: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 18. September 2006

Das Ende einer Volkspartei

Vor 364 Tagen erhielt eine Provinzgurke einen Grund zum Selbstzweifel: Das Merkel, das als Siegerin von den Nutten der Medien hochgebracht wurde, gewann auf eine Art die Wahl, die mehr mit Verlieren denn mit Triumphieren zu tun hatte. Schröder prügelte es mitsamt seinem bayerischen Gaudistotterer in eine grosse Koalition, wo es alles tun konnte ausser gewinnen.

Danach rumorte es in der damaligen Volkspartei CDU. Da war etwas schief gelaufen, da kam nicht jeder Schwarzgeldfreund an die Spesentöpfe, und dabei hatten viele schon die Lieferwägen nach Berlin und neue Konten geordert. Da musste was passieren, soviel war klar, die Union kann so nicht weitermachen, ihr bricht die Wählerbasis weg, langsam, stetig, unaufhaltsam, wenn man nicht schleunigst was tut. Das war vor 364 Tagen klar.

Danach versuchte sich das Merkel als Amateurschauspielerin der uckermärker Kirchspieltruppe in der Rolle der gütigen Landesmutter, was ihr aber ausser Medienarschkriechern keiner so recht abnehmen wollte. Durchwursteln, keine Experimente bitte, das weckt nur die Warlords aus dem Süden, und wenn einer mal was sagt wie der Rüttgers, wird er sofort platt gemacht. Erneuerung der CDU, neues Profil für Wählerschichten ausserhalb des Altenheims, der Reservisten und der Bankerlrutscher? Aktive Familienpolitik für nichthochwohlgeehelichte Politikertöchter? Familienförderung, Ausbildungsoffensiven, irgendwas, das grössere Teile des früheren Klientels ansprechen könnte? Moderner Konservatisismus, neue Werte, Abschied von ein paar Lebenslügen? Eine modernere Partei? Nicht mit Merkel.

FDP-Hackfressen sagen danke. Glatzen sagen danke. Die SPD sagt danke. Eine Partei, die in der grössten deutschen Stadt nur noch auf 22% kommt, hat sich dauerhaft von der Rolle als Volkspartei vertschüsst. Ein Jahr hatten sie Zeit, sich was Neues einfallen zu lassen, was Konservative, Rechtsliberale, Familien und Freiberufler, Kleinbürger und Beamte unter einen Hut bekommt. Alles, was geschehen ist, ist eine noch ein Jahr ältere Opapartei, jetzt extra podcastig, mit ein paar Proletenabsahnern in einigen Bundesländern, die den Machterhalt gegen Einfluss dealen. Die Basis erodiert weiter, wie auch bei der SPD, aber bei der Linken ist es ein volatiles Nullsummenspiel. Die reformunfähige Union verliert dagegen die sog. Elite an den FDP, der besseresVolkspartei. Das sind die Jungs mit dem Geld, you know, schwarze Koffer, Schweiz und so.

Das Merkel hält das Land für einen Sanierungsfall? Soll es mal mit der eigenen schwarzbraunen Filzhütte anfangen. Consultants hätten da einiges zu tun. Im Management aufräumen, zum Beispiel. Ein Jahr den Fehler kennen und nichts tun, da sollten Köpfe ganz oben rollen. Dummerweise sind die Kronprinzen die gleichen Pappkameraden. Ein Scheissspiel, das ganze. Zu dumm, dass man eine Partei schmieren, aber nicht formal übernehmen oder an die Börse bringen kann. So geht das eben weiter. Bis irgendwann jemand intern dem Merkel den Stecker zieht. Dauert nicht mehr lang. Aber eine moderne Volkspartei kann das auch nicht mehr werden.

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Endlich mal eine tolle Pressekonferenz

PKs sind fast immer sterbensfad. Öde. Langweilig. Aber nicht diese Pressekonferenz, wenn zwei Ösi-Neuöconomisten vom Tisch weg verhaftet wurden. Würde ich gern öfters sehen.

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