Reichtum

Diese Frage ist durchaus berechtigt. Was wird aus denen, die man allgemein als "reich" bezeichnet, wenn sie es nicht mehr sind? Arm, könnte man sagen, aber so leicht ist es nicht. Und es wäre auch falsch.

Ein paar Prämissen für meine Überlegungen: Wir sprechen hier über den Begriff "Reichtum", wie er von der Mehrheit der Bevölkerung wahrgenommen wird. Also nicht gleich Thyssen und Bernheim, Albrecht und Springer. Sondern der eher alltägliche Reichtum, den es in jeder Stadt gibt, die 20% der Bevölkerung, denen über 60% des Landes gehört, und noch einiges im Ausland. Und wir sprechen hier über intakte, gewachsene Sozialgefüge. Ich würde dergleichen nicht von Berlin, dem Osten oder Abstiegsregionen wie dem Ruhrgebiet behaupten wollen. Aus eigener Ansicht kenne ich diese Phänomene ohnehin nur aus meiner Heimat, München, und begrenzt aus Starnberg, Grünwald und Zürich- mist stark fallender Wertschätzung.

Ich kenne nur sehr wenige Fälle, in denen Reichtum abrupt in Armut umschlug. Ein paar Dumme sind dabei, die sich extreme Steuersparmodelle mit Framdkapital aufschwatzen liessen, bei denen erst Nachzahlungen nötig waren und im Anschluss neben dem Bankrott auch noch Steuernachzahlungen fällig wurden. Es gab ein paar Fälle, in denen sich Reiche beim Streben nach noch mehr Geld und Ansehen überhoben haben. Und andere, die eher im Bereich Wirtschaftskriminalität anzusiedeln sind: Der bekannte Anwalt etwa, der sich bei seinen Treuhandkonten bediente.Oder der Immobilienunternehmer, der rein rechnerisch einen dreistelligen Millionenbetrag Negativvermögen bei den Banken hat, und der bald fallen wird. Oder die Betreiberin des ersten Hauses am Platze, die glaubte, man entgehe dauerhaft Steuerfahndung und Sozialabgaben, und könne so ein noch tolleres Haus in bester Lage finanzieren. Aber das sind Extremfälle.

Denn im Normalfall ist Reichtum selbststabilisierend, und seine Besitzer haben über Generationen gelernt, die Mechanismen der Stabilität zu perfektionieren. Das ist so in den Leuten drin, dass es ihnen gar nicht mehr auffällt, und das, was man als "bessere Gesellschaft" hat, ist zentral genau dafür geschaffen worden. Die Existenz dieser Gesellschaft verlangt es, sich regelkonform zu verhalten, und das wiederum bestimmt den Geldfluss innerhalb der Gesellschaft. Galerien, Konzertvereine, Musikschulen, Clubs, Restaurants, Autohändler, das alles definiert sich über das Dabeisein, oder in den meisten Fällen, das Hineingeborensein. Nehmen wir mal an, die Eltern meiner Freundin Iris würden über nacht alles verlieren: Es wäre sofort jemand da, der sie wieder in vergleichweise einfach zu erhaltenden Lohn und feinstes Brot setzen würde. Allein schon, weil sie die Grundkompetenzen mitbringt, die das System am laufen halten.


geht überhaupt nicht: Plastikentenbrust aus dem Supermarkt

Aber so weit wird es nicht kommen. Die meisten, die ich kenne, haben ihr Vermögen sehr stark zersplittert. Vielleicht mehr, als der Sache gut tut; ich persönlich halte nach wie vor Immobilien in guter Lage für das Mass aller Dinge, aber gemeinhin hat man von allem ein wenig, und überraschend grosse, versteckte Reserven. Vor ein paar Jahren starb der Vater eines Freundes, der zu Lebzeiten als einer der offensten und auskunftsfreudigsten Menschen der Stadt galt. Einer, der keinen Hehl aus seinem Besitz machte. Dachte man, bis zur Testamentseröffnung. Der gute Mann hatte weitaus mehr, als seine Kinder auch nur ahnten, und all das Geschrei um sein Vermögen war nicht mehr als der Versuch, den wahren Umfang zu verschleiern.

