: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 21. Dezember 2009

Selbstruinierung für den Job

Normalerweise ist es ja so, dass man arbeitet, Geld verdient und vermögend wird. Gestern jedoch war ich in Pfaffenhofen, nach einer Nacht, in der ich schon wieder über einem Konzept eingeschlafen bin. Das Konzept lautet ungefährt "Diensturlaubsplanung mit der FAZ im Rücken für 2010" und basiert auf der losen Idee, in einem grossen Koffer das Beste des Alten Europa zusammenzutragen. Gewissermassen eine Reisefolge, beginnend bei Tuch und Trüffel bis was immer da kommen sollte. Und ich bin doch so schlecht im Konzeptschreiben. Also fuhr ich nach Pfaffenhofen, um mich abzulenken, und hob viel Geld ab, nur für den Fall, dass dort etwas Besonderes sei. Es war:



Das grösste Reisenecessaire, das ich je gesehen habe. Das "Ich fahre jetzt für drei Monate nach Afrika zum Elefantenschiessen"-Reisenecessaire mit - allem, einfach allem ausser der vierläufigen Elefantenbuchse (Achtung Literaturhinweis! Welches berühmte Werk der afrikanischen Hochliteratur ist hier gemeint?). 18 Kilo Leder, Elfenbein, Silber und Kristall. Ein absolut unverkäufliches Monstrum, weil zu teuer und wer kann das schon brauchen oder tragen. Ausser natürlich einem Autor, der einen Koffer braucht, um ihn im alten Europa zu füllen. Ein Koffer, der sich passgenau in alle Intentionen einfügt. Mit Ausnahme des Preises. Noch so ein paar Beiträge, und ich muss eine Wohnung verkaufen. Auf dem Heimweg musste ich mir bei der Copilotin Geld für Benzin leihen - ich war zu geschockt, um noch bei der Bank meine Geheimzahl aus dem Hirn zu pressen. Und all das nur, um den Lesern in der FAZ und auf diesem Blog weitere Möglichkeiten zu geben, mich zu weiteren sinnlosen Käufen anzustacheln.

Wenn das die Gewerkschaften wüssten. Grossen Koffer-Pr0n gibt es hier.

... link (18 Kommentare)   ... comment


Der letzte frohe Mensch auf Erden

Um mich herum geht es Menschen schlecht. Egal wohin ich schaue, Frust, Ärger, schlechte Stimmung, als hätte sich dieses 2009 mit all seinen Schattenseiten in den Menschen festgesetzt. Das meistgehörte Wort der letzten Wochen lautet "Burnout", gesprochen von jenen, die dachten, dass sie sich schon wieder irgendwie regenerieren können. Das geht manchmal, aber wenn der Kürper ohnehin nur widerwillig in die Kälte geht, brauchen sie die Abwehrkräfte für etwas anderes.



Nun bin ich bekanntermassen nicht nur der höflichste Mensch der Erde, sondern gemeinhin auch der bestgelaunteste. Ich esse viel und schlafe fest, ich mache jede Arbeit gerne und lasse keine Katze ohne Begeisterungsrufe vorüber gehen. Meine innere Entflammbarkeit ist bei einer Grenztemperatur zu finden, wo bei anderen noch protestantische Ablehnung regiert. Viele sagen mir, meine Sorglosigkeit würde mir noch mal das Genick brechen, aber ich habe einen dicken Hals wie ein Baumstumpf, und seltsamerweise sind es stets die anderen, deren Köpfe haltlos herunter hängen.



"Bruder Leichtfuss" nennt man das in Familienkreisen, vermutlich ein Erbe eines Grossvaters, der die angenehmen Seiten des Daseins immer für sich zu entdecken wusste, und nachdem ich im Gegensatz zu ihm kein schwerer Raucher bin, sehe ich auch gute Chancen, bis ins hohe Alter so zu bleiben. Es wäre nur ganz nett, wenn andere um mich herum aufhören könnten, sich selbst kaputt zu machen. Nicht dass es auf mich abfärbt. Aber die Welt dreht sich von selbst, und es komt, wie es kommt, und es ist, wie es ist. Mei. Lasst es halt krachen, sage ich, und werde nicht erhört.



Es sind enorm sinnesunlustige Zeiten, es wird schnell dunkel und die Nächte sind bitterkalt, und wenn man nach dem Frieren auch noch eine kalte Dusche überflüssiger Problee abbekommt, nebst einer Ablehnung der Angebote, das tatkräftig zu beheben - fragt man sich eben, wie es wäre, wäre es denn anders. Seit Jahr und Tag geht man mir auf Nerven, ich sollte doch mal eine Liebesgeschichte - all diese vergeudeten, sinnlos vergeudeten Leben schaffen das, was andere nicht schaffen: Dass ich phantasiere, wie es denn wäre, wenn es nur ein klein wenig anders wäre. Ein ganz klein wenig anders, von mir aus auch mit Burnout, aber ohne das Verkriechen in Löcher und weitermachen.



Ja, es schneit, ja, es ist kalt, und ja, es könnte bsser sein. Ja, ich muss sogar um 12 noch raus und Schnee schippen. Irgendwie kann ich dem auch etwas abgewinnen, wenn ich hoch zu meinem Haus schaue. Der Kaschmirpulli ist warm, die Arbeit tut ein übriges, ich summe eine lustige Rossiniweise, nachher mache ich eine Suppe, es geht mir gut. Ich bin vielleicht der letzte gut gelaunte Mensch auf dieser Erde. Muss es auch geben. Einen, der brennt, und nicht ausbrennt.

... link (28 Kommentare)   ... comment