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Freitag, 30. Januar 2009
Der verhuzelte Teenager
[Edit: Wegen der unten stehenden Kommentare möchte ich darauf hinweisen, dass es bei diesem Beitrag nicht um die Unschönheit der Jugend, sondern um den Irrsinn der sog. Schönheits-OPs geht]
Ich bin ja einiges gewohnt, hier am See. Die Zeiten, da man öffentlich nicht über Schönheits oder was sie dafür halten OPs sprach, sind jedenfalls lang vorbei, in den Strandcafes werden Künstler beurteilt, unsichtbare Narbenreste verglichen und Pläne für weitere Renovierungsarbeiten besprochen. Man macht das heute wohl so. Und glaube ich kundiger Seite, so ist das ausnahmsweise unter all den Exzessen der letzten Jahre nicht russischen Vorbildern zu verdanken, sondern geht auf die typisch amerikanische Haltung zurück, Patina unter allen Umständen heraus zu polieren. Unsereins kennt das aus einem Schloss in der Nähe, dessen Kunden vor allem aus Übersee kommen, oder besser - kamen: Dort ist alles mit Lack konserviert. Die Möbel könnten auch gute Stilkopien sein.
Vorgestern war ich schon etwas angefressen, als das Handelsblatt sich nicht entblödete, einen Beitrag mit "Investieren in die eigene Bio-Aktie" überschrieb. Ich bekomme dann so Zuckungen und plädiere für die Einführung schwerer Eisenhämmer für die Zurichtung junger Journalisten. Und heute war ich nochmal unten am See, um mich und meinen wettergegerbten, durch Eiswälle geknallten, manchmal von der Wintersonne sattbraunen und von Filmversuchen mit spektakulären Überschlägen tiefblauschillernden Körper von diesem Ambiente zu verabschieden, denn das Essen geht mir aus, und morgen ist der Wochenmarkt in der Provinz.
Und da kamen mir drei Menschen entgegen. Ein Kleinkind wie aus dem Katalog für einen Kindergarten, in dem sie mit 2 Jahren chinesisch und mit 4 die Powerpointpräsi ihrer gesammelten Spielzeuge lernen. Die Hermes-Louis-Vuitton-Mutter, deren ganzes Wesen die Suche nach Akzeptanz ausdrückt und die vermutlich immer noch sauer ist, dass es nur zu einem CFO ohne den kleinsten, auch nur ostelbischen Adelstitel gereicht hat. Und ein Teenager.
Ich komme bekanntlich aus Bayern, und auch, wenn meine Heimat reich und fett ist, findet sich dort ein Umland, in dem immer noch über die Abschaffung der Leibeigenschaft debattiert wird. Manchmal schaffte es eine Lehrerin, Eltern zu überzeugen, zumindest eine Tochter an eine höhere Schule zu schicken, und ein paar von denen - es waren wirklich nicht viele - fanden sich dann auch in meinem Gymnasium wieder. Die mittleren 80er waren auch bei uns nicht wirklich stilsicher, und man wird sich vorstellen können, wie so eine Margit aus dem XXXX-Hof bei Yyyying wirkt, wenn sie bei Pogos Mode in Keesching eingekleidet wurde. Dorf, abgelegen, alte Ernährungssitten, - selbst wenn die grosse Schulschönheit aus so einem Kaff stammte, war der Durchschnitt eher das, was man als verhuzelt bezeichnet. Glatte Haut, sicher, aber irgendwie schon erkennbar, dass ihnen jede Anmut und das, was in Büchern des 19. Jahrhunderts als "edles Antlitz" bezeichnet wird, immer fehlen würde. Und es ihnen auch reichlich wurscht war, irgendeiner der zehn Gleichaltrigen aus dem Kaff würde es dann schon werden. Das Gesicht ein solides Versprechen, dass sie dereinst klein, stämmig und mit dicken Krautstampfern in die Kirche wackeln würden, um den Gatten zu beerdigen und dann noch 30 Jahre die Nachbarschaft mit Getratsche zu nerven. Sie hassten mich, ich hasste sie.
