: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 31. Juli 2007

Der Saft

Es ist ganz einfach. Wenn ich wissen will, ob der Datschi gelungen ist, nehme ich ihn aus dem Ofen, zuckere ihn und lasse ihn fünf Minuten abkühlen. Dann geht das im Grundprinzip nicht ganz unähnlich wie mit der Gerliebten: Ich nehme einen Silberlöffel, und drücke ihn leicht in das Zentrum einer aufgeschnittenen, obszön offenen Zwetschge. Es darf nur ein paar Sekunden dauern, bis der Saft den Löffel überspült und seine Farbe in einem tiefen Rot zeigt. Dieses Rot werden die Früchte in einer Stunde angenommen haben, aber zuerst muss der Saft gekostet werden.



Zu gleichen Teilen süss und fruchtig muss er sein. Zuerst süss, unendlich süss, und dann seine Fruchtigkeit kitzelnd entfalten. Im Mund verbleibt die Leere, die wir alle kennen, wenn sie aufsteht und zu ihrem Deppen von Gemahl zurückkehrt. Dann wird der Datschi, ein wenig gekühlt und nicht mehr ganz dampfend, perfekt schmecken, und der Saft durchdringt wie Blut das weisse Fleisch des Hefeteigs.

Ich bekomme nachher übrigens Besuch, der meine Bloggerei einschränken wird. Der Gast kriegt den Datschi, ihr dagegen, liebe Leser, nur die Vorstellung vom Saft, und das ist alles.

Und nichts.

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Die Gier

Ich möchte irgendwann an einer Kiste Bücher vorbei gehen können, ohne reinzuschauen. Einfach, um mir zu beweisen, dass ich es kann. Dass ich nicht abhängig bin. Ich schaffe das nur unter Extrembedingungen: Hast, schwere Krankheit - am Anfang meines ersten Italienurlaubs dieses Jahres etwa in Innsbruck - und Krabbelkisten bei Restpostenläden.

Dergleichen gibt es auch in meiner Heimat, und nachdem ich in solche Läden nicht hineingehe, sehe ich diese Krabbelkisten auch nur von ferne. Nur gibt es auch einen, der eine Kiste mit Bücher in eine 80er-Jahre-Passage stellt, durch die ich nie gehe. Ausser, es regnet, und ich habe keinen Schirm mitgenommen. Deshalb kam ich letzte Woche auch an der Krabbelkiste vorbei. Und weil ich meine Augen dann doch nicht abwenden konnte, sah ich obenauf ein Buch, dessen Umschlag ein Ausschnitt von Caravaggios Junge mit dem Früchtekorb zierte.

Den Titel fand ich ein wenig reisserisch, den Verlag unsäglich, den Autor kannte ich nicht, und ich bringe nur sehr ungern Bücher nach hause, bei denen ich ein schlechtes Gefühl habe. Zumal, wenn sie aus zwielichten Restegeschäften kommen. Andererseits, wo sonst sollte man so ein Buch kaufen? Ich beschloss, ihm eine Chance zu geben. Wegen Speisekammer, Caravaggio und dem an sich irrelevanten Preis.



Und ich hätte darüber beinahe den Datschi vergessen. Wirklich ein sehr feines Buch mit 64 sehr anregenden Texten, bei denen man wirklich nebenbei essen sollte.

So. Und wie schaffe ich es in Zukunft, meine Blicke abzuwenden von den Bücherkisten?

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