München glimmt

Früher, ein paar Jahre, bevor ich unter die Literaten ging, muss München eine ziemlich coole Stadt für Schriftsteller jeglicher Coleur gewesen sein. Für jede Richtung gab es irgendeine Nische, einen Fördertopf, eine korrupte Sau beim Parteifunk, die das Tun ihrer Bekannten toll fand und sich dazu 3 Minuten hirnloses Geschwalle abtrotzte, bevor es wieder in die Kantine ging, wo man sich über die Notwendigkeit des kulturellen Auftrags unterhielt. Und ausserdem würden sie später auch mal einen Band mit Erzählungen machen. So ein bischen harmlose, wo was passiert, aber nicht so richtig, oder so.

Früher ging das alles. Da gab es einen Kulturreferenten an der Stelle, wo momentan gestrichen wird, was geht, damit die gute creative-space-Freundin von der Frau des OB auch weiterhin die Spielräume hat, um ihre eigenen medientechnischen Fortschritts-Ideen zu verwirklichen. Wie eine Bibliothek mit RFID-Ausleihsystem. Coole Sache. Public Private Partnership zur Kundengewöhnung im Kulturbereich, irgendwann vielleicht auch noch mit biometrischen Daten zur Selektion der de-Sade-Ausleiher, gleich ab in die Rasterfahndung.



Und mein Bekannter will wissen, wie es so in der Provinz ist, ob es da besser aussieht. Vermutlich ist das so. Wäre mal eine Idee, in der kleinen Stadt als Chronist aufzutreten und zu fragen, ob es jemand sponsorn will. In München gibt es schon noch Möglichkeiten, aber man sollte in das Konzept von oben passen. Wenn nicht, findet sich immer ein Gremium, das anders entscheidet. So ist das hier. Vielleicht, sage ich ihm, sollte er es doch hier tun, schreiben wie das jetzt so ist in diesem städtischen Terrorregime, und dann irgendwo ausserhalb der Strukturen eine Lesung machen, wird schon gehen, für die anderen sieht es auch nicht besser aus, seitdem sie das Literaturblatt gekillt haben.

Wir fahren über die Maxstrasse, die im Schnee und im Licht tieforange glimmt, und als er sagt, stimmt, müsste man mal machen, da weiss ich, dass er es nie tun wird, denn es ist keine Stadt für das Neue, das Neue wird immer von versifften Lesebühnen aus Berlin Mitte importiert oder von den üblichen Verdächtigen gemacht, aber nicht von denen, die über die Jahre an ein System gebunden waren, das es heute nicht mehr gibt. Und Auflehnen traut sich keiner, denn alle hoffen auf die Steuerzahlung einer Bank oder eines Rüstungskonzerns, der die Töpfe wieder öffnet, und die Türen zum Literaturhaus für die junge, ehrliche, unverbrauchte Kunst.

Sonntag, 5. Februar 2006, 04:30, von donalphons | |comment

 
"Wäre mal eine Idee, ..."
... in der kleinen Stadt als Chronist aufzutreten und zu fragen, ob es jemand sponsorn will."
Mit den Erfahrungen von Stadtschreibern, die in verwichsten Einzimmerwohnungen knapp am Selbstmord vorbeischrammten, wurden schon Bände gefüllt. Keine schöne Sache.

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So ist das eben genau nicht gemeint. Sondern anders: Böser Klatsch und Tratsch aus der Feinrippunterwäsche der besseren Gesellschaft für die ortsansässigen Libertins. Alles, bloss keine devote Kriecherei vor den Honoratioren.

so ein wenig mache ich das ja über die bessere Gesellschaft meiner Heimatstadt

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in deiner heimatstadt gibt es immerhin eine bessere gesellschaft, in minka hat es nur eine schickeria.

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Oh doch, auch in München gibt es viel bessere Gesellschaft, allein die Funktionseliten des Freistaates, deren Töchter im Victorian House reitbestiefelt Tee trinken - oder wenn man einfach mal ins Cafe Reitschule geht, da sind die Abkömmlinge schon immer gewesen, wenn sie nicht gerade am Starnberger See segeln, rudern oder golfen sind.

