Flame-nwerfer
cato, Freitag, 23. Januar 2004, 21:12
“Hi, I´m xyz from xyz.com, that´s cool, eh?”
“kam jemand auf mich zu und fragte, was ich von einer gewissen New Economy Firma halten würde”
Frage: was hast Du Mitte 1999 von der New Economy gehalten? Ehrliche Antwort bitte. Bitte nichts mit “Das habe ich alles schon vorher gewusst”.
1999, als alle nachts an strahlenden Monitoren die US-Hype-Onlinepostillen lasen, als die highways im SilValley mit jedweden .com-Plakaten zugepflastert waren, studentische Hausmeisterehepaare aus den nördlichen Stadtteilen vom “next big think” träumten und jeder einigermassen hype SilValley-Mensch einem am Telefon entgegen rülpste: “Hi, I´m xyz from xyz.com, that´s cool, eh?”
“Es war nur die Frage, auf welchem Deck des Schiffes man absaufen wollte.”
Seien wir ehrlich. Wenn denn schon, wollten wir alle möglichst weit oben auf den besten Decks absaufen. VC war cooler war als ein DB oder Coba-Bankkredit. -Und leichter zu bekommen.
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donalphons, Samstag, 24. Januar 2004, 12:35
He, Du alte Römerwursthaut,
der Du anonym in meinem Blog Forderungen aufstellst: Wieso sollte ich Dir antworten?
Ich kann´s Dir schon sagen: Ich beschäftige mich seit 1997 mit dem Thema. Ich weiss, was die Prognosen für 98, 99 ff versprochen haben. In diesem geschäft, ganz gleich ob VC oder Kredit, hängt alles von der Richtigkeit der Prognosen ab. Nur wenn die Prognosen übertroffen werden, kann man sich ein drittklassiges Management leisten.
Allerdings zeigte sich schon 1998, dass die Prognosen (besonders im erwähnten Bereich) nicht stimmten. Die verantwortlichen Institute berechneten schnell ein noch grösseres Wachstum, um das in den Folgejahren zu kompensieren. Aber um so eine aus dem Ruder laufende Geschäftsentwicklung zu überstehen, braucht man erstklassige Leute, die die nicht hatten.
Ich hatte nie eine einzige Aktie. Ich war zwar mittendrin, aber auch nur dabei. Ich bin eigentlich Kulturhistoriker und wundere mich über gar nischt. Nur ein weiterer Hype, so what. Take the money and run before everything goes down in flames, war meine Devise.
Was ich mir hingegen nicht vorstellen konnte ist, dass die gesamte Kultur der New Economy ausgelöscht werden würde. Die Startups - da war 1999 klar, dass der Big Bang kommen würde. Aber die Einstellung der Leute? Das war unbegreiflich. Wo sind die heute alle hin? Was wurde aus den Träumen, der Ideologie, dem Glauben?
Deshalb auch dieses Blog. Nicht wegen so ein paar Startups.
“Hi, I´m xyz from xyz.com, that´s cool, eh?”
“kam jemand auf mich zu und fragte, was ich von einer gewissen New Economy Firma halten würde”
Frage: was hast Du Mitte 1999 von der New Economy gehalten? Ehrliche Antwort bitte. Bitte nichts mit “Das habe ich alles schon vorher gewusst”.
1999, als alle nachts an strahlenden Monitoren die US-Hype-Onlinepostillen lasen, als die highways im SilValley mit jedweden .com-Plakaten zugepflastert waren, studentische Hausmeisterehepaare aus den nördlichen Stadtteilen vom “next big think” träumten und jeder einigermassen hype SilValley-Mensch einem am Telefon entgegen rülpste: “Hi, I´m xyz from xyz.com, that´s cool, eh?”
“Es war nur die Frage, auf welchem Deck des Schiffes man absaufen wollte.”
Seien wir ehrlich. Wenn denn schon, wollten wir alle möglichst weit oben auf den besten Decks absaufen. VC war cooler war als ein DB oder Coba-Bankkredit. -Und leichter zu bekommen.
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donalphons, Samstag, 24. Januar 2004, 12:35
He, Du alte Römerwursthaut,
der Du anonym in meinem Blog Forderungen aufstellst: Wieso sollte ich Dir antworten?
Ich kann´s Dir schon sagen: Ich beschäftige mich seit 1997 mit dem Thema. Ich weiss, was die Prognosen für 98, 99 ff versprochen haben. In diesem geschäft, ganz gleich ob VC oder Kredit, hängt alles von der Richtigkeit der Prognosen ab. Nur wenn die Prognosen übertroffen werden, kann man sich ein drittklassiges Management leisten.
Allerdings zeigte sich schon 1998, dass die Prognosen (besonders im erwähnten Bereich) nicht stimmten. Die verantwortlichen Institute berechneten schnell ein noch grösseres Wachstum, um das in den Folgejahren zu kompensieren. Aber um so eine aus dem Ruder laufende Geschäftsentwicklung zu überstehen, braucht man erstklassige Leute, die die nicht hatten.