Der Teenager jedenfalls war aus exakt dieser Baureihe: Glatte Haut, aber hinterfotzige Augen, ein schräger Zug im Gesicht, verrutschte Proportionen, als wäre das Gesicht einmal geschmolzen und dann etwas zerlaufen wieder fest geworden. Nur besser, sehr viel besser angezogen, violette Turnschuhe einer bekannten Luxusmarke, eine sportliche Jacke mit Pelz, und eine Tasche mit grossen Mengen an Klimbim, die man normalerweise mit russischen Besucherinnen der besten Berliner Galerien assoziiert.
Und ich dachte so bei mir: Tschuldigung, Margit, Du warst eine dumme Tratschn und hast den letzten Deppen geheiratet, Du hast mit ihm die Welt nicht ärmer an Menschen mit begrenztem Horizont gemacht und Deinen Teil zur Vernichtung der Aufklärung geleistet, und wenn ich Dich als Ortsvorsitzende der Frauenunion in der pompösen Tracht in die Mehrzweckhalle drapiert im Kaffteil des Lokalteils der Lokalzeitung sehe, kommt mir gleich wieder alles hoch, diese "Wer Dallas nicht mag und nicht glotzt oder sogar liest ist ein Depp"-Attitüde und vieles mehr, aber hey - wenigstens bist Du so, wie Du bist, und kommst nicht auf die Idee, mit 70 wieder so minderschön sein zu wollen, wie Du in der Schule warst. Die hässlichen alten Lügen kommen aus Deinem Mund, aber sie sind nicht Dein Gesicht, das ohne teure Hilfe Rottacher Affenaufsexer und anderer Kurpfuscher ist so ehrlich wie ein Papst, der rassistische Priester fördert.
Leicht angewidert stieg ich in meinen Wagen und fuhr nach Hause, wo alle Möbel Kratzer, Schrunden und Flecken haben, wie es sich gehört.
Ich bin ja einiges gewohnt, hier am See. Die Zeiten, da man öffentlich nicht über Schönheits oder was sie dafür halten OPs sprach, sind jedenfalls lang vorbei, in den Strandcafes werden Künstler beurteilt, unsichtbare Narbenreste verglichen und Pläne für weitere Renovierungsarbeiten besprochen. Man macht das heute wohl so. Und glaube ich kundiger Seite, so ist das ausnahmsweise unter all den Exzessen der letzten Jahre nicht russischen Vorbildern zu verdanken, sondern geht auf die typisch amerikanische Haltung zurück, Patina unter allen Umständen heraus zu polieren. Unsereins kennt das aus einem Schloss in der Nähe, dessen Kunden vor allem aus Übersee kommen, oder besser - kamen: Dort ist alles mit Lack konserviert. Die Möbel könnten auch gute Stilkopien sein.
Vorgestern war ich schon etwas angefressen, als das Handelsblatt sich nicht entblödete, einen Beitrag mit "Investieren in die eigene Bio-Aktie" überschrieb. Ich bekomme dann so Zuckungen und plädiere für die Einführung schwerer Eisenhämmer für die Zurichtung junger Journalisten. Und heute war ich nochmal unten am See, um mich und meinen wettergegerbten, durch Eiswälle geknallten, manchmal von der Wintersonne sattbraunen und von Filmversuchen mit spektakulären Überschlägen tiefblauschillernden Körper von diesem Ambiente zu verabschieden, denn das Essen geht mir aus, und morgen ist der Wochenmarkt in der Provinz.
Und da kamen mir drei Menschen entgegen. Ein Kleinkind wie aus dem Katalog für einen Kindergarten, in dem sie mit 2 Jahren chinesisch und mit 4 die Powerpointpräsi ihrer gesammelten Spielzeuge lernen. Die Hermes-Louis-Vuitton-Mutter, deren ganzes Wesen die Suche nach Akzeptanz ausdrückt und die vermutlich immer noch sauer ist, dass es nur zu einem CFO ohne den kleinsten, auch nur ostelbischen Adelstitel gereicht hat. Und ein Teenager.