Das geht so weit, dass man nach Todesfällen erfährt, wohin die Erben so alte, wertlose Aktien gelegt haben, die sicher schon ungültig sind. Ich kenne einen Fall, in dem über 60 Jahre und drei Generationen ein Umschlag unangetastet weitergereicht wurde, bis das Wissen um diese eiserne Reserve verschwand, und der Umschlag nach einem weiteren Erbgang buchstäblich aus dem Papierkorb gezogen werden musste. Das war vielleicht ein wenig zu sicher, ein wenig zu eng gedacht, aber so sind diese Leute. Da ist vieles, was sie verlieren können, manch haben sich in der New Economy gründlich verspekuliert, aber die Basis ist in den meisten Fällen noch da, und wirft kontinuierlich Geld ab. Nicht viel, nicht genug, um weitere Reichtümer anzuhäufen, aber ausreichend, um den Status zu sichern und vielleicht etwas auszubauen.

Überhaupt ist das nach meinen Beobachtungen das Hauptziel: Gute Absicherung nach unten. Ältere Vermögen kennen extreme Einschnitte, Inflationen und Entwertungen, die Berichte über die schlechten Zeiten sind Teile des familiären Bewusstseins, und entsprechend misstrauisch ist man auch. Die Abhängigkeit von Banken durch Schulden gilt als problematisch, Dispokredite gelten als unfein, und im Hinterkopf läuft bei praktisch allen Kaufentscheidungen das Thema Wertverlust mit.


geht auch nicht: ikeaöse goldkonsole für 1670 euro

Das alles klingt stressiger, als es de facto ist, man kennt das nicht anders und macht es automatisch. Die wenigen Ausnahmen, die es derbröselt, werden meist irgendwo wieder aufgenommen und erhalten; sei es, dass sie in einer Kanzlei weiterbasteln dürfen, Makler werden oder in karitativ-sozialen Projekten zwischengelagert werden. Da sind sie dann gute Beispiele, von denen jeder weiss, wie es kam. Und was man vermeiden muss, um ebenso zun enden. Keine Frage, es ist keine freundliche Welt, Charme und Liebreiz und Spass sucht man besser woanders, sie ist voller Zwänge wie das spanische Hofzeremoniell. Aber eben auch so stabil und unausrottbar.

Tatsächlich gibt es nur ein mittelfristiges Mittel zum Niedergang, und auch das ist schon etwas älter: Scheiternde Ehen mit Kindern zwischen - ähem - gesellschaftlich nicht adäquaten Partnern. Mitsamt Ehekrieg kann das auch bessere Familien innerhalb von zwei Generationen ruinieren. Einen Ehektrieg überlebt ein gutes Haus meistens, aber zwei Ehekriege bei zwei Kindern bringen sie an die Grenzen - weil davon auch die Kernfamilie in aller Regel betroffen ist. Da brechen Lebenskonstrukte und Ideologien zusammen. Deshalb blebt man, wenn überhaupt, beim Einzelkind, das das gesamte Vermögen sicher weiterträgt, sei es nun zum wiederum einigen Nachfolger, oder zum Aussterben in Krankheit, Krebs und zu viel Geld.

Denn am Ende macht man es immer verkehrt.

Dienstag, 18. Dezember 2007, 16:02, von donalphons | |comment

 
Man merkt es, wenn man - wegen unüberbrückbarer Differenzen - mit seiner wohl situierten Familie komplett bricht, aufgrund der jahrelangen Querelen und Verwicklungen auch das zugehörige "standesgemäße" Umfeld nicht hat und plötzlich allein dasteht. Habe mir beruflich aus eigener Kraft einen sehr ordentlichen Status erarbeitet - aber eben nur auf Angestelltenbasis. Sollte der Job mal weg sein, könnte ich fallen, und es würde niemanden geben, der mich allein aus familiären Gründen auffinge.

