Demut lernen

Drei Tage haben sie geschaufelt, um die Deckenverfüllung aus dem Raum zu entfernen, am Ende war es ein Container voller Schutt. Das alles mit modernen Hilfsmitteln. Es sind etwa 4 Kubikmeter, den sie mit einem Aufzug am Haus nach unten gebracht haben.



Wie das im Jahr 1600 andersrum ging, wie oft jemand laufen musste, um diese Menge 12 Meter über die Stadt zu tragen, der Aufwand, den es gekostet hat, das Material passend zu machen, das alles kann man sich heute nicht mehr vorstellen. 4 Kubikmeter allein für einen kleinen Raum. Aber auch die Bauweise, die nötig ist, um diese Lasten zu tragen. Über jeder Decke drücken buchstäblich Tonnen auf die Balken, die Last auf den grossen Räumen mag man sich gar nicht vorstellen. Trotzdem hat es 400 Jahre ohne Riss und Bruch gehalten. Man macht sich meistens keinen Gedanken darüber, was Bauen früher bedeutet hat. Man könnte so einen Bau heute kaum mehr bezahlen, selbst wenn man die Materialen noch so herstellen liesse, wie es damals üblich war. Damals, als ein Haus noch mehr war als ein Renditeobjekt. Dafür hat es aber auch 400 Jahre gehalten, und hält sicher noch mal 800 Jahre, und wenn man die Balken anfasst, deren Kernholz Ausgangs des Mittelalters, um 1500 irgendwo in den Jurahügeln wuchs, dann fühlt man sich eine Weile sehr, sehr unwichtig.

dass es auch andere, minderwertige häuser gab, ist mir durchaus bewusst

Dienstag, 20. Juni 2006, 13:08, von donalphons | |comment

 
Hart, aber machbar. 4 Kubikmeter Schutt wiegen vielleicht 10 Tonnen, macht 500 Mal die Treppe rauf und runter, raufwärts mit 20kg Schotter. Wenn die zu zweit zugange waren, haben die das auch ohne Aufzug in 3 Tagen geschafft, 7h pro Tag, 5 Minuten pro Tour. Und danach ein kühles Bier.

... link  

 
Wir werden das nachher wieder verfüllen. Wenn Du Lust hast, sorge ich dafür, dass ein Kubikmeter unten bleibt, und dann kommst Du vorbei und wir probieren aus, wie das läuft mit den 20 Kilo pro Tour, beim wirklich schönen Wetter. :-)

... link  

 
Bevor ich im ägyptischen Sommer zweieinhalb Millionen Steine á zweieinhalb Tonnen Gewicht auf einen 140m hohen Haufen schichte, ist das wahrlich ein verlockendes Angebot. Zumal das Bier in Ingolstadt besser sein soll.

... link  

 
Wer die Wahl hat, hat dennoch immer die Qual :-)

... link  


... comment
 
Was kommt da jetzt stattdessen rein? Der Schutt mit seiner Masse hat ja gute Trittschalleigenschaften. Ich hab mal in einem ähnlichen Fall gesehen, dass da bitumierte Holzspäne verfüllt wurden. Wenn das aber nicht sauber gemacht wird quietschen später die Dielen.

... link  

 
Da sind wir noch am nachdenken, es hängt vom Wasserschaden der Balken ab. Wahrscheinlich wird es etwas Leichteres.

... link  


... comment
 
Lehm - Stroh - Wickel
Die um Meines (1764 ff) herum gebauten Fachwerkhäuser
hatten ausnahmslos Lehmstrohwickel als Füllmaterial.
Noch ärmere Bauherren verwendeten die Spreu aus der Tenne,
die locker in die Zwischendecken eingebracht wurde.
Wärme- und Trittschalldämmung waren bei Übernahme 1990
noch sehr in Ordnung.
Schutt gab es offensichtlich nicht. Woher auch, es wurde
gebaut und nichts abgerissen.
Apropos Kernholz: Das Hirnholz der bei mir verwendeten
Balken hat unterhalb der teilweise vom Gekäfer getunnelten
Oberflächen eine Härte, die an Stahl grenzt.
Das Nageln oder Anbohren krümmt den Stahlstift oder glüht
den Bohrer aus. Und das nicht nur bei Eichen- sondern auch
bei Kiefer- oder Fichtenbalken.
Im Übrigen existieren wunderschöne Stiche von Baustellen aus
jener Zeit.
Umlenkrollen und Flaschenzüge waren durchaus im Gebrauch.
http://www.ravella.de/umlenkrolle.jpg - diese Rolle fand sich im
Giebel meiner zeitgleich mit dem Wohnhaus erbauten Scheune.
Niemand wird damals tonnenweise Schutt auf seinen
Schultern (Krucke) auf oberen Ebenen geschleppt haben.
Trotzdem natürlich: Demut vor der Leistung der Altvorderen.

... link  

 
Guter Punkt. Anstelle eines Flaschenzuges käme auch diese Methode in Betracht.

... link  

 
Nachdem der 1600er Komple aus dem Umbau dreier gotischer Herrenhäuser zusammengeflickt wurde, gab es da massenhaft Schutt.

