So ist das hier

Vor 110, 140 Jahren traf einer die richtige Entscheidung und nahm das wirklich zeitlose Modell, ohne Ornamente, nur Form und Harmonie. Die richtigen Proportionen, wie ein Buch, und mit Rundungen, damit er sich perfekt zwischen die Fenster mit ihren Laibungen einpasst. Und einem massiven Holzrahmen, der 200 Jahre oder mehr durchsteht. Und einem gar nicht so dezenten goldenen Überzug, denn etwas Glanz darf auch sein. Und es war gut.

Der Spiegel erlitt im Laufe der Jahrzehnte ein paar Schäden, hinter dem Glas lösten sich einige Silberflocken ab, was halt so passiert bei vorindustriellen Produkten im Lauf der Zeit. Patina eben, das gehört dazu, das hat seinen Reiz. Sollte man denken.

Tat man aber nicht. Vor ein paar Jahren muss jemand eine Einrichtungsshow zu viel gesehen haben und kam zum Schluss, dass man den alten Spiegel da oben auf dem Speicher prima aufmöbeln könnte, denn die Form passt geil zur Nostalgiewelle, nur dieses Gold, das ist fleckig und ausserdem nicht pflegeleicht, das wird sauber überstrichen. Mit braunem Hammerschlaglack, der prima zu den Kirschimitatmöbeln passt. Bis man das auch nicht mehr sehen kann und den ganzen Müll, Imitat und Hammerschchlag, der Caritas übergibt.



Ein schneller Zugriff, 2,50 Euro an der Kasse, und nachdem der Hammerschlaglack nicht zu entfernen ist, bekommt er eine neue Fassung. Morgen erhält er dann ein Platz zwischen den Fenstern im Gang. Das tue ich hier. Ich gebe der Provinz eine schöne, glänzende Fassung über dem unzerstörbaren, praktischen Scheissebraun über allem, was hier einmal war, und das so leicht austauschbar und entsorgbar geworden ist. Und dann hänge ich es auf, an der Wand, im Netz, beztrachte mich darin - und ich bitte die Zuschauer nie vergessen, was unter all dem Gold ist. So ist das hier.

Freitag, 17. August 2007, 01:12, von donalphons | |comment

 
sicher?
daß der hammerschlaglack nicht zu entfernen ist?

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Darunter kommt dass Gold, die Grundierung und dann eine dünne Stuckschicht. Also eine sehr empfindliche Sache. :-(

Dafür habe ich den originalen Goldton sehr gut getroffen.

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Wahrscheinlich eher: "... Gold, das Poliment und dann eine dünne Schicht Kreidegrund ..."

Dem Hammerschlaglack sollte mit Aceton beizukommen sein. Ohne das dabei Gold und leimgebundener Kreidegrund in Mitleidenschaft gezogen wird.

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