Gesellschaftlich adäquater Partner? Gibt es nicht, erscheint mir auch immer unrealistischer. Zum einen, weil ich mir Geld als (Teil-)Grundlage einer Beziehung nicht mehr vorstellen kann, nach den Erfahrungen mit meiner Familie. Zum anderen, weil diese Männer ihre abgesicherte, klar geregelte Welt mit eingebauten Fahrstuhl nach oben als so selbstverständlich empfinden, dass sie sich Konflikte wie meinen überhaupt nicht vorstellen können (oder wollen).

In meinem Bekanntenkreis haben viele andere solch ein Sicherheitsnetz und kennen diese Sorge gar nicht. Sehr viele andere wiederum kennen nur ein Leben mit dieser Sorge. Aber ich kannte es bislang nicht. Seltsames Gefühl, muss ich zugeben.

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Nun, hier bei uns ist es gar nicht so leicht, einen nicht adäquaten Partner zu finden. Weil man schon in den richtigen Kindergarten geht, die richtige Schule besucht, im richtigen Viertel wohnt und die richtigen Freunde hat. Und zum Infragestellen müsste erst mal was da sein, was eine sinnvolle Alternative bietet.

Ich rede mich leicht, weil es in meinem Umfeld eigentlich nur eine einzige, grössere Messalliance gegeben hat - die ich aber auch doof fand, was dann nur wegen ein paar flapsigen Bemerkungen zur Folge hatte, dass mir der Erwählte angeboten hat, es gleich draussen auf der Strasse auszumachen. Es ging natürlich schief.

Unter den Söhnen der besseren Familien gibt es auch solche und solche. Natürlich mag ich auch das gefühl, irgendwo abgesichert zu sein, aber das muss nicht Hand in Hand mit Verspiesserung gehen. Und der Verantwortung für den Clan entgeht man so oder so nicht, das lernt man irgendwann - und es ist auch nicht so schlimm, wie man sich das mit 20 vorgestellt hat. "You rise to the occasion" ist die Devise, die einem da weiter hilft. Vermutlich, weil man in der Jugend doch schon mehr begriffen und übernommen hat, als man glauben möchte.

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Doch, es gibt - nun, ich würde es psychischen Druck nennen - der so sehr belastet, dass man die finanzielle Sicherheit gerne aufgibt, wenn man sich damit von diesem Druck befreien kann. Nach der Art: Du bist nichts wert, Du kannst nichts, Du bist ein schlechter Mensch, Du kannst ohne uns nicht existieren, sei froh, dass wir wenigstens Geld haben!

Wobei ich zugebe, dass ein solches Verhaltensmuster in gut situierten Familien wahrscheinlich nicht die Regel ist. Üblicherweise bestätigt und ermutigt man sich wohl eher gegenseitig.

Es ist vielleicht so etwas wie Mobbing, das eben auch in den besten (bzw. besseren) Familien vorkommt. Aber man erkennt durch solch eine Erfahrung recht deutlich, wie sich das Leben verändert, wenn es ein Umfeld mit Geld gibt oder eben nicht.

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Halte ich für eher atypisch. Mit ein paar Ausnahmen kenne ich keinen, der im bewusstsein von "Reichtum" gross wurde. Überall hiess es "wir haben kein geld, wir können uns das nicht leisten, sei zufrieden mit dem, was du hast". Die Welt aussenrum lernt man ohnehin praktisch kaum kennen, also glaubt man das auch.

Und die, die wussten, dass sie später mal reich sein werden - nun, denen ist es nicht durchgehend gut bekommen. Einer davon wurde Boss einer Sportorganisation, die nicht gut läuft, und steht ziemlich oft mit Unwahrheiten in den Medien, ein anderer verballert sein Geld mit schlechten Immobilien und ist heute de facto abhängig von den Zuweisungen seiner Freunde in einer grossen Firma, die mit der Unterbringung ihrer Firmengäste entscheiden, was daraus wird. Finde ich nicht so gut. Und ich wollte auch mit 18 keinen weissen Porsche haben. Aber das nur am Rande.