Ich hatte nie eine einzige Aktie. Ich war zwar mittendrin, aber auch nur dabei. Ich bin eigentlich Kulturhistoriker und wundere mich über gar nischt. Nur ein weiterer Hype, so what. Take the money and run before everything goes down in flames, war meine Devise.
Was ich mir hingegen nicht vorstellen konnte ist, dass die gesamte Kultur der New Economy ausgelöscht werden würde. Die Startups - da war 1999 klar, dass der Big Bang kommen würde. Aber die Einstellung der Leute? Das war unbegreiflich. Wo sind die heute alle hin? Was wurde aus den Träumen, der Ideologie, dem Glauben?
Deshalb auch dieses Blog. Nicht wegen so ein paar Startups.
donalphons, 13:37h
Samstag, 24. Januar 2004, 13:37, von donalphons |
|comment
slowburn,
Samstag, 24. Januar 2004, 15:46
@cato:
ich war anfang 99 in silicon valley. und ja, mir war der hype bewusst und ich habe darauf gewartet, wie sie alle absaufen wuerden. nein, ich hatte auch nie aktien, von niemandem. ja, ich hab fuer eine kleine firma gearbeitet, die mancher wohl start-up genannt haette, aber wir waren self-funded, hatten nie vc money, hatten immer zumindest einen even cash flow und die firma gibts heute noch - im gegensatz zu den meisten unserer ehemaligen kunden...
arroganz, groessenwahn und der glaube an die unsterblichkeit, das hat euch das genick gebrochen. lieber schick sein und vc money verbraten, als funktionierende business modelle aufbauen. style over substance.
ich war anfang 99 in silicon valley. und ja, mir war der hype bewusst und ich habe darauf gewartet, wie sie alle absaufen wuerden. nein, ich hatte auch nie aktien, von niemandem. ja, ich hab fuer eine kleine firma gearbeitet, die mancher wohl start-up genannt haette, aber wir waren self-funded, hatten nie vc money, hatten immer zumindest einen even cash flow und die firma gibts heute noch - im gegensatz zu den meisten unserer ehemaligen kunden...
arroganz, groessenwahn und der glaube an die unsterblichkeit, das hat euch das genick gebrochen. lieber schick sein und vc money verbraten, als funktionierende business modelle aufbauen. style over substance.
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maier--demon,
Sonntag, 25. Januar 2004, 13:13
wehn du bis ain slower burner: md is uzo-fastburner
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cato,
Donnerstag, 29. Januar 2004, 17:30
WE ARE ONE FAMILY
>Aber die Einstellung der Leute? Das war unbegreiflich. Wo sind die heute alle hin? Was wurde aus den Träumen, der Ideologie, dem Glauben?
Welche “Einstellung” meinst Du? War die “Einstellung” nicht nur eine Funktion des vorhandenen Geldes? Wir sahen bei den Gründern nur Berechnung und bei den Angestellten nur die Kopfschmerzen, die ein Vollrausch mit anschliessender Bewusstlosigkeit hinterlässt.
a. Gründer und die “Einstellung”
Ich kann mich an einen Haufen Gründer mit/ohne VC erinnern, die den Namen ihrer Firma auf ihr T-Shirt druckten und damit wie Flummies durch die Gegend sprangen. Wer intern Kritik an dieser Kinderparade übte, bezog sofort Prügel. Den Gründern war der Verarschungscharakter des Manövers bewußt, denn die so künstlich erzeugten Wogen des WIR LIEBEN EUCH DOCH ALLE WE ARE ONE FAMILY hiess in Wirklichkeit: “arbeite bis mindestens 22.00 Uhr or I´ll kick your ass off und wehe Du kommst Samstag nicht”.
Diese Träume, diese Ideologie und dieser Glaube waren künstlich erzeugte Nebel der Berechnung, die nach dem NE-Ende konsequent schnurstracks zum berechneten MBA-Studium mit vorherigen mehrmonatigem Australienurlaub führten.
b. Angestellte und “Träume”, “Ideologie”, “Glauben”
Show them the way to the next Arbeitsamt. Da sind die heute alle hin, in Bataillonsstärke. Die träumen nicht mal mehr davon, dass sie den Ideologen beim AA noch Glauben schenken können. Über ihre eigene “Einstellung” damals sagen die nur noch: “Das war unbegreiflich”. Egal ob Startup oder Kabelianer oder sonstwo.
Welche “Einstellung” meinst Du? War die “Einstellung” nicht nur eine Funktion des vorhandenen Geldes? Wir sahen bei den Gründern nur Berechnung und bei den Angestellten nur die Kopfschmerzen, die ein Vollrausch mit anschliessender Bewusstlosigkeit hinterlässt.
a. Gründer und die “Einstellung”
Ich kann mich an einen Haufen Gründer mit/ohne VC erinnern, die den Namen ihrer Firma auf ihr T-Shirt druckten und damit wie Flummies durch die Gegend sprangen. Wer intern Kritik an dieser Kinderparade übte, bezog sofort Prügel. Den Gründern war der Verarschungscharakter des Manövers bewußt, denn die so künstlich erzeugten Wogen des WIR LIEBEN EUCH DOCH ALLE WE ARE ONE FAMILY hiess in Wirklichkeit: “arbeite bis mindestens 22.00 Uhr or I´ll kick your ass off und wehe Du kommst Samstag nicht”.
