. Nur waren jetzt gerade die passenden Beispiele da.

Freitag, 3. Februar 2006, 11:35, von donalphons | |comment

 
grundsätzliche Zustimmung.

Nur weiß ich nicht genau, ob ich das mit "Subjektiv"-"Objektiv" formuliert hätte und nicht eher mit "ehrlich"-"unehrlich", bei Werbung/PR somit im Sinne von Manipulation vs. Überzeugung usw.

Denn letzlich ist es ja das, was die (Pseudo)Objektivität vermitteln soll: Glaubwürdigkeit. Aber gerade auch deine Beispiele drüben zeigen schön, dass letztlich nicht Obj. oder Subj. über die Glaubwürdigkeit entscheidet, sondern die Nachvollziehbarkeit und Transparenz. Egal wie objektiv oder subjektiv etwas rübergebracht wird.

Wobei, und da gebe ich dir auch recht, es gerade die Subjektivität in Verbindung mit Transparenz ist, die am Ende Blogs "authentischer" und damit glaubwürdiger machen können, als es (wenn es sowas überhaupt gibt) selbst "echte" Objektivität je könnte.

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Transparenz ist nochmal eine ganz andere Sache, die man extra behandeln müsste, wie auch die Authentizität. Dazu kommt auch noch die "Persönlichkeit" dazu.

Ich denke, dass beispielsweise das fehlen einer greifbaren Persönlichkeit bei den inzwischen recht marginalisierten, rechten Puppen Statler and Waldorf. de dazu geführt hat, dass sie langfristig ihren Zuspruch nicht halten konnten. Weniger die Subjektivität noch die Transparenz.

Und auch Glaubwürdigkeit zerfällt in verschiedene Begriffe: Ist eine Person glaubwürdig? Ich denke, da draussen sind viele, die im Blog glaubwürdig erscheinen, als Person. Aber sind auch ihre Thesen und Angebote glaubwürdig? Das ist nochmal eine andere, und im Bereich vermarktung entscheidende Frage.

Ich glaube dem Statler und seiner Aura durchaus, dass er ein verbitterter, theorielastiger Assi am Resopaltisch ist, der sich nur an seinem Nuttenflitscherl aufgeilt und in der freien Wirtschaft nicht mal stellvertretender Sachbearbeiter sein würde. Ich glaube dem Hannes Stein von achgut.de, dass er sein Buch für eine grossartige Sache hält. Aber bei beiden schüttelt es mich beim Gedanken, eine Empfehlung von ihnen in mein Buchregal zu stellen.

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Authentizität, Persönlichkeit,
das sind verdammt große Kategorien, die man nur schwer irgendwo fest machen kann. Als Kunstfigur hatte auch die Ihr-wisst-schon-Marie seinerzeit eine Persönlichkeit. Authentizität auch? Dass lass ich mal dahingestellt. Gab ja Leute, die diese Person für sehr real genommen haben. Und eine gewisse Stimmigkeit hatte diese Kunstfigur auch für mich. Du selbst betonst ja auch, dass die Figur D.A. nicht zu 100 Prozent deckungsgleich ist mit der Realperson R.M. Also was ist in diesem Zusammenhang Persönlichkeit?

Ob s&w wesentlich bedeutender dastünden, wenn sie ihre Veranstaltung mehr als personality show fahren würden, weiß ich nicht. Das muss man halt auch können. Und Mitmenschen, denen es erkennbarermaßen primär um eine gewisse Diskurshoheit in ihrem Umfeld geht, bringen vielleicht nicht die allerbesten Voraussetzungen mit, auch mal ne launige Homestory über das Neubeziehen von einem alten Stuhl zu verfassen und darauf auch noch ne Menge Resonanz zu kriegen.

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Wobei das mit der Persönlichkeit in den Medien auch ein recht modernes Phänomen ist. Mittlerweile wird in vielen Zeitschriften zum Artikel eine Kurzbio des Journalisten geliefert und Christiansen lebt auch mehr von der Persönlichkeit des Moderators als Werner Höfers Frühschoppen. "Stimmigkeit" speist sich aus Meta-Informationen: Stil, Präsentation, Kontinuität, Umgang mit Kommentaren usw. Wenn die nicht stimmen, kann auch eine "Persönlichkeit" das nicht mehr rausreissen. Wir müssen akzeptieren, dass blogs und das Internet zu eine gewissen Grad flüchtig, unbestimmt und virtuell bleiben. Sicher auch etwas, was der home-story-geilen Journaile Presse das Verständnis von blogs erschwert.

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Moooooment: In meinem Fall ist es ja auch völlig egal, ich mache für nichts Werbung. Noch nicht mal für alte Holzstühle.

Ich sage nicht, dass die Homestory so und so aussehen muss. Homestories sind schwer zu schreiben, und natürlich hat man es leichter, wenn man einen Stadtpalast mit 50+x Zimmern hat, als eine kleine Wohnung irgendwo in der Pampa und einen 233er Pentium im Uni-Büro auf 7 Quadratmetern. Wer liest schon gern die fruchtlosen Bemühungen einer armen Sau um Drittsemestlerinnen - schon klar. Trotzdem versuchen sie es, mit Nuttenflitscherl (inzwischen feige gelöscht) oder Konzertbesuch. Immer nur auf ein und dem selben kleinen Fleck meinung rumackern ist einfach auf Dauer nicht ergiebig und langweilig.

