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Montag, 9. November 2009
Ganz andere Mauern
Ja, Blabla, und so weiter, Faselblub, für alle, die die Schnauze voll haben vom Mauerhype -
als ich in Sterzing war, habe ich einige ganz andere Mauern besichtigt, die auch viel über unsere Zeit sagen. Und besprochen habe ich sie in der FAZ.
als ich in Sterzing war, habe ich einige ganz andere Mauern besichtigt, die auch viel über unsere Zeit sagen. Und besprochen habe ich sie in der FAZ.
donalphons, 16:22h
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Die Skalpe meiner Feinde: Specialized FSR 1998
gewidmet jener vz-mitarbeiterin, die dort gefeuert wurde und inzwischen für ein drittklassiges karriereportal als head of irgendwas um praktis für ein viertklassiges blog eines 2nulligen schinders wirbt - aus dir wird nie was, mädel, wenn du so weiterstöpselst
Wie ich Twitter entnehmen darf, ist es heute, gut 10 Jahre nach dem Höhepunkt der New Economy, in ähnlichen Klitschen schick ist, "Kickball" zu spielen - also einen kleinen Ball in die Tonne zu treten, was schon mal einen guten Vorgeschmack auf das gibt, was mit dem Ausscheiden der Investoren auch allen Mitarbeitern droht. Ja, der heutige Startup-Mitarbeiter ist schon eine arme Sau, aber das Gute ist: Er war nicht in der grossen Zeit dabei. Er weiss nicht, was auch hätte sein können. Damals, als man sich noch richtige Sportgeräte leisten konnte. Damals, als man Buffets abtrainieren musste.
Natürlich hatte das damals, in den Zeiten der High Speed Economy, als der Lejeune vortrug und der Späth nicht wie später grad keine Zeit hatte, mit schneller Bewegung zu tun. Da gab es die einerseits die Sklaven des Silicon Valley, die mit Tretrollern ihre Ambitionen auf grosse Büroräume und baldigen IPO als Young Professionals zum Ausdruck brachten - man sollte es nicht glauben, aber diese Tretrolldeppen wollten ernst genommen werden. Andererseits waren da die kleineren Gründer, die noch kreativer waren und erst mal Praktis ausbeuten wollten, um ihr Geschäftsmodell gross zu machen - also keine teuren Büros und langen Korridoren. Die traf man zur Präsi oft auf Rollerblades an.
Und dann gab es da noch die Champions. Die Jungs, die es ernst meinten. Ganz ernst. Nicht nur so ein wenig treten, sondern gleich richtig zur sache gehen. Over the Top. Gipfel erreichen. Marktführer werden und dabei alle Hindernisse niederwalzen. Die konnten keine Rollerblades nehmen. Die brauchten einen Panzer, und mit die besten Sportpanzer des Jahres 1998, brutal, avantgardistisch, extrem auffällig und voll gefedert - die baute Specialized, eine amerikanische Firma:
Zu dick, zu viel, zu laut, zu schau mich gefälligst an, zu ich kann mir das leisten. Es ist ein Glück, dass sich dieser Stil im Radbau mehr als durchgesetzt hat, weshalb dieses Rad heute nicht mehr gar so wie von einem anderen Stern wirkt. Es ist immer noch viel, aber heute geht es sehr viel krasser. Jedes Bauhausrad ist heute auffälliger gestaltet. Damals jedoch war es ein Statussymbol für Extremleister, nach dem Motto, heute im Büro und am Wochenende bis nach St. Anton. Ich schinde mich, ich quäle mich, ich gehe an Grenzen. Und, um ehrlich zu sein: Tretroller und Rollerblades sind noch etwas lächerlicher als der Anschein, den so ein Rad macht, wenn es vom Startup zur Tanke, zur Pizzeria und bestenfalls mal zum Venezia in Schwabing bewegt wird. Oder, und daher kenne ich dieses spezielle Modell, vom Chef eines gescheiterten Contentspezialisten, dem sie die Firma klein schossen, und der für ein paar Monate mit der Abwicklung beschäftigt war. In einem sehr grossen, sehr leeren Büro an der Prinzregentenstrasse. Der fuhr ab und zu ein paar Runden an den Stellen, wo früher seine Mitarbeiter waren.
