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Dienstag, 12. Juli 2011
Die Langsamkeit
Das ist die legendäre Campagnolo C-Record Kurbel. In Rennradlerkreisen ist sie mit den dazu gehörenden Bremsen immer noch das ultimative Statussymbol.
Kostenpunkt vor 23 Jahren: 500 D-Mark. Das war noch echtes Geld! Diese Bremsen waren eine extrem teure, glatte und lebensgefährliche Fehlkonstruktion, weshalb sie kaum jemand kaufte, und deshalb sind sie auch selten und sehr teuer - gerade die allerersten Exemplare, die von der Firma zurückgerufen wurden. Allerdings gab es ja auch die Kurbel: Die ist aerodynamisch von der Seite, also da, wo der Wind nicht herkommt. Von da, wo der Wind herkommt, ist es eine Turbine gegen den Luftstrom. Sie ist enorm schwer und edel poliert, was toll ist bei einem Gerät, das man mit Füssen tritt. Sie ist 100 Gramm schwerer als die damalige Konkurrenz und 130 Gramm schwerer als das hauseigene Vorgängerprodukt. Sie macht den Berg hinauf langsam und den Berg hinunter auch, da sind Bremsen dann nicht mehr so wichtig. Und wenn sie sich lockert, so wie heute, dann wird es eben noch langsamer. Dann kann man nicht mehr treten.
Dabei hatte alles so schön angefangen. Kein unfreundliches Gewitter mehr am Horizont (Grossbild, wie gewünscht). Blauer Himmel. Schönstes Wetter. Die Apfelbäume knistern im Licht. Die Luft bläut. Das Gulfnago sirrt, wie auch schon vorher 90 Kilometer.
Und dann knirscht es. Immer lauter. Die Kurbel wird locker. Ich verstehe das nicht, normalerweise löst sie sich, wenn man nicht richtig angezogen hat, nach kurzer Fahrt. Ich bin am Wochenende heftig geradelt und habe richtig hart getreten - da war alles in Ordnung. Nun gaukle ich über Sommerwiesen, und es knirscht auf einer Seite. Umdrehen, die richtige Position für den Fuss suchen, damit die Kurbel beim Treten nicht schlackert. und dann mit dem anderen Fuss fest treten in der Hoffnung, dass die andere Seite fest sitzt. Natürlich fehlt der 7er Inbus, den man jetzt bräuchte.
Immerhin, es ist zwar langsam, aber sportlich: Auf der einen Seite Muskelkater, auf der anderen Haltungsschaden, 15 Kilometer, vier Anstiege, da fühlt man daheim jede Muskel im Leib. Restenergie wird man dann an der zentralen Schraube austoben, damit die in Zukunft drin bleibt. Es ist so demütigend, wenn man reihenweise überholt wird. Wobei ich mich lieber so als von Lycra überholen lasse:
Insgesamt habe ich damit aber so ziemlich alles durch, was passieren kann: Doppelter Ventilabriss, 8 Kilometer auf Cleats nach Hause laufen, ein Stich eines Insekts, nach dem der Arm eine Woche geschwollen ist, Unwetter und etliche Kleinigkeiten. Dass es diesmal glimpflich abging, schreibe ich einer guten Tat auf dem Weg zum Debakel zu - jemand hat seine Pumpe verloren, ich habs sie gefunden, aufgehoben und ihm nachgerast. Am Ende ist es nur wichtig, dass man sich gesund belohnen kann:
Bald ist wieder grosse Tortenzeit. Ganz langsam. Stück für Stück.
Kostenpunkt vor 23 Jahren: 500 D-Mark. Das war noch echtes Geld! Diese Bremsen waren eine extrem teure, glatte und lebensgefährliche Fehlkonstruktion, weshalb sie kaum jemand kaufte, und deshalb sind sie auch selten und sehr teuer - gerade die allerersten Exemplare, die von der Firma zurückgerufen wurden. Allerdings gab es ja auch die Kurbel: Die ist aerodynamisch von der Seite, also da, wo der Wind nicht herkommt. Von da, wo der Wind herkommt, ist es eine Turbine gegen den Luftstrom. Sie ist enorm schwer und edel poliert, was toll ist bei einem Gerät, das man mit Füssen tritt. Sie ist 100 Gramm schwerer als die damalige Konkurrenz und 130 Gramm schwerer als das hauseigene Vorgängerprodukt. Sie macht den Berg hinauf langsam und den Berg hinunter auch, da sind Bremsen dann nicht mehr so wichtig. Und wenn sie sich lockert, so wie heute, dann wird es eben noch langsamer. Dann kann man nicht mehr treten.