Schickeria ist nochmal was anderes - und im Moment sowieso in Kitzbühl.

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"die Funktionseliten des Freistaates, deren Töchter im Victorian House reitbestiefelt Tee trinken"

so bekommt jeder, was er verdient.

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Es könnte Schlimmeres geben... anorexische Rupffrisurträgerinnen mit Kaugummi im Maul und Bierflasche in der Hand.

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wohl wahr. am ende gibt es die tatsächlich.

die reitbestiefelten teetrinkerinnen lassen mir einfach keine ruhe. schlimm ist das. aber das da ist auch nicht schlecht:

"... der kurz zuvor schon von Alfred Polgar einen schmerzhaften Seitenhieb abbekommen hatte, als es eines Tages im kompletten Reitkostüm , mit Schaftstiefeln, Sporen und Gerte das Café Herrenhof betrat: "Ich habe ja auch kein Pferd" bemerkte Polgar. "Aber so kein Pferd wie der Soyka habe ich bestimmt nicht."

Friedrich Torberg, Alte Cafés, alte Feindschaften, in: Das Wiener Kaffeehaus, Insel Taschenbuch

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Ja, ewig lockt das conservativ parfümitierte würgertum. Und dennoch, wenn man ihr habhaft wurde, drehen sich bald alle Gedanken um das Ende ohne gesellschaftlichen Reputationsverlust.

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Olympia 72
Seit 1972 wird München in jeder Hinsicht überschätzt. München war nie wichtig, ist nicht wichtig und wird nie wichtig sein.

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Das ist ja gerade das Schöne an München: Es ist nicht wichtig. Man muss hier nicht o angestrengt Erwartungen erfüllen. Die Einheimischen sind eher gemütlich und behandeln ihre aus Fernasien gekauften Frauen gut, solange es ihre eigenen und nicht die ihres Nächsten sind nein das war jetzt zu gemein - und aufgeschlossen. Es ist in der Tat eine enorm lebenswerte Stadt, sie ist reich, ein wenig dumm wie die dunkelblonden Töchter gewisser Flughafenmanager, sie bietet den Prolls die Leopoldstrasse, wo sich erbärmliche Kneipen seitDekaden halten, sie bietet den besseren Leuten die Max und den Jungliberalen in Pastell das vielleicht letzte süddeutsche Reservat zwischen Hypo-Kunsthalle und Theatinerkirche, und Studenten zeitgemässe 6qm Wohncubes.

Sie hat viel Sonne, und wer Markwort verstehen will, muss nur mal in den Arabellapark in seine Lieblingskneipe, dann versteht man. Alles, und warum es alles nicht wichtig ist.

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Du triffst es auf den Punkt, und das eben unterscheidet München von gewissen anderen Städten. Berlin ist auf seine Wichtigkeit fixiert und deshalb ständig damit beschäftigt, Erwartungen zu erfüllen, die es nicht erfüllen kann. Bremen erfüllt die Erwartungen im Großen und Ganzen, nur sind die Erwartungen hier: Hohe Arbeitslosigkeit, multikulturelle Buntheit, eine offene Drogenszene und ein liberales Klima, das nicht nur mit hanseatischer Weltoffenheit, sondern auch mit der Toleranz der Perspektivlosigkeit zu tun hat. In Hamburg ist man der Meinung, sehr wichtig zu sein, und diese Überzeugung sitzt so tief, dass man es den Anderen eigentlich nicht spüren lässt -man würde eh nie mit jemandem reden, von dem man nicht wirklich etwas will. Man ist sehr geschäftig, arbeitet hart, ohne nach außen Anstrengung zu zeigen, und wer durch die Maschen gefallen ist, ist zumindest bemüht, auch als Dropout noch Spitze zu sein, und sei es nur im Radioklau. Die Stadt ist von Wind und Gischt gepeitscht und bietet vielleicht deshalb eine so enorm hohe Restaurant- und Kneipendichte - man muss halt zusammenrücken. Die Stadt ist weltoffen und kosmopolitisch, das hat aber nichts mit international zu tun: Im Grunde leidet der Hanseat darunter, dass er keine Kolonien hat.

