: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 28. August 2009

Abend am See

Es ist die Insektenplage an den anderen bayerischen Seen, die die Münchner in Scharen an den Tegernsee treibt. Aus irgendwelchen Gründen ist das Problem hier kaum vorhanden, aber dafür haben wir jetzt hier die Tagestouristen.



Gut und gerne anderthalb Jahre zu spät kommen Fragen an die Einheimischen wie "Kennen Sie eine gute Wohnung hier am See" oder "Wo ist denn eine gute und günstige Lage". Die Krise hat den Münchner Immobilienmarkt in seiner untren Hälfte komplett dicht gemacht, weil jeder dorthin geht. Also sucht man jetzt etwas ausserhalb, aber mit guter Ansbindung und mehr Sozialprestige als, sagen wir mal, Fürstenfeldbruck. Nur eben anderthalb Jahre zu spät.



Am Abend fahren sie dann zurück in den Stau, aber glücklicherweise nur nach München und nicht nach Spanien oder London, und man kann allein am See sitzen und zuschauen, wie es dunkel wird. Irgendwo brennt ein Lagerfeuer, ein Hund wird gelüftet, ein paar Jugendliche von hier sitzen am Wasser, und die Münchner sind weit weg. Die Berliner auch, die was von einem wollen - Fragen stellen, für ein gewisses niederes Organ.



Ich habe mir das heute bei der Anfahrt gedacht: Ich möchte eigentlich weder in einem Land leben, in dem Berlin die Hauptstadt ist, noch in einem Land, in dem sich die Medien in einer Stadt wie Berlin abspielen. Die Verstrichung der Szene passiert in einer Stadt wie Berlin zwangsläufig, weil die Menschen billig und die Sozialkontrolle gleich null ist. Schon zu meiner Zeit gab es kaum Grenzen zwischen PR und Schreiberei, und entsprechend misstrauisch bin ich dann auch, wenn jwmand in der Mail trötet, er sässe im Hauptstadtbüro. Das klingt für mich so seriös wie Angebote für Schwanzmelkmaschinen und vernachlässigte russische Hausfrauen.



Und da gibt es Besseres, wenn gerade Halbmond und somit keinerlei erotische Ausstrahlung des Himmels vorhanden ist. Es wird also dunkel, ich probiere 8 Sekunden Belichtungszeit aus, und als es wirklich Nacht ist, lege ich mich auf den Liegestuhl und schaue die Sterne in der klaren Bergnacht an. Es ist Sommer. Es könnte ewig so weiter gehen.

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