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Nein, das ist den wohlhabenden Menschen, die ich kenne, auch nicht bewusst, dass sie wohlhabend sind. Für die ist es aber sehr wohl selbstverständlich, dass Mama und Papa das Studium in den USA oder an der privaten BWL-Uni finanzieren, dass ein kleiner Anruf beim Ministerium getätigt wird, wenn ein Praktikumsplatz gesucht wird, oder dass die Familie über Jahre hinweg den Berufseinstieg via Prekariat subventioniert. Andere Leute können das nicht? Nun, sollen sich halt mehr anstrengen, ist bestimmt ihre eigene Schuld, wird dann gerne behauptet.

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so oder so ist es eine erwachsene entscheidung, ob man zu einer schicht dazugehören will oder nicht. natürlich können manche einen schichtwechsel nicht wirklich vollziehen, weil sie die spielregeln der anderen schichten nicht gut genug kennen und so dort sofort als fremdlinge auffallen würden. in dieser hinsicht ist es gut, aus der mittelschicht zu kommen, denn dann ist der weg nach oben oder unten noch relativ einfach gangbar. von unten nach oben gelingt meist nicht und von oben nach unten auch nicht. nur mittelschichtskinder sind im soziologischen sinne frei.

mit dem wegfall oder dem aussterben der mittelschicht werden wir auch den wegfall der individuellen freiheit erleben. die freiheit liegt, wie amelia schon richtig sagt, darin, sich aus psychologischen gründen für etwas anderes zu entscheiden.

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@itha.

Amen. Sehe ich ähnlich. Wobei ich an einer Stelle etwas differenzieren würde: wohlhabende Minderleister erlebt man öfters, als wohlhabende Mittelständler.

Es gibt Leute, die nur durch die beschriebenen Mechanismen abgefangen -am Abstieg gehindert- werden, anstatt aufstrebende Individuen aus der Mittelschicht "aufzunehmen", die wesentlich besser in das "Oberschicht-Umfeld" passen würden, wenn man deren Werte und Einstellungen betrachtet.

Letztlich blutet also auch die Elite aus: sie lassen wenige neue rein ("neureich" gilt ja nicht, ist unchic und häufig sind es eben einfach nur Prolos mit Kohle) während -meiner subjektiven Wahrnehmung nach- zunehmend Leute von Oben nach unten wegrutschen, weil die Disziplin fehlt. Die Migrationsbilanz dürfte m.E. negativ sein für den gesellschaftlichen Bereich, den D.A. hier beschrieben hat.

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Das Problem, wenn man so will, ist bei der Oberschicht das Ausbleiben des Nachwuchses. Ungefähr die Hälfte der "grossen Familien" der Provinz werden in der aktuellen Generation aussterben - und finden das auch nicht schlimm. Das Problem sind dann natürlich die Neureichen, die reindrücken. Aber da muss man sich nichts denken, jeder Altreiche war auch mal neureich. Es wird schärfere Abgrenzungen beim Vermögen geben, aber schwächere Abgrenzungen beim Sozialverhalten. Schon heute ist es ja weitestgehendst unmöglich, mein an sich erlerntes Sozialverhalten in Realität zu praktizieren, und das fängt nicht erst beim Besteck an, sondern schon beim Türe aufhalten, das einfach nicht mehr erwartet wird.

Traurig? Irgendwo schon, wenn man das Benehmen der Prolls dagegen setzt. Es muss nicht sein, es macht die Welt nicht besser, aber trotzdem. Schade drum.

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Ich persönlich glaube, dass absolut gar nichts sicher ist.
Geld und Gut erst recht nicht.
Ein Blick in die Geschichte reicht und wir sehen, die einzige Konstante ist die Veränderung.
Nicht aufzuhalten.
Manchmal geschieht es quasi über Nacht: Regierungen werden gestürzt, die Natur zeigt ihre Zähne, die Banken crashen und alles wird durcheinandergewirbelt.
Mal mehr, mal weniger heftig.

Wie gesagt, ein Blick in die Geschichte beweist wie nichts anderes, dass wir nicht wissen, was kommen wird.

