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Mittwoch, 23. April 2008
Empfehlung(sschreiben) heute - Amt für Irrsinn
Ab und an wird mir gesagt, dass dieses Blog auch von Verantwortlichen mancher Medien gelesen wird, vermutlich, weil Medienmenschen als verkappte Masochisten erst dann bereit für eine peinliche Anmache der Praktikantin sind, wenn man ihnen vorher klarmacht, dass sie allesamt eine verlauste Affenbande am stinkenden After der PR-Hängebauchschweine sind. Wie auch immer: Wenn Sie es noch immer nicht - wie der Autor dieser Zeilen - zu einem Job jenseits dieses Höllenkreises sowie einer angenehmen Zweitwohnung in einem angemessenen Millionärsviertel gebracht haben, die ihnen als Masochist auch nichts bringen würde, geben Sie, wenn Sie nicht Turi, Dieckmann, Baron, Graf oder Poschardt heissen - glauben Sie mir, Sie verstehen das sowieso nicht - schleunigst c17h19no3 einen Job. Die hat so viel Talent, die wird ihnen zeigen, wie man sich noch unter 40 in den Ruhestand schreibt.
donalphons, 22:20h
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Die Skalpe meiner Feinde - Motobecane Mirage II
Es ist Sommer. Du wohnst am See, deine Mutter sieht gut aus, und dein Vater ist - als Sportarzt - reich. Das Wetter ist schön, du fährst jeden Morgen durch ein stilles, nobles Viertel und einen Park in die Schule, kein niederes Dasein ficht dich an, und die Haushaltshilfe nimmst du nicht wahr. Deine Bekannten sind wie du selbst, Kinder von denen, die hier den Ton angeben und festgelegt haben, dass es auch so bleiben soll. Sportarzt sollst du werden, das ist ein feiner Beruf, und garantiert die Stellung.
Allerdings, du bist gerade erst 15 geworden, einen Roller oder gar ein Auto darfst du noch nicht fahren, das fehlt noch zur Vollausstattung, die ansonsten, von Lacoste bis Amiga, längst vorhanden ist. Um diesem Defizit abzuhelfen, geht dein Vater zum Fahrradgeschäft, aus dem just zu dieser Zeit ein globaler Elektroschrotthändler erwächst, und besorgt dir dort eine blaue Motobecane Mirage, ein Rennrad mit 12 Gängen, Sachs-Huret-Schaltung und Weinmann-Bremsen. Es ist noch nicht das Beste, aber für den Schulweg reicht es, und vielleicht macht es dir auch keinen Spass, also ist es eine kluge Wahl: Robust, nicht zu teuer, schnell, aber keine hypernervöse Rennmaschine.
Es macht dir Spass. Denn jetzt bist du schneller als alle anderen, jetzt kannst du es den anderen im Viertel mal zeigen. Keiner ist so schnell wie du. Und keiner hat Lust, gegen dich ein Rennen zu fahren. Du bist nicht besser, du bist nicht sportlicher, aber du hast das bessere Material. Und keiner will sich von dir besiegen lassen. Nun aber kommt der Umstand ins Spiel, dass du nicht nur reiche Eltern und ein schnelles Rad hast, sondern auch einen Dachschaden. Du warst schon immer etwas brutal, du hast nie verstanden, dass es anderen weh tut, wenn du sie schlägst, aber du hast gelernt, dass deine Eltern dich schützen, und dass andere es cool finden, wenn du brutal bist. Du hast gelernt, dich im Viertel zu benehmen, und wenn du in der Schule über die Stränge schlägst, sagt dein Vater, dass es sicher die anderen waren, die weniger gut gestellten, gegen die du dich nur gewehrt hast.
Aber jetzt wurmt es dich. Du möchtest die anderen ihre Unterlegenheit spüren lassen, du willst leichte Siege, und wenn sie nicht wollen, zwingst du sie eben dazu. Zum Beispiel den jungen Porcamadonna mit seinem Tourenrad. Dem lauerst du auf. Du fährst voran, versteckst dich in einer Seitenstrasse, und wenn er vorbeifährt, schiesst du von hinten heran, und reisst ihm die Tasche vom Gepäckträger. Das machst du ein paar mal, und du bekommst dein Rennen. Er versucht, dir zu entkommen, nachdem er bei deiner Aktion gestürzt ist. Jeden zweiten Tag kannst du es ihm zeigen. Bis zu den grossen Ferien. Du gewinnst. Immer. Es ist ganz leicht.
