Give Aways

Ich habe noch ein paar Kugelschreiber aus der grossen alten Zeit. Und einen Bierkrug aus Steingut, wo drauf steht: B2B in Upper Franconia means: Beer and Business. Und noch eine Menge anderen Plunder aus der New Economy, aus Plastik, witzig gedacht, heute nur noch schäbig anzuschauen. So wie die Zeit, an die zu erinnern einen schalen Geschmack hinterlässt. So viele Chancen, so viele Möglichkeiten wie niemals zuvor, und dann dieses Ergebnis. Ich darf mich eigentlich nicht beschweren, mein halbes Leben fusst noch in dieser Epoche, ich hatte als einer der wenigen Glück und bin auch irgendwie weiter vorne mit dabei, aber die anderen...

In einer Familienangelegenheit bin ich auf die Vorläufer der Give Aways gestossen. In einer Kiste auf dem Dachboden einer zur Disposition stehenden Immobilie, weit im Süden, nahe bei Salzburg, war eine Kiste, zugeschnürt und eingestaubt. Bis zum Rand gefüllt mit langen, flachen Holzkisten, die das Zeichen einer Bank trugen, die es heute nicht mehr gibt. Der Hausbesitzer war dort guter Kunde, und jedes Jahr zu Weihnachten, den in den Kisten liegenden Schreiben zufolge, schickte der Bankchef der kleinen Stadt an den Kunden eine dieser rötlich schimmernden, mit blauem Samt ausgeschlagenen Behältnisse, gefüllt mit einem Satz Silbermünzen aus der ganzen Welt.

Sie fanden offensichtlich keinen Liebhaber; der so Beschenkte hatte ohnehin wenig Sinn für Geldangelegenheiten und nutzte sein Vermögen vor allem, um den Niederungen des Daseins zu entfliehen; geliebt hat er Speere aus Kenia, Malereien aus Thailand, Silberschalen aus Vietnam, Pistolen aus Mauretanien und Gefässe aus China und Peru. Unbesehen, ungeöffnet gelangte das Silber in den Karton, für ihn nicht mehr wert als für mich ein Notizblock von Wedit - falls das noch jemand kennt.

Trotzdem, der Unterschied zu dem, was meine Epoche wegegeben hat, ist unbestreitbar. Es geht nicht um den banalen Wert, sondern einfach um den Gedanken der Nachhaltigkeit, der Dauerhaftigkeit dessen, was da vergeben wird. In der New Economy war es so viel, man konnte den Krempel tütenweise abschleppen, es war mit allen PR-Meetings und Agenturentwürfen und Analysen sicher nicht billiger als Silbermünzen, aber kein Mensch dachte damals weiter als 6 Monate, warum sollte man auch was hergeben, was länger Bestand hätte. Diese haltung, das Böse der aus dem Unterleib der Quartalsberichte, hat den Crash überlebt, weil es so alt ist wie die menschliche Dummheit. Und so glaubte ich fest an den weiteren Niedergang, bis mich mein Weg heute morgen zu Supercompany.de führte, dem viel geschmähten Businessableger von Boocompany. Da ist gleich links neben dem mittigen "Boo"-Pixel ein schwarzer Fleck mit einem T, und der wiederum führt zu Turell. Und die bieten wirklich schöne Blankobücher an.

Wenn also weiterhin ein Niedergang der Geschenke hin zu den Weggegebenen zu konstatieren ist, dann liegt das nicht am Angebot, sondern an der mangelnden Nachfrage der Business-Tanjas, der CEO-Rolfs und der PR-Anjas. Das ist Kapitalismus, Baby. Aber es gibt Hoffnung.

ich bich weder mit Supercompany noch mit Turell irgendwie geschäftlich - und bei Turell auch nicht privat - verbandelt. Ich mag nur schöne Notizbücher, das ist alles.

Donnerstag, 9. Februar 2006, 12:12, von donalphons | |comment

 
"ich bin weder mit Supercompany noch mit Turell irgendwie geschäftlich - und bei Turell auch nicht privat - verbandelt. Ich mag nur schöne Notizbücher, das ist alles."

wohin soll ich die provision überweisen lassen? ;-)

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Diese Disclaimer sind doch kindisch. Relevant wäre sowas:

Ich habe weder von supercompany noch von Turell Zuwendungen oder Honorare in der Vergangenheit erhalten, noch werde ich diese im Zusammenhang mit der Nennung annehmen.

Mit wem du verbandelt bist, interessiert nur die yellow-blog-press.

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oder so

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"Nur" die Blog-Yellow-press? Lieber Mann, das sind dann aber ALLE. Ich kenne die doch.

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Hat jemand Interesse an so einem Buch mit "Blogger"/"Blogger.de" customized?

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Ich.

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Ich. Ganz massiv!

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Ich auch. Recyliertes Papier?

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Sie können also für die Street-Credibility dieser Notitzbücher vouchen? :-)

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Ich denke, für die Wallstreet-Credibility ganz sicher :-)

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Kurze Identitätskrise? Hi, hi, hi (ja, ich bin heute albern).

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Schizo-a-gogo ;-)

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