Das sind meines erachtens auch Faktoren, warum die Prollereien anderer Blogs an denen vorbeigezogen sind oder zumindest aufgeholt haben. entsprechend gross ist da auch das Gejaule um die erreichte Grösse.

Aber mal abseits vom braunen Rand: Bildblog ist bei den ewigen Wiederholungen der immer gleichen Patzer sicher auch deshalb so erfolgreich, weil da zwei erkennbare Persönlichkeiten schreiben, und zwar so, dass die Persönlichkeit auch trägt. Man hat dabei ein Bild von der Person im Kopf: Hier der nachdenkliche, zurückhaltende Schultheiss, dort der selbstgerechte Choleriker Niggemeier. Der eine eher überzeugend, der andere attackierend, guter Bulle, böser Bulle.

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Genug geprotzt;-)
Ob Du Stoff für Homestories hast hängt ja nicht an der Zimmerzahl oder ob Dein fahrendes Damenhandtäschlein vier oder sechs Zylinder hat. Entweder schaffst Du es, deinem Alltag interessante Miniaturen abzugewinnen oder eben nicht.

Ohne die Arbeit der Bildblogger in irgendeiner Weise kleinreden zu wollen: Wenn ich das lese, dann nicht, weil da die Persönlichkeiten der beiden Schreiber so schön zur Geltung kommen. Der Aspekt kommt mir dort eigentlich eher ein bisschen zu kurz (abgesehen von dem zutreffend beschriebenen good-cop-bad-cop-Ding). Die Herren Niggemeier und Schultheiss hab ich andernorts auch mal realiter erlebt und ihre Schreibe sagte mir auch schon vorher was, deswegen sind sie auch in ihren Einträgen für mich erlebbar. Nur aus den Bildblogbeiträgen alleine würde für mich ohne anderweitige Kenntnis der Personen wahrscheinlich nur wenig mehr rüberkommen als etwa beim Herrn Wirtschaftsweiser_ch, um mal ein etwas überzogenes Beispiel zu bringen.

Natürlich gibt es kein Patent-Rezept für Homestories und Personality. Es ist mir auch nach einem aktiven Bloggens immer noch vollkommen schleierhaft, warum manchmal eine ernsthafte Geschichte nur sehr verhaltene Resonanz bekommt, während paar Tage später der Flop-Bericht über den ersten Einsatz unserer Brotbackmaschine um die drei Dutzend Kommentare lostritt...

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nenee, der Fall "Marie" ist nicht zu vergleichen mit dem Fall "Don/R.M.", denn weder Don noch R.M. machen einen Hehl aus der "Künstlichkeit" der Figur "Don".

Im Gegenteil, wenn ich das so mitbekomme, gerade (und damit wieder der Punkt "Transparenz") diese offene Kunstfigurenqualität gibt auch Leuten (nicht allen, aber hier sind wir dann wieder in der Subjektivität, nicht der Darstellung sondern der Wahrnehmung, und die ist ein völlig anderes Paar Schuhe, denke ich) die den Don für einen arroganten, vielleicht sogar verbitterten Nörgler halten die Möglichkeit, dessen Aussagen zu relativieren und dort, wo sie einem machmal zu spitz, kompromisslos oder auch übertrieben vorkommen, dies der Natur der "Figur" zuzuschreiben.

Und das ist dann wieder etwas, was ich unter "authentisch" verstehe.

Insoweit sind sogar die Puppen imo auch sehr authentisch. Sie bilden konturenscharf eine Gedankenwelt ab, wie sie "in der Realität" (was immer diese sei) eher verschmommen oder versteckt zu finden ist. In diesem Sinne halte ich diese auch für "glaubwürdig". Eben: dass sie dass, was sie da schreiben auch im Kern so meinen - also selbst glauben, was sie da von sich geben.

Was ich dann damit anfange - ganz subjektiv - ist davon völlig unabhängig. Ich lehne deren Gedankenwelt ab, und ich halte deren Gedankengänge für zum größten Teil indiskutabel, und ich würde die nicht vermissen, würden sie und ähnliche von der Bildfläche verschwinden.

Auch bewerte ich vieles von dem, was sie erzählen, als nichts weiter als "Propaganda" im schlechtesten Sinne, also situativ "unehrlich", aber das sind die Inhalte und Argumente. Und genau diese Unehrlichkeit passt wiederum zu dem, wofür diese stehen, tragen also zu deren Authentizität bei und machen sie zu authentischen Vertretern rechts-spießbürgerlicher, vorurteilsbeladener reaktionärer Arschlöcher. Doch, das glaube ich denen, das bringen die sehr glaubwürdig rüber...

hmmm... vielleicht ist es auch einfach so, dass diese ganzen Begrifflichkeiten so stark ineinander verzahnt sind, dass man garnicht so genau sagen kann, was was bedingt oder was worauf aufbaut oder was was folgt. Ich such' noch nach Begriffen, die da griffiger dieses Geflecht zusammenfassen.

...u.U. hast du tatsächlich recht mit den Begriffen Subjektivität vs. Objektivität, wenn man diese Begriffe auf deren absolute Grundbedeutung zurückreduziert und von irgendwelchen wertenden Assoziationen gelöst sieht. Sprich: gehts um ein Subjekt oder um ein Objekt...

(ohje, ich sollte aufhören, während des Denkens zu schreiben, aber woher soll ich wissen, was ich denk bevor ich les' was ich schreib...)

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