In den grossen Ferien radelt der junge Porcamadonna zum ersten Mal nach Frankreich, mit seinem Tourenrad. Zwischen Bourg und Belfort macht es Zoing, dann nochmal Zoing, noch dreimal, und dann sind fünf Speichen am Hinterrad gerissen, das sich völlig verzogen nicht mehr bewegen lässt. Nach einer elenden Schlepperei kann man in Belfort wenig für ihn tun, er braucht ein neues Hinterrad, und der Patron des Radgeschäftes empfiehlt ihm, für weitere sportliche Aktivitäten das Tourenrad auf Garantie umzutauschen und sich gleich etwas ordentliches zu kaufen.
Dann kommt der Herbst, die Schule geht wieder los, und du freust dich darauf, endlich wieder ein Rennen zu gewinnen. Du siehst den jungen Porcamadonna weiter vorne, aber es ist gar nicht mehr so leicht, ihn einzuholen. Du kommst näher, er hat jetzt keinen Gepäckträger und auch kein Tourenrad mehr, sondern einen Rucksack und ein stahlblaues KTM-Rennrad. Er ist nicht mehr so langsam wie früher. Er ist schnell. Schneller. Es fällt ihm nicht schwer, schneller zu sein. Er ist von nun an immer schneller. Du gewinnst nie mehr. Mit 16 steigst du um auf einen Roller, das Rennrad ist dir egal, jetzt geht es um Frauen.
Mit 17 vergewaltigst du ein Mädchen, dein Vater haut dich vor dem Jugendrichter raus, steckt dich ein paar Wochen in die Klapse und schickt dich in die Schweiz in ein Internat, mit 22 kommst du bei einem Autounfall in Italien ums Leben.
Ein paar Dekaden später zieht der nicht mehr ganz junge Porcamadonna an den Tegernsee, wo er, sparsam, wie er spätestens seit dem Grunderwerbsteuerbescheid geworden ist, einen Teil der Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen gedenkt. Auf einem Flohmarkt sucht er vergebens noch etwas Besteck, aber bei einem Händler fällt ihm ein nach über 20 Jahren fast makelloses Motobecane Mirage II auf, bei dem die Schaltungsritzel nicht die geringeste Verschmutzung aufweisen. Es kann nur sehr kurz in Betrieb gewesen sein, bevor der Besitzer das Interesse daran verloren hat. Nach all den Jahren ist der Freilauf blockiert und die Schaltung verstellt, aber das bekommt er hin, er hat ja Erfahrung mit dem Schrauben. Er hat bessere Räder, sehr viel bessere Räder, ein De Rosa mit Campa Super Record wäre natürlich schöner gewesen, aber für das Einkaufen in Tegernsee sollte es reichen, es war kein schlechtes Rad, das du damals hattest, eine klassische Maschine. Vielleicht macht er auch noch einen Gepäckträger hin.
Hier gibt es schliesslich keine Perversen auf Rennrädern, die ihre Überlegenheit demonstrieren, indem sie ihn vom Rad schubsen. Die fahren hier SUV, Q7, X5, M-Klasse. Würdest du vermutlich auch machen, aber du bist tot.
Allerdings, du bist gerade erst 15 geworden, einen Roller oder gar ein Auto darfst du noch nicht fahren, das fehlt noch zur Vollausstattung, die ansonsten, von Lacoste bis Amiga, längst vorhanden ist. Um diesem Defizit abzuhelfen, geht dein Vater zum Fahrradgeschäft, aus dem just zu dieser Zeit ein globaler Elektroschrotthändler erwächst, und besorgt dir dort eine blaue Motobecane Mirage, ein Rennrad mit 12 Gängen, Sachs-Huret-Schaltung und Weinmann-Bremsen. Es ist noch nicht das Beste, aber für den Schulweg reicht es, und vielleicht macht es dir auch keinen Spass, also ist es eine kluge Wahl: Robust, nicht zu teuer, schnell, aber keine hypernervöse Rennmaschine.
