: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 31. Dezember 2011

Das Nadeldebakel

Ich habe es nicht so mit Weihnachten. Eigentlich hasse ich es sogar. Ich brauche keinen Erlöser, ich brauche Barockportraits und jemanden, der Knickerbocker nähen kann. Die fragliche Dekoration zum Anlass ist bei mir auf einem Minimum, das man als Ausrede betrachten könnte, so denn Weihnachtsfreunde bei mir zu Besuch sind und das Arragement als unverzichtbar erachten. Man arrangiert sich eben. Über die Jahre wird es halt auch immer schlimmer, alles wird pompöser, da muss man halt zumindest ein wenig Dekoration hinstellen, selbst wenn es nur begrenzt in das Umfeld passt und draussen im Garten etliche Bäume beleichtet sind. In meinem Fall am See: Alte Christbaumkugeln und Pilze vom Flohmarkt (4 Euro), Fichtenzweige und ein wenig Efeu. Mit gutem Willen hält das vom ersten Advent bis Weihnachten. Danach wird es kritisch:



Aber egal, Weihnachten ist vorbei, dann darf es auch nadeln, und bei nächster Gelegenheit kommen die Zweige in den Müll und die Kugeln in die Pappschachtel. No tree was harmed for this arrangement - überhaupt, die Vorstellung, einen Baum umzuhauen, damit ein paar Tage etwas Grün in Wohnungen nadelt, finde ich pervers. So, wie ich es mache, kann ich es mit mir, dem Wald und den Besuchern vereinbahren.

Ausser den ganz Katholischen natürlich, die wirklich diese Stimmung bis zum 6. Januar sehen wollen. Und sich schon ankündigen mit "Wie schaut es denn bei Dir so aus". Wenn sie gleich unten am Bahnhof ankommen. Ich mag ja spontane Besuche von einigen Leuten, die ich besser kenne, eine halbe Stunde Vorwarnzeit genügt für Torte vom Lengmüller, Tee und Espresso, so gewünscht. Aber diese Frist reicht nicht für ein neues Gesteck. Und eine Hemlock im Garten kann ich auch nicht auf die Schnelle umhacken. Aber ich habe ja einen Steingarten, wie man das in den Bergen so hat. Darin sind auch ein paar Wurzeln vom Berg. Und ich habe, alpin wie das hier nun mal ist, auch eine gewisse Menge an bayerischer Hafnerkeramik. Und die kleinen Latschenzapfen halten auch länger als die Zweige. Einmal kräftig durchmischen.



Fertig. Der Ruf als potenzieller Eventualzweckeheninfragekommer ist gerettet. Schön schaut es - für einen gottverdammten Ungläubigen - aus, meint sie, sogar noch besser als in der Firma der Besucherin, die dieses Jahr sparen musste und ein paar hundert Kränze weniger kaufte: Nur noch ab einer gewissen Gehaltsstufe wurden dort Lichter entzündet, und auch nur, wenn dort Exterme zu Besuch erwartet wurden. Die Schreibtischsklaven hatten, erzählt man mir, USB-Tannenbäume und Ähnliches. Begründet wurde der Einschnitt mit dem Dreck und der Feuergefahr, die von Zweigen ausgehen.

Dann sprechen wir über anderes, und ich habe den Eindruck, durchaus einen guten Eindruck hinterlassen zu haben. Allerdings werden in den Ritzen der Liseuse noch länger ein paar letzte Nadeln zu Staub zerfallen.

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Sauerei

Seit gut 5 Jahren suche ich einen Faun mit einer Nymphe aus dem Rokoko.

Man muss sich 1000 Kreuzigungen und 500 Geburten Christi anschauen, sicher 1000 weitere Kirchenheilige und eine Unzahl wirklich schäbiger Portraits, bis man das Sujet einmal sieht. Ich weiss nicht, ob jemand nachvollziehen kann, wie deprimierend 1000 Kreuzigungen sind. All das Talent, die Fähigkeiten - verschwendet für gequälte Nacktheit. Sicher, mancher heilige Sebastian hat eine gewisse SM-Ausstrahlunge - aber das ist auch nichts für mich. Irgendwann kommt dann doch der gamprige Faun und das lose Waldwesen. Und ich beginne zu hoffen.

Und weil es in seiner Hemmungslosigkeit weitaus besser in unsere Zeit passt als all die Heilsbotschaften, gibt es immer jemanden, der mehr zahlen kann. Dann wieder genagelte Männer. Doppelt falsch.

Ich kann noch immer nicht mehr zahlen, aber irgendwie klappte es im Dezember dann unvermutet bei einem mir bekannten Händler doch. Und heute gleich nochmal. Einmal für jedes Zimmer, wobei die neue Szene nochmal erheblich derber ist. Andere werden sich jetzt dafür 2000 Kreuzigungen anschauen müssen.

Und ich empfinde dabei noch nicht mal so etwas wie Bedauern.

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