Ich komme bekanntlich aus Bayern, und auch, wenn meine Heimat reich und fett ist, findet sich dort ein Umland, in dem immer noch über die Abschaffung der Leibeigenschaft debattiert wird. Manchmal schaffte es eine Lehrerin, Eltern zu überzeugen, zumindest eine Tochter an eine höhere Schule zu schicken, und ein paar von denen - es waren wirklich nicht viele - fanden sich dann auch in meinem Gymnasium wieder. Die mittleren 80er waren auch bei uns nicht wirklich stilsicher, und man wird sich vorstellen können, wie so eine Margit aus dem XXXX-Hof bei Yyyying wirkt, wenn sie bei Pogos Mode in Keesching eingekleidet wurde. Dorf, abgelegen, alte Ernährungssitten, - selbst wenn die grosse Schulschönheit aus so einem Kaff stammte, war der Durchschnitt eher das, was man als verhuzelt bezeichnet. Glatte Haut, sicher, aber irgendwie schon erkennbar, dass ihnen jede Anmut und das, was in Büchern des 19. Jahrhunderts als "edles Antlitz" bezeichnet wird, immer fehlen würde. Und es ihnen auch reichlich wurscht war, irgendeiner der zehn Gleichaltrigen aus dem Kaff würde es dann schon werden. Das Gesicht ein solides Versprechen, dass sie dereinst klein, stämmig und mit dicken Krautstampfern in die Kirche wackeln würden, um den Gatten zu beerdigen und dann noch 30 Jahre die Nachbarschaft mit Getratsche zu nerven. Sie hassten mich, ich hasste sie.
Der Teenager jedenfalls war aus exakt dieser Baureihe: Glatte Haut, aber hinterfotzige Augen, ein schräger Zug im Gesicht, verrutschte Proportionen, als wäre das Gesicht einmal geschmolzen und dann etwas zerlaufen wieder fest geworden. Nur besser, sehr viel besser angezogen, violette Turnschuhe einer bekannten Luxusmarke, eine sportliche Jacke mit Pelz, und eine Tasche mit grossen Mengen an Klimbim, die man normalerweise mit russischen Besucherinnen der besten Berliner Galerien assoziiert.
Und ich dachte so bei mir: Tschuldigung, Margit, Du warst eine dumme Tratschn und hast den letzten Deppen geheiratet, Du hast mit ihm die Welt nicht ärmer an Menschen mit begrenztem Horizont gemacht und Deinen Teil zur Vernichtung der Aufklärung geleistet, und wenn ich Dich als Ortsvorsitzende der Frauenunion in der pompösen Tracht in die Mehrzweckhalle drapiert im Kaffteil des Lokalteils der Lokalzeitung sehe, kommt mir gleich wieder alles hoch, diese "Wer Dallas nicht mag und nicht glotzt oder sogar liest ist ein Depp"-Attitüde und vieles mehr, aber hey - wenigstens bist Du so, wie Du bist, und kommst nicht auf die Idee, mit 70 wieder so minderschön sein zu wollen, wie Du in der Schule warst. Die hässlichen alten Lügen kommen aus Deinem Mund, aber sie sind nicht Dein Gesicht, das ohne teure Hilfe Rottacher Affenaufsexer und anderer Kurpfuscher ist so ehrlich wie ein Papst, der rassistische Priester fördert.
Leicht angewidert stieg ich in meinen Wagen und fuhr nach Hause, wo alle Möbel Kratzer, Schrunden und Flecken haben, wie es sich gehört.
donalphons, 23:21h
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Auf den Schwingen des Todes
Es ist kein erfreuliches Thema, heute schon gar nicht, aber wie sagte man nicht im Mittelalter so treffend? Im Leben sind wir vom Tod umfangen. Jedenfalls habe ich mir bei der FAZ mal den sozialistischen Tod des finalen Gleichmachertums zur Brust genommen, ihm eine Flasche Kirschgeist gegeben und dann, als er mit seinem Rodel in die Botanik krachte, diese Würdigung seiner Person verfasst (Vorsicht, FAZ-Beitrag).
donalphons, 10:40h
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