: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 29. August 2008

Empfehlung heute - Stalins Fünfjahresplan vs. Honeckers Planwirtschaft

und zwar in der kapitalistischen Version: In der instabilen Diktatur Pakistan, wo vor kurzem bürgerkriegsähnliche Zustände vor der Börse herrschten, legt man quasi schon vorher fest, mit welcher Geschwindigkeit und in welche Richtung Börsenwerte steigen müssen. Unter Stalin nannte man sowas den Fünfjahresplan.

Unter Honecker musste bekanntlich Franz Josef Strauss der chronisch illiquiden DDR Kredite zuschieben lassen, mit denen dann ein Wirtschaftswachstum erfälscht wurde, obwohl der Staat wirtschaftlich am Ende war, um so die Genossen bei der Stange zu halten. Amerikanische Banken und Institutionen betteln heute in China und Mittelasien, das Land ist vollkommen überschuldet, und mit Einbeziehung der exzessiven Staatsverschwendung, Haldenproduktion und Inflationstricks erfinden Beamte der Bush-Administration vor der Wahl ein solides Wirtschaftswachtum.

Der Kampf der Systeme ist vorbei, statt dessen heisst vom Kommunismus lernen überleben lernen, zumindest für ein paar Wochen oder Monate. (Und über den Unwillen der Medien, solche Zahlen zu hinterfragen, sage ich jetzt mal lieber nichts)

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Kühl oder die Männer im Bach

Wer sein Schwarzgeld selbst in das Kleinwalsertal bringen möchte und sich nicht auf teure Kurierfahrten verlässt; oder aber liquide Mittel nach Deutschland verbringen möchte und einen Teil bei Innsbruck in etwas Schmuck oder einer teuren Uhr angelegt hat, fährt in Richtung Österreich idealerweise den kurzen Weg über die Autobahn entlang des Starnberger Sees, wo ähnlich gut Verdienende leben, nach Garmisch und Scharnitz. Das ist so schnell und einfach, wie in den 30er jahren vor der Küste Kaliforniens auf ein Casinoschiff zu gelangen. Ich allerdings komme vom Tegernsee und habe gar nicht vor, ins Kleinwalsertal zu fahren; statt dessen muss ich gleich hinter der Grenze in einen Luftkurort, wo in einem Hotel grenzüberschreitend debattiert wird, wie schlimm es noch werden wird. Man kann sich das im klimatisierten Raum im stile der poshen, halogenspotgenagelten 90er mit Blick auf golfrasenzerschlagende Saudis gar nicht vorstellen, aber die Anfahrt führt durch Gebiete, die weitgehend menschen- und zöllnerleer sind - vielleicht, weil es hier wirklich kaum Durchgangsverkehr nach Österreich gibt.



Den Sylvensteinspeicher, der an dieser Stelle kurzfristig in österreichisches Territorium überquert werden muss, erhält sein auch im Sommer eiskaltes Wasser aus einigen naturbelassenen Bergbächen, die sich nicht vorzeitig von den Alpen lösen können und so entlang der Kämme fliessen, ein Tal erschaffen und damit eine Schneise, die breit genug ist für eine schmale Mautstrasse mit Geschwindigkeitsbegrenzung, enge Kurven und alle paar Meter einer Möglichkeit, anzuhalten und das Panorama über Wasser und Berge zu geniessen. Oder aber gleich ein wenig zu verweilen, weil der spannende Teil im Luftkurort ohnehin erst um 16 Uhr beginnt. Genug Zeit also für die brutalen Schmerzen des Kneipens, das aber den Füssen gut tut, und ausserdem lenkt der Blick vom Schmerz der nur wenige Grad warmen Fluten ab.



Man sagt, es sei gesund. Und ich möchte hinzufügen, dass es im Durchschnitt eigentlich sogar extrem angenehm ist. Obenrum in der Sonne ist es hier heiss, schlieslich ist man fast 1000 Meter oben und die Luft ist schon dünn, die Füsse aber im klaren Wasser verlieren bald jedes Gefühl, wenn die ersten entsetzten Schreie verhallt sind. Man sagt ja, dass das Jodeln eigentlich abgewandelte Schmerzensschreie sind, mit denen sich junge Burschen gegenseitig in Sachen Abhärtungstaten übertrumpfen wollten. Ich also "blea wiara Jochgeia" - ich darf das kurz den nichtindigenen Lesern erklären, ich plärre bayerisch wie ein Jochgeier, will sagen, ich tue dem Echo der Berge aus voller Lunge ein wenig Gewalt an, und während ich da also lautstark auf die Abtötung des Fleisches unter den Wadeln warte, meint einer den Fluss weiter runter: Goid, gei? (Kalt, ist es nicht?)



Scho, antworte ich, und werde dann erst der Nachbarschaft gewahr, die Männer im Bach, die sich perfekt hier oben eingerichtet hat und zwischen Wasser und Licht sagenhaft braun werden dürften, und sinnvollerweise auch das ideale Mobiliar dabei haben. Mit Taschen zur Unterbringung von Bierflaschen in den Lehnen des Stuhls. Ich jedenfalls, untenrum unbehost und unbesockt, obenrum dagegen noch behemdet und krawattet, passe deutlich schlechter hierher und beineide die Anwesenden, die bleiben dürfen, während mich ein paar Kurven und einen Pass weiter der dunkle Saal mit Klimaanlage verschluckt, während draussen Saudis unter Betrachtung ihrer plärrenden Blagen und eines Typen mit Sonnenbrille mit Golfschlägern Gräser totprügeln, und vorne im Prinzip genau das erzählt wird, was man an allen Ecken und Enden nachlesen kann: Wir alle werden blean wia de Jochgeia. Aber nicht, weil es kühl wird. Sondern verdammt heiss, an den Kohlebecken der brennenden Kredite. Keiner hier, das darf ich sagen, ist auch nur ansatzweise so zufrieden und lässig wie die beneidenswerten Männer im Bach.

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