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Hat er doch: Die gesamte Ostseeküste.

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Zu der nach gängiger Meinung Sansibar und der Kilimandjaro gehören.

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@ che

Doch, wir haben Kolonien, z.B.:

Zürs - komme gerade von der Inspektion zurück, und kann sagen, das man dort spurt. Mindestens die Hälfte aller Autokennzeichen posaunen stolz "HH" in die Welt. So soll es sein. Lästige Münchner und Bayern nur in homöopathischen Dosen.

Die Bar vom "Edelweiss" - es gilt das gleiche wie oben, nur das die Autos nicht mit an die Bar dürfen.

Lech - wir arbeiten daran.

Sylt - wir tolerierten, weltoffen wie wir sind, dort auch verfolgte Minderheiten die Schutz suchen: Düsseldorfer und Münchner in Ferraris und bonbonfarbenen Porsches, ihren Hühnern und geschmackloser Garderobe, die manchmal sogar einen Tisch in der Sansibar kriegen dürfen, wenn sie nett Männchen machen.

usw.

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Che, du hast die Hamburger echt gut getroffen. Ich weiß indes nicht, ob ich dir das überhaupt sagen darf. Wir Hamburger reden nämlich nur mit Unseresgleichen. Höchstens die Berliner nehmen wir noch für voll. Obwohl uns ihre Pflegelhaftigkeit schon mal hier und da abstößt ...
;-)

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Hamburg
Hamburg ist mitunter doch Weltstadt - in St. Pauli. Dort fehlt der sonst kleinliche Hanseatendünkel und in manchen Momenten findet sich hier so etwas wie die große Welt. Der Hanseat wird auf der Reeperbahn zutunlicher, neugieriger, ja, sogar amüsierfreudig - wo er sonst doch nur shoppen geht.

Es wird getrunken, gefeiert und machmal sogar gesungen. Tagsüber dann, wenn das Licht den Flitter fortbläst, also nach dem für diese Stadt doch sehr vorteilhaften Dunkel der Nacht, da sieht man hier nur noch siffige Bretterbuden, Ramschläden und den Hauch salzig schmeckender Träume, die sich in dieser nüchternen Stadt nie lange halten, da sie hier unter Mövengeschrei wie Gischt im Ozean fortgespült werden.

Das Schwärmerische, das Irreale hält sich hier nicht lang, und auch R. Schill kann dies bestätigen. Am Hafen wird promeniert, die Dampfer tuten und "echte" Hamburger kobern sich geschäftig an die Touristen ran, der Geruch von Fischbrötchen liegt in der Luft - bis zur nächsten Nacht, wo das Dunkel die Stadt verzaubert und ein kleines Viertel von Hamburg erneut einen Hauch Weltstadt ahnen lässt.

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Eilmeldung vom Referat "Aufräumen mit Missverständnissen"
@ first_dr_dean

Die Meinung mit St. Pauli teilen wir Hamburger nicht wirklich.

St Pauli ist für uns eher die Gegend, wo Touristen hin gehen und ihr Geld lassen sollen, auf der Suche nach kommerzialisierter Pseudoerotik. Ob die Mädels in ihren Skianügen am Pinnasberg, ob die Vorörtler im Silbersack, die Bustouristen in der Herbertstrasse, es ist keine wirkliche gegend für Hamburger, und schon gar nicht weltstädtisch, nur insoweit Disneyland weltstädtisch ist.

Slummen tun wir dort schon gerne, aber HH ist das nicht, ebenso wenig wie der wohl von Ihnen gemeinte Fischmarkt am Wochenende.

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Gut, gut, aber wo ist dann Hamburg?

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"Wo ist Deutschland ?"

Fragen über Fragen.