Diese Träume, diese Ideologie und dieser Glaube waren künstlich erzeugte Nebel der Berechnung, die nach dem NE-Ende konsequent schnurstracks zum berechneten MBA-Studium mit vorherigen mehrmonatigem Australienurlaub führten.
b. Angestellte und “Träume”, “Ideologie”, “Glauben”
Show them the way to the next Arbeitsamt. Da sind die heute alle hin, in Bataillonsstärke. Die träumen nicht mal mehr davon, dass sie den Ideologen beim AA noch Glauben schenken können. Über ihre eigene “Einstellung” damals sagen die nur noch: “Das war unbegreiflich”. Egal ob Startup oder Kabelianer oder sonstwo.
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booldog,
Donnerstag, 29. Januar 2004, 23:52
Alle waren wir besoffen
Kleine Korrektur: nur wenige waren wirklich die skupellosen Heuchler. Und die sind meistens gut davongekommen. Die typischsten T-Shirt-Gründer waren Selbstausbeuter, die nachts/morgens nicht vor ihren Leuten gegangen sind und die nach Mitternacht für ihre Leute noch Pizzadienst Richtung Nobelitaliener und zurück gespielt haben. Als man noch glaubte, daß der Laden bald in Geld schwimmen würde, wurde so der einzige Diplom-Informatiker "Software Manager" (ohne seine Eignung als Personal- und Projektmanager auch nur zu hinterfragen) und sah sich, Herr und Gebieter über zweieinhalb Leute, schon mit der großen Mandarin-Bauchbinde im Eckbüro bzw. beim Geschäfts-Meeting auf dem Golfplatz.
Und alle waren sie Firmen-Ausbeuter, Chefs wie Angestellte.
Die Chefs wollten sich aus dem Börsengang mit astronomischen Gehältern die Nase vergolden, und die Mitabeiter hatten immer höhere Forderungen, sowohl was die Gehälter als auch die Firmenkultur als auch die "Incentives" anging.
(Nachdem mein alter Laden 2001 kurz vor dem Aufschlag auf dem Boden in eine Hamburger Pfanne fiel, konnte man auf der zu übernehmenden "Leitungsebene" hören: "Das können die nicht mit uns machen! Nein, so nicht!! Es *müssen* Radios mit CD-Playern in die Dienstwägen!!!")
Und die Azubeus (sprich: "Praktikanten") haben ständig über ihre Handys Aktien geordert und waren mindestens so nervig wie die entführte Mutti Wallert.
Nein, ich denke, keinem war im Sommer 2000 etwas bewußt, und keiner war bei Verstand (außer er hatte irgendwo ein "Falk" im Namen).
Denn nüchtern zu sein hätte bedeutet, auf den Kick verzichten zu müssen.
(Wobei - Du magst nicht Unrecht haben. Mir fällt gerade ein, es gab Leute, die waren skrupellos *und* verrückt - siehe FF-B (dooyoo). Und die meisten Gründer waren nur noch skrupellos, als sie merkten, daß sie mit ihrer Vision gescheitert waren und es um ihren A**** ging.)
Und alle waren sie Firmen-Ausbeuter, Chefs wie Angestellte.
Die Chefs wollten sich aus dem Börsengang mit astronomischen Gehältern die Nase vergolden, und die Mitabeiter hatten immer höhere Forderungen, sowohl was die Gehälter als auch die Firmenkultur als auch die "Incentives" anging.
(Nachdem mein alter Laden 2001 kurz vor dem Aufschlag auf dem Boden in eine Hamburger Pfanne fiel, konnte man auf der zu übernehmenden "Leitungsebene" hören: "Das können die nicht mit uns machen! Nein, so nicht!! Es *müssen* Radios mit CD-Playern in die Dienstwägen!!!")
Und die Azubeus (sprich: "Praktikanten") haben ständig über ihre Handys Aktien geordert und waren mindestens so nervig wie die entführte Mutti Wallert.
Nein, ich denke, keinem war im Sommer 2000 etwas bewußt, und keiner war bei Verstand (außer er hatte irgendwo ein "Falk" im Namen).
Denn nüchtern zu sein hätte bedeutet, auf den Kick verzichten zu müssen.
(Wobei - Du magst nicht Unrecht haben. Mir fällt gerade ein, es gab Leute, die waren skrupellos *und* verrückt - siehe FF-B (dooyoo). Und die meisten Gründer waren nur noch skrupellos, als sie merkten, daß sie mit ihrer Vision gescheitert waren und es um ihren A**** ging.)
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