Meist etwas anderes, als wir so denken.
Und das ist auch gut so...*gg*

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Das mit den "Neureichen" würde ich allerdings relativieren - ich kenne viele Leute, bei denen es erst Eltern oder Großeltern, aus der Arbeiterschicht stammend, zu Geld gebracht haben. Das gilt für mich auch, meine Urgroßeltern waren noch Arbeiter. Nach dem 2. Weltkrieg gab es solche Lebensläufe ja häufiger. Trotzdem dauert es nur ein bis zwei Generationen, bis sich Habitus und Selbstverständnis sehr stark von dem der materiell Benachteiligten unterscheiden, einschließlich des vorhandenen "sozialen Auffangnetzes" und der Neigung, sich seine Partner nur innerhalb der eigenen Schicht zu suchen. Ich denke, erweiterte Bildungsmöglichkeiten, der Ehrgeiz der Familien und das Gefühl von Sicherheit spielen dabei entscheidende Rollen. Wobei auf "alteingesessene Reiche" wie unseren Don deren Verhalten vermutlich trotz allem noch neureich wirken würde.

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Das ist zum einen richtig, zum anderen aber auch nur die halbe Wahrheit. Mein Vater kam noch aus einer richtigen Vorkriegs-Proletarierfamilie und hat es dann in der DDR immerhin bis zum Professor gebracht. Das reichte dann aber auch nur für den besseren kleinbürgerlichen Wohlstand; von "Reichtum" ist das noch weit entfernt.
Und das ist dann auch die Kehrseite der Medaille: Ein "Bildungsaufstieg" ist heutzutage verhältnismässig leicht hinzubekommen; aber der daraus eigentlich folgen sollende soziale Aufstieg wird immer schwerer. Ein guter oder sehr guter Studienabschluss führt dann eben oft doch nur zu einem besseren Facharbeitergehalt. Insofern dürfte sich die Zahl der "Neureichen" auch heute in sehr engen Grenzen halten.

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Ein Aufstieg im akademischen Bereich war wohl wirtschaftlich nie sehr ertragreich. Kleinbürger konnten es aber in der Nachkriegszeit sehr wohl zu hochrangigen Wirtschaftsführern bringen, ob als Unternehmer oder Angestellte, und sich in den entsprechenden Gesellschaftsschichten etablieren. Das wird jetzt immer seltener - unter anderem durch den Vormarsch von Privatuniversitäten, Auslandsstudiengängen und anderen Karrierebeschleunigern, die sich nur kleine Gruppen leisten können.

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Die werten LeserInnen mögen es mir verzeihen aber manchmal muß man schon schmunzeln angesichts der ganz privaten Sozialstudien. :))

Es ist für 80%(?) der Bevökerung völlig normal, daß man mit Erwerbsarbeit seinen "Sozialstatus" erhalten muß - insofern ist der Verweis auf mangelnde Unterstützung der Familie, da man ja so totaaal kritisch ist, irgendwie merkwürdig.

Es ist auch falsch, daß "standesgemäße" Ehen selten(er) sein sollen. Nö, das sind sie nicht... auch nicht weiter unten: Trotz aller linksliberaler Verlautbarungen ist die total tolerante Gymna-siallehrerin idR mit Ingenieur, Rechtanwalt u.ä. zusammen.

Daß es "immer schwieriger" sein soll, den Sozialaufstieg zu schaffen, ist so nicht richtig. Es ist allerdings selbstverständlich, daß in (langen) Zeiten von Prosperität strukturelle Verkrustungen auftreten. Das gilt nicht nur für kapitalistische Staaten: Familien wie die Brié´s, Gysis oder Bieskys werden auch gerne als "DDR-Adel" bezeichnet.

Nein, was wirklich fehlt und den Hauptunterschied zwischen den oberen 20% und dem Rest ausmacht, ist das "Herrschafswissen": die aufstiegsbereite Mittelschicht unterschätzt das old boys network und ist gar nicht in der Lage, die richtigen Strippen zu ziehen.

Bis heute weiß ja kaum ein "normaler" Student, daß der wirkliche Wert von Harvard, Yale, etc. in den Kontakten/Karriereseilschaften liegt und nicht an einer vermeintliche besseren Ausbildung ... und das ist ja nur ein Beispiel.

