: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 6. Dezember 2009

Pommersfeldener Schlosskatzencontent

Generell denke ich, dass es nicht das Schicksal, sondern die grenzenlose Dummheit der Menschen ist, die unser Leben bestimmt: Der eine macht die Kredutkrise, der andere schmiert die FDP, der dritte ist ein Schweizer Rassist und Chefredaktor, der vierte bescheisst als amerikanischer Präsident seine Wähler und macht noch mehr Krieg, und das alles trägt dazu bei, dass die Welt, in der ich mich bewege, so klein, hässlich und widerlich ist. Ginge es nach den Deppen, dann würden sie noch mehr auf mein Leben drücken, als es ein normales Schicksal es sich je herausnehmen würde. Mit in die Reihe der Arschlöcher gehört auch der Raser auf der Autobahn zwischen Würzburg und Nürnberg. Man weiss nie, wo sich dieser Freund der Lichthupe gerade befindet, aber irgendwann habe ich so ein Gefühl, dass es nun an der Zeit ist, dem unerbittlichen Lauf der Arschlöcher ein Schnippchen zu schlagen und sie ins Leere fahren zu lassen, wo sie hoffentlich einen Baum und nicht mich treffen. Ich möchte gern mindestens ein weiteres Jahr für die FAZ, wie jüngst ausgemacht, schreiben, und zwar gesund und in einem Stück. Deshalb schlage ich, karnickelgleich, einen Haken und fahre nach Pommersfelden.



In Pommersfelden mache ich stets eine halbe Stunde Urlaub: Begleitet von Musik von Telemann gleite ich über die sanften, fränkischen Hügel, stelle den Wagen vor dem Eingang von Schloss Pommersfelden ab, gehe über den Schlosshof und bewundere die Ansicht - es wird mir auch nie langweilig - sehe mit Freuden, dass sie nun den Barocksaal restauriert haben, und darin ihr Restaurant führen, und gehe dann über die Allee hinter zum Konditpr, wo ich Käse- und Apfelkuchen kaufe. Diesmal schickt mir das Schicksal jedoch die wohlgenährte Pommersfeldener Schlosskatze in den Weg. Als ich den Schlosshof verlassen will, kommt sie mir entgegen, schaut mich an, streicht mir um die Beine und maunzt. Also streichlich ich sie. Nach einer Weile bewegt sie sich etwas weg, ich gehe ein paar Schritte, sie bemerkt, dass sie noch etwas mehr Zuneigung möchte, läuft mir maunzend hinterher, lässt sich streicheln, und so geht das eine halbe Stunde, bis sie wirklich genug hat. Sie ist sehr hübsch, mit einem Harlekingesicht und einem dicken, weichen Fell.



Vielleicht weiss die Pommersfeldener Schlosskatze einfach mehr vom Schicksal und berechnet in ihrem Kopf, wie weit der Raser ist, der mich von der Strasse schubsen will, stellt komplizierte Stochastik an und berücksichtigt die Fraktalität der Ereignisse, realisiert Veränderungen und beschliesst, dass ich sie noch streicheln sollte, um etwas Sicherheitspuffer zwischen mich und den nicht stattfindenden Ereignissen zu legen. Ich kann das nicht, und die Wahrscheinlichkeit, dass die Katze es beherrscht, ist sicher nicht kleiner. Also tue ich, was sie will. Dann kaufe ich Kuchen, gehe zu meinem Auto, während die Schlosskatze vielleicht schon wieder zufrieden auf der Bank beim Kachelofen sitzt, dessen Feuer einen würzigen Rauch in den Himmel über dem Schloss schickt. Kurz vor Nürnberg kleben ein BMW und ein Schnelllaster an der Leitplanke. Ich komme gesund und froh am Tegernsee an, der Kuchen ist wie immer exzellent, und die Schlosskatze überlegt schon, wen sie morgen vor den Arschlöchern der Prädestination rettet.

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