Ciao La Boheme, addio Chiaroscuro,
willkommen in der neuen internationalen Ungemütlichkeit. Es gab so viele Geschichten in diesem dunklen Restaurant mit seinen alten Sofas, der geschnitzten Anrichte und all den Bildern an der Wand, den weissen Tischdecken und den Kerzen, dem Klavier, auf dem nie gespielt wurde, und dem Salat, bei dem der Vegetarier den Käse und die Fleischfresserin den Schinken bekam. Das La Boheme war eine der Konstanten in der Maxvorstadt, und sein Verschwinden ist wie das Knacken einer zu dünnen Eisschicht unter dem Gewicht eines Unvorsichtigen - das Schwabing, das ich vor zwei Jahren noch als Heimat empfand, ist heute weitgehend verschwunden, und mit dem La Boheme, seinem Dunkel und den wenigen hellen Reflexen auf den Gesichtern ist auch sein Grundpfeiler gefallen. Das war´s mit den Lichtspielen, der Ästethik der Maniera, der Küche der Prinzessin.
In den letzten fünf Jahren hat sich das ganze Viertel gewandelt, überall erscheinen neue Coffee Shops und Bagelläden, räumen die gewachsenen Strukturen beiseite, klammern sich ans Dasein, und gehen dann wegen des Überangebots wieder unter. Es gibt viel mehr Läden, aber kaum noch was, wo man hingehen kann, was nicht so aussieht wie der immer gleiche Stil zwischen Ballermann und Kastanienallee. Und mit dem letzten Biotopen des Ursprünglichen verschwindet der spezifische Charme der Vorstadt, sie wird austauschbar, eine schale Blaupause eines Lebensstils, bei dem man immer überall sein kann, es gibt dann eben diese Meile, an der jedes Lokal und Geschäft, alle Leute und jedes Gespräch genauso ist wie am Tag zuvor, in einer anderen Stadt, einem anderen Land, oder in einem anderen Leben.
Im neuen Lokal sind alle Tische und Stühle gleich, es ist perfekt auf maximale Kundenzahl zugeschnitten, statt der Bilder gibt es die immer gleichen Lampen in der Wand, und für einen Moment fragt man sich, wie das wohl aussehen mag, wenn sie an der Wand sitzt und man sie nicht richtig anschauen kann, weil rechts und links von ihrem Gesicht das hässliche Licht der hellen Flecke den Raum verschmutzt. In diesem Lokal kann man sicher veritable Businesspläne entwerfen und über globale Strategien sprechen. Und natürlich findet sich dann einer, der bei OpenBC schreibt, wie toll er das neue Lokal findet.
Komischerweise habe ich es noch nie voll gesehen, wie das La Boheme. Das wird nicht wiederkommen, aber es ist nicht vergessen. Und der Nachfolger hoffentlich bald tot, vorbei, verreckt, ohne jede Möglichkeit einer Wiederkehr, die all die nie beendeten Geschichten haben, die hier ihren Anfang nahmen.
In den letzten fünf Jahren hat sich das ganze Viertel gewandelt, überall erscheinen neue Coffee Shops und Bagelläden, räumen die gewachsenen Strukturen beiseite, klammern sich ans Dasein, und gehen dann wegen des Überangebots wieder unter. Es gibt viel mehr Läden, aber kaum noch was, wo man hingehen kann, was nicht so aussieht wie der immer gleiche Stil zwischen Ballermann und Kastanienallee. Und mit dem letzten Biotopen des Ursprünglichen verschwindet der spezifische Charme der Vorstadt, sie wird austauschbar, eine schale Blaupause eines Lebensstils, bei dem man immer überall sein kann, es gibt dann eben diese Meile, an der jedes Lokal und Geschäft, alle Leute und jedes Gespräch genauso ist wie am Tag zuvor, in einer anderen Stadt, einem anderen Land, oder in einem anderen Leben.