Es macht dir Spass. Denn jetzt bist du schneller als alle anderen, jetzt kannst du es den anderen im Viertel mal zeigen. Keiner ist so schnell wie du. Und keiner hat Lust, gegen dich ein Rennen zu fahren. Du bist nicht besser, du bist nicht sportlicher, aber du hast das bessere Material. Und keiner will sich von dir besiegen lassen. Nun aber kommt der Umstand ins Spiel, dass du nicht nur reiche Eltern und ein schnelles Rad hast, sondern auch einen Dachschaden. Du warst schon immer etwas brutal, du hast nie verstanden, dass es anderen weh tut, wenn du sie schlägst, aber du hast gelernt, dass deine Eltern dich schützen, und dass andere es cool finden, wenn du brutal bist. Du hast gelernt, dich im Viertel zu benehmen, und wenn du in der Schule über die Stränge schlägst, sagt dein Vater, dass es sicher die anderen waren, die weniger gut gestellten, gegen die du dich nur gewehrt hast.
Aber jetzt wurmt es dich. Du möchtest die anderen ihre Unterlegenheit spüren lassen, du willst leichte Siege, und wenn sie nicht wollen, zwingst du sie eben dazu. Zum Beispiel den jungen Porcamadonna mit seinem Tourenrad. Dem lauerst du auf. Du fährst voran, versteckst dich in einer Seitenstrasse, und wenn er vorbeifährt, schiesst du von hinten heran, und reisst ihm die Tasche vom Gepäckträger. Das machst du ein paar mal, und du bekommst dein Rennen. Er versucht, dir zu entkommen, nachdem er bei deiner Aktion gestürzt ist. Jeden zweiten Tag kannst du es ihm zeigen. Bis zu den grossen Ferien. Du gewinnst. Immer. Es ist ganz leicht.
In den grossen Ferien radelt der junge Porcamadonna zum ersten Mal nach Frankreich, mit seinem Tourenrad. Zwischen Bourg und Belfort macht es Zoing, dann nochmal Zoing, noch dreimal, und dann sind fünf Speichen am Hinterrad gerissen, das sich völlig verzogen nicht mehr bewegen lässt. Nach einer elenden Schlepperei kann man in Belfort wenig für ihn tun, er braucht ein neues Hinterrad, und der Patron des Radgeschäftes empfiehlt ihm, für weitere sportliche Aktivitäten das Tourenrad auf Garantie umzutauschen und sich gleich etwas ordentliches zu kaufen.
Dann kommt der Herbst, die Schule geht wieder los, und du freust dich darauf, endlich wieder ein Rennen zu gewinnen. Du siehst den jungen Porcamadonna weiter vorne, aber es ist gar nicht mehr so leicht, ihn einzuholen. Du kommst näher, er hat jetzt keinen Gepäckträger und auch kein Tourenrad mehr, sondern einen Rucksack und ein stahlblaues KTM-Rennrad. Er ist nicht mehr so langsam wie früher. Er ist schnell. Schneller. Es fällt ihm nicht schwer, schneller zu sein. Er ist von nun an immer schneller. Du gewinnst nie mehr. Mit 16 steigst du um auf einen Roller, das Rennrad ist dir egal, jetzt geht es um Frauen.
Mit 17 vergewaltigst du ein Mädchen, dein Vater haut dich vor dem Jugendrichter raus, steckt dich ein paar Wochen in die Klapse und schickt dich in die Schweiz in ein Internat, mit 22 kommst du bei einem Autounfall in Italien ums Leben.
Ein paar Dekaden später zieht der nicht mehr ganz junge Porcamadonna an den Tegernsee, wo er, sparsam, wie er spätestens seit dem Grunderwerbsteuerbescheid geworden ist, einen Teil der Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen gedenkt. Auf einem Flohmarkt sucht er vergebens noch etwas Besteck, aber bei einem Händler fällt ihm ein nach über 20 Jahren fast makelloses Motobecane Mirage II auf, bei dem die Schaltungsritzel nicht die geringeste Verschmutzung aufweisen. Es kann nur sehr kurz in Betrieb gewesen sein, bevor der Besitzer das Interesse daran verloren hat. Nach all den Jahren ist der Freilauf blockiert und die Schaltung verstellt, aber das bekommt er hin, er hat ja Erfahrung mit dem Schrauben. Er hat bessere Räder, sehr viel bessere Räder, ein De Rosa mit Campa Super Record wäre natürlich schöner gewesen, aber für das Einkaufen in Tegernsee sollte es reichen, es war kein schlechtes Rad, das du damals hattest, eine klassische Maschine. Vielleicht macht er auch noch einen Gepäckträger hin.
Hier gibt es schliesslich keine Perversen auf Rennrädern, die ihre Überlegenheit demonstrieren, indem sie ihn vom Rad schubsen. Die fahren hier SUV, Q7, X5, M-Klasse. Würdest du vermutlich auch machen, aber du bist tot.
donalphons, 15:12h
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