HH findet sich in den Facetten seines Stadtgebietes, seiner durchaus sehr unterschiedlichen Viertel, der verschiedenensten Menschen. Städte sind nie punktuell, wer versucht sie derart zu reduzieren, pauperisiert seine eigene Wahrnehmung. Wie bei jeder Stadt eigentlich. Mann muss nur offen und neugierig sein, um sie jeweils alle zu begreifen, dann lernt man sie schätzen.

Ausser Herne, Hannover und Dortmund natürlich, dort wird einem bestenfalls das Gehirn gelöscht.

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Auf dem Platz, den die Russen als Zugabe kriegen, wenn sie Berlin kaufen. Ab 9,99 Euro sind sie stolzer Besitzer einer etwas verschimmelten Legende und eines Gratis-Bakterienschwamms an der Alster.

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Zwischen Eppendorf, Harvestehude, Blankeneese und Poppenbüttel. Das Schanzenviertel und St. Georg gehören noch eher dazu als Pauli, sind aber so eine Art Übergangsbereich, eine Art Sickerzone, die als Cordon Sanitaire die Hanseaten vor der Weiten Welt und die Weite Welt vor den Hanseaten schützt.

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@ Don

Ich denke nicht, das das so billich wird.

Ausländern (also grob gesagt, allen nicht-Hamburgern) machen wir es hier traditionell teuer, und Russen mögen wir nur wenn sie richtig, richtig Geld bluten.

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@ Che

Das Karoviertel, den Grindel, Othmarschen und die Neustadt bitte nicht vergessen!

Aber auch St. Georg Tendenz Besenbinderhof, mit den Lieblingsmoscheen von aus Funk und Fernsehen bekannter Amateur-Piloten, ihres Gärbodens mit Bart und mehreren Frauen mit Plastiktüten drei Schritt hinterher, und Willhelmsburg, die Bastion von Kampfhund und tiefer gelegtem 3er Lan-Beschleuniger gehören dazu.

Last but not least die Gegend um die Grosse Elbstrasse - erheblicher sommerlicher Charme, wie ihn nur eine Hafenstadt haben kann.

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@ lebemann, che
Man muss schon zugeben, dass St.Pauli die letzten 5 Jahre durchaus "in" war, auch bei den Hamburgern, also zum Weggehen und auch zum Wohnen. Das Abgefuckte und Surreale des Stadtteils hat der Schanze echt Konkurrenz gemacht.
Gerade jetzt erst geht das wieder zurück. Pauli ist out, die Schanze kommt wieder. So seh ich das.

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@ mysyspro

Die neuen Clubs brachten tatsächlich einen lang benötigten Anschub für das Nightlife, wurden aber innerhalb von sechs Monaten vom vorörtlichen Pöbel überrannt.

Insoweit es sich nur um attraktive, leicht bekleidete, ansonsten experimentierfreudige Vorörtlerinnen handelte, war dies durchaus akzeptabel, eine Art lokale Globalisierung auf Win-Win Niveau. Ich erinnere mich gerne an das Angebot der frühen China Lounge zurück.

Abgesehen von der schrumpfenden Clubszene, entwickelt sich das Viertel wieder zurück, das ist korrekt. Weltstädtisch war es aber noch nie, sondern es ist und bleibt unser Nighttime-Amüsier-LaLaLand, das bei Sonnenaufgang nach Erbrochenem riecht.

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Ja, genau, Don: München ist nicht wichtig, und Berlin nimmt sich zu wichtig - schomma gut, dass die Berliner die Olympiade nicht gekriegt haben, die wärn völlig abgedreht.

Hamburg mag ich irgenswie, obwohl ich gar nicht weiß, was Hamburg ist; ich hab die Stadt immer als extrem disparat empfunden, unförmig, verwaschen.
Bremen? Och ja...
Stuttgart? Musses nich gebn.
Köln? Prollarroganz, am ehesten mit Roma zu vergleichen.
Leibzsch, Dräsdn? Kennichnich, essichnich.
Hannover? Nett bis zur Gewalttätigkeit.
Frankfurt? Unterschätzt, weil schwierig.
Duisburgessendortmund? Das wahre Herz der Republik.
Düsseldorf? Behaltet eure Vorurteile, stört uns nicht (Die Fans der Fortuna singen immer: "Wir sind Düsseldorf, keiner mag uns, scheißegal.")