Im neuen Lokal sind alle Tische und Stühle gleich, es ist perfekt auf maximale Kundenzahl zugeschnitten, statt der Bilder gibt es die immer gleichen Lampen in der Wand, und für einen Moment fragt man sich, wie das wohl aussehen mag, wenn sie an der Wand sitzt und man sie nicht richtig anschauen kann, weil rechts und links von ihrem Gesicht das hässliche Licht der hellen Flecke den Raum verschmutzt. In diesem Lokal kann man sicher veritable Businesspläne entwerfen und über globale Strategien sprechen. Und natürlich findet sich dann einer, der bei OpenBC schreibt, wie toll er das neue Lokal findet.
Komischerweise habe ich es noch nie voll gesehen, wie das La Boheme. Das wird nicht wiederkommen, aber es ist nicht vergessen. Und der Nachfolger hoffentlich bald tot, vorbei, verreckt, ohne jede Möglichkeit einer Wiederkehr, die all die nie beendeten Geschichten haben, die hier ihren Anfang nahmen.
donalphons, 23:12h
Donnerstag, 9. Februar 2006, 23:12, von donalphons |
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booldog,
Donnerstag, 9. Februar 2006, 23:15
NEEEEIIIIIIIIIIIN!!!!!!!
Remember the guten alten Zeiten! :-((((((
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donalphons,
Freitag, 10. Februar 2006, 00:04
Ja. Ist kein Vergnügen. Aber Onkel Alfredo hat gesagt, dass sie das Schutzgeld gleich mal verfünffacht haben.
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booldog,
Donnerstag, 9. Februar 2006, 23:17
N.B.: Statt "Bagelläden" habe ich treffend "Bagatellläden" gelesen.
Hm. Ein Grund weniger, mal wieder in den Süden zu fahren.
Hm. Ein Grund weniger, mal wieder in den Süden zu fahren.
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donalphons,
Freitag, 10. Februar 2006, 00:05
Keine Ahn ung, warum die gerade in München so expandieren. Aber es ist wirklich die Pest, momentan.
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lem,
Freitag, 10. Februar 2006, 11:52
Ich wünschte hier in Freising gäbe es expandierende Bagelladen. Jeder freigewordene Laden scheint in einen Ramschklamottenladen (Pailletten und so, mit starkem osmanischen Flair...) oder in noch einen Trendfriseur, ehm, Keratologie/Hairlounge verwandelt zu werden. : /
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hockeystick,
Freitag, 10. Februar 2006, 11:57
Aktuellster Trend sind ja die spezialisierten Socken-Discounter, der Zehner-Pack für 6 Euro.
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novesia,
Freitag, 10. Februar 2006, 08:26
In Neuss wär´s ein Handyshop geworden. Schlimmer geht immer.
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donalphons,
Freitag, 10. Februar 2006, 10:54
Das sind wahrscheinlich die Läden, die das Publikum frequentiert, wenn es nicht gerade einen Nobelitaliener besucht. Für diesen Typ sind diese Restaurants mit dieser Einrichting erfunden. Im Büro erzählen sie, dass sie bei Norma einen supergünstigen Wein gekauft haben, und wenn das Brötchen 3 Cent billiger ist, fahren sie schon mal drei Kilometer mit ihrem geleasten Nuttenflitscherl. Ihr Bücherschrank ist voller "Ich werde Millionär und superselbstsicher"-Literatur. Neben "Mises und Hayek für Einsteiger" und den gesammelten Werken deutscher Arbeitgeberpräsidenten.
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frau klugscheisser,
Freitag, 10. Februar 2006, 09:14
Meine Güte, wie traurig. Das Bohème war auch für mich ein Ort der bizarren Gemütlichkeit. Und auch ich habe da noch eine nie beendete Geschichte in petto, die dort begann...
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donalphons,
Freitag, 10. Februar 2006, 10:43
So geht es wohl ganzen Generationen von Studenten, die die wirklich heftige Knoblauchpizza des La Boheme dem Gift der Schweinchenbau-Kantine vorgezogen haben.
Schlimm das, auf den Sofas überlegte man immer, ws passieren würde, wenn es daheim wäre und man sie jetzt sacht zu Polster ziehen würde.
