: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 9. Januar 2012

Der Tag der lebenden Politikleichen

Ich fände es auch schrecklich, wenn die SPD-Verräter Müntefehring und Clement wieder zurückkommen würden. Aber da ist keine Gefahr, und Steinbrück ist jetzt auch erst mal schmollen gegangen.

Dafür bleibt Reichsraffzahn Wulff, oder besser, er bleibt nicht, er weigert sich einfach, die einzige Konsequenz zu ziehen, die ihn nicht ehrlos dastehen lassen würde. Vom unteren Ende der sozialen Schichtung her haben wir den dreisten Schnorrer ganz oben. Und jetzt ruft Seehofer auch noch den Antipoden zurück, den dreisten, arroganten Fälscher Guttenberg. Konservative Realpolitik im Jahre 2012.



Wobei man den Guttenberg vielleicht anders begreifen muss: Ich würde gar nicht darauf wetten, dass Seehofer den wirklich wegen der Stimmen will. Vermutlich würde der eine gewisse Klientel ansprechen und eine andere abschrecken, aber die Beeinflussbaren von Bild, Focus und Bunte wählen ohnehin CSU. Abschrecken würde er eher die Gebildeteren, die ohnehin schon Zweifel an der Partei habem. Eine Art Nullsummenspiel, Opportunismus gegen Überzeugungen, das nicht die Macht im Freistaat garantieren kann. Denn die CSU steht mit der relativen Lichtfigur Seehofer und Reformen in etwa dort, wo sie nach der letzten Landtagswahl mit dem Duo "Die zwei Verhuzelten" auch schon gestanden ist. Dem Niedergang wurde Einhalt geboten, würde man vielleicht in der CSU sagen. Geboten, das klingt gut, nach anschaffen und befehlen. Aber das ist, siehe FDP als Koalitionspartner, auch keine Option mehr.



Also, der Guttenberg. Ich glaube, den Sachverhalt muss man weit ausholend schildern. Der Seehofer möchte Ministerpräsident bleiben. Gleichzeitig ist da aber auch ein Söder, der gerne Ministerpräsident wäre, anstelle des Ministerpräsidenten. In der Zeit vor den Aufstieg Guttenbergs sah es ganz gut für Söder aus. Dann kam der Popstar, und alle wussten, sein Wille würde geschehen, und seinen ärgsten Gegner, den Söder, den würde er gnadenlos wegputzen, denn so ein Halbgott verträgt neben sich keine Halbgrösse. Da war Söder nicht mehr die Nummer 3, da war er gar nichts mehr. Dann stürzte der Franke Guttenberg, und dem Franken Söder war ohne sein Zutun wieder die Leitwolfrolle in Franken zugefallen. Die Dreistigkeit, mit der er dann vor Kurzem Finanzminister in Bayern wurde, vorbei an anderen Kandidaten, die besser mit dem Seehofer können, war ein Zeichen für den inneren Zustand der Partei und der Rangabfolge. Sollte die nächste Wahl grob daneben gehen, würden manche vom gescheiterten Seehofer zum Söder überlaufen, und dann wäre es vorbei für den Horst. Es sei denn, es erwüchse dem Söder in Franken ein neuer Gegner...



Im Prinzip lautet das Angebot von Seehofer an Guttenberg: Komm her, häng Dich rein, halt mir den Söder vom Leib, ich gebe Dir freie Hand, und wenn es gut läuft, bauen wir Dich im Kabinett wieder voll auf, und dann sehen wir schon. Ein Ministerposten für Guttenberg ist in Bayern sehr viel wahrscheinlicher als im Bund, wo CDU, CSU und FDP kaum Chancen für den Machterhalt haben. Minister in einem reichen Bundesland mit Aussicht auf den Ministerpräsidentenstuhl und eine Führerpartei ist gerade das Beste, was man sich als konservativer - aber was heisst das schon - Politiker erwarten darf. Das ist nicht alles, Bundeskanzler wäre er vielleicht jetzt schon, aber was sonst realistisch ist, ist auch nicht wirklich toll. Es ist ein Wiedereinstig recht weit oben. Die 44%, die die CSU jetzt hat, sind SöderSeehoferprozente. Sollten es 47% werden, wird man sagen: Guttenberg hat die CSU gerettet. Auch wenn es nur lausige 3% sind.

Und mit etwas Pech für uns Bayern, zum eigenen begrenzten Machterhalt, um nicht wie Stoiber, Beckstein und Huber zu stürzen, gemeuchelt von den eigenen Leuten, wie es Tradition in Bayern ist, verrät der Horst das schöne Bayernland an diesen Hochstapler. Ich habe Gründe, den Ude nicht zu sehr zu mögen, aber der ist mir dann doch erheblich lieber, als dieses Geschacher.

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