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Clubszenen haben mich ja nie interessiert (was ist das überhaupt?), Hamburg war für mich eine Zeitlang natürlich auch Kampffeld (Hafenstraße, man könnte auch sagen Startbahn - Hafenstraße- Wackersdorf, die Achse der Action), was dabei den Hafen angenehm von der Schanze unterschied war, dass Ersterer angenehm unmoralisch war, die Schanze hingegen immer im höchsten Maß politisch korrekt. Düsseldorf ist durchaus nett, wenn auch tendenziell schnöselig (eine Stadt, die die Toten Hosen hervorgebracht hat, kann nicht generell schnöselig sein), Hannover so schlecht nicht, aber für Nicht-Niedersachsen unzugänglich. Leipzig geht nur mit Dolmetscher, Dresden kann sehr nett sein (vor allem Dresden Neustadt , das Anfang der 90er stellenweise fast wie Christiania oder Amsterdam anmutete), aber das Umland ist mir zu glatzig. Überhaupt ist der Osten außerhalb der angesagten Viertel der großen Städte bei Dunkelheit No-Go-Area.

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@ first dr. dean / lebemann

lebemann, ich denke du hast recht. so sagte das mir mein vater, und der lebte in hamburg auf st. pauli vor dem krieg: die reeperbahn, das ist für die fremden, die sailors, die werden dort schnell und gründlich abgezockt, die schiffe haben nicht viel zeit, auf reede zu liegen. hamburger gehen da nicht hin.

@ rainersacht

erst seit 1972? das mit wahnmoching ist doch jetzt gute hundert jahre alt.

andererseits was es so, ich bin ende der sechziger, anfang der siebziger im oberen schwaben aufgewachsen, eigentlich war da immer münchen der inbegriff der grossstadt, da wo was los war.

allerdings gab es damals bei uns welche, die gingen nach berlin, weil, da gab es alles billig. ob es die von damals noch gibt, weiss ich nicht, ich denke eher nicht, h verlängert das leben nicht wirklich.

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Eine Kolonie wurde noch vergessen, von der ich gerade zurück komme: Da ist so eine größere von drei Inseln im Mittelmeer, wo es einen "Hamburger Hügel" hat, auf dem diverse Engels & sonstige Völkers ihre Fincas errichtet haben, weit weg genug vom ballernden Pöbel, aber auch für ein langes Wochenende leicht erreichbar.
Pauli ist indeed nicht wirklich Hamburg, außer dass wir die dort eingenommenen Euronen besonders gern nehmen. Und wer die Walddörfer - den althanseatischen nordöstlichen Gegenpol zu den Elbvororten - nicht kennt, kennt Hamburg noch nicht komplett. Hammm-Nord lass ich als dortiger Lokalpatriot jetzt mal weg, genau wie die Hafencity, die (wenn irgendwann mal fertig) allein ungefähr so wichtig werden wird wie ganz München (na gut, zumindest wie ganz Hannover, so groß ist der Unterschied ja nicht).

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Jajaja, von Wohldorf, Farmsen oder Aumühle mit dem RS4 corsomäßig zur Jagd in den Sachsenwald fahren und außerdem die Yacht im Oberhafen liegen haben, das ist in der Tat die wahre Hamburger Elite. Da kommt kein Trachtenhutträger gegen an...

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Und während die Touris für ihre Gelüste nach Pauli fahren, leisten die Hanseaten sich vornehm wirkende Damen in bürgerlichen Stadtrandvierteln, denen niemand ihren Job anmerken würde. Wie gesagt, "Poppenbüttel" ist eigentlich ein Imperativ aus zwei Worten und mit Komma....