Schlimm das, auf den Sofas überlegte man immer, ws passieren würde, wenn es daheim wäre und man sie jetzt sacht zu Polster ziehen würde.
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andersanders,
Freitag, 10. Februar 2006, 10:41
der leichte Bartansatz hat ihnen ausgezeichnet gestanden
jetzt buhlen riviera, cream und zest um das ekelhaftere publikum. bei aller Lobhudelei: die so einladend barock anmutenden sofas im bohéme waren dermaßen unbequem, dass man auf dem Flügel angenehmer gesessen ist. ich habe leider nie gehört, dass ihn jemand gespielt hätte.
wenn auch klein und teuer, so kann ich doch die cucina italiana in der Schellingstr. empfehlen.
jetzt buhlen riviera, cream und zest um das ekelhaftere publikum. bei aller Lobhudelei: die so einladend barock anmutenden sofas im bohéme waren dermaßen unbequem, dass man auf dem Flügel angenehmer gesessen ist. ich habe leider nie gehört, dass ihn jemand gespielt hätte.
wenn auch klein und teuer, so kann ich doch die cucina italiana in der Schellingstr. empfehlen.
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donalphons,
Freitag, 10. Februar 2006, 10:49
Das ist eine Frage des Sitzens gewesen. In diesen guten alten Zeiten, als die gemacht wuren (um 1870) war es für die menschen in Korsett und engenWesten ohnehin das kleinere Problem. Man sass, den Rücken durchgedrückt, die Arme angelegt und die Beine senkrecht gestellt, zu Tisch, Und für diese Haltung, die man mir in jungen Jahren als verbindlich beigebracht hat, passen die Sofas.
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dufaux,
Freitag, 10. Februar 2006, 12:09
kotau.
im tambosi genau der umgekehrte effekt: da haben sie die holzbretter unter den gemütlichkeit suggerierenden bezügen rausgenommen. war ich in meinen anfangstagen in münchen gern.
im tambosi genau der umgekehrte effekt: da haben sie die holzbretter unter den gemütlichkeit suggerierenden bezügen rausgenommen. war ich in meinen anfangstagen in münchen gern.
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loreley,
Freitag, 10. Februar 2006, 10:41
All the pretty things are going to hell
hat David Bowie vor ein paar Jahren gesungen.
Warum hat das La Boheme zugemacht?
Warum hat das La Boheme zugemacht?
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donalphons,
Freitag, 10. Februar 2006, 10:46
Ich weiss es nicht. Es war ja schon über 30 Jahre da, vielleicht haben einfach die Pächter aufgehört, und keinen Nachfolger gefunden, der für 6 Euro Pizzas und Fettucini in riesigen Schüsseln anbieten wollte - ich darf gar nicht an die Penne arrabiata denken, sonst werde ich stinkig.
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loreley,
Freitag, 10. Februar 2006, 11:47
Hart, wenn es gerade das Lieblingslokal trifft.
Die Biergärten bleiben uns wenigstens erhalten. Sonst wüsste ich gar nicht wo anfangen u. wo aufhören, soviel hat sich in den letzten Jahren geändert. Manchmal, wenn ich ein paar Monate lang nicht in einer Ecke war, erkenne ich sie kaum wieder. Ist wirklch wahr.
Die Biergärten bleiben uns wenigstens erhalten. Sonst wüsste ich gar nicht wo anfangen u. wo aufhören, soviel hat sich in den letzten Jahren geändert. Manchmal, wenn ich ein paar Monate lang nicht in einer Ecke war, erkenne ich sie kaum wieder. Ist wirklch wahr.
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helgab.,
Freitag, 10. Februar 2006, 12:00
In Wahnmoching ist der Wahn ausgebrochen...