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Ist eigentlich alles nicht so schwer. Die Eliten/Klassen/Schichten der BRD rekrutieren ihren Nachwuchs ganz überwiegend aus den eigenen Reihen. Undurchlässiger sind die Schranken nur in sehr wenigen anderen (entwickelten) kapitalistischen Ländern. Man bleibt halt unter sich. Und der Teufel scheißt immer auf den dicksten Haufen. Endlose empirische soziologische Untersuchungen zum Thema gibt es auch. Daher hier und jetz keine Quelle. Bisschen Googelei genügt.

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Falsch ...nicht nur die der "BRD".

Als der Arbeiter- und Bauerstaat Anfang der 80iger auch auf anderen Feldern als dem des Sports zum Überholmanöver ansetzen und deshalb das Bildungswesen beleuchten wollte, urteilten die beauf-tragten Sozialwissenschaftler:
kennzeichnend für das Bildungssystem der DDR ist die Eigen-reproduktion der Intelligenz. :))

Ende der 80iger war der Anteil von "Arbeiterkindern" an den DDR-Uni-Studenten bei 10% (rd. 70% hatten mind. ein Elternteil mit Hochschulabschluß) ... in der brutal-kapitalistischen BRD lag er bei ca. 15%.

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Keine Frage, woanders ist/war es da auch nicht viel besser. Daher will ich Dir da da nicht widersprechen (ohne Deine Zahlen genau zu kennen).

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Jede "Elite" versucht, sich vor dem Zugriff andere zu schützen ...

... die Frage ist alelrdings weniger, ob der Herr Generaldirektor auf seinen Bankkonten sitzt, sondern welche bevölkerungsgruppe denn für Umverteilung sorgen will.

Die revolutionäre Mittelschicht dürfte dafür ausfallen - die würde von "Umverteilung" nämlich nicht mher profitieren. ;)

Es ist doch faszinierend, daß es bis heute k(aum)eine Diskussion über Karrieremöglichkeiten, Privatunis, Internate etc. gibt. Der "Normalo" wird praktisch allein auf die Welt losgelassen..

Ceterum Censeo: Ich bin für Steuererhöhungen !

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Oh die Plastikenten
Hab ich heute auch gesehen. Offenbar ist die Vogelgrippe im Tal angekommen.

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Wo ist der amerikanische Vizepräsident, wenn man ihn braucht?

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Je nu - bleibt aber die Frage: was machen se denn die Mittel-Reichen wenn se arm werden?

Barbour-jacken zweimal wenden? Lacostehemdkraegen wieder runterklappen? Inspektionsintervalle des SUVs nicht einhalten? Vom Golfclub zum Breitenturnen ummelden? Was machen se denn - darum ging es doch ...

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Nun, ich denke, sie ziehen aus der nicht mehr finanzierbaren eigenen Wohnung (bzw. Haus) zurück in das Vorstadtheim von Mama und Papa, tragen Papas alten Audi auf, helfen ein bisschen in Papas oder Onkels Kanzlei mit, nennen sich "Berater" oder Ähnliches. Dadurch wird die persönliche Freiheit ein bisschen kleiner, aber ansonsten ändert sich nicht viel, jedenfalls nicht in der Außendarstellung. Und wenn es wieder aufwärts geht, dann gibt es zumindest nicht diese hässliche Lücke im Lebenslauf, die den unteren Schichten das Leben so schwer machen kann. Wenn Kinder und eine kostspielige Scheidung im Spiel sind, stößt das Modell wahrscheinlich an seine Grenzen - genau, wie es Don beschreibt.

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Klassischerweise machen sie ein Modegeschäft oder einen Geschenkartikelladen oder eine Galerie auf, wenn sie weiblich sind. Bei Männern ist es fast durchwegs die Beratung.

Oder aber Internetbetrügereien. Da kenne ich auch einen Fall.

