Früchte des Hasses

Normalerweise trenne ich zwischen dem, was ich so auf Kongressen erlebe, und dem, was ich privat tue. Kongresse darf man nicht ernst nehmen, sonst wird man auch so ein runtergeschlunzter Adabei, der immer auf Podien muss. Barcamps zum Beispiel, gerade in Deutschland, werte ich als Sammelpunkt von Deppen, die zwar auf Podien wollen, aber dafür zu blöd sind und sich jetzt gegenseitig zur Wichtigkeit ihres Gelabers anbrüllen; da haben sie die Chance, das zu leben, was ihnen ansonsten von Netz bis Kongress keiner abkaufen würde. Namen? Kennt eh jeder. Desto leidenschaftsloser man auf solche Veranstaltungen geht, desto besser. Ich gehe nur hin, wenn ich reden muss, ansonsten ist es mir egal.



Dass es diesmal anders war, lag am Podium, genauer, an einem Mitredner. So lustig es ist, sich mit Nico Lumma auseinanderzusetzen, so sehr hätte ich mir gewünscht, dass er mich einfach meinen Job hätte machen lassen. Und der bestand darin, den Typen neben ihm, einen Hamburger Werber, so zu sezieren, dass er es sich in Zukunft dreimal überlegt hätte, den Mund für Unqualifiziertes über Investments, die mein natürlicher Lebensraum sind, zu öffnen. Offensichtlich hat da die Markenwelt Tchibo jemanden gefunden, die perfekt zu ihnen passt: Oberflächlich und gnadenlos auf den eigenen Kurs ADC-vernagelt, so dass ein Grossteil des Abends zu einer Debatte über Werbung und Werbefinanzierung wurde - als ob dieser Dreck, so alt wie die Dummheit, jenseits gewisser Berliner Berufsjugendlicher auf Ritalin und Latte irgendwas mit dem zu tun hat, was gerade im Netz am entstehen ist. Ich hatte da vorne wirklich Probleme, mich halbwegs im Rahmen der deutschen Gesetze zu äussern, innerlich war ich auf 180.



Und ich bin es jetzt immer noch. Es ist zum Glück offensichtlich, dass Scholz & Friends hier draussen genauso lächerliche Dinge fabrizieren werden, wie SinnerSchrader mit ihren Next08Bloggerkäufern, der PR-Blogger mit seinen diversen gekippten Projekten, oder das Daimlerblog, der neueste Blogastard mit Geburtshilfe des Hauses Edelman. Leider existieren sie aber ausserhalb des Netzes, und denken, dass ihre Tätigkeit irgendwas mit Erfolg von Firmen zu tun hat. Sie machen bleiverseuchten Chinatrash glänzend, soie lügen für einen Megakonzern, dessen Marken dreckige Tierquäler sind und eine andere mit neuem, frauenfreundlichen Branding aufhübschen, zwecks der Optik. Und ich sehe beim besten Willen nicht ein, warum ich sie und ihre Tätigkeit unwidersprochen akzeptieren sollte, wenn sie die Städte mit ihren Plakaten und Trashläden verschandeln.



Es ist nicht so, dass ich prinzipiell etwas gegen Werbung und Werber hätte. Ich finde, wer etwas Gutes macht, soll das auch sagen. Und wenn Frau Moretti aus eigenen, ungespritzten Früchten Kirschmarmelade so gut wie Sex macht, dann mache ich dafür kostenlos und mit grösster Freude Platz in meinem Blog frei. Aber wer in China Kinder 16 Stunden in schlecht gelüfteten Firmen schuften lässt, hat kein Recht der Welt zu behaupten, seine Produkte wären cool. Wer eine Umweltdrecksau ist, hat kein Recht auf einen blauen Himmel auf seinen Plakaten. Und wer Landwirtschaftsabfall zu Billigfrass zusammenmischt, sollte nicht so tun dürfen, als böte er den schlechter Verdienenden mehr für weniger Geld an.