...aber nicht der der Literaten und Künstler. Schade. Mit der Schließung des Bohemes geht die 08-15-Kommerzialisierung hinter der Uni weiter: Ade Engelsburg, Auf nimmer wiedersehen Türkendolch etc. etc. Stattdessen blühen Coffee-Shops und Pseudo-schicke-Läden auf. Meiner Ansicht war das Sausalitos der Anfang vom Untergang. Das Problem ist: anscheinend ist genau das der Geschmack - denn das La Boheme wurde in den letzten Jahren immer leerer und leerer. Der Geist hinter der Uni hat sich verändert - mehr als wir im Laufe der Jahre.
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donalphons,
Freitag, 10. Februar 2006, 12:36
Nun, das neue ist auch nicht voll - ganz im Gegenteil. Neben der ansprechenden, überfüllten Browns Tea Bar, die ein britisches Teehaus imitiert, ist so ein neues, schickes pastellrot-coffeshop-Dingens, das immer leer ist. Das Zeitgeist spürt meines erachtens immer noch den Fluch des Türkendolches im Rücken, den es ersetzt hat. Es ist ja nicht so, dass das neue funktioniert - ganz im Gegenteil, die Fluktuation ist enorm. Zum Beispiel gab es auch schon den Versuch, einen SF Coffeeshop zu installieren - vergeblich, wie so viel anderes.
Ich sehe nicht, dass das Neue Erfolg hat. Dagegen ist das Tresznjewski immer noch voll. Und das Foro Romano in der Theresienstrasse ist auch empfehlenswert. Seit mindestens 30 Jahren.
Ich sehe nicht, dass das Neue Erfolg hat. Dagegen ist das Tresznjewski immer noch voll. Und das Foro Romano in der Theresienstrasse ist auch empfehlenswert. Seit mindestens 30 Jahren.
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rainersacht,
Freitag, 10. Februar 2006, 12:18
Wia de Johr vorbeigehn, fast ohne Spur,
man siehgt uns garnix o, a paar Kratzer nur.
Mir san beschäftigt oille,
mir ham no so vui vor,
mir gebn dem Tod koa Chance,
er trifft uns nia alloa.
man siehgt uns garnix o, a paar Kratzer nur.
Mir san beschäftigt oille,
mir ham no so vui vor,
mir gebn dem Tod koa Chance,
er trifft uns nia alloa.
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donalphons,
Freitag, 10. Februar 2006, 12:45
Ja, so sans, ja, so sans, ja, so sans, de junga Bislnessleit,
ja, so sans, ja, so sans, de junga Bislnessleit.
ja, so sans, ja, so sans, de junga Bislnessleit.
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rainersacht,
Freitag, 10. Februar 2006, 12:55
Ist schon schade, dass man den Schorsch nördlich der Donau kaum noch zu sehen kriegt. Würd ihn gern mal wieder auf die depperten Rheinländer schimpfen hören :-(
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blogdriver,
Freitag, 10. Februar 2006, 13:18
nie wieder
zur hölle damit. seit dem man dem türkendolch das licht abgedreht hat, bin ich nur noch ganz selten in das quartier. Und jetzt werde ich überhaupt nicht mehr hingehen. Gibt es das usw. wenigstens noch?
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donalphons,
Freitag, 10. Februar 2006, 13:43
natürlich: http://www.cafe-usw.de/cafe/index.php4
Mit "KAISERSCHMARRN WIE IN SCHÖNBRUNN".
Hunger. Ich habe Hunger. Merke ich gerade.
Mit "KAISERSCHMARRN WIE IN SCHÖNBRUNN".
Hunger. Ich habe Hunger. Merke ich gerade.
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sugardaddy,
Samstag, 11. Februar 2006, 08:37
Bermudadreieck
Ich habe ab 1976 im Bermudadreieck Schellingstraße / Amalienstraße / Türkenstraße Arcisstraße etwa zehn Jahre lang intensive morphologische Studien betrieben. Die meisten Wechgefährten sind tot; ich selbst konnte nur überleben, weil ich die Konsumption alkoholischer Getränke eingestellt habe. Die Kneipen von damals - Jockel, Gelber Hund, Allotria - längst Geschichte. Vor kurzem habe ich in der Schellingstraße wunderschöne Hinterhöfe entdeckt. Es gibt also auch positives zu vermelden.
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