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Lustigerweise erweckt das bei Mitmenschen aus unteren Gesellschaftsschichten zuverlässig den Eindruck, dass man als selbständiger Berater, freier Autor oder Boutiquenbesitzer(in) locker seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Wenn man ihnen sagt, dass das nicht stimmt, gucken sie ziemlich ungläubig.

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Hängt ganz von der Kundschaft ab. Es gibt Leute, die sich goldene ikeaöse Konsolen im Doppelpack für 2 x 1670 Euro kaufen. Mehr, als man glauben möchte. Man mag ohnehin kaum glauben, was so in Wohnungen steht.

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@franz.brandtwein

Naja, entweder sie tun es in Würde oder eben nicht. Wobei die Frage ist, ob man in Würde arm werden oder bleiben kann, aber ich würde sagen, ja, genauso wie man mit Würde reich werden oder bleiben kann.

Aber beides ist selten.

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Armut und Würde.

Noch so eine Legende.

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@Don: Ich weiß, Du siehst das anders - aber um eine solche Scheußlichkeit zu finden wie die teil-goldene Konsole dort oben, müsste man selbst bei Ikea lange suchen.

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In zwei Jahren ist das Ding auch bei Ikea, das war schon immer so. Für das Neonichtbiedermeier in Berlin Mitte und München Isarvorstadt.

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mhh ja - jetzt weiss ich aber immer noch nicht ob die Lacostehemdkraegen nu' runtergeklappt werden oder nicht? <(ich wuerde "vermuten" : ja) aber weiss es jemand????

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Du meinst, vergoldet ist der neue Massentrend? Uaah. Allerdings spricht auch das derzeitige Tchibo-Sortiment dafür (so schlimm, dass ich nicht hingucken kann). Aber es würde natürlich zu der sich zuspitzenden Finanzkrise passen. Gold ist in solchen Fällen traditionell ja sehr gefragt (auch vor dem Hintergrund der drohenden Inflation).

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franz.brandtwein: Bin mir gar nicht so sicher, ob die Gesellschaftsschicht, die der Don meint, die Lacostekragen jemals hochgeklappt hat. Und wenn, dann nur während der Flegelphase auf der Privatuni (kombiniert mit zurückgegelten Haaren). Außerdem kann man die Lacostekragen vermutlich abtrennen und gewendet wieder annähen, wenn sie beginnen, abgenutzt auszusehen. Das macht dann die Mama daheim. Hat natürlich nichts mit Armut zu tun, sondern nur mit Werterhaltung.

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@don

Nein, keine Legende. Ich kenne tatsächlich so einen Fall. Gut, es ist vielleicht nicht Armut, aber sehr bescheidene Verhältnisse.

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Das Hochklappen kenne ich auch nur von den hiesigen Elitestudenten, und da auch nur bei Einzelfällen wie den "Aventinern". Die fallen damit so auf, dass man deren Abkunft von hier ausschliessen kann. Meines Erachtens ein typisches "Sohn in der Fremde"-Syndrom. Was Lacoste angeht: Ich sage es nur ungern, aber Lacoste kann jeder. Der Trend geht eher zu Fred Perry. Oder dem Zeug, das sie bei StudiVZ verscheuern.

Die Rückkehr zu alten Möbeln in neuem Gewand läuft in den besseren Hochglanzzeitschriften seit 2003, mhat vier Jahre zur vollen Entwicklung gebraucht, und kommt jetzt breitflächig an. Ikea wird es tun, wenn es in mittelmässigen Einrichtungszeitschriften ist. Und darüber hängt man dann einen Abzug von Lumas. Nichts gegen Lumas itself, aber in letzter Zeit sieht man überall Lumas. Lumas ist das Rosina Wachtmeister der neuen Bürgerlichen.

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Zu Lumas fällt mir jetzt eine Frage ein, die wahrscheinlich nur Banausen stellen können: Was ist denn der Unterschied zwischen Original- und Nicht-Original-Fotografien?

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Übrigens eine lustige Logik, Ikea die Schuld an modernen Hässlichkeiten zuzuschieben, nur weil man sie da - mutmaßlich - in zwei Jahren auch wird kaufen können. Wobei ich wirklich nichts dagegen hätte, wenn die Mittelschicht von solchen Oberschicht-Trends ausnahmsweise mal verschont bleiben würde...

