: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 7. Dezember 2011

In der EU hergestellt

Man hört ja viel über all die bösen Verschwörungstheorien, die im Netz kursieren. So richtig froh kann man darüber natürlich nicht sein, selbst wenn sich manche Theorie am Ende doch nicht als ganz falsch herausstellt. Eine bestimmte VT hat es aber inzwischen zum Mainstream geschafft: Dass die Krise Deutschland gefällt, weil man über sie dem Kontinent ein neues Regime aufzwingen kann. Selbst, wenn es darauf hinauslaufen sollte: Ich glaube nicht, dass die Deutschen oben oder unten das wollen. Oder wollen können.



Es gibt da nämlich Aspekte, die klar dagegen sprechen: Das sind die wirtschaftlichen Folgen, die dieses Regime der Sparsamkeit haben wird. Das fängt schon beim Allheilmittel der Privatisierungen an, von dem so viel geredet wird: Das wird kurzfristig das ein oder andere Loch in den Staatshaushalten etwas stopfen. Nicht sehr natürlich, denn solche Massenverkäufe in Krisenregionen, die man schon von der Treuhand kennt, sind nicht wirklich lukrativ. Im Gegenteil, sie haben Folgekosten. Private Investoren werden die Käufe auf extreme Effizienz trimmen, mutmasslich oft genug mit dem Ziel einer Zerschlagung und einem schnellen Weiterverkauf, wie in der Private Equity Branche üblich. Dadurch entstehen soziale Kosten, die wiederum auf die Staaten durchschlagen, die ohnehin schon kein Geld mehr haben. Sollte man sie dann wieder retten, und das Land in Schwung kommen: Prima für die Investoren, die von der Gesundung profitieren, während der Rest der Bevölkerung allenfalls aus dem Loch kriecht, hinein in eine Welt, wo vieles privatisiert und teurer ist.



Wie so etwas in der Praxis läuft, steht gerade bei FT Alphaville, und ich frage mich schon, warum ich dafür nach England gehen muss: Solche Beiträge müssten eigentlich auf der ersten Seite der deutschen Medien stehen. Die Lücken bei den Krisenbanken anderer Länder werden schon jetzt von der Bundesbank gefüllt, und es wird niemanden besonders überraschen, dass die Verantwortlichen - eben jene Reichen, die als Systembegünstigte reich wurden und dann ihr Geld abzogen - danach wieder als Investoren aktiv werden. Grob gesagt, bezahlt die Bundesbank dem Klüngel dr PIIGS-Staaten teilweise ihren Raubzug gegen das Gemeinschaftsvermögen der Staaten, indem sie das System so weit am Laufen hält, dass es geschlachtet werden kann. Ob das Geld dennoch wiederkommt? Bei solchen Reichen? Ich denke mal eher: Nein.



Das nächste Problem mit solchen Privatisierungen sind gemeinhin weitere kostensparende Aktionen. Bei so einem Staatsbetrieb ist es kein Problem, als deutscher Minister zu kommem und Aufträge im Wert von xxx Millionen zugunsten der üblichen deutschen Exporteure zu vereinbahren. Man denke an den Starfighter-Skandal, an die Bestechungsversuche von Siemensmitarbeitern, an die Art, wie die Österreicher den Eurofighter bekamen. Ganz klassisch Politik als Fortsetzung der Korruption mit anderen Mitteln. Abschlüsse, bei denen auch langfristige Interessen mit hinein spielen. Das alles fällt weg, wenn ein Investor so schnell wie möglich hohe Profite erwirtschaften will. Die erste Arbeit nach den Entlassungen ist gemeinhin der Kampf gegen die Lieferanten und deren Preise. Und in den PIIGS-Staaten würde ich auch nicht darauf wetten, dass deutsche Exporteure da gerade ein leichtes Spiel haben, wenn es zum Gericht geht. Diese Exporteure, die für uns hierzulande angeblich so wichtig sind.



Dass sie auch nicht mehr so viel exportieren, wenn die Wirtschaft in den fraglichen Ländern in die Knie geht - geschenkt. Dass deutsche Produkte dann vielleicht durch billigere Alternativen ersetzt werden - absehbar. Dass dann der Ruf nach neuer Konkurrenzfähigkeit kommt - wahrscheinlich. Und dass es dann wieder heissen wird: Löhne und Leistungen in Deutschland runter, Subventionen und Steuerprivilegien rauf - da kann man Gift nehmen. Und wie das gehen soll? Nun, im unteren Bereich des Lohnniveaus kann man von der Freizügigkeit in der EU profitieren - hier mal ein schöner Beitrag darüber, wie im Baltikum die Probleme zuerst mal über Abwanderung reduziert wurden. Oder auch: Einwanderung in andere Arbeitsmärkte. Dafür können sie nichts, sie nutzen nur Chancen, profitieren tun sie nicht. So ist das mit der verknüpften, postnationalen EU: Das Forcieren der Krise in einem Land importiert die Krise in die exportierenden Länder zurück. Nicht unbedingt bei allen, aber am Ende so einer Sparsamkeitsrunde wurde an den einen gespart, was die anderen bekommen. Ich denke schon, dass diese Ideen manchen Deutschen gefallen - aber dieser Kampf ist nicht Deutschland gegen den Rest, sondern die Absahner und Profiteure gegen die meisten anderen. Es gibt überall Gewinner neben den Verlierern.



Um so etwas zu machen, muss man entweder geschmiert sein, was ich grosso Modo bei allen PIIGS-Regierungen und etlichen anderen in Paris und London annehmen würde, oder getrieben sein von der Angst. Was ich Frau Merkel unterstellen würde. Irgendwie muss das Geld geretttet werden, sonst dreht der deutsche Sparer durch, und wenn es dafür woanders drunter und drüber geht: Auch egal. Man tut gerade so viel, wie man eben tun muss, man opfert die anderen, wenn es sich anbietet, man negiert grosse Entwicklungem, bis sie einen überrollen, und man sieht auch nicht ein, dass der Feind nicht "die Regierung" oder "die Schulden" sind, sondern ein mafiöses Geschwür, das von Europa auf allen Ebenen mel mehr, mal weniger Besitz ergriffen hat. Das Problem ist die Umverteilungsspirale, zu deren Vehikel die Wirtschaft und ihr Wurmfortsatz der Politik verkommen ist. Da muss man ran.



Aber solange Briten und Iren ihren Zocker- und Steuerirrsinn schützen können, auch wenn sie dafür die Pensionskassen plündern, und dieses Deutschland nicht in der Lage oder Willens ist. sich dagegen durchzusetzen, muss niemand Angst vor Frau Merkel haben. Nur vor denen, die von ihrer Inkompetenz und Unschlüssigkeit profitieren.

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Oha.

Do legst di niada
und schdehsd nimma auf


wenn Du ein Hayekianer oder Chicago Boy bist.

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