: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 11. April 2008

Empfehlung heute - Ein glatter Schnitt

Aus dem finstren Stadtwald kommt der Henker
mit einem langem Strick und scharfer Axt.
Du bist die Frau von einem Zeitungslenker?
Egal! Im Schwertstreich dein Genick leis knackst.

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Real Life 10.4.2008 - Eine kompakte, schwarze Masse

Nachmittags, ungefähr zu der Zeit, da jenseits der Berliner Prekariatisten so ziemlich jeder Mensch, der Arbeit hat, dieser auch nachgeht, treffen sich die anderen in einer Konditorei in Gmund, und geben einen Vorgeschmack auf weitere Möglichkeiten, die soziale Schere zu öffnen.

Am Eingang sind ein paar sehr wohlerzogene Hunde angebunden und warten auf die leckerlibestückten Besitzer. An der Theke steht eine Frau, für die jede Elle-Diät umsonst Kiwis und Mangos mordet, und spielt beim Auswählen mit ihrer giftgrünen Pornobrille. Für ihren indischen Shawl hat vermutlich den Förderpreis für bengalische Kinderarbeit bekommen, und die in ihrer Sportlichkeit nicht ganz passenden Walkingschuhe verdanken ihre Entstehung vermutlich auch chinesischen Leuteschindern. Ein Wunder, dass sie die Damen hinter der Theke so liebenswürdig von einer Torte zur nächsten scheucht. Präventiv hat sie schon eine ebenfalls giftgrüne Brieftasche aus Lackleder in der Hand, und einen Schlüsselbund, an dem etwas unpassend ein kleines, gelbes Quietscheentchen hängt.

Während du noch überlegst, was du willst - leider ist mal wieder vieles, allzu vieles alkoholbedingt geeignet, Erbtanten reif für ein Treffen mit den hiesigen, fussballergatinnengeprüften Entziehungspfuscher zu machen - geht die Tür auf, und ein ziemlich altes Paar kommt herein. Sie hat das leidige Problem recht gut im Griff, Schaftstiefel wie aus "Gerti, die blonde SS-Bestie", und irgendwie hat es ein sicher nicht billiger Figaro geschafft, das Blond mit Strähnchen halbwegs echt aussehen zu lassen. Solang man das Gesicht nicht zu genau anschaut. Dann könnte man auch fast den Eindruck haben, dass sie erheblich jünger als ihr Mann ist.

Bei dem stimmt, statisch betrachtet, auch so einiges. Der Anzug, die Manschettenknöpfe, die Schuhe, ein Mann von Welt. Einer Welt, die vermutlich sehr klein geworden ist, so wie er seiner Frau hinterhertippelt. Eine gefühlte Ewigkeit nach ihr kommt er an der Theke an, von der Anstrenung fast so grau wie sein Anzug, bis auf die vielen Altersflecke, die er nicht wie seine Frau unter Kontrolle hat bringen lassen, weist mit zitternder Hand auf etwas und nuschelt "Frngfudr". "Ist das ein Frankfurter Kranz?", bescheidet seine Frau die Bedienung, und du wunderst dich fast, dass hier keine Peitsche im Spiel ist, oder jemand die Hacken zusammenschlägt. Sie nimmt, zahlt und knallt mit den Schuhen über die Fliessen, und der Mann kreucht ihr hinterher. Sie ist schon am Auto, einem 7er BMW, als du ihm die schwere Tür aufhältst. "Dnge", nuschelt er nach etwas Nachdenken, diese Sekunde, bis das Gehirn wieder die Koordination aus Bewegung, Erkenntnis und Reaktion zusammen hat , und schleppt sich weiter, die Blicke auf den Boden gerichtet und mit erkennbarer Anstrengung, diese kleine Welt, die ihm verblieben ist, zu überstehen, das ist die Hauptsache, von der traumhaft schöne Gegend hat er nichts mehr.



Du kaufst ein, und als du auf den Platz vor der Konditorei trittst, kommt eine kompakte, schwarze Masse die Strasse hoch, laut fauchend, ein 456er Ferrari. Nicht irgendein 456, sondern der, der früher auf deinem Parkplatz stand und der, zusammen mit zwei anderen, auch zu verkaufen gewesen wäre, aber du warst so vernünftig und hast dich für die Wohnung entschieden, und dem Verkäufer, der am Steuer sitzt, war es auch lieber so. Er sieht dich nicht, er fährt weiter, und vielleicht hat er gar nicht so unrecht, sich einen schönen Tag zu machen, und noch einen, das andere kommt vielleicht schneller, als man glauben mag, und dann profitiert nur noch derjenige, der die Frau für den kommenden Zweitmann renoviert, wenn man selbst längst in einem Premium Ressort alles vergessen hat.

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Der Tod in Tyrol

oder vom Glück, zu alt für Popkultur zu sein.





Zu alt für billiges Erschrecken und Splatter, für Brust-OP-Talks und Pieps über dem Fuck, zu alt für die allgegenwärtige Pseudosexualität und uneingelöste Versprechen nach dem guten, alten Fick, dem Versprechen ewiger Jugend als Vorgruppe, dem neuesten Scheiss und all dem Plastik, in dem derselbe verwahrt ist, überall von den Pimpcars bis zu den Wohnungen von neureichen Leuten aus Startup, Werbung und Plastiktönerei, die sich alles ausser Geschmack leisten können, mit einem mokanten Lächeln und der Hoffnung, leicht zu sterben, wenn die anderen bittschön an ihrer Dummheit krepiert sind, obwohl die eigentliche Strafe so ein Leben, so ein besschissenes Vegetieren in Würdelosigkeit als ein verfickter Popopa ist.

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