Das sind Lügen, und es gibt in dieser Gesellschaft keinen Grund, das hinzunehmen. Nie. Unter keinen Umständen. Und es gibt das Recht und die Verpflichtung, diesen allgegenwärtigen Fehlentwicklern der Werbung knallhart reinzudübeln, dass sie sich zu schämen haben. Dass sie nicht cool sind, und dass der erste Mensch, den der Werber verarscht, er selbst ist. Es gibt keinen Grund, sowas auf dem Podium nett anzufassen, und wenn sie auf dem Weg nach Hause den Absturz haben - mei. Einer muss es ihnen sagen. Vor allem aber das hier:



Megageiles XXXL-Food Porno nackte Früchtchen Screensaver kostenlos für nichtkommerzielle Nutzung hier, Riesenpic XL-Food Porn hier.

All die unehrlichen Werber, die verfickte Drecksbrut, die miserablen Lügner, det Abschaum der Globalisierung, die koksverseuchte Kreativtreteimer, undsoweiter undsofort, bitteschön: Das hier ist von meinem Markt, da gibt es Euch und Eure Werbung nicht, so sieht es bei mir aus, und warum? Weil ich Euch, Eure Photshopper und Aufsextexter nicht brauche. Ich bin nicht Eure Zielgruppe, mir geht es prima, und jetzt schaut mal in Eure eigenen Kühlschränke und die Eurer Kunden, das, Ihr Pfeifen, ist der Unterschied zwischen mir und Euch, das ist der Unterschied zwischen meinem Internet und dem Dreck, den ihr als asoziales Netz plant, und weil es immer welche geben wird, die das da oben sehen wollen, statt Eure schreiend bunten Verpackungen und schäbigen Claims und Werbe-PRoletennetzwerke, wird der Abstand zwischen Euch und mir auch immer gewahrt bleiben.

Und jetzt gehe ICH kochen, und ihr bastelt weiter an eurem beschissenen Flashoverlay.

Samstag, 10. November 2007, 18:28, von donalphons | |comment

 
Und sage bitte keiner was von Beleidigung: Werber wollen so behandelt werden.

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Ja, das wollen sie wirklich
Ich habe vor einer Weile mit einem Kollegen, selber altgedienter Marketeer und Werber ist, mich über genau diese Dinge unterhalten.

Auf meine Frage, warum er sich sowas antut, wenn er doch weiß, dass ein Großteil seiner Arbeit aus dreistem Lügen, Beschönigen und Unterschagen besteht, meinte er nur: "Das ist eben so. Das ist der Job, den ich tue. Den mache ich, weil es mir Geld bringt und den mache ich, solange ich das Geld brauche!"

Als ich dann aber mit Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit anfing, hatte er nur noch gelacht. Das, meinte er, das gibt es in seinem Bereich nicht. Und zwar nicht, weil es nicht "funktionieren" würde, sondern weil in dieser Branche fast alle davon überzeugt sind, dass man mit Lügen, Betrügen und Verarschen schneller und leichter Geld machen kann.

"Nach mir die Sinflut, kann doch mir egal sein, ich werde dafür nur bezahlt, das hat mit mir doch nichts zu tun."

Das ist der Werber. Ein sich selber verleugnendes, egoistisches Arschloch!

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Die Leute wollen belogen werden
Produkt A ist günstig und hält lange.
Produkt B ist teuer und verträgt nicht mal das Ausatmen, wird aber im Prospekt mit dem blumigsten Geschwurbel beworben und in einschlägigen Postillen hochgejazzt.

Obwohl der Händler immer explizit zu Produkt A rät und die Nachteile von Produkt B nennt, wird trotzdem überwiegend Produkt B gekauft.

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Volle Breitseite
mit geprägten Teigtaschen. Holzmodel?

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Am Abend davor handgeformt und mit Kübis von meiner wunderbaren Liederantin, hach.

und zwar eine von denen, die nur ein Häubchen und eine Halskrause tragen müsste, um auszusehen wie eine Küchenmagd der 2. Schule von Fountainbleau. hach.