Dabei hatte alles so schön angefangen. Kein unfreundliches Gewitter mehr am Horizont (Grossbild, wie gewünscht). Blauer Himmel. Schönstes Wetter. Die Apfelbäume knistern im Licht. Die Luft bläut. Das Gulfnago sirrt, wie auch schon vorher 90 Kilometer.
Und dann knirscht es. Immer lauter. Die Kurbel wird locker. Ich verstehe das nicht, normalerweise löst sie sich, wenn man nicht richtig angezogen hat, nach kurzer Fahrt. Ich bin am Wochenende heftig geradelt und habe richtig hart getreten - da war alles in Ordnung. Nun gaukle ich über Sommerwiesen, und es knirscht auf einer Seite. Umdrehen, die richtige Position für den Fuss suchen, damit die Kurbel beim Treten nicht schlackert. und dann mit dem anderen Fuss fest treten in der Hoffnung, dass die andere Seite fest sitzt. Natürlich fehlt der 7er Inbus, den man jetzt bräuchte.
Immerhin, es ist zwar langsam, aber sportlich: Auf der einen Seite Muskelkater, auf der anderen Haltungsschaden, 15 Kilometer, vier Anstiege, da fühlt man daheim jede Muskel im Leib. Restenergie wird man dann an der zentralen Schraube austoben, damit die in Zukunft drin bleibt. Es ist so demütigend, wenn man reihenweise überholt wird. Wobei ich mich lieber so als von Lycra überholen lasse:
Insgesamt habe ich damit aber so ziemlich alles durch, was passieren kann: Doppelter Ventilabriss, 8 Kilometer auf Cleats nach Hause laufen, ein Stich eines Insekts, nach dem der Arm eine Woche geschwollen ist, Unwetter und etliche Kleinigkeiten. Dass es diesmal glimpflich abging, schreibe ich einer guten Tat auf dem Weg zum Debakel zu - jemand hat seine Pumpe verloren, ich habs sie gefunden, aufgehoben und ihm nachgerast. Am Ende ist es nur wichtig, dass man sich gesund belohnen kann:
Bald ist wieder grosse Tortenzeit. Ganz langsam. Stück für Stück.
donalphons, 01:59h
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Gebucht
Nochmal vier Wochen, wenn die Touristen wieder alle weg sind. Mindestens vier Wochen, im Prinzip: Open End.
Wie immer kein Plan, keine Verpflichtung ausser für jene, die mich besuchen, genug Platz ist da, und vielleicht finde ich dann auch wieder etwas Ruhe, um etwas anderes zu machen.
Wie immer kein Plan, keine Verpflichtung ausser für jene, die mich besuchen, genug Platz ist da, und vielleicht finde ich dann auch wieder etwas Ruhe, um etwas anderes zu machen.
donalphons, 01:50h
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Lustiges und weniger lustiges in der FAZ
Eun Mann namens Ottmar Issing sagt im Alter von 75,4 Jahren zu dieser Zeitung, der Euro werde ihn noch lang überleben. Puh. Die durchschnittliche Lebenserwrtung von Männern in Deutschland ist 75,94 Jahre. "Lang" ist ein sehr relatives Wort.
Weniger lustig ist es, wenn ich verkünde, dass man das Ballett aus dem Kanon der grossbürgerlichen Kulturbeflissenheitspflichten entfernen sollte. Vielleicht werde ich lustiger sein, wenn ich auch mal 75 bin.
Weniger lustig ist es, wenn ich verkünde, dass man das Ballett aus dem Kanon der grossbürgerlichen Kulturbeflissenheitspflichten entfernen sollte. Vielleicht werde ich lustiger sein, wenn ich auch mal 75 bin.
donalphons, 19:09h
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