... link  


... comment
 
Um in den Wettbewerb um Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit mit 400 Jahr altem Gemäuer treten zu können, mangelt es den nicht weniger eindrucksvollen Bauten der letzten beiden Jahrhunderte lediglich an früher Geburt.

Und falls der Drang zur nostalgischen Bauweise allzu gross wird, empfehle ich eine Bauexkursion irgendwo in der inneren Mongolei, wo Greise, Frauen und Kinder noch malerisch barfuss die Sandsäcke ins obere Stockwerk schleppen. Womöglich steht man beim Zusehen neben dem Parteifunktionär dort auch noch genauso, wie der leicht inzestiöse Landadel in seinen frisch polierten Reitstiefeln...

... link  

 
Die Gesellschaft Jesu hat die Ihrigen damals gut bezahlt, schliesslich hatte man da ein paar Ideen, und an den paar lumpigen Batzen sollte es nicht scheitern - gezahlt hat letztlich sowieso der Staat.

... link  

 
und die Arbeit für das erzbischöfliche Ordinariat ist bis heute eine äußerst angenehme.

... link  


... comment
 
Es ist doch wie mit allem im Jahr 2006:

Viel komplizierter alles-vom handy bis zum Haus.
Viel mehr Technik-leblose technik nichts mehr Feinmechanik und so!!

Und somit müsste auch die Schadensquaten runtergehen, weil bessere materialien, Verfahren etc.

Aber nein. Alles geht innerhalb kurzer Zeit kaputt-egal ob ein Handy ein Displayschaden hat (sowie meins nach 3 Monaten) oder ob es ein modernens Fertighaus ist wo nach kurzer Dauer schon der Schimmelpilz sich breit macht.

Was hilft?? Weißt du ne Antwort??

Lifelines

... link  

 
Kaputt geht's am besten einen Tag nach der Gewährleistung zum Zwecke der Nachhaltigkeit des Angebotes.

Kaputt heißt's schon lange bevor es tatsächlich auch ein Schaden ist, zum Zwecke der juristischen Verwertbarkeit.

... ja ja, woran liegt das wohl?

... link  


... comment
 
Es ist schon erstaunlich, wie lange so was hält, ohne großartige Verfallserscheinungen zu zeigen.

Auf der anderen Elbseite sind letzte Woche zwei Häuser abgerissen worden - beide etwa um 1730 gebaut. Einzeldenkmale "mit besonderer bau- und sozialgeschichtlicher Bedeutung" (sprich: diese Bauform gibt's hier sonst so gut wie gar nicht mehr). Das waren nun keine "herrschaftlichen" Bauten; aber selbst im Abriss konnte man noch die Qualität der Arbeit erkennen. Ich bin immer noch wütend...

... link  

 
Wer hätte gedacht...
...dass es ein 500 Jahre altes Stück Holz braucht, damit sich der Onkel Don mal unwichtig fühlt!

Sorry, den konnte ich mir nicht verkneifen ;-)

... link  

 
Zur Strafe kannst Du vorbeikommen und drei Tage das Silber polieren. :-)

@ oberlehrer: Sowas ist widerlich, mitunter möchte man mit der pumpgun... vor allem, wenn man sieht, was für ein Schrott anstelle dessen gebaut wird.

... link  


... comment
 
Oh, Mann, Don, seit ich diesen Text gelesen habe, schaue ich öfter ängstlich zur Decke …

... link  

 
Ich glaube, im Norden hat man tatsächlich eher selten zu einer Schuttfüllung gegriffen, Fachwerkbauten tragen sowas eher nicht, weshalb man eher bei Stroh o. ä. blieb. Ind wenn es erst mal einen Krieg überstanden hat, ist es ohnehin sicher.

... link  

 
Der Norden ist ja nicht nur Fachwerk, remind the Backsteingotik and the Weserrenaissance. Da wurde durchaus gefüllt und aufgeschüttet.

... link  

 
Die Gotik hatte es m.W. nicht so mit dem Schütten, das ist eher eine Spezialität der nachgotischen Umbauphasen, weil das Zeug der Umbauten ja irgendwohin musste.

... link  

 
Willst Du hier mal die Fußböden aufstemmen und nachschauen? Restauratoren sind gefragt!

http://de.wikipedia.org/wiki/Rattenf%C3%A4ngerhaus

... link  

 
als ich mit dem gedanken eines gehöft-erben konfrontiert wurde, die zwischendecken mit steinwolle zu füllen konnte ich ihn zum glück überzeugen die beschädigten balken zu ersetzen und sibirische kiefer aufzulegen das ganze dann in 4x20x500. hat zwar doppelt so lange gedauert, aber so wird es noch weitere 200 jahre halten (und kriegserprobt da direkt an gleisen gelegen die bombadiert wurden). vorraussichtlich habe ich im juli/august nichts zu tun...:)

... link  

 
Wenn Du Hilfe und Ratschläge brauchst, rühre Dich :-)

... link  


... comment
 
Ein FDP-Karrierist lernt auch gerade Demut
siehe hier:
http://politischinkompetent.wordpress.com/2006/06/24/nachste-runde-schulhofklopperei-martin-s-hagen-fakten-fiktionen-und-politically-incorrect/

MfG

Daniel

... link  


... comment