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Die Originalphotoabzüge sind limitiert und nummeriert und signiert, die anderen nicht (ausser denen, die später gefälscht werden, siehe auch die Neigung vin Druckererben, "Nachlassauflagen" zu veröffentlichen).

Ikea klaut alles und überall. Nicht nur bei den guten Publikationen, auch bei Schund und TV-Serien. Ikea macht das, was die Leute wollen, zum Zeitpunkt, wenn die Leute es wollen: Unmittelbar vor dem Moment, wenn man es nicht mehr sehen kann. Ikea ist nicht nur definiert durch den Mainstream, es definiert ihn und setzt ihn billigst um. Gleichzeitig sorgen sie aber auch dafür, dass der Abstand mittels Qualität, Patina und Auswahl gewahrt bleibt.

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Nicht, dass der Vorwurf an Ikea
substanzlos oder ungerechtfertigt wäre. Es stimmt, dass Ikea Trends erst aufgreift, wenn sie so mainstream- und massenkompatibel sind, dass die Avantgarde schön längst wieder zwei Stationen weiter ist.

Aber: Wer Ikea dafür kritisiert darf auch gerne mal das nackte Elend zur Kenntnis nehmen, das einem bei Möbel-Roller und Konsorten anbarmt. Da habe ich beim Wegschmeißen der Prospekte das Gefühl, dass sich da in den letzten 20-30 Jahren gar nichts getan hat, sortiments- und geschmackstechnisch. DAS ist die eigentliche Hölle, nicht Ikea.

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Es gibt bei Ikea auch schlichte Designs, die sich erstaunlich lange halten - beispielsweise Billy-Regale oder Klippan-Sofas. Ich besitze beides nicht. Aber ich denke, wer sich mit diesen Dingen einrichtet, weil er sich nicht mehr leisten kann, beweist immerhin mehr Geschmack als Reiche, die auf jede Glitzer-Schicki-Mode anspringen. Natürlich sind das in gewisser Weise Extreme. Und vermutlich ist es auch möglich, sich mit wenig Geld sehr viel stilvoller auszustatten als mit Ikea, wenn man auf Flohmärkte und handwerkliches Talent zurückgreift. Aber dazu muss man es zum Hobby machen. Und was das Möbel-Mitnahmemärkte-Elend angeht, stimme ich Mark voll zu.

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ich habe ein billy-regal. darf ich trotzdem hier weiter mitbloggen?

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Herzlich Willkommen im Umerziehungslager!

Aber gerne.

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... jetzt passt mal auf - ich kenne hier jede Menge Architektenhaushalte, die bis zur Oberkante Unterlippe vollgepfropft sind mit Billys und jeder Einzelne von den schwarzgewandten RollkragenpulloverHornbrillenheimern hat in den gruenlichschwarzen Kruemeln die sich unter den Fussnaegeln finden mehr Stilempfinden und einen besseren Geschmack als die ganze Brocantemuellkippenfraktion hier ... muss doch mal gesagt werden - nix gegen Billy, dass das mal klar ist ...

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Das sind die Schweine, die vor der Stadt die Toskanasiedlungen hinklatschen - kein Wort über dieses Pack.

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.... Quatsch - Toskanasiedlungen sind typische Bautraegerprojekte da wird der Entwurf von Hilfspraktikanten erledigt - nein wir reden hier von richtigen "Entwurfsarchitekten" die nie was bauen sondern nur an Wettbewerben teilnehmen ...

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Ah verstehe.
Mal wieder blauschimmelndes Fleisch zu Mitteg gehabt. Übel. Aber langsam wirst du es gewohnt sein, dann lassen diese Hallozinationen nach.

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... was hat mein habil. EifelOekoT-Bone-Steak jetzt mit Bautraegerprojekten zu tun? Das ist doch voellig wirr ... da fehlen dann auf Dauer doch wohl die Proteine in der Nahrung, und auch das Calcium ....

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