: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 20. Dezember 2009

Alte Männer lassen mich schlecht aussehen.

Da war dieses Kaschmirsakko in Blaugrau mit grünbraunem Karo. Ein Sakko, bei dem man sofort an einen sanft hügelige, grüne Landschaft denkt, eine enge, kurvenreiche Strasse und einen alten Sportwagen auf dem Weg zu einem Landgasthof. Man sieht den Stoff und weiss: Das ist nichts, was jeder besitzen oder tragen kann. Ein Sakko, in dem ich so schlecht aussah wie Ulf Poschardt nach seinem Abgang beim SZ Magazin: Nichts passte, es weigerte sich, meine Figur anzunehmen, aus der kostbaren Preziose wurde an mir eine billige Rottacher Hundedecke. Aber dann kam ein alter Mann, mindestens 80 Jahre alt, und probierte es in seiner Grösse. Die Wand hinter ihm löste sich schlagartig auf und gab den Blick frei auf eine Wiese, in etwas Entfernung ein paar Wälder und ein kleines Landhaus, mit einem mittelkleinen Bentley davor. Er sah nicht mehr alt aus, sondern gut, vermögend, klug und nicht im Mindesten geckenhaft. Es war sein Sakko, nur für ihn gemacht und sonst niemanden auf der Welt. Ich widerstand der Versuchung, mir auch eines zu kaufen und noch 40 Jahre zu warten. Mit Mühe.



Letztlich nahm ich ein hellbraun-beiges, sehr unauffälliges Sakko mit etwas Kaschmir und Fischgrätmuster, das man mit Tüchern etwas aufbessern muss, damit es einen nicht wie einen Erbsenzähler im Sonntagsausflugsgewand erscheinen lässt. Damit ging ich zur Kasse hintger. Hinauf schritt ein alter Mann in einem hellbraunen, zweireihigen Mantel, der äusserst weich um seinen Körper schwang. Der Mantel, der aus dem winterlichen Nizza der 20er Jahre aufstanden und gekommen ist, um die Zeit aller Mäntel zu beenden. Der Mantel, den jede Frau anfassen muss, um sich der Realität dieses Stoffes zu versichern. Ich starrte den Besitzer so fassungslos an, dass er mich fragte, wie er mir dienen könnte.

Wenn ich mal so alt bin, möchte ich auch so einen Mantel haben, und einfach nur gebildet und selbstsicher im Leben wirken, wenn ich Kaschmir trage. Wenn ich das schaffe, ist schon einiges erreicht.

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Noch widerlicher als das Wetter

dürfte für manche die Erkenntnis sein, dass sich nichts, aber auch gar nichts für jene geändert hat, die am meisten durch die Krise zu verlieren hatten.



Da gab es ja so ein paar Theorien, die sich als mässig bis gar nicht zutreffend herausgestellt haben. Wüsste man bei uns nicht, dass Krise ist, würde man es nicht merken. Das ist eine feine Sache. In der FAZ.

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