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Hamburg liebt Dich
@ che

Kleiner Kurs in Hamburger Umgangsformen:

1. Man fährt nicht mit dem RS4 zur Jagd. Wenn Audi, dann bitte den Allroad. Der Wagen muss tatsächlich etwas höher liegen, eine große Ladefläche hilft. Gerne genommen sind auch Subaru Forresters als Drittwagen, neben allen gängigen Geländewagen.

2. Man jagt nicht wirklich, nur sehr sehr selten im Sachsenwald. Gute Reviere sind jedoch reichlich im Umland vorhanden. Man sollte ein paar Pächter kennen, wenn man sich keine eigene Jagd leisten kann. Ein gut ausgebildeter Hund hilft selbst einem schlechten Jäger eingeladen zu werden.

3. Bei "Jagd" muss man fein differenzieren. Sage ich, "Ich war gestern auf einer Jagd" kann das sowohl bedeuten dass ich zu Pferd dem Fuchs nachsetzte, als auch dass ich auf Sauen war (wobei "auf Sauen sein" nichts säuisches ist, aber auch nicht bildlich - als darauf reitend - zu verstehen ist).

4. Man sagt nicht "Yacht" sondern "mein Boot".

Always glad to be of service.

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@ netbitch

Ist gar nicht wirklich nötig, das Personenkarussell dreht sich in unseren besseren Kreisen so schnell, das Jeder mal mit Jeder darf.

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Es gibt aber auch im feinen Hamburg echte passionierte Jäger, die im Porsche Cayenne zum Business-Termin fahren und Geschäftsfreunden gerne beiläufig die Schweisswanne im Kofferraum zeigen. Mein Apotheker-Freund geht gerne mit so einem Exemplar aus Blankenese.

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Diese Städtevergleiche erinnern mich immer an meine Kindheit, wo es hieß:

"Die Laberweintinger sand Deppen. Nur weil sie Namensgeber der Gemeinde sind, brauchens net so eingebildet sein."

"Und es Traubeckerer es habts ja grad einmal zwoa Wirtshäuser."

"Aber am schlimmsten sind die Geiselhöringer. Kleinstadt, da lach ich doch."

Ich mag die Stadt am liebsten, die den Verlag beherbergt, der meinen Scheiß irgendwann einmal veröffentlicht. We're talking Utopia here.

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Geiselhöring? In Niederbayern? Degeneristan, an der Grenze zu Inzestiochien. Measogined.

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basst

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Wobei, wer Kösching kennt, kann sich den Besuch in den Asservatenkammern der Mediziner auch sparen.

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Jetzt erst gesehen:

@rainersacht: "Köln? Prollarroganz, am ehesten mit Roma zu vergleichen."

Das trifft es, und wieder nicht. Möglicherweise eher eine grundsätzlich gewollte Abwesenheit von Chichi und Glamour, deshalb wirkt es in Köln ja auch so peinlich, wenn man sich hier (jawoll, dazu steh ich!) weltstädtisch zu geben sucht.

In Rom hingegen gibt es durchaus die tief eingewachsene Arroganz selbst beim letzten Busfahrscheinverkäufer "perché sono romano". Und bei der besseren Gesellschaft - die es dort wirklich gibt - kommt das durchaus mit einer gewissen grandezza rüber.

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so ist es, maternus.

anmassend ist der kölner an sich nicht, der ruht in sich selbst, trinkt sein kölsch, gern auch zwei und ist ansonsten um seine stadt zu beneiden.

sowas wie die klerikal-moden-schau in fellini´s roma wäre im hillige kölle so nicht möglich. schade eigentlich. andererseits, das fehlen des übermässig verfeinerten hat auch manches für sich.

übrigens hat das prollige in köln eine lange tradition, vor 200 jahren war bettler in köln eine durchaus angesehene tätigkeit, sagen mindestens die protestanten, die damals schon auf betriebsamkeit hielten.

ein kölner würde auf das fehlen von chichi und glamour, schicki und micki angesprochen, höchstens antworten, dann geh doch nach düsseldorf.

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