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Fein komponiert! Zuerst ist eine Verbindung von Bildern und Text nicht zu erkennen, was zusätzlich Spannung erzeugt; dann kommt, nein, schießt alles zusammen, und die Pointe zündet. Grandios!

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Danke. Und wenn die betreffenden Personen mitlesen: Das Essen im Kerzenschein war auch prima.

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Das wird man irgendwo in Hamburg nicht gerne lesen...naja.

Hab mich auch mal als Texter beworben...die waren ganz angetan, aber ich war letztlich wohl doch zu alt. Vor allem wohl mit meiner Auffassung, dass Werbung durchaus auch seriöse Kundeninformation sein kann und als solche auf lange Sicht auch wirksamer ist.

Aber schlichte Lüge und Verführung sind wohl kurzfristig wirksamer und ziehen wiederum auf die berühmte lange Sicht den entsprechend verdämlichten Kunden heran, der gewünscht wird.

Aber was schmeiße ich hier Steine, bin ja gerade selbst Opfer geworden.

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Das Ziel ist es durchaus, die in Hamburg so mies fühlen zu lassen wie, sagen wir mal, den ehrliche Audiospezialisten, der jahrelang ein Kultradio entwickelt hat, das ohne grosse Werbung, nur durch Design, Klang und Empfehlung berühmt geworden ist, und der dann feststellen muss, dasas das Ding nicht nur 1:1 in China nachgeschraubt wird, sondern auch beim Kaffeeröster vertickt wird. Genauso mies. Oder noch mieser.

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Dieser Pilz!!
Ich las die (im Kontext zu erwartende) Werbereinnordung mit wachsendem Staunen, denn die andere Hälfte meines Hirns, die Bilder verarbeitet, wedelte die ganze Zeit mit den Flossen und brüllte: "Dieser Pilz!! Dieser phallische Pilz! Was ist das?!?"

Dieser phallische Pilz ist so schön, den muß ich fast schon wieder 'ausborgen'. Ich bin ja jetzt anscheinend ein richtig ernsthafter Blogger, aber den phallischen Pilz? - Den finde ich ganz massiv unernst nur einfach klasse!

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Dieser Pilz ist der nicht ganz billige Kräuterseitling, ausgesucht schöne und gute Exemplare können bis zu 3 Euro/100 Gramm kosten. Geschmacklich ein Verwandter des Steinpilzes, nur ohne dessen Röhrenproblematik, länger haltbar und als Filets hervorragend zu verwenden, wenn man ihn nur behutsam bereitet. Nichts für das schnelle Hineinstopfen, hervorragend geeignet für Reisgerichte.

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Danke!

Auch für den Link - da lerne ich gleich, was die angemessene Ehrfurcht ist, mit der ich so einen herrschaftlichen Schniepel Pilz zu behandeln habe.

Kräutersaiblinge in Sahnesauce auf Reis, dazu ein ernsthafter trockener Weißwein - hm. Vielleicht sollte ich nächsten Sonntag auch mal food porn posten.

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Hobeln.

Aua.

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Hobeln, okay.

Dann brauche ich nicht nur Kräuterseitlinge, sondern auch noch einen Kräuterseitlingshobel. Oder tut es ein normaler Gurkenhobel/Kartoffelschäler bzw. eine Hobel-Reibe?

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Drei, vier Millimeter sind ideal. Ich nehme das Messer, aber andere mögen es gerne dünner und greifen zum Gurkenhobel. Man sollte die Scheiben nicht zu lange dünsten, sonst leidet der Geschmack.

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Drei, vier Millimeter? Da nehme ich auch das Messer.

Ich habe dieses riesengroße, teure, schwere Messer, mit dem mache ich sowas. Andere Leute fürchten sich immer sehr vor dem Trumm, aber ich mache damit alles - sogar Knoblauch zerquetschen & hacken.

Wenn ich für die Kräuterseitlinge das Messer nehme, dann werden auch hinterher die food porn-Bilder drastischer und interessanter...

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