Ich habe in meiner ganzen Zeit in der New Economy nur einen einzigen Mann kennengelernt, der so etwas nicht aus Showgründen besass. Alle anderen stellten die FSRs in die Büros, aber niemals auf einen Gipfel. Es musste das Beste und das Teuerste sein, um mitspielen zu können, aber gefahren wurde es, wenn überhaupt, auf Strecken, die man auch mit Rollerblades hätte zurücklegen können. Oder auf Tretrollern. Innendrin waren sie alle die gleiche Pampe. Nur Attitüde, keine Substanz. Man hätte Berge erklimmen und Rennen gewinnen können, oder wenigstens mal rauskommen aus dem Moloch, um die Gedanken zu ordnen - sie taten es nicht. Sie sassen in ihren Büros, die Räder, Rollerblades und Tretroller lagen rum, und arbeiteten sich in die Pleite. Immer nur gerollt, nie im Rennen gewesen. Die Grundlage, die Ausrüstung war da. Die Fahrer waren zu schwach.
Vorletzte Woche fragte mich jemand, ob ich helfen könnte, ein günstiges, aber gutes Rad bei Ebay für die Stadt und vielleicht auch mal raus nach Starnberg zu finden, und ich sagte zu. In die Kurzliste nahm ich, zwecks der Erinnerung an diese spassigen Zeiten, dann auch dieses FSR auf, damaliger Kostenpunkt 4000 Mark, kaum benutzt und fast kratzerfrei. So gut wie neu. Nie im harten Einsatz. Die Person fand es ganz schrecklich, sie wollte ein Rad und nicht so ein, naja, Ding. Andererseits brauchte ich ja noch ein Mountainbike für den Tegernsee, und dachte mir: Falls es weniger als 300 kostet, nehme ich es. zu meiner Überraschung - in meiner Jugend, als es noch über Dekaden die immer gleiche Campa Super Record gab, verloren Rennräder praktisch nicht an Wert - kostete es sogar weniger.
Man könnte jetzt wehklagen über den Verlust von 87% des Wertes in 11 Jahren, und ausrechnen, wie teuer dann ein Kilometer auf dem Rad war - der Hinterreifen ist vom Original und praktisch nicht abgefahren, mehr als 1000 Kilometer können es nach meiner Einschätzung nicht gewesen sein. Aber immerhin ist der Besitzer nicht damit zur Hölle gefahren und haftete nicht mit seinem Vermögen, und 13% des eingesetzten Kapitals ist etwas, das man mit Aktien des Nemax nie und nimmer zurückgekommen hätte. Und wenn ich damit mal oben auf den Neureuth bin, werde ich hinunter nach München schauen und an den Tag denken, da ich mit dem FSR auf ihren Gräbern herumwalzen werde.
10, schlimmstenfalls 7 Jahre ist es her. Aber ich kann nicht vergessen und nicht verzeihen.
Wie ich Twitter entnehmen darf, ist es heute, gut 10 Jahre nach dem Höhepunkt der New Economy, in ähnlichen Klitschen schick ist, "Kickball" zu spielen - also einen kleinen Ball in die Tonne zu treten, was schon mal einen guten Vorgeschmack auf das gibt, was mit dem Ausscheiden der Investoren auch allen Mitarbeitern droht. Ja, der heutige Startup-Mitarbeiter ist schon eine arme Sau, aber das Gute ist: Er war nicht in der grossen Zeit dabei. Er weiss nicht, was auch hätte sein können. Damals, als man sich noch richtige Sportgeräte leisten konnte. Damals, als man Buffets abtrainieren musste.
Natürlich hatte das damals, in den Zeiten der High Speed Economy, als der Lejeune vortrug und der Späth nicht wie später grad keine Zeit hatte, mit schneller Bewegung zu tun. Da gab es die einerseits die Sklaven des Silicon Valley, die mit Tretrollern ihre Ambitionen auf grosse Büroräume und baldigen IPO als Young Professionals zum Ausdruck brachten - man sollte es nicht glauben, aber diese Tretrolldeppen wollten ernst genommen werden. Andererseits waren da die kleineren Gründer, die noch kreativer waren und erst mal Praktis ausbeuten wollten, um ihr Geschäftsmodell gross zu machen - also keine teuren Büros und langen Korridoren. Die traf man zur Präsi oft auf Rollerblades an.
Und dann gab es da noch die Champions. Die Jungs, die es ernst meinten. Ganz ernst. Nicht nur so ein wenig treten, sondern gleich richtig zur sache gehen. Over the Top. Gipfel erreichen. Marktführer werden und dabei alle Hindernisse niederwalzen. Die konnten keine Rollerblades nehmen. Die brauchten einen Panzer, und mit die besten Sportpanzer des Jahres 1998, brutal, avantgardistisch, extrem auffällig und voll gefedert - die baute Specialized, eine amerikanische Firma:
Zu dick, zu viel, zu laut, zu schau mich gefälligst an, zu ich kann mir das leisten. Es ist ein Glück, dass sich dieser Stil im Radbau mehr als durchgesetzt hat, weshalb dieses Rad heute nicht mehr gar so wie von einem anderen Stern wirkt. Es ist immer noch viel, aber heute geht es sehr viel krasser. Jedes Bauhausrad ist heute auffälliger gestaltet. Damals jedoch war es ein Statussymbol für Extremleister, nach dem Motto, heute im Büro und am Wochenende bis nach St. Anton. Ich schinde mich, ich quäle mich, ich gehe an Grenzen. Und, um ehrlich zu sein: Tretroller und Rollerblades sind noch etwas lächerlicher als der Anschein, den so ein Rad macht, wenn es vom Startup zur Tanke, zur Pizzeria und bestenfalls mal zum Venezia in Schwabing bewegt wird. Oder, und daher kenne ich dieses spezielle Modell, vom Chef eines gescheiterten Contentspezialisten, dem sie die Firma klein schossen, und der für ein paar Monate mit der Abwicklung beschäftigt war. In einem sehr grossen, sehr leeren Büro an der Prinzregentenstrasse. Der fuhr ab und zu ein paar Runden an den Stellen, wo früher seine Mitarbeiter waren.
Ich habe in meiner ganzen Zeit in der New Economy nur einen einzigen Mann kennengelernt, der so etwas nicht aus Showgründen besass. Alle anderen stellten die FSRs in die Büros, aber niemals auf einen Gipfel. Es musste das Beste und das Teuerste sein, um mitspielen zu können, aber gefahren wurde es, wenn überhaupt, auf Strecken, die man auch mit Rollerblades hätte zurücklegen können. Oder auf Tretrollern. Innendrin waren sie alle die gleiche Pampe. Nur Attitüde, keine Substanz. Man hätte Berge erklimmen und Rennen gewinnen können, oder wenigstens mal rauskommen aus dem Moloch, um die Gedanken zu ordnen - sie taten es nicht. Sie sassen in ihren Büros, die Räder, Rollerblades und Tretroller lagen rum, und arbeiteten sich in die Pleite. Immer nur gerollt, nie im Rennen gewesen. Die Grundlage, die Ausrüstung war da. Die Fahrer waren zu schwach.
Vorletzte Woche fragte mich jemand, ob ich helfen könnte, ein günstiges, aber gutes Rad bei Ebay für die Stadt und vielleicht auch mal raus nach Starnberg zu finden, und ich sagte zu. In die Kurzliste nahm ich, zwecks der Erinnerung an diese spassigen Zeiten, dann auch dieses FSR auf, damaliger Kostenpunkt 4000 Mark, kaum benutzt und fast kratzerfrei. So gut wie neu. Nie im harten Einsatz. Die Person fand es ganz schrecklich, sie wollte ein Rad und nicht so ein, naja, Ding. Andererseits brauchte ich ja noch ein Mountainbike für den Tegernsee, und dachte mir: Falls es weniger als 300 kostet, nehme ich es. zu meiner Überraschung - in meiner Jugend, als es noch über Dekaden die immer gleiche Campa Super Record gab, verloren Rennräder praktisch nicht an Wert - kostete es sogar weniger.
Man könnte jetzt wehklagen über den Verlust von 87% des Wertes in 11 Jahren, und ausrechnen, wie teuer dann ein Kilometer auf dem Rad war - der Hinterreifen ist vom Original und praktisch nicht abgefahren, mehr als 1000 Kilometer können es nach meiner Einschätzung nicht gewesen sein. Aber immerhin ist der Besitzer nicht damit zur Hölle gefahren und haftete nicht mit seinem Vermögen, und 13% des eingesetzten Kapitals ist etwas, das man mit Aktien des Nemax nie und nimmer zurückgekommen hätte. Und wenn ich damit mal oben auf den Neureuth bin, werde ich hinunter nach München schauen und an den Tag denken, da ich mit dem FSR auf ihren Gräbern herumwalzen werde.
10, schlimmstenfalls 7 Jahre ist es her. Aber ich kann nicht vergessen und nicht verzeihen.
donalphons, 14:06h
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