: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Botticelli in Frankfurt

Ich würde ja gerne mal eine Besprechung einer Ausstellung lesen, in der steht: 3 Knaller und viel Müll aus dem Umfeld. Man verstehe mich nicht falsch, im Staedel sind aktuell wirklich drei aussergewöhnlich schöne Hauptwerke von Botticelli zu sehen, und ansonsten ist der Lebenskonflikt des Künstlers nach dem Sturz der Medici und während der Diktatur Savonarolas gut herausgearbeitet.

Aber die Mittel dafür sind nun mal so, wie es aktuell im Leihgabengeschäft bedeutender Werke wohl generell ist: Eher mittelprächtig. Das tut den -ohnehin meist ahnungslosen - Besuchern und ihrem Vergnügen keinen Abbruch, und es ist auch nicht die "Schuld" des Hauses. Aber es ist nicht "die" Botticelliausstellung, die man gesehen haben muss. Es ist mett, es wäre noch netter, wenn es nicht so voll wäre, und das könnte man vermeiden, wenn man solchen Schauen Gerechtigkeit wiederfahren liesse. So habe ich leicht den Eindruck, dass vielleicht etwas weniger eher mehr gewesen wäre, die ganzen Werkstatt- und Umfeldarbeiten - mit zum Teil höchst mutiger Fragezeichenzuschreibung hätte es vielleicht nicht unbedingt gebraucht.

Aber wie schon gesagt: Drei Bilder - allesamt im weltlichen Teil aus der Medicizeit - reissen es heraus. Die alte Frage, ob eine echte, prunkvolle Diktatur kulturell nicht besser ist als eine verkniffene Scheinrepublik, kann daran natürlich neu aufgemacht werden. Boticelli als Frömmler ist uns nun mal so fern, wie er uns als Hofmaler nackter und leicht bekleideter Frauen nah ist.

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Manchmal sind es die Selbstverständlichkeiten

Wenn ich, wie heute etwa, sage: "Ich fahre nach Frankfurt" - dann wird mir erst klar, was für einen Luxus es bedeutet sagen zu können: "Ich fahre zum See." Nichts gegen meinen Arbeitgeber und die dortige Botticelli-Ausstellung, aber es ist eben Frankfurt. Niemand wird da seufzen und ach ja sagen, und dieses Bild vor Augen haben:



Weil der See einfach für eine starke sehnsucht jener steht, die dort wohnen. Seit gerade mal zwei Jahrhunderten, maximal. Früher hätte das keiner gemacht. Dieser Wandel im Aufenthaltsort von der Mitte der Städte hin zum See ist eigentlich, gemessen an historischen Entwicklungen, eine Ausnahmeerscheinung, die zu ergründen ich in der FAZ mich anheischig mache.

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