: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 7. August 2009

An den Wurzeln schneiden

Es gäbe da einen hochspannenden journalistischen Beitrag zu schreiben: Über die Hypo Real Estate. Bei der kommt nämlich gerade das an das Licht, was ich hier schon seit längerem schreibe: Dass die Depfa gar nicht mal das arge Problem ist, sondern die Verwerfungen im Bereich der kommerziellen Immobilien. Daher auch der Gesamtverlust von über einer Milliarde im ersten Halbjahr.



Die weniger spannende Frage ist, wie die Abschreibungen zustande kommen. Wichtiger schiene mir die Frage: Bei welchen ausstehenden Krediten der Bank brennt es gerade? Wer hat sie in Anspruch genommen? Mit welchem Hebel? Und auf wessen Wunsch?

Und mit dieser Frage wären wir auch gleich wieder da, wo ich bin: Im bayerischen Voralpenraum mit seinen Seen und Reichen. Denn die Finanzierung von Gewerbeimmobilien läuft oft grob gesagt so: Initiator legt Fonds auf, Reiche kaufen Anteile, machen die Anlaufverluste steuerlich geltend und kassieren dann die Rendite. Dazu kommt dann noch ein üppiger Teil Fremdfinanzierung durch die Banken, und wenn alle Stricke reissen, bedient sich die Bank am Anteil der Gesellschafter und an der Immobilie. Theoretisch.

Blöderweise laufen solche Fonds oft genug eher schlecht. Das fängt schon mit dem Kapital der Anleger an: das ist bis zum Maximum gehebelt, um aus Frendkapital, das mit 6, 7 % zu verzinsen ist, maximale Steuernachlässe herauszuholen. Anders gesagt: Auch im Kapital der Anleger stecken Banken. Oder auch: Die Banken leihen sich selbst was.

Und das, was wirklich an Kapital der Anleger in solchen Fonds steckt, ist oft schon dadurch aufgefressen, dass die Baukosten höher wurden. Beispiel: Ein Initiator beauftragt einen Bauunternehmer, der er indirekt selbst ist. Ist zwar mitunter illegal, wenn es de facto zur Entnahme von Fondsvermögen kommt, aber oft genug hat der Initiator zusammen mit dem Vertrieb die Mehrheit der Stimmen im Fonds. Mitunter sitzen da gesellschafter mit drinnen, die gute Freunde des Initiators sind und ausser einer Absichtserklärung gar kein Geld abgegeben haben. Da kann man als Gesellschafter wenig machen. Und dann haben wir also Fonds, die kräftig ausgenommen wurden, und Immobilien, deren schöne Rendite heute nicht mehr funktioniert.

Und eine Bank, die ihr Geld zurück will. Eine Besonderheit dieser Fonds ist, dass die Kredite öfters mal eine Anschlussfinanzierung brauchen. Nachdem die HRE jetzt nicht so arg den tollen Ruf hat und selbst auch solche Deals in Zeiten der geldnot nicht unbedingt weiterführen möchte, ist die Suche nach anderen Banken, die diese Finanzierung übernehmen wollen, gerade etwas diffizil. Weil: Eigenkapital ist weg, geliehenes kapital ist weg, Immobilien sind noch nicht fertig oder anderweitig wertlos, Gesellschafter wehren sich gerichtlich gegen Nachzahlungen, und nun könnte sich die HRE natürlich hinstellen und vollstrecken - aber das ist auch uncool, weil das Geld zwar weg, aber die Schulden bei ihr und anderen Banken immer noch in den Büchern stehen. Autsch.

Aber solange die HRE gestützt wird und der Staat nachschiesst, läuft es weiter. Der Staat tut das Geld in die HRE, und die füllt damit Verluste auf, und viele Fonds können noch etwas weiter wurschteln. Und ich denke, es wäre jetzt eine hochspannende Sache, mal etwas über die Initiatoren solcher Fonds zu machen. Sie reden ja gern vom systemischen Risiko der HRE, aber man sollte doch auch mal die Herren benennen, die es besonders schlimm erwischen würde, wenn sich die HRE nicht mehr beim Staat, sondern bei jenen bedienen würde, denen sie die Kredite gab.

Edit: Weissgarnix schlachtet